Mullah Omars Nachricht zum Opferfest
Aus Dokumentationsgründen muss ich hier das noch nachtragen: Am (gestrigen) Mittwoch haben die Taliban eine Nachricht zum bevorstehenden islamischen Opferfest veröffentlicht. In den Meldungen darüber ist vor allem der Teil herausgegriffen worden, der sich mit der Taktik von Insider-Atacken befasst, also – echte und vermeintliche – afghanische Soldaten und Polizisten, die ISAF-Soldaten angreifen:
Increase your efforts to expand the area of infiltration in the ranks of the enemy and to bring about better order and array in the work. This tactic will achieve more fruitful results, if God willing.
Über dieses Detail hinaus für die Interessierten: der ganze Text der Nachricht, veröffentlicht im Namen von Taliban-Führer Mullah Omar, hier zum Nachlesen.
(Interessant übrigens auch der Ansatz im Hinblick auf Verhandlungen:
About (efforts) to reach understanding with the foreigners, I would like to say that we would continue political endeavors along with military struggle in order to obtain our Islamic and national goals and aspirations. For this purpose, we have an entity in the shape of political office to conduct the political struggle. They interact with the foreigners in view of our Islamic, Jihadic and national interests. I should say that we have no other conduit to reach an understanding with the other side except through the Political Office, because we do not play politics on this issue covertly nor we can tolerate (others) to play this. We have framed our policy to reach the understanding on the bases of religious and national values and then we have publicly announced it. If the intelligence agencies and diplomatic circles of the invading countries want to create spurious channels of negotiation and fake faces ( imposters) and then make them larger-than-life figures and channels through the media, it will be nothing more than a waste of time and duping their own people.
Nachtrag: Heute gibt es erneut eine Meldung über einen Innentäterangriff, eine Green-on-Blue-Attacke, bei der ein australischer Soldat von einem afghanischen Polizisten erschossen wurde.
Korrektur: Bei dieser Insider Attack in der Provinz Uruzgan wurden zwei US-Soldaten getötet. Es gab außerdem einen weiteren Zwischenfall in der Provinz Helmand, bei dem zwei britische Soldaten fielen – das war allerdings nach den bisherigen Informationen kein Innentäterangriff, sondern vermutlich friendly fire, also unbeabsichtigte Schüsse aus den eigenen Reihen.
Da fällt mir doch glatt die Studie des Royal United Services Institut ein, welche sich mit dem Thema ‚Taliban Perspectives on Reconciliation‘ beschäftigt hat. Sehr lesenswert aufgrund der qualitativen Vorangehensweise und der interviewten ‚Insider‘.
http://www.rusi.org/downloads/assets/Taliban_Perspectives_on_Reconciliation.pdf
Bin ich der einzige, der im Überfliegen „Mullah Omars Nachricht zum Oktoberfest“ gelesen hat? ;)
Soll das etwa heißen das die Taliban die Bösen und wir die Guten sind?
Darf man so etwas behaupten? Was würde Margot K. dazu sagen?
Bad Wolf | 25. Oktober 2012 – 13:19
Nachfrage: Falls Sie mit Margot K., Margot Käßmann meinen, sollten Sie Ihre Frage mal konkretisieren … so sieht es recht einfälltig und sinnfrei aus.
Der Link zu der Nachricht über die Green-on-Blue-Attacke funktioniert bei mir nicht.
Nachtrag:
Aber auf der entspr. homepage ist die Meldung zu finden. Es soll sich jetzt aber um zwei US Soldaten handeln, keinen Australier
Ganz interessant finde ich einen Absatz im Bericht des Telegraph zu den getoeten Briten – danach haben zumindest in der Darstellung des Polizeisprechers die Briten zunaechst irrtuemlich einen afghanischen Polizisten erschossen („He said shooting had broken out after a British patrol encountered an Afghan policeman who had left his nearby checkpoint to wash before prayers. The policeman was not wearing uniform, but had his weapon with him. The patrol mistook the policeman for a Taliban fighter and shot him dead.“) Vor ein paar Tagen erst hatte die NYT relativ ausgewogen (soll heissen es kommen mal nicht nur die Auslaender, sondern auch die Afghanen zu Wort) ueber einen Vorfall in Wardak geschrieben, bei dem ebenfalls auslaendische Soldaten moeglicherweise afghanische Sicherheitskraefte getoetet haben (http://www.nytimes.com/2012/10/21/world/asia/afghan-insider-attacks-on-wests-forces-corrode-trust.html?ref=asia&_r=1&&pagewanted=all).
Solche Vorfaelle kommen ja oefters vor und sind hierzulande auch durchaus Gespraechsthema; in westlichen Medien bekomme ich davon aber eher selten was mit. Dieses Thema („Blue on green-Attacken“???) hat meiner Meinung nach aber auch seit Jahren schon strategische Auswirkungen bei den afghanischen Kameraden – um es mal so auszudruecken, hat eine sehr grosse Anzahl von Afghanen (Zivilisten wie auch Militaers) den Eindruck, dass im Zweifelsfall ihr Leben nicht nur in der Hand schwerbewaffneter, sprach- und landesunkundlicher Aliens liegt, sondern eben fuer diese auch nicht besonders viel zaehlt. Sollte man vielleicht bedenken, wenn man umgekehrt ueber die „Green-on-Blue-Attacken“ spricht.
Der sog. „Führer der Gläubigen“ wird offenbar professionell beraten.
Eine Botschaft die alle relevanten Zielgruppen (eigene Kämpfer, eigene Führung, eigene Bevölkerung, westliche Streitkräfte, westliche Politik) abdeckt.
Die Kernbotschaft gen Westen ist wohl:
1. Wir sind nicht geschlagen, wir haben kein Interesse an internationalem Terrorismus.
2. Daher: redet mit uns – über die richtigen Kanäle, dann werden wir uns einig.
Deckt sich auch mit der RUSI-Studie (@SebastianL: Danke für den Hinweis) und anderen Berichten.
Ob die Botschaft im AA und BMVg überhaupt Beachtung findet??
Vor einigen Jahren war derlei im Fü S nur Thema, wenn engagierte Offiziere sich hierüber privat kundig machten.