„Operation Silberstreif“: Afghanistan-Einsatz als Videoserie im Web

Es hat eine Weile gedauert – aber nach mehr als zehn Jahren Bundeswehreinsatz in Afghanistan ist die deutsche Mission am Hindukusch nun zunehmend im Fiction-Bereich von Film, Fernsehen und Büchern angekommen. Es gibt eine Graphic Novel über diesen Einsatz, ARD-Filme bis hin zum Tatort, die sich auf die Probleme von Afghanistan-Veteranen konzentrieren, Romane… und nun auch eine von Independent-Producern (darf man noch Filmemacher sagen?) produzierte Web-Video-Serie: Bravo5, mit vergleichsweise bescheidenem Aufwand gedreht, schildert eine – fehlgeschlagene – KSK-Mission am Hindukusch.

Natürlich gibt es viel dichterische Freiheit, und die jeweils nur wenige Minuten langen Episoden der Serie bedienen sich vor allem der Rückblende: Vor einem geheimen Bundestags-Gremium sagen Soldaten zur Operation Silberstreif aus; das Geschehen erschließt sich in Rückblenden der Beteiligten. Mit diesem Kunstgriff wurde die Produktion ein bisschen einfacher: Wir sehen drei Soldaten vor dem Untersuchungsausschuss, sagt Florian Dedio, einer der drei Produzenten der Serie. Alles andere ist die Bebilderung dessen, was sie erzählen. Dass wir nicht die komplette Wahrheit sehen, ist klar.

Angesichts der beschränkten finanziellen Mittel – die Produktion haben Dedio und zwei seiner Kollegen, darunter ein Kanadier, aus eigener Tasche gestemmt – ist auch das Umfeld der Action-Szenen, nun ja, nicht ganz originalgetreu: Die wurden auf einer alten sowjetischen Militärbasis in Mecklenburg-Vorpommern gedreht. Aber, so sagt Dedio, es soll ja um die Geschichte gehen, nicht um das Drumrum. Unterstützung von der Bundeswehr hatten die Produzenten nicht – die hatten sie zwar angefragt, hätten dann aber, so Dedio, ein halbes bis ein Jahr warten müssen, die Story filmisch umzusetzen. Immerhin hätten ein paar ehemalige Soldaten dazu beigetragen, Fehler möglichst zu vermeiden.

Bravo5 soll sich vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda Mundpropaganda verbreiten, und das funktioniert ja auch: Ich wurde auf diese Serie aufmerksam, weil mich gleich zwei Leser darauf hingewiesen haben. Die drei Produzenten hoffen übrigens weniger darauf, die Kosten für die Videos durch Werbung auf Youtube und ähnliches wieder hereinzubekommen: Wenn die Serie für die Beteiligten karrierefördend sei, gibt Dedio offen zu, sei das um so besser. Nach der bereits abgedrehten ersten Staffel hat das Team auch schon das Drehbuch für eine zweite Staffel fertig, die im Antipiraterieeinsatz Atalanta spielen soll. Da hoffen die Produzenten aber darauf, einen finanzkräftigen Interessenten zu finden, der eine Produktion mit mehr Aufwand ermöglicht.

Die ersten sechs Episoden von Bravo5 sind bereits online, weitere (schon fertig produzierte) werden frei geschaltet, so bald auf der Facebook-Seite der Serie genügend Likes zusammengekommen sind… eine Art von Zuschauerabstimmung, die für dieses Thema ein neuer Ansatz ist.