Operation Serval: Keiner guckt zu?


Der französische Oberst Paul Geze spricht vor dem Abflug nach Mali am11. Januar zu seinen Soldaten (Foto: Französische Armee/EMA)

Vielleicht ist es nach nur drei Tagen der Operation Serval, des französischen Krieges in Mali, noch zu früh, zu einer Bewertung zu kommen – aber nach einem Wochenende recht intensiver Nachrichten-Verfolgung zu dem Thema ein paar erste Überlegungen zur Berichterstattung über diesen Konflikt:

• Der erste Eindruck: Es gibt nur die Bilder und Videos der französischen Streitkräfte. Sei es von der Vorbereitung der Truppen vor dem Einsatz (wie oben), von Kampfjets bei der Überführung nach Afrika oder vor dem Start zum Bombenangriff. Hier auf Augen geradeaus! erscheinen die gleichen Fotos wie auf den Webseiten großer Redaktionen, die alle Nachrichtenagenturen zur Verfügung haben.
Diese Bilder bestimmen die Online-Nachrichtenseiten (gedruckte Zeitungen damit wird es ja erst am Montag geben) sowohl in Frankreich als auch international; in den Fernsehnachrichten sehe ich die gleichen Videos, die ich auch auf dem Youtube-Kanal der französischen Streitkräfte finde, nur anders geschnitten.
Eigene Bilder der internationalen Nachrichtenagenturen aus der Konfliktregion scheinen bislang nicht zu existieren; die Agenturen greifen ebenso auf das Material der Armee, auf Archivbilder von Kampfjets oder auf Fotos von französischen Politikern bei ihren Pressekonferenzen zurück.

• Das gleiche gilt für die Nachrichten selbst: Es ist kaum etwas zu finden, was nicht aus den Verlautbarungen französischer Offizieller stammt. Und bei Nachrichten aus Nord-Mali selbst greifen alle, wie schon vor dem französischen Einsatz, auf  Telefonkontakte mit Sprechern der Rebellen oder mit Einwohnern betroffener Städte zurück. Informationen aus der Konfliktregion von unabhängigen Beobachtern gibt es nicht; das weitestgehende war noch die Bestätigung von Luftangriffen durch Ärzte ohne Grenzen, die an einigen Orten medizinische Einrichtungen unterhalten.

Die Nachrichtenhoheit hat faktisch die – zugegeben  professionelle und vor allem schnelle – Pressearbeit der Franzosen, zum Beispiel auf deren Facebook-Seite, via Youtube oder in den offiziellen Pressekonferenzen. Allerdings gibt es dort keinerlei Aussagen zu Details der Auseinandersetzungen am Boden, auch keine Bilder oder Videos.

Es ist, wie gesagt, ein erster Eindruck nach recht kurzer Zeit: Bislang ist es Frankreich und Mali gelungen, den Konflikt vor unabhängigen Journalisten internationaler Medien abzuschirmen. Dazu trägt sicherlich bei, dass die malischen Sicherheitskräfte Journalisten nicht in die Konfliktregion reisen lassen.

Und die islamistischen Rebellen, die andere Konfliktpartei, haben an solchen Beobachtern ohnehin kein Interesse. Damit, so scheint es, kann es keinen geben, der zuguckt.

Kampfflugzeuge vom Type Mirage 2000D beim Überführungsflug, aufgenommen aus einem Tankflugzeug (Foto: Französische Streitkräfte/EMA)