Piraterie-Überblick: IMB für Aktionen an Land, USA für private bewaffnete Sicherheitsdienste

Das International Maritime Bureau, mit seinem Piracy Reporting Centre einer der wichtigsten (und nicht von einer Regierung betriebenen) Akteure im Kampf gegen die Piraterie, hat seine Bilanz des ersten Quartals 2012 veröffentlicht. Kurz gefasst: Die Bedrohung vor der Küste Westafrikas, vor allem vor Nigeria, steigt deutlich an. Aber die von Somalia ausgehende Piraterie ist trotz zurückgehender Zahlen nach wie vor das größte Problem:

Mit 43 Angriffen führt Somalia die Statistik weiter an; neun Schiffe wurden entführt und 144 Seeleute als Geisel genommen. Vier Daus, eine arabische Schiffsart, und ein Fischereiboot – leichtere Angriffsziele, die später als Mutterschiffe genutzt werden – gehörten zu den in ihre Gewalt gebrachten Schiffen. Die somalischen Piraten waren auch verantwortlich für die Entführung eines Panamax Frachtschiffes Ende März.
Auch wenn die Anzahl der Vorfälle und Entführungen bislang 2012 niedriger ist als die Berichte im Vergleichszeitraum 2011 (97 Angriffe, 16 Entführungen), ist es unwahrscheinlich, dass die Gefährdung durch somalische Piraten mittelfristig abnehmen wird, wenn nicht weitere Maßnahmen ergriffen werden.
Mit Stand vom 31. März 2012 haben somalische Piraten 15 Schiffe mit 253 Geiseln in ihrer Gewalt, dazu kommen 49 Besatzungsmitglieder, die an Land als Geiseln festgehalten werden.

Interessant ist vor allem, wie der Chef des Piracy Reporting Centre, Pottengal Mukundan, die Pläne der Europäischen Union bewertet, mit ihrer Anti-Pirateriemission Atalanta künftig auch Ziele an Land zu bekämpfen (ich zitiere das mal im ausführlicheren englischen Original und nicht in der offiziellen deutschen Übersetzung):

„The EU announcement to expand their anti-piracy mission to target pirates ashore is another welcome move that could further threaten the Somali piracy model,” Mr Mukundan said.

Mukundan erwähnt auch die Schutzmaßnahmen der Reeder gegen Piratenangriffe – die oft genannten Best Management Practices, aber auch die privaten bewaffneten Sicherheitsdienste – als Beitrag zur Eindämmung erfolgreicher Angriffe. Die USA sind da deutlicher. In einem Briefing zur Pirateriesituation erklärte Thomas P. Kelly vom politisch-militärischen Büro des State Department sehr klar:

The United States supports the maritime industry’s use of privately contracted arms security personnel, known in the industry as PCASP, to enhance their vessel’s security. To date, not a single ship using PCASP has been successfully pirated. The United States encourages flag states to allow PCASP as a proven measure to repel pirate attacks.

Zu den Atalanta-Plänen wollte sich Kelly allerdings (noch) nicht äußern. Da gebe es noch zu wenig Informationen, und die USA wollten abwarten, was die EU nun beabsichtige.