Private Sicherheitsdienste gegen Piraten: Nicht in Südafrikas Gewässern.
Das ist jetzt ein interessantes Problem nicht nur für die Briten: Südafrika, berichtet der britische Telegraph, will keine privaten bewaffneten Sicherheitsdienste an Bord von Handelsschiffen akzeptieren, die durch südafrikanische Gewässer fahren. Sondern nur militärische Schutzteams, so genannte Vessel Protection Detachments. Der Grund ist einfach: mit den – angemeldeten – Kameraden käme die südafrikanische Marine besser klar als mit privaten Unternehmen, zitiert das Blatt die südafrikanische Verteidigungsministerin.
Die Ablehnung privater bewaffneter Teams gilt offensichtlich nicht nur für britische Schiffe, sondern für alle Nationen. Damit wird es natürlich schwieriger, solche Unternehmen für die Schiffspassagen anzuheuern, die an Somalia vorbei Richtung Süden führen. Allerdings: Wie viele mögen das sein? Wer von Europa, Amerika oder auch Asien aus Südafrika ansteuert, fährt nicht direkt durch Piratengebiet.
Die südafrikanische Regierung reagiert auf dem Weg wieder mal ihre ethnischen Ressentiments ab. Die Mitarbeiter der privaten Dienstleister sind ja zuweilen Südafrikaner mit der (aus Sicht der Regierung) falschen Hautfarbe. Die fadenscheinige Begründung läßt diesbezüglich keine Fragen offen.
„Ethnische Ressentiments abreagieren“? Der Zusammenhang erschließt sich mir hier nicht.
Die südafrikanische Regierung hat offensichtlich generelle Vorbehalte, was „Söldner“ und alles was damit in Zusammenhang gebracht werden könnte betrifft.
So gibt es dort einen „Prohibition of Mercenary Activity Act of 2006“. Das erklärt wohl die grundsätzliche Haltung.
@Sebastian S.
Das mit den „generellen Vorbehalten“ stimmt schon, nur liegen diese eben darin begründet, dass die bis vor einigen Jahren mit zu den international führenden gehörenden südafrikanischen Sicherheitsfirmen hauptsächlich von Weißen geführt wurden oder diese rekrutierten, weil entsprechende Profis nach 1993 gezielt aus den seitdem verfallenden staatlichen Sicherheitkräften gedrängt wurden und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung standen. Bei der Einführung des Gesetzes von 2006 argumentierte der ANC offen revanchistisch und machte deutlich, dass man v.a. den vor 1993 tätigen Profis damit die Altersversorgung verbauen wollte.
Die Regierung Zuma hat das Problem, dass die Versprechen des ANC nicht aufgegangen sind. Die schwarze Bevölkerung verlangt nach Erklärungen, und man tendiert immer mehr zur Strategie Simbabwes, Weiße für die Probleme des Landes verantwortlich zu machen. Im Rahmen populistischer Schuldzuweisungen kommen Showmaßnahmen gegen „weiße Söldner“ bei einigen Südafrikanern gut an.
@Orontes, ich habe mir mal die Mühe gemacht, den „Prohibition of Mercenary Activity Act of 2006“ zu lesen. Da wird bezüglich der Hautfarbe nicht unterschieden. Das haben Sie ja auch nicht behauptet. Den Zielen der Präambel kann man wohl zustimmen. Das vermutlich ein Großteil des durch dieses Gesetz betroffenen Personenkreis eine weiße Hautfarbe besitzt, kann aufgrund der südafrikanischen Geschichte wohl angenommen werden. Dass das Gesetz aber im Schwerpunkt genau dadurch motiviert wurde (ich wil nicht absprechen, dass dies sicherlich auch eine Rolle gespielt hat) , möchte ich vor dem Hintergrund der bewaffneten Konflikte in Afrika in den neunziger Jahren nicht ganz gelten lassen. Da gab es doch schon sehr viele ehemalige südafrikanische Soldaten (weiß und „colored!“) die nicht gerade durch Verhältnißmäßigkeit auf einem für seine eh maßlosen gewaltsamen Konflikte bekannten Kontinent aufgefallen waren. Für mich fährt Südafrika eine stringente Linie gegen private Sicherheitsdienste. Und die Ehemaligen nagen nicht am Hungertod: England, Neu Seeland, Australien und die USA… da habe ich sie schon überall getroffen. Sowohl im Staatsdienst als auch bei den Privaten.
1. Falls hier auf das Beispiel Executive Outcomes angespielt wird, deren Angehörige waren mehrheitlich Schwarze, denn es waren ja ehemalige Angehörige des 32 Batallion (ganz im Gegensatz zu dem bei „Blood Diamond“ gezeigten Klischee des weißen Söldnerrambos). Und diese schwarzafrikanischen Angehörigen angolanischer Herkunft werden tatsächlich gezielt diskriminiert, Stichwort Pomfret.
2. Für die Maßlosigkeit können Sie dann bestimmt unzählige Beispiele anführen.
3. Ansonsten: Die Einsätze von Executive Outcomes in Sierra Leone und Angola in den 90ern sind an Effektivität und Effizienz ganz vorne mit dabei. Nicht zu vergessen die „Peacekeeping“-Brigade, die den Völkermord in Ruanda hätte verhindern können.
Wie angedeutet, faehrt Suedafrika seit zwei Jahrzehnten eine sehr strikte Linie gegen PMCs, nicht erst seit Zuma. Das war unter Mandela nicht anders. Und wie ebenfalls vom letzten Kommentator angesprochen ist diese Haltung nicht durch irgendwelche Ideale motiviert, sondern durch opportunistische Ressentiments ganz anderer Art.
Und auch wenn dank Irak u Afghanistan bzw den Amerikanern PMCs ungefaehr so gut im Ruf stehen wie Durchfall, so standen die suedafrikanisch-englisch geleiteten PMCs in starkem Gegensatz dazu, jedenfalls in den Laendern, wo sie aktiv waren (unbeteiligte u unbetroffene westliche Staaten fanden es damals ganz furchtbar).