Westerwelle schließt deutsche Kampftruppen für Mali aus
Einen Tag, nachdem eine Aussage der Kanzlerin praktisch als Marschbefehl für deutsche Soldaten im afrikanischen Staat Mali verstanden worden war, hat Außenminister Guido Westerwelle die Entsendung von Kampftruppen der Bundeswehr ausgeschlossen. Das Auswärtige Amt berichtet auf seiner Webseite nach einem TreffenWesterwelles mit dem UN-Sondergesandten Romano Prodi:
Westerwelle machte deutlich, dass es bei dieser Unterstützung nicht um die Entsendung von Kampftruppen gehe.
„Es geht darum, dass wir bereit sind, den Afrikanern dabei zu helfen, die Stabilisierung von Mali wieder möglich zu machen“, erklärte er. Diese Unterstützung könne zum zum Beispiel die Ausbildung und das Training einer afrikanischen Mission beinhalten. Grundlage für eine solche Mission seien die Vorgaben des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen.
Auch das ist nicht wirklich überraschend. Aber es wird ja schnell was missverstanden… Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat derweil deutlich gemacht, dass für eine mögliche Ausbildungsmission in Mali ein Mandat des Bundestages nötig ist – weil die Gefahr bestehe, dass sich deutsche Soldaten mit Waffengewalt verteidigen müssten, berichtete die Bild-Zeitung (Link aus den bekannten Gründen nicht).
Nachtrag zur Ergänzung: Entwicklungsminister Dirk Niebel hat sich am (heutigen) 23. Oktober auch zum Thema Mali geäußert, im ARD-Morgenmagazin:
Frage: Ist es wirklich notwendig, dass man in Mali militärisch eingreift?
Antwort: Die Staatlichkeit droht verloren zu gehen. Mali ist ein Land am Abgrund, und wir wollen nicht, dass es ein verlorener Staat wird. Ungefähr zwei Drittel der Fläche ist besetzt. Die demokratischen Staaten müssen auch zusammenhalten, wenn hier die territoriale Integrität von Terroristen bedroht wird, die im Endeffekt nicht Mali zum Ziel haben, sondern unseren Lebensraum.
Frage: Normalerweise setzen wir auf Dialog und auch auf entwicklungspolitische Zusammenarbeit. Wie sieht es denn damit aus…?
Antwort: Normalerweise ist Mali ein Paradebeispiel, wie es sein sollte. Die dortigen Politiker haben in die Entwicklung ihres Volkes investiert und nicht in Waffen. Das hat zum Schluss dazu geführt, dass die Armee so schwach war, dass die Tuareg-Rebellen mit El Kaida im Gefolge die Armee verdrängen konnten.
Im Moment haben wir durch den Putsch eine Regierung, die nicht verfassungsgemäß ist, das heißt, als Regierungspartner, solange sie nicht die Punkte erfüllt, die die internationale Staatengemeinschaft ihr auferlegt hat, nicht geeignet ist. Wir können nur sehr regierungsfern mit Nicht-Regierungs-Organisationen arbeiten, wenn die Sicherheit es ermöglicht.
Frage: Wie kann man denn mit einer nicht-verfassungsgemäßen Regierung einen Militäreinsatz koordinieren…?
Antwort: Indem man ihr hilft, auf den Weg zur Verfassungsmäßigkeit zurückzukehren. Da muss man noch nicht das Ziel sofort erreichen, aber die Schritte müssen klar sein. Das ist die Aufgabe, die die malische Regierung erfüllen muss.
Darüber hinaus haben wir Erfahrung durch die Ausbildung der AMISOM-Soldaten, die in Mogadischu, in Somalia tätig sind, die in einer europäischen Ausbildungsmission auch mit deutscher Beteiligung in Uganda ausgebildet werden.
Frage: Die Bundeskanzlerin hat angekündigt, dort logistisch zu helfen, auch mit materiellen Hilfen unterstützend tätig zu werden. Droht uns da so eine Art zweites Afghanistan?
Antwort: Mali ist ein Land am Abgrund. Wenn wir es verlieren, dann droht uns ein zweites Afghanistan in der Frühform Afghanistans, nicht in der jetzigen. Afghanistan ist deutlich stabiler als Somalia… Von Guinea-Bissau bis Somalia sehen wir, dass mehr und mehr Extremisten und auch Terroristen sich Platz schaffen, im Moment Richtung Süden, aber gemeint ist es natürlich Richtung Norden, Richtung Europa und Nordamerika.
Deswegen haben wir ein fundamentales eigenes Interesse daran, hier für Stabilität zu sorgen. Das macht man am besten durch Perspektiven.
Frage: Jetzt gibt es Leute, die sehen eine neue „Merkel-Doktrin“, das heißt Export von Rüstungsgütern statt persönlich mit einzugreifen mit Soldaten. Ist das der erste Schritt dahin?
Antwort: Ich glaube, hier geht es in erster Linie um eine Ausbildungsmission, die wahrscheinlich mit Material begleitet werden wird. Es nützt nichts, Material zu liefern, wenn die Menschen, die es bedienen sollen, es nicht können. Hier geht es um Kompetenzen und um Fähigkeiten, die vermittelt werden sollen. Ich glaube, das ist der Kern.
Vor allem: Dieses Konzept braucht (ein) afrikanisches Gesicht, denn wir haben aus Somalia gelernt, wo die Deutschen bis 1993 im Einsatz gewesen sind, dass nur Afrikaner afrikanische Probleme selbst lösen können. Wir können das begleiten.
Frage:… Wie teuer wird sich die FDP ihre Zustimmung zu dem Paket am 4. November abkaufen lassen, in dem man sich endgültig einigen will auf alle ausstehenden Fragen?
Antwort: Ich bin der festen Überzeugung, es wird einen fairen, guten Kompromiss geben, bei dem alle Beteiligten hinterher zufrieden sind.
Gemäß politischer Logik sind entweder vitale deutsche Sicherheitinteressen berührt, und die politische Führung hat die von ihr beeidete Pflicht, „Schaden vom deutschen Volk zu wenden“ und die dafür erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Oder vitale deutsche Interessen sind nicht berührt, und man braucht nicht militärisch zu handeln, denn die Bundeswehr ist gemäß GG nur „zur Verteidigung“, d.h. zum bewaffneten Schutz vitaler Sicherheitsinteressen da.
Westerwelle stellt sich (wie andere deutsche Verantwortungsträger vor ihm) jedoch außerhalb der Logik des Politischen und seines Eides, wenn er Entscheidungen nicht von deutschen Interessen abhängig macht, sondern von der Frage, ob die dazu erforderlichen Maßnahmen populär oder unpopulär bzw. kinetisch oder nichtkinetisch sind. Der Volksmund sagt bekanntlich, dass auch ein blindes Huhn manchmal ein Korn findet, und so traf die Bundesregierung mit ihrer zwar populistischen, aber aus Interessenperspektive richtigen weitgehenden (aber auf praktischer Ebene keinesfalls vollständigen) Distanzierung von der Libyen-Intervention eine richtige Entscheidung. Darüber, ob Westerwelle aber auch diesmal ein Korn gefunden hat, entscheiden Personen im Umfeld bestimmter Moscheen deutscher Großstädte, die derzeit Reisen in die Region planen dürften, und deren Rückkehr eine weitsichtige Sicherheitspolitik auch durch kinetische Maßnahmen ausschließen könnte.
„den Afrikanern dabei zu helfen“
Der Mann hat das „Africa is a country“ Syndrom.
Wie man aus einem Kontinent der drei mal so groß wie Europa ist, mit 1 Millarde Menschen, 57 Staaten und 3000 Sprachen mal ebenso „Die Afrikaner“ herauspicken kann entzieht sich wohl nicht nur mir.
Sind die Leute die in Timbuktu jetzt das Sagen haben denn keine Afrikaner?
Wenn der Einsatz schon mit solcher Inkompetenz der Politik anfängt dann sollte man ihn besser gleich beenden.
Viel besser finde ich noch seinen dämlichen Spruch mit den Grenzen…
Laut dem Internetauftritt einer großen deutschen WochenZEITung hat sich der ehemalige Generalinspekteur Kujat sehr kritisch über einen evtl. Einsatz der Bundeswehr in Mali geäußert. Besagte WochenZEITung bezieht sich selbst auf ein Interview in der Zeitung des Leipziger Volkes in dem Kujat erklärt hatte dass man dort wohl kaum unbewaffnet ausbilden könne und sich aus gerne Konflikte/Kriege aus solchen Szenarien entwickeln
Islamisten kündigen bei Einmischung Rache an:
„Wir sind bereit, gegen alle zu kämpfen – auch gegen Frankreich, gegen die USA, gegen die ganze NATO und die Vereinten Nationen“, sagt Hamaha. „Wir werden unseren Glauben verteidigen, und wenn wir als Märtyrer sterben!“
Aha, Westerwelle macht deutlich, dass es bei dieser Unterstützung nicht um die Entsendung von Kampftruppen gehe. So hat man doch auch in Afghanistan angefangen. Naiver geht es kaum noch. Alles wird heruntergespielt und dem Bürger Märchen aufgetischt. Und unsere Jungs müssen es wieder ausbaden. Schlecht ausgerüstet und mit einem verwässerten Mandat.
Irgendwann knallt es dann wieder und unsere Politiker rudern langsam zurück, um auf die „neue Qualität“ (die völlig überraschen auftritt) antworten zu können…
Liebe Politiker. Wie wäre es zur Abwechslung mal mit der Wahrheit und einer ehrlichen Einschätzung der Lage vor Ort? Das klingt zwar unschön und wird nicht jedem gefallen, aber dann weiß man von Anfang an mit was man es zu tun haben wird. Dieses Wischi-Waschi Westerwelle Gefasel kann doch nicht euer Ernst sein?
Ich hoffe auf unseren IBUK, der Klartext redet und die Truppe auch entsprechend ausrüstet, damit im Notfall angemessen reagiert werden kann. Oder will man hier wieder auf die Afghanistan-Salami-Taktik zurückgreifen? Bitte nicht….
Kann b nur zustimmen, scheußliches Wording vom sich sonst so gewieft ausdrückenden Herrn W.
Man muss sich immer vor Augen führen daß Guido nur aus Versehen noch Aussenminister ist.
Westerwelle agiert viel zu hektisch und vorschnell. Egal um was es geht, als erstes werden immer Kampftruppen ausgeschlossen. Da ist nichts noch nichts geplant, ein Einsatz ist in weiter Ferne, die Lage ist unklar, aber „Kampftruppen“ schließt er gerne schon im Vorfeld aus.
Keine Intervention mit Kampftruppen in Libyen, Abzug der „Bundeswehr-Kampftruppen aus Afghanistans bis Ende 2014“, keine „Kampftruppen“ in Mali…
Das ist nicht professionell. Erst muss der Auftrag definiert werden, dann die Lage vor Ort überprüft werden und dann müssen Spezialisten Truppenteile für diesen Einsatz planen. Nur so funktioniert es.
Er hat erstmal beide Dinge, die aufregen könnten ausgeschlossen:
Kampftruppen und Waffenlieferungen.
Man muß immer sehen was die Prioritäten sind.
Die Regierung muss gegenüber dem Ausland so tun als würde sie sich beteiligen und gegenüber dem Inland so tun als würde sie sich nicht beteiligen.
:)
Ich denke, dass die Bürger seit Afghanistan etwas mehr Wahrheit durchaus verkraften können. Die Informationspolitik ist desolat. Wie gesagt, ich hoffe da auf unseren IBUK.
Westerwelle agiert mir hier zu feige.
@ b | 23. Oktober 2012 – 20:29
Ausnahmsweise muss ich Ihnen mal zustimmen.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass es mal wieder nicht um die Vertretung deutscher sicherheitspolitischer Interessen geht, sondern um Wahlkampf und Stimmenfang des Herrn Westerwelle.
Westerwelle bedient damit ein tief in der deutschen Seele sitzendes Ressentiment. „Afrika“ ist in den Augen zu vieler Deutscher ein Kontinent voller stark pigmentierter hungernder Analphabeten, denen „wir“ den rechten Weg aufzeigen müssen – früher nannte das mal jemand: „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen!“
Viele Entwicklungen der letzten 20 Jahre werden vollkommen übersehen. Dazu kommt, dass die vereinigten Stiftungen, NGOs, Entwicklungshelfer etc., die in Afrika tätig sind, all zu oft in einer Wahrnehmungsblase stecken, die kluge Menschen aus diversen Stämmen und Staaten aufpusten, um das zu verteilende Geld zu sich umzuleiten. Die (Promotions-)Studenten, die dann von ihrer Stiftungstätigkeit in „Afrika“ wiederkommen, glauben dann tatsächlich, sie hätten Ahnung und die Politik holt sie sich auch noch als Berater … das kann nur zu einem falschen Lagebild bei politischen Entscheidern führen.
Beim Thema Mali bedeutet das leider, dass wir ohne „Boots on the Ground“ nicht auskommen, weil sonst die Gefahr zu groß ist, dass mit unserem Steuergeld unser Feinde finanziert oder bestenfalls Schweizer Konten gefüllt werden. Diese „Aufpasser“ müssen zwar nicht an vorderster Front kämpfen. Aber genau hinsehen, wen wir wo wie warum ausbilden und unterstützen, müssen wir schon. Zudem sollte der Auftrag Situations- und Kulturraumangemessen sein. Wir brauchen weder Gender- Beauftragte noch ASU-TÜV-Prüfer.
So richtig der Ansatz über AU und ECOWAS ist, beide Organisationen sind noch nicht stabil. Wenn wir unser Geld dorthin schicken, sollten wir Leute mitschicken, die auch dafür sorgen, dass mit unseren Ressourcen das passiert, war wir damit erreichen wollen. Unsere Zieldefinition sollte zudem vielleicht besser nicht von Frau Käßmann zusammen mit Frau Roth formuliert werden.
Und dann sollte bitte von der Politik zuerst klar definiert werden, was unsere Interessen sind und was wir erreichen wollen. Dann sollte man Fachleute fragen, was man dafür braucht. Dann sollte man abschätzen, was das kostet. Dann sollte man überlegen, ob es einem das wert ist und man die Kosten politisch durchhalten will/kann. Dann sollte man einen Zeitplan machen und überlegen, wie man in welcher Situation reagiert, was Situationen sind, die man nicht mehr mittragen will und wie man seine Jungs dann da wieder rausholt und was das für Kollateralschäden mit sich bringen würde. Nun sollte man sich fragen, ob dieser Einsatz unter den gegebenen Prämissen konsistent und sinnvoll ist.
Wenn dann mindestens 75 % des Bundestages dafür stimmen, kann das Expeditionskorps losgeschickt werden.
Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, sollte man vielleicht besser zur Scheckbuchdiplomatie von Kohl/Genscher zurückkehren und denen, die wissen was sie tun, einen Zuschuss zahlen.
„IBUK“ ? Welcher IBUK, bitte ? TdM ? Der will nur Minister sein, aber nicht IBUK.
Die haben doch alle Wahlkampf PTBS: Parteipolitisch Terminliches Bewährungs Syndrom, sonst gibts Watschen von Angela ! Die Koalition muss noch 10 Monate halten, koste es, was es wolle
@Jens
„Ich hoffe auf unseren IBUK, der Klartext redet und die Truppe auch entsprechend ausrüstet, damit im Notfall angemessen reagiert werden kann.“
Sie belieben zu scherzen? Unser IBUK?
Er redet doch Klartext, nur verstehen wir das nicht. Weder bei der BW-Reform noch bei der Definition von Auslandseinsätzen. In AFG bauen wir doch auch Schulen und bohren Brunnen. Alles andere sind doch nur Einschätzungen von „kleinen“ Soldaten die die Lage nicht verstehen.
(Ironie off)
@klabauterman
D’accord
b | 23. Oktober 2012 – 20:29
Die Lage im Norden ist ohnehin schon mehr als komplex genug. Die Tuareg selbst sind in verschiedene Fraktionen geteilt, darunter die eher islamistischen (aber nicht grundsätzlichen anti-nationalistischen) Ansar al-Dine (AD) und die eher säkularen MNLA (National Movement for the Liberation of Azawad), das zwar die Revolte starteten, mittlerweile (bzw. derzeit) durch AD verdrängt wurden. Darüber existieren regierungstreue Tuareg-Milizen, die nach ihrer Flucht vor der anrückenden Rebellen im Niger interniert wurden. Die Organisation dieser Fraktionen erfolgt (auch) entlang von Stammes- und Clanlinien. Darüber existieren regierungstreue arabisch-stämmige Milizen (nach ihrer Flucht in Mauretanien interniert) und seit kurzem auch schwarzafrikanische Milizen. Auf Seiten der Rebellen stehen zudem sowohl al-Qaida in the Islamic Maghreb (AQIM) und das Movement for Oneness and Jihad in West Africa (MOJWA), dessen Verhältnis (Konkurrenz vs. Zusammenarbeit) mit AQIM relativ unklar ist. Die relative Schwäche der malischen Regierungstruppe bedeutet, dass sich die Regierung zwingend auf die diversen Milizen stützen muss, die im Norden ihre eigenen Ziele verfolgen.
Die Bemerkung von TdM verwundert, denn auch die deutschen Soldaten bei EUTM sind zur Selbstverteidigung bewaffnet – ohne Bundestagsmandat.
Die Bemerkung von Westerwelle verwundert hingegen nicht, da Ausbildung vs. Kampfeinsatz ja zur allgmeinen politischen Melodie wurde.
Das Wort Ausbildung kann nunmal sehr viel umfassen, siehe Afghanistan 2014+.
Auch wenn man jetzt nur in Süd-Mali ausbilden will, liegt ein mission creep nahe:
Logistische Unterstützung… Ausbildung im Einsatz… Bereitstellung von Schlüsselfähigkeiten…
Kann man alles machen – man sollte sich nur zu Beginn klar sein
1. auf was man sich ungefähr einlässt und
2. das im Krieg nichts planbar ist.
IBuK? Klartext? Seit wann haben wir einen Neuen?
Und Kampftruppen klingt halt böse, so what. Sind es halt Ausbilder, raus kommen tut es auf das Selbe. Ich schlage aber hiermit vor, dass auf den offiziellen Missionspatch eine Palme sollte, damit man sich wieder aufregen kann.
@ Memoria | 23. Oktober 2012 – 22:31
Eines ist planbar: Im Krieg sterben Menschen und die Sch***-Funkgeräte fallen aus.
klabautermann | 23. Oktober 2012 – 21:50
Die haben doch alle Wahlkampf PTBS: Parteipolitisch Terminliches Bewährungs Syndrom
Das guttenberge ich!
Meines Erachtens sind noch viel zu viele Fragen offen. Daher wundert mich, dass man schon so sehr beim JA KLAR ist.
Irgendwo gibt es eine hidden agenda, welche ggf. wieder einem französischem Interesse und somit auch deutsch-französischem Interesse (wir erinnern uns an den Kongo-Einsatz und was er gebracht hat) zu Grunde liegt. Es gibt genügend die darauf warten, nun endlich einmal die D/F-Brigade mehr oder weniger geschlossen in den Einsatz zu bringen – so zusagen als politisches Signal. Über die Folgen eines derartigen Einsatzes machen sich allerdings noch zu wenige Menschen Gedanken.
Der Minister hat vor einiger Zeit eine Menge Kriterien benannt, welche es bezüglich eventueller Einsätze zu berücksichtigen gilt. Ich hoffe, dass er sich daran erinnert, denn wir sind sehr schnell bei einer Einsatzdauer von 2-5 Jahren.
Sollte dann noch eine Abfrage für ein Engagement in Syrien o.A. kommen – man weiss nie, was da noch auf uns zukommt – hätten wir das neben ITAAM und Mali. Und ganz nebenbei die Neuausrichtung, welche bereits jetzt unsere SK lähmt! Wie wollen wir bei all den Truppengestellungen da noch geordnet umgliedern? Und wie machen wir das mit unseren bereits jetzt vorhandenen hohlen Strukturen (Mannschaften, etc.)?
ich fürchte, dass man die Streitkräfte wieder ins Chaos schickt ohne zu wissen wie man die vorgeschobenen Probleme dieser Welt tatsächlich lösen will. Schöner Mist.
Und noch dazu! Westerwelle weiß doch gar nicht, was Kampftruppen sind und was Ausbildung bedeutet!
Natürlich schließt Westerwelle gleich von Anfang an jegliche Beteiligung der Bundeswehr aus. Wie immer: http://andreasmoser.wordpress.com/2011/03/18/deutsche-aussenpolitik-schafft-sich-ab/ (zu Libyen). Aber dann einen ständigen Sitz im UNO-Sicherheitsrat fordern und kräftig Waffen exportieren.
Die Forderung von TdM nach einem Bundestagsmandat für Mali zeugt wirklich von der Verwirrung und Realitätsferne auf höchster Ebene.
Auf der einen Seite wird laufend betont der Einsatz sei wie bei EUTM in Uganda, anderseits braucht man nun angeblich zur Selbstverteidigung ein Mandat (in völliger Verkennung des letzten AWACS-Urteils).
Einfach nochmal nachschauen wie man das bei EUTM löst:
Mit Bewaffnung – und ohne Mandat. Siehe: http://www.einsatz.bundeswehr.de:80/portal/a/einsatzbw/!ut/p/c4/LcgxDoAgDEDRs3gBurt5C3VpijamAYqBIgmn18H86X3Y4UvpkYtMslKEFbZDZt-d7ycji1ay8ZGCNY7xX2yDneeCTY1LNUxSHTdLWHOCOyzTC9ybfXU!/
@Memoria
Breite vor Tiefe auch im Denken!
Das trifft auf sorgfältige Vorbereitung von Einsätzen genauso zu wie bei strategischen Überlegungen (wenn es das überhaupt gibt).
Aus der Rede:
(…) Ich sehe keinen unserer großen Partner, der bereit wäre, auf Wichtiges zu verzichten oder für uns zu übernehmen. Und ich frage, ob das der Rolle Deutschlands entspricht: Es wird – zu Recht – immer der Anspruch an eine Mittelmacht wie die Bundesrepublik Deutschland sein, in jeder Operationsart im Bündnis eine Rolle spielen zu können, einen Teil zu übernehmen.
Mit der Festlegung auf „Breite vor Tiefe“ kommen wir unser Verantwortung im Bündnis nach. Unsere neue nationale Zielvorgabe ist tatsächlich erreichbar, finanzierbar und damit viel realistischer als die vorherigen.
Klar ist ohnehin: Auch mit dem neuen Fähigkeitsprofil werden wir nicht immer alles machen können. Das priorisierte Fähigkeitsprofil setzt deshalb Schwerpunkte – und sagt, wo eine Ausdünnung hinnehmbar ist. Es setzt Prioritäten. Mit Blick auf die Bandbreite möglicher Einsätze wird es jedoch immer auch auf die Fähigkeiten unserer Partner ankommen. Das ist Bündnis und das ist „smart“. (….)
Kann man sich mehr widersprechen?
Natürlich fehlen uns wichtige Fähigkeiten und diese wurden in diesem Blog alle genannt!
Nur jetzt bauen wir bei den verbleibenden auch noch die Durchhaltefähikeit ab.
Da ist Westerwelle nur Konsequent indem er nichts verspricht, was dann nicht durchgehalten wird!
@ Elahan
Was Herr de Maizière sagt, ist: Das Ziel der Regierung ist es, zu jeder Art Bündniseinsatz irgendetwas schicken zu können. Nicht mehr, nicht weniger. Diesen Standpunkt hält er in allen Punkten durch – da ist kein Widerspruch.
Ob das so sinnvoll ist, ist natürlich die andere Sache. ;)
Aber es zeigt sehr gut, wie die „Sicherheitspolitik“ der Regierung Merkel aufgebaut ist, und worin sie die Kernaufgabe der Bundeswehr sieht.
Sieht man doch auch jetzt wieder an Mali: Wichtig ist für die Regierung Merkel, dass Deutschland etwas tut. Nicht was getan wird, oder was man langfristig damit erreichen will.
@J.R.
Zustimmung, doch…
er sagte aber auch:
(…) Die Neuausrichtung ist bündniskompatibel. Sie macht eine echte Arbeitsteilung im Bündnis erst möglich. Deutschland muss seine Fähigkeiten glaubwürdig und nachhaltig ausfüllen und anbieten können, damit überhaupt an konkrete Schritte hin zu mehr Kooperation zu denken ist.(…)
(…)Deutschland befürwortet das Konzept der „smart defence“ innerhalb der NATO und des „pooling and sharing“ im EU-Rahmen. Aber ein Verzicht im Bündnis oder in der EU auf große Fähigkeiten, davon sind wir weit entfernt.(…)
Einige große Fähigkeiten haben wir erst nicht, oder schon nicht mehr, wie z.B. Flugabwehr, C-RAM, landungsfähigen Truppentransporter der Marine, Flugzeugträger, Bomber, CAS, bewaffnete UAV :-), Kampfhubschrauber, vernetzte ISR/AGS über das ganze Spektrum (Joint Stars, SOSTAR-X, AGS), Breguet Atlantic BR-1150 M (fehlender Nachfolger), ECR Tornado (fehlende Modernisierung) und unbemannt Bodendienstgerät EuroHawk uvm
Dafür würde ich ohnehin plädieren. Das dürfte zudem unterm Strich auch die kostengünstigste Lösung sein.
LOL
Die Antwort von Herrn Niebel finde ich sehr interessant… „Armee zu schwach…“
Da scheint das alte Sprichwort zu greifen:
„Those who would pound their swords into plowshares always end up plowing for those who don’t.“ (unknown) …
Herr Westerwelle hat als Außenminister (und als Politiker?) die Grundregel Nr.1 nicht gelernt (AFG + LIB) oder verstanden: Schließe nie eine Option aus – sie könnte dich einholen!
Herr Westerwelle fällt beim Briefing im Einsatz dadurch auf das er Fragen stellt die beweisen das sein Polad vergessen hat ihm rechtzeitig mitzuteilen in welchem Land er sich gerade befindet und das er nicht am Jubiläumsfest der Freiwilligen Feuerwehr von Posemuckel teilnimmt, obwohl: so viele Uniformen, ist doch vielleicht das THW?…….(Ironie-Modus Off).
Was aber „Kampftruppen“ in Mali anfgeht: Wenn der Pionier/Brunnenbohrer/Brückenbauer dort nicht mittels größem Knüppel durch CPT-Team/Infanteriegruppe/Sicherungszug geschützt wird dann ist nicht nur die Ausrüstung sondern auch der Mann futsch, denn für den bekommt man noch Lösegeld.
Herr Westerwelle sollte erst einmal seine sicherheitspolitischen Hausaufgaben machen bevor er wieder über Dinge herumschwadroniert von denen er nichts versteht…….
@ Boots on the Ground | 23. Oktober 2012 – 22:09
Übrigens, die Tuareg kämpfen immer wieder sporadisch im Dreiländereck Mali-Niger-Algerien seit 20 Jahren für einen eigenen Staat und selbst die algerischen Fallschirmjäger der Garnison von Tamanrasset haben es 1993 nicht geschafft etwas zu erreichen trotz Wüstenpatrouillen, Checkpoints an den Hauptpisten und diversen Scharmützeln… man zieht sich in die Tanezrouft zurück und hat 1000 km Niemandsland rundherum…
• Seit dem Machtwechsel in Paris gibt sich Frankreich als geläuterte Kolonialmacht. Francois Hollande beschwört das Ende des als „Françafrique“ verrufenen Beziehungsgeflechtes aus Privilegien, Protektion und Korruption
• Dabei erprobt Hollande neue Wege, französische Sicherheitsinteressen im „afrikanischen Hinterhof“ zu wahren. Hollande kann mit größerer Gelassenheit als Nicolas Sarkozy gestalten, steht er als Neuling doch nicht unter Druck, Fehleinschätzungen zur „Arabellion“ wettmachen zu müssen. Hinzu kommt, dass das französisch-britische Verhältnis seit dem Libyen-Abenteuer merklich abgekühlt ist, und Hollande zur Befriedung und Stabilisierung Malis anders als sein Vorgänger nicht auf eine französisch-britische Interessengemeinschaft setzen kann.
• Kontinuität herrscht hingegen in der französisch-amerikanischen Beziehung. Seit dem Attentat auf den amerikanischen Botschafter in Bengasi unterstützt Washington das französische Drängen, gegen das Rückzugsgebiet der Terroristen im Norden Malis vorzugehen. Ähnlich wie bei der Libyen-Operation will Washington nicht führen, könnte aber Drohnen zur Verfügung stellen.
• Das entspricht den Erwartungen Frankreichs, das sich dieses Mal in der Rolle der grauen Eminenz gefällt, die aus dem Hintergrund schaltet und waltet.
• Hollande behagt es nicht, Frankreich in der Öffentlichkeit als militärische Führungsmacht zu exponieren. Die Regierung macht möglichst wenig Aufheben von der militärischen Planung für die bevorstehende Intervention, obwohl sie diese federführend leitet.
• In der in Paris ausgeheckten Aufgabenverteilung fällt es der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) zu, hinreichend Truppen für einen militärischen Einsatz aufzutreiben, an denen sich die französische Armee nicht beteiligen soll. Die von Frankreich ausgearbeitete, am 12. Oktober verabschiedete UN-Resolution sieht eine Frist von 45 Tagen vor, binnen derer nach einer Verhandlungslösung gesucht wird.
• Paris arbeitet gleichzeitig die militärischen Einsatzpläne aus und will die Vorbereitungen so schnell wie möglich abschließen. Die französische Armeeführung treibt zur Eile. Der Einsatz müsse rechtzeitig vor Beginn der Regenzeit Ende März 2013 begonnen haben.
• Hollande hat enge Kontakte zu Idriss Deby geknüpft, der seit 1991 im Tschad herrscht. Deby verdankt seine lange Amtszeit militärischer Hilfe der früheren Kolonialmacht. Das macht ihn zu einem typischen Repräsentanten der „Francafrique“, Ende Oktober will er Deby in Paris empfangen, weil dieser über gut ausgebildete, im Wüstenkampf erfahrene Truppen verfügt.
• Andere „schwarze Schafe“ unter den afrikanischen Staatschefs finden dank der Mali-Planungen zurück nach Paris. Der Präsident Burkina Fasos, Blaise Compaoré, wurde gar zum „Vermittler“ der Ecowas bestimmt. Hollande will auch die algerische Staatsführung überzeugen, dass eine Militärintervention gegen die Dschihadisten im Norden Malis notwendig ist. Präsident Bouteflika aber wirft Paris vor, dass es durch die militärische Hilfe zum Sturz des Gaddafi-Regimes erst die Kräfte freigesetzt hat, die es jetzt bekämpfen will. Der Zugang zu den libyschen Waffenarsenalen habe den Terroristen und Tuareg ermöglicht, den Norden Malis zu erobern. Paris hofft, dass Algier das militärische Eingreifen wenigstens dulden und Hilfe bei der Aufklärung leisten wird.
• Deswegen hat auch Hollande als als erster Präsident in einem drei Sätze langen Kommuniqué anerkannt, dass französische Polizeikräfte am 17. Oktober 1961 Demonstrationen von Algeriern in Paris blutig niedergeschlagen haben und die Repression „Tote“ gefordert hat. Hollande bezeichnete die Vorfälle als „Tragödie“.Diese offizielle Anerkennung erfolgt kurz vor dem Antrittsbesuch des französischen Präsidenten in Algier, der für Anfang Dezember geplant ist.
• Bei der neuen Lastenverteilung will Frankreich nicht nur die afrikanischen Staaten, sondern auch Europa stärker einbinden. Hollande strebt an, die EU aktiv an der logistischen und planerischen Gestaltung der Militärintervention zu beteiligen. Als Vorbild gilt ihm die EU-geführte Operation Atalanta zu Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias. Und deswegen braucht Hollande die deutsche Beteiligung als moralisch integrer usefull idiot.
• Das Argument Frankreichs, nur 1200 Kilometer vom europäischen Kontinent entfernt kein „zweites Afghanistan“ entstehen zu lassen, ist nicht von der Hand zu weisen. Sollte der Norden Malis zu einem sicheren Rückzugsgebiet und zu einem leicht erreichbaren Ausbildungslager für junge Dschihadisten aus Europa werden, wären die Sicherheitsinteressen aller EU-Staaten bedroht.
• Anders als vor dem Libyen-Einsatz können sich die EU-Staaten nicht vom Vorgehen des französischen Präsidenten überrumpelt fühlen. Die an Deutschland gerichteten Erwartungen sind besonders groß, nachdem die Bundesregierung sich zum Libyeneinsatz enthalten hatte. Allerdings sollte Hollande daran erinnert werden, dass sein Ruf nach europäischer Unterstützung noch überzeugender wäre, wenn er der „Francafrique“ wirklich entsagen würde.
@ Klabautermann:
Respekt. Fehlt nur noch der Hinweis auf die Rohstoffe (Uran) im nördlichen Niger und die diesbezügliche Abhängigkeit Frankreichs. Ebenso deren Zielsetzung für die Sahelzone.
Aber will Westerwelle wirklich dazu informieren? Oder läuft wieder nur eine Volksverdummung in Richtung Terror und Menschenrechtsverletzung.
Diesem Herren (AM) sollten wir es diesmal nicht so leicht machen!