Piraten im Monsun ohne Erfolg
Das ist ein Ereignis, das sich Reeder und Seestreitkräfte vermutlich rot im Kalender anstreichen: Berichte des Christian Science Monitor und des Telegraph unter Berufung auf das International Maritime Bureau weisen darauf hin, dass es im Juli erstmals seit fünf Jahren einen Monat lang keine (registrierten) Angriffe somalischer Piraten auf Handelsschiffe am Horn von Afrika und im Indischen Ozean gab.
Nun dürfte das vor allem auf den Monsun zurückzuführen sein – der Wellengang macht den Piraten die Arbeit mit ihren kleinen Angriffsbooten, den Skiffs, deutlich schwerer. Aber auch die anhaltende Präsenz der Marinen von EU, NATO und der Combined Maritime Forces ebenso wie etlicher weiterer Staaten dürfte ihren Teil dazu beigetragen haben. Und nicht zuletzt die Anwesenheit bewaffneter Sicherheitsmannschaften an Bord von Frachtern und Tankern. Ob es ein Trend ist oder ein – wetterbedingter – Zufall, werden die nächsten Monate zeigen.
Deutschland kommt übrigens unterdessen ganz langsam bei der Regelung des Einsatzes privater bewaffneter Sicherheitsdienste auf Schiffen unter deutscher Flagge voran. Ziemlich genau ein Jahr nach der Ankündigung des zuständigen Staatssekretärs hat das Bundeskabinett das Gesetz zur Änderung der Gewerbeordnung im Juli auf den Weg gebracht.
Nun wird es vermutlich nicht dazu führen, dass Somalias Piraten vor der deutschen Gewerbeordnung zittern: Deutsche Reeder betreiben zwar die drittgrößte Handelsflotte weltweit (und sogar die größte Containerschiffflotte), aber meist nicht unter deutscher Flagge. Und nur für die Schiffe unter Schwarz-Rot-Gold gilt die geplante Regelung. Für ihre in anderen Ländern registrierten Frachter und Tanker haben die Reeder ja meist schon eine schwer bewaffnete Lösung gefunden (die unter Umständen auch die deutsche Einschränkung, auf Kriegswaffen zu verzichten, nicht kennt).
Und andererseits sind manche Schiffe nicht so pirateriegefährdet – wenn sie kein niedriges Freibord haben und schnell genug sind, den Piratenbooten davon zu fahren. Wie die Containerfrachter von Hapag Lloyd. Dumm nur, wenn denen die Maschine ausfällt: Die MV New Dehlhi Express (deutsch bereedert, in Hongkong registriert) funkte bei einem Maschinenschaden im Golf von Aden um Hilfe. Und zwei Kriegsschiffe der Royal Navy sicherten den Frachter während der Reparatur.
Und sonst so im Pirateriegeschehen am Horn von Afrika? Die Fregatte Sachsen ist inzwischen in der Region angekommen und übernimmt in der EU-Antipirateriemission Atalanta von der Fregatte Bremen. Und eine Meldung, die auf mehr Erfolg bei der Strafverfolgung von Piraten hoffen lässt: Kenya jails seven Somalis to 20 years for piracy – ausdrücklich zur Abschreckung.
Dazu gab es heute auch einen Foto-Kommentar auf der Facebookpräsenz von Ocean Shield (oder wer auch immer die betreibt…):
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=336118169807964&set=a.305122122907569.74152.304945996258515&type=1
Das ist in der Tat die Facebook-Seite von Ocean Shield, betrieben von den Niederländern…. Danke für den Hinweis.
„[…] Für ihre in anderen Ländern registrierten Frachter und Tanker haben die Reeder ja meist schon eine schwer bewaffnete Lösung gefunden (die unter Umständen auch die deutsche Einschränkung, auf Kriegswaffen zu verzichten, nicht kennt). […]“
Hat jemand der Sachkundigen hier evtl. eine grobe Übersicht, auf welche der „Billigflaggen-Staaten“ das zutrifft? Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Aspekt für Flotten oder auch einzelne Schiffe, die gefährdete Gebiete vermehrt durchfahren, durchaus eine Rolle bei der Ausflaggung spielen kann…