Mehr BuFDis als FWDLer

Zunächst mal das Positive: Auch nach faktischer Abschaffung der Wehrpflicht und damit ebenso des Zivildienstes gibt es weiterhin Tausende (junge) Menschen, die sich in einem Dienst an der Gemeinschaft engagieren.

Und jetzt mal in die Details nach fast einem Jahr der beiden neuen Institutionen, des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) und der Freiwillig Wehrdienst Leistenden (FWDL). Die Wohlfahrtsverbände haben heute Bilanz gezogen, zum Beispiel das Diakonische Werk:

„Das große Interesse am Bundesfreiwilligendienst ist erfreulich und zeigt, wie viele Menschen bereit sind, sich zu engagieren“, betont Diakonie-Präsident Johannes Stockmeier rund ein Jahr nach Start des BFD. Etwa  4.600 BFDler sind bisher in diesem Jahr in den Einrichtungen und Diensten von Diakonie und evangelischer Kirche tätig. Die Erwartungen wurden damit übertroffen. Die Teilnehmerzahlen könnten aber noch deutlich höher sein, wenn es mehr finanzielle Mittel für den BFD gebe, erklärt Stockmeier. Defizite sieht die Diakonie darüberhinaus bei der pädagogischen Begleitung im BFD.
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Diakonie und evangelische Kirche sind mit 4.600 BFDlern in diesem Jahr einer der größten Anbieter des neuen Bundesfreiwilligendienstes. Rund 80 Prozent der BFDler sind jünger als 27 Jahre, nur knapp ein Prozent sind älter als 65. In den östlichen Bundesländern engagieren sich weniger Jüngere, dafür mehr Freiwillige über 27 Jahren als im Westen. Die Abbrecherquote beim BFD in Diakonie und evangelischer Kirche liegt, ebenso wie beim FSJ, unter zehn Prozent.

Zum Vergleich eine Kurzbilanz des Verteidigungsministeriums von Mitte Juni:

Seit Juli 2011 konnten aus ca. 20.000 Bewerbern 12.000 Freiwillige eingestellt werden, von denen wiederum ca. 9.000 weiterhin im Dienst sind.
Um das Ziel zu erreichen, dass 5.000 FWDL im Jahresdurchschnitt ihren Dienstleisten, müssen aufgrund der durchschnittlichen Verpflichtungszeiten (14 – 16 Monate) 4.000 Freiwillige pro Jahr geworben werden. Dies wurde übertroffen.
Für den Dienstantritt 2012 haben wir bisher ca. 1.450 Einplanungen (davon 8% Frauen, Stand z.Juni 2012). Bis zum 1. Juli wird sich die Zahl noch entwickeln. Zusammen mit den Freiwilligen, die im Januar und April 2012 eingestellt wurden, haben wir in 2012 bereits ca. 5.600 FWDL eingestellt. Gehen wir weiterhin von einer Abbrecherquote von ca. 25% aus, verbleiben ca. 4.200 FWDL im Dienst.

Nun weiß ich auch, dass Äpfel und Birnen nicht direkt vergleichbar sind, aber beides Obst ist. Wenn allein Diakonie und Evangelische Kirche im Jahresdurchschnitt etwa so viele BFD-Stellen haben wie die Bundeswehr FWDL, und dazu eine Abbrecherquote von zehn Prozent gegenüber 25 Prozent – kann das so nicht gewollt sein?

Dazu:

bundeswehr.de: Freiwilliger Wehrdienst – Erfahrungen aus der Truppe

tagesschau.de: Ein Jahr Bundesfreiwilligendienst – Nachfrage übersteigt die Erwartungen