Feuer auf europäische Kriegsschiffe vor Somalia? Nicht so schnell…
Ehe sich das festsetzt, schnell ein Hinweis: Bei n-tv (und vermutlich bald auch bei anderen) sehe ich eine (Agentur?)Story, dass von der somalischen Küste aus angeblich Kriegsschiffe der EU-Antipirateriemission Atalanta beschossen wurden. Auch wenn es nach etwas unseriösen Überschrift Miliz beschiesst Atalanta-Schiffe dann etwas vorsichtiger heißt, es sei unklar, auf welche Schiffe gefeuert wurde…
Nun, da hilft ein Blick auf Medien, die eine Originalquelle fragen:
Kenyan military spokesman Cyrus Oguna told VOA the warships opened fire after being attacked by al-Shabab fighters on shore. Oguna said this is the first time Kenya’s military has engaged in combat in Kismayo. Al-Shabab fired on the vessels with 106-millimeter recoilless rifles.
berichtet die Voice of America.
Wenn das kenianische Militär den Schusswechsel bestätigt, muss man kaum noch drauf verweisen, das es zunächst keine Bestätigung von Atalanta gegeben habe… Also, Kollegen: es waren kenianische Kriegsschiffe, und dann ist es nicht so nett, entgegen der Quellenlage – auf deutsch: wider besseres Wissen – über Schüsse auf europäische Kriegsschiffe zu spekulieren. Das finden zum Beispiel Angehörige der Besatzungsmitglieder der Fregatte Bremen bestimmt nicht lustig.
Bravo Zulu für die Recherche!
Wie immer hervorragend.
Verwegene Aktion der Piraten.
Erinnert an Full Metal Jacket:
„Sie sind ein Spinner und ein Ignorant, aber sie haben Schneid – und das genügt uns.“
@Memoria | 29. Mai 2012 – 21:48:
Shabaab =/= Piraten
In diesem Bericht:
http://www.somaliareport.com/index.php/post/3403/Kenyan_Warship_Shabaab_Trade_Fire_in_Kismayo
wird ausdrücklich erwähnt, das keine ATALANTA – Einheiten (EU NAVFOR) an dem Zwischenfall beteiligt waren.
„Somalia Report“ bezieht sich dabei offensichtlich auf das HQ EU NAVFOR.
@T.W.
B.Z. – besonders dafuer “ Das finden zum Beispiel Angehörige der Besatzungsmitglieder der Fregatte Bremen bestimmt nicht lustig.“
Danke
@ TW
Danke fd Recherche und den Kommentar zur Bremen.
@et al.:
Ein Artikel auf französisch, den ich hier auszugsweise poste, bestätigt den Vorgang des Beschusses, aber ebenfalls im letzten Paragraph die Aussage, dass hier kenianische Kräfte beharkt wurden. Al-Shabaab wird aus Propagandagründen weiterhin behaupten, dass dieses „fremde“ Schiffe waren, was aus somalischer Sicht so auch erst einmal ok ist.
Die Befragten äussern sich entsprechend.
Die kenianische Armee sagt aus, diesen für die Versorgung und den Handel (wörtlich: „wirtschaftliche Lunge“) wichtigen Hafen der Al-Shabaab erobern zu wollen.
Das werden sie m.E. auch noch einmal versuchen, da Al-Shabaab den Kenianern ein großer Dorn im Auge ist.
Ein Kenianer ist also ebenfalls ein „Fremder“ in Somalia, von daher passt das alles schon irgendwie zusammen – man darf „fremd“ nur nicht gleich auf ATALANTA projezieren.
[…]
„Mardi, les insurgés ont également affirmé avoir repoussé deux navires militaires étrangers près de leur bastion de Kismyao, sur la côte de l’océan Indien.
[…]
Des témoins interrogés par l’AFP ont confirmé le deuxième incident, mardi, au large de Kismayo.
„D’intenses tirs ce matin ont visé des navires militaires qui s’étaient approchés du port de Kismayo. Nous ne savons pas s’il y a des victimes“ a raconté l’un d’eux, Mohamed Isak.
Les shebab „pensaient que les navires attaquaient la ville et ils les ont soumis à d’intenses tirs“, a ajouté un autre témoin, Abdi Yusuf, selon lequel les les insurgés avaient déployé de nombreux combattants près de la côte pendant l’incident, de crainte d’une attaque.
L’armée kényane, qui dispose de petits vaisseaux au large de Kismayo, disait au début de son intervention chercher à conquérir le port, qui sert de poumon économique aux shebab.“
Zu schade, dass sich die Wahrheit so schnell herumgesprochen hat. Das bringt irgendeinen rot-grünen Hinterbänkler um die Gelegenheit, sich mit gespielter Empörung und Dauerbetroffenheit im Frühstücksfernsehen als Pazifismusexperte zu profilieren.
Folgendes wurde gerade vom kenianischen SPOX getweetet
MajorEChirchir #AMISOM KDF neutralized 11 Al Shabaab commanders/fighters after long range NAVAL guns engaged a suspected Camp in KISMAYU.
MajorEChirchir #AMISOM KDF focus is on KISMAYU as other AMISOM forces roll down southwards. Al Shabaab reign in Kismayu soon to be interred.
Die Kenianer sind da also im Gefecht mit lokalen somalischen Gruppen um Kismayu zu erobern. Das dürfte nicht einfach werden.
@b
Danke für den Hinweis; wäre bei so was für den Link dankbar.
http://twitter.com/MajorEChirchir/statuses/207837942251667456
@T.Wiegold – sorry – ich dachte den hätten sie ohnehin in ihrer Liste.
Jetzt etwas mit Link:
We’ll take Kismayu by August – Karangi
Anscheinend möchte jeder etwas von der Beute abhaben. Aber sollte man nicht erstmal den Bär erlegen bevor man sich um das Fell streitet? Ganz so einfach wird das nämlich wohl nicht.
[Ich habe den Major Chirchir in meinem Twitter-Stream; bei der Bitte um einen Link dachte ich eher an die, die nicht auf Twitter unterwegs sind… T.W.]
Auch NAVALTODAY und RUSNavy berichten über den Beschuss, der wohl nicht einseitig von Land auf See, sondern eher umgekehrt verlief:
http://navaltoday.com/2012/06/01/kenyan-warships-patrolling-somali-coast-return-fire-on-al-shabaab-militants/?utm_source=Naval+Today.com&utm_campaign=afb43969be-RSS_EMAIL_CAMPAIGN&utm_medium=email
http://rusnavy.com/news/othernavies/index.php?ELEMENT_ID=15245
Es gibt auch Hinweise auf „Kollateralschäden“, sprich, verletzte Zivilisten.