Veteranenschicksal.
Wäre er Maurer geworden, hätte sich Robert Sedlatzek-Müller besser gestanden. Mit Verblüffung musste er feststellen, wie es einem Bekannten erging, der bei der Arbeit auf der Baustelle verunglückte: Erst mal bestmögliche klinische Versorgung, und als sich herausstellte, dass das Gerüst schadhaft war, gab es Unfallentschädigung und eine Reha-Maßnahme.
Doch Sedlatzek-Müller wurde nicht Bauarbeiter, sondern Soldat, Fallschirmjäger bei der Bundeswehr. Im Frühjahr 2002 wurde er schwer verletzt, als Kameraden in Kabul eine russische SA3-Rakete auseinander bauen wollten und der Sprengstoff explodierte. Eine Untersuchungskommission kam im gleichen Jahr zu dem Ergebnis*, dass das Unglück durch grobe Fehler beim Umgang mit dem Geschoss verursacht wurde. Sedlatzek-Müller wurde nicht nur physisch verletzt, sondern auch seelisch. Und leidet unter den Folgen bis heute.
Seitdem kämpft der Ex-Hundeführer – nicht gegen einen militärischen Gegner, sondern gegen eine Bürokratie, die einen im Einsatz schwer getroffenen Soldaten nach Paragraphen und Verordnungen abfertigt. Die für die besondere Situation eines Mannes wenig Verständnis aufbringt, der sich in die Zwänge eines militärischen Systems eingeordnet hat, aber nach Jahren des Friedensbetriebs de facto als Kriegsversehrter (wenn auch in diesem Fall nicht nach einem Gefecht oder einem Anschlag) nach Hause kommt. Und plötzlich Ansprüche hat an Betreuung, Versorgung, Anerkennung – aber durch den Rost eines Systems fällt, das offensichtlich auf so etwas wie einen verwundeten oder verletzten Soldaten nicht eingestellt ist. (Dass sein Diensthund, zu dem er eine emotionale Beziehung aufgebaut hat, später als Verbrauchsmaterial ausgesondert wird, ist nur ein Randaspekt. Aber ein bezeichnender.)
Die Geschichte von Robert Sedlatzek-Müller ist in den vergangenen Jahren in verschiedenen Medien mehrfach erzählt worden. Jetzt spricht er selbst: In seinem Buch Soldatenglück – Mein Leben nach dem Überleben (Edel, Hamburg) erzählt er die ganze lange Geschichte. Von seinen ersten Tagen als Soldat, von der Ausbildung zum Fallschirmjäger und Hundeführer, von dem Unglück in Kabul. Und von seinem Kampf, der danach erst richtig los ging.
Sedlatzek-Müllers Geschichte, das ist das Schlimme, ist noch nicht mal einzigartig. Wie er haben sich etliche seiner Kameraden anhören müssen, dass ihre Post-Traumatische Belastungsstörung (PTBS) nicht durch ein schlimmes Erlebnis im Einsatz ausgelöst wurde, sondern wohl eine Folge von Kindheitsschädigung sei. Wie er haben etliche aus der Politik die Zusage bekommen, dass alles für die Soldaten getan werde, um dann doch nur von der zuständigen Behörde Ablehnungsbescheide zu kassieren – bei Anträgen auf finanzielle Unterstützung oder sogar beim behindertengerechten Umbau von Auto oder Wohnung.
Das alles trifft Menschen, die sich bewusst für diesen gefährlichen Beruf entschieden haben:
Solange Menschen Kriege gegeneinander führen und nicht wie in einem Science-Fiction-Film Maschinen an deren Stelle treten, wird es es zu Tod und schwerer körperlicher und seelischer Verwundung kommen. Dass ein einzelner Mensch, der bereit ist, sein Leben in die Waagschale zu werfen, die Geschichte entscheidend zu beeinflussen imstande ist, ist ein altes Phänomen, das es längst vor dem Begriff der asymmetrischen Kriegsführung gab. Die orientalischen Assasinen des Mitelalters sind wie die Selbstmordattentäter von heute extreme Beispiele für Opferbereitschaft. Um solchen Menschen entwas entgegensetzen zu können, die unsere Werte und Gesellschaftsstrukturen gefährden und radikal umstürzen wollen, braucht man Fußsoldaten mit hoher Risikobereitschaft. Sie sind es, die die Lage vor Ort beruteilen und die ihnen übertragenene Aufgabe präzise erledigen sollen. (…) Sie sind bereit, ihr Leben im direkten Feindkontakt einzusetzen. (…) Mir ist es daher wichtig, diejenigen, die mich stellvertretend für sie in den Krieg ziehen lassen, an ihre Verantwortung zu erinnern.
Die Verantwortung, daran lässt der Autor keinen Zweifel, haben sie aus seiner Sicht nicht wahrgenommen.
Sedlatzek-Müllers Buch sollte Pflichtlektüre für die werden, die als Politiker immer wieder Anerkennung für den Einsatz deutscher Soldaten anmahnen. Und für die Beamten, die sich mit der Verwaltung von Folgen deutschen militärischen Engagements auseinandersetzen müssen. Dass Menschen, die von diesem Staat in eine Gefahr geschickt werden, im schlimmsten Fall Anrecht auf jede Unterstützung haben, ist vielleicht wichtiger als die Frage, ob man die Teilnehmer an Auslandseinsätzen der Bundeswehr als Veteranen bezeichnen und würdigen sollte.
Sicherlich hat sich in den vergangenen Jahren einiges zum Besseren gewendet, das gibt auch der Autor zu, wenn er auf das – vom Parlament erzwungene – Einsatzversorgungs-Verbesserungsgesetz verweist. Aber erst vergangene Woche (so viel darf man wohl erzählen, ohne die Vertraulichkeit zu verletzen) musste Sedlatzek-Müller auf seiner Facebook-Seite melden: Möchte jetzt wissen, warum meine zerfetzten Trommelfelle, überdurchschnittlich lauter Tinnitus und bleibende Hörminderung , von der Bundeswehr mit 0 % Grad der Schädigung, bemessen werden. Auch zehn Jahre nach dem Unglück ist sein Kampf noch nicht vorbei.
Für die Berliner: Das Buch Soldatenglück wird am (heutigen) Mittwoch um 20 Uhr mit einer Lesung in der Buchhandlung Saavedra, Breite Straße 2A in Berlin-Pankow, vorgestellt. Ansonsten gibt es dasüber jede Buchhandlung (und deswegen gibt es hier auch keinen Link zu dem großen Online-Versender).
* Dieser Link ist zwar eigentlich nicht im Einklang mit meiner derzeitigen Link-Policy; da ich aber die verlinkte Meldung selbst geschrieben habe, nehme ich mir das Recht, mich sozusagen selbst zu zitieren.
Ich wünsche Herrn Sedlatzek-Müller alles gute-und zwar aufrichtig.
Aber der Satz: […]Wäre er Maurer geworden, hätte sich Robert Sedlatzek-Müller besser gestanden.[…] und dann die Ausmalung, was der Maurer doch für ein tolles Leben als Rekonvaleszent hätte, ist mit Verlaub SPON-Niveau, also billigste und bitterste Polemik. Und, bei aller höchstem Respektz, den ich für Sie hege Herr Wiegold: mir zu dämlich. Vielleicht lese ich morgen den Artikel, wenn ich wieder sachlich sein kann.
@Sachlicher.
Na… Das mögen Sie als Polemik sehen. Der Autor führt das in seinem Buch selbst an – und es geht nicht um das tolle Leben als Rekonvaleszent, sondern um die Betreuung nach dem Unfall. Aber können Sie ja morgen lesen.
“ Wie er haben sich etliche seiner Kameraden anhören müssen, dass ihre Post-Traumatische Belastungsstörung (PTBS) nicht durch ein schlimmes Erlebnis im Einsatz ausgelöst wurde, sondern wohl eine Folge von Kindheitsschädigung sei. “
Unglaublich … was sich da einige Sachbearbeiter zumuten.
BTW hatte von BW-Soldaten (die in Afgh. waren) gehört, dass diese sich über das Soldatendenkmal beschwerten, was im Bendlerblock aufgestellt werden sollte (steht es da jetzt eigentlich?). Sie wollten, dass die Parlamentarier jeden Tag daran vorbeigehen müssen, um immer an die Einsätze, die Gefahren und die Soldaten, die sie (möglicherweise) mitbeschlossen haben, erinnert werden.
willkommen in der realität! tja er hätte nicht soldat sondern politiker werden sollen, da hätte er ausgesorgt… sorry! tut mir leid und gute besserung. aber mein wdb (lungenriss) wurde auch abgelehnt! die begründung war, obwohl sich dies im dienst ereignete, dass sich der lungenriss beim ruckartigen umdrehen …es sich hierbei nicht um eine handlung handelte! WDB abgelehnt! fazit: ich werde mein ganzes leben mit der vernarbung leben müssen, OHNE entschädigung! ändern könnte man diesen misstand in der bundeswehr nur wenn man ihr den sinnlosen wasserkopf abreißen und stattdessen mal eine funktionierende gehirnzelle aufschrauben würde!
tja, man muss wohl einen großen Krieg verloren haben, um als Uniformierter in alle Vorzüge der Versorgung zu gelangen. Leute, die in Majdanek ihren unsäglichen Job verrichtet haben, bekamen jahrzehntelang Rente, weil sie in einem „unvermeidbaren Verbotsirrtum“ gelebt haben. Dem Herrn Sedlatzek-Müller ist Mut und Standhaftigkeit zu wünschen.
Wenn der Herr Sachlicher meint, dass der Vergleich mit dem Maurer unpassend ist, dann möge er sich doch bitte einmal selbst für eine kleine Weile nach Afghanistan begeben und dort den Job der Kameraden machen. Dann könnte er über einen polemischen Vergleich gerne ein qualifiziertes Urteil abgeben.
Realität ist, dass die Anerkennung der PTBS, auch nach Verbesserungen der Versorgungsmöglichkeiten z.B. durch das Einsatzweiterverwendungsgesetz, für die Betroffenen einen qualvollen und erniedrigenden Leidensweg darstellt, der garantiert nicht einen positiven Beitrag zur Förderung der Heilung darstellt.
Sicher muss das Endziel sein: Heilung oder zumindest Eindämmungen der Folgen der PTBS, aber wenn Sachbearbeiter und Gutachter, die keinen Pfitzel Verständnis für die Notwendigkeiten und Bedürfnisse der Betroffenen aufbringen können oder wollen, über WDB-Grade befinden, dann gehören diese aus dem System entfernt und nicht diejenigen, denen das Unglück widerfahren ist. Ohne eine ausreichende soziale Absicherung kann und wird dies nicht funktionieren.
Politischer Wille wird durch ignorante Bürokratie unterminiert.
Ich wünsche Robert und den Kameraden, dass sie zu ihrem Recht kommen, denn für dieses „Recht und die Freiheit“ sind sie eingetreten.
Mal so einwerfend: berufsbedingt verunfallt, wird man als Privatpatient (bevorzugt) behandelt. Rehabilitation und Rente wird, einmal anerkannt, was auch nicht immer leicht ist, anstandslos bezahlt.
„Sedlatzek-Müllers Buch sollte Pflichtlektüre für die werden, die als Politiker immer wieder Anerkennung für den Einsatz deutscher Soldaten anmahnen. Und für die Beamten, die sich mit der Verwaltung von Folgen deutschen militärischen Engagements auseinandersetzen müssen.“
Nicht nur Politiker, die sowieso anmahnen, sondern besonders die, die auf diesem Ohr taub sind, sollten sich das zu Gemüte führen, um sie daran zu erinnern, dass sie Forderungen nach Anerkennung solcher Verletzungen im vollen Bewusstein und Verantwortung ignorieren.
@ Gerhard Münch | 14. März 2012 – 16:59- –
Sie kennen mich nicht und ich möchte auch nicht, dass wir uns kennenlernen. Ich gehe davon aus, letzteres begrüßen Sie. Insofern: kein Kommentar.
@ T.Wiegold | 14. März 2012 – 16:27 —
Zunächst möchte ich Ihnen nochmals meinen allerhöchsten Respekt gegenüber Ihr Projekt augengeradeaus.net vergewissern und Ihnen gegenüber als Person ist dieser bitte als absolut unstrittig anzusehen!
Es ist Ihr mittlerweile im außen- und sicherheitspolitischem Journalismus sehr selten gewordenes Niveau, welches mich hier zu den Aussagen brachte.
Der Verweis „SPON-Niveau“ sollte Sie nicht als Journalist zurücksetzen-ich weiß, dass Sie regelmäßg dort publizieren.
Ich möchte noch einmal betonen: Herr Sedlatzek-Müller und Sie haben selbstverständlich, und durch mich in keinster Weise in Frage zu stellenden, alle Rechte dieser Republik, so zu formulieren, wie es die Rechtssprechung rahmiert.
Sie machen mit Ihrem Post auf mich den Eindruck, als wäre ich Ihnen oder dem Autor zu nahe getreten. Das wollte ich nicht. Entschuldigung.
Ich habe diese Vorgänge bereits in der letzten loyal zur Kenntnis genommen, wo Ihr Kollege Marco Seeliger es thematisierte. Ich habe inzwischen das Buch lesen können. Dieser Fall erschüttert mich, wie andere auch-darum auch mein Eingangssatz mit den besten Wünschen an ihn.
Und dennoch bleibe ich bei meiner Aussage, dass in dieser Phase von Herrn Sedlatzek-Müller eine sachliche Analyse angebrachter gewesen wäre, ihm mehr helfen würde. Mit dem letzten Satz nehme ich keinen Bezug auf Ihren Blogeintrag, es ist allgemein gemeint.
Also, bei Beantwortung der Frage, was denn schief lief in seinem Fall soll es gern Polemik geben-aber sie hilft nicht, auch ihm selbst nicht. Das kann sie auch gar nicht.
Dabei bleibe ich. Auch bleibe ich bei meiner Auffassung: wenn der IBuK ihm wirklich helfen will, dann hilft er ihm bzw. evtl. will er ihm tatsächlich helfen, es fehlt aber an letzter Konsequenz am Ball zu bleiben. Und ja, dieser IBuK hat unzählig viele Möglichkeiten dazu. Aber das muss man wissen, das gilt es aufzuschreiben und zu reflektieren.
Es tut mir, und da wiederhole ich mich, leid, aber ich wiederum bin es einfach leid und müde obgrund des Stils in solchen Debatten in dem sich gegenseitig Unterstellungen, Verharmlosungen und Beleidigungen anheim gestellt werden.
Die Aussage: „der ist blöd“ hilft eben leider nicht, wie wir doch nun seit Jahren zur Kenntnis zu nehmen haben. Die Frage, „ja warum ist/ war denn der jetzt blöd“-ist nur zu selten gestellt worden, darum sollte es mE gehen. Und die Beantwortung: was ist systemisch falsch gelaufen/ was personell? Auch sie ist zentral: denn die Antwort weist Verantwortlichkeiten zu.
Aber vesrprochen: ich äußere mich zu diesem Blogeintrag nicht mehr. Da ich nicht möchte, dass sich ein Kriegsversehrter durch meine Worten negativ emotionalisiert fühlen muss-was in einem Blog, ohne die konkrete Rückfrage, wie das denn jetzt gemeint sei, wer man denn eigentlich ist (obwohl das bzgl. des geschriebenen Wortes in einer Sachdebatte relativ egal wäre, meine ich) ja sehr schnell passieren kann.
Das ein logischer und richtiger Schritt, dem wohnt keinerlei Häme inne. Mir es darüber hinaus schlichtweg egal ist, Dinge an mich gerichtet zu lesen wie von Hr Gerhard Münch | 14. März 2012 – 16:59, einstecken zu müssen und/oder verbessert bzw. widerlegt zu werden -denn das gehört dazu in einer Diskussion-, es mir tatsächlich also um diesen Personenkreis geht.
Guten Abend!
@Sachlicher
Jetzt osizillieren wir zwischen (so wahrgenommenen) Vorwürfen und Entschuldigungen… War von allen Seiten nicht beabsichtigt, aber/und reden können wir doch weiter?
@Herrn Sachlicher:
Da Sie schreiben, dass Sie sich an diesem Blog nicht mehr beteiligen wollen, hoffe ich doch wenigstens, Sie lesen meine Antwort:
Zum ersten sind anonymisierte Posts ein no-go für mich. Eine Meinung vertrete ich mit meinem Namen und nicht mit einem Pseudonym.
Zum zweiten gebe ich Ihnen Recht, dass ich Sie nicht kenne und wie Sie keine Notwendigkeit dazu sehe, dies zu ändern.
Zum dritten möchte ich den ersten Absatz meines Schreibens als Provokation verstanden wissen, die wohl auch gefruchtet hat. Sollte es den „Falschen“ erwischt haben und Sie nicht zu den „selbsternannten Kennern“ gehören, so bitte ich dies zu entschuldigen. Aber bei soviel Müll, der in vielen Blogs gepostet wird, entwickelt man (und das ist ehrlicherweise auch bei mir so) gewisse Marotten.
Zum vierten gehe ich mit Ihnen d´accord, dass es sich hier um einen der qualitativ hochwertigsten Blogs handelt, die ich kenne und wenn Herr Wiegold etwas polemisch schreibt, dann meine ich, muss man ihm das zugestehen und es zeigt, wie sehr ihn der Fall Robert Sedlatzek berührt hat.
Und zum letzten mein aufrichtiger Dank für die guten Wünsche an Robert und die einsatzversehrten Kameraden.
Jetzt nehmen wir den Druck ein bisschen raus und bei diesem Post bitte alles mal nicht persönlich…?
@ T.Wiegold | 14. März 2012 – 17:48
[…]…, aber/und reden können wir doch weiter?[…]
Ja, gern sogar. Es war auch wirklich nur auf diesen Blog-Eintrag hier bezogen.
Und dabei bleibt es auch. Ich bin wirklich nicht beleidigt o.ä.-nehmen Sie es bitte eher als freiwillige Selbstbeschränkung meinerseit. Ich meine hier die Dinge nicht so auszudrücken zu können, dass sie nicht ursächlich emotional negativ verfangen könnten bei Betroffenen, Angehörigen, Freunde, usw…
Letzteres muss, vor allem soll, nicht sein und ein wenig Stil und Formen möchte ich wahren, gerade in einem für einen Betroffenen so sensiblen Thema. Und dass es und wie stark emotional es für einige ist, sah ich nun an den ersten Posts nach dem meinigen.
P.S.: Zur Richtigstellung-Ich finde es gut, dass Sie und Hr Seeliger es thematisierten und thematisieren. Ich finde es gut, dass hier darüber nun gestritten wird.
Auch meine PTBS WDB wurde abgelehnt, Begründung: Nein Schuld ist eine Beziehungskrise. Das die Ursache dafür in meiner Erkrankung an PTBS liegt wird negiert.
Als ich das Gutachtem meinem Arzt im BwK zeigte, welches seine Kollegin im SanA gefertigt hatte, fiel er fast um. Wozu ein Traumazentrum und die FU6 wenn die wahre PTBS Kompetenz bei Sozialmedizinern im SanA liegt. Jetzt kümmert sich ein Anwalt des DBwV um die Beschwerde. Ich zum Glück bin wieder OK und bin fast Symptomfrei. Achja auch das wird mir vorgeworfen. Keine Symptome mehr – keine PTBS mehr! Klar ein Alkoholiker der trocken ist – ist ja auch kein Alkoholiker mehr und krank ist er nur wenn er säuft, was für eine Logik.
Wundert mich nicht, dass seine Verletzung durch“groben Fehler“ entstand.
Herr Müller nimmt sich mittlerweile so wichtig, dass er Veranstaltungen in der Kaserne in Seedorf organisiert, ohne die Wache davon zu unterrichten. Hier hat jemand sein Geltungsbedürfnis ausgespielt, das er endlich ausleben kann.
Elitesoldat, ich lass mich tot. Er isn Hundesitter, der auch noch selbst Schuld an seiner Verletzung ist. Wäre er ein Elitesoldat, hätte er die grobe Fahrlässigkeit des Kameraden bemerkt und hätte sich in Schutz gebracht. Fragen sie mal die Kameraden aus meinem Zug in Seedorf was die von ihm halten.
Ach nee, neuerdings is ja der feine Herr durch Weiterbildung „Erzieher“. Ob die Eltern der Kinder die er betreut wissen daß er wenn er aggressiv wird in den Wald geht u Tiere mit Waffen erlegt???????? (Beleg: Interview Ulrike Demmer, DER SPIEGEL, Mai 2010).
Na Herr Wiegold, da heulen Sie aber Krokodilstränen!
Als bekennender Verweigere kann man Ihnen aber den übermäßigen Gebrauch von Adjektiven verzeihen.
Der Unterschied ist doch viel eher, daß der Maurer tatsächlich (unverschuldet) zu Schaden kam.
Hier hingegen ist im Einsatz eine Rakete explodiert. Ich hörte, sowas soll im Soldatenberuf durchaus vorkommen. Herr S-Müller kann nun nicht mehr schlafen, weil sein Pfiffi übern Jordan ist. Mein Beileid. Dies als Anlass zu nehmen um endlich a) absahnen zu können. b) ein KZH bis DZE herauszuholen oder c) Den Soldatenberuf der aud dem Papier anders aussah als in der Realität durch vorzeitige Entlassung zu verkürzen, finde ich menschlich einfach nur unverschämt.
Man muß sich zum vergleich einmal ansehen, was andere Nationen in Afg leisten. Z.b. wenn amerikanische Kompanien nach 18 monaten Tour in Helmand mit 50% Verlusten nach Hause kommen: Die Leute haben PTBS!
StUffz Hundeführer hier damit auf eine Stufe zu stellen ist… ja.
Die deutsche Beteiligung ist ja eher von passivität geprägt (was nicht schlecht ist. Es heißt daß Deutschland lange nicht im Krieg war). Erst durch Oberst Klein fand die gesellschaftliche Entjungferung statt und der Prozess hat ja auch Früchte getragen.
Aber welche Sau hier durchs Dorf getrieben wird, lässt mich nur kopfschütteln. Er kann ja in seiner Therapie beim Pferdefüttern über den Sinn des Lebens nachdenken.
Ich hoffe, daß sich sein Buch reichlich verkauft und er sich daran noch eine goldene Nase verdienen kann. Eventuell wirds ja von Sat1 verfilmt!
In meinem weiteren Bekanntenkreis gibt es einen Polizisten, der nach einiger Dienstzeit auf „Burnout“ gemacht hat, über einige Jahre sich vom Psychater krankschrieben lies und dann sich in den Vorruhestand versetzen lies. Er renoviert nun sein Haus und prahlt damit, daß er nicht mehr arbeiten muß und „wir“ ja „selber schuld“ haben, wenn wir das „System“ nicht ausnutzen. Ich habe diese Sorte Mensch gefressen.
Mir tun nur die Kameraden leid, die das Pech hätten mit sojemandem im Schützengraben liegen zu müssen.
Im Übrigen ist mein Hund auch tot, zwar an Krebs gestorben, aber ich halte weiter tapfer die Stellung!
Es zeigt doch recht deutlich, daß wir Kriegsunfähig sind. An Mensch, Material und Befähigung. Wie wird das denn das nächste Mal ablaufen wenn Frankreich uns wiedermal den Krieg erklärt? Nach 6 Wochen ein Antwortschreiben mit „Ihr Antrag wird bearbeitet“?
Es bietet gleichzeitig auch den idealen Nährboden für Söldnerfirmen, die nun die Gelegenheit haben, hier Lücken zu schließen.
Es wäre wünschenswert wenn das Kriegswaffenkontrollgesetz hier gekippt werden würde, damit private Sicherheitsfirmen dieselben Möglichkeiten bekommen, wie z.B. Amerikanische.
Vielleicht können Sie T.W. journalistisch dies Thematisieren!
Pardon, die beiden letzten Kommentare gehen ziemlich in die untere Schublade. Kritik so viel Sie wollen, und es ist Ihr gutes Recht, Sedlatzek-Müller nicht zu mögen – aber wenn es in persönliche Beleidigung abgleitet, ist es zuviel… Also Warnschuss.
(Wg. dem, was Sie zu dem Buchautor schreiben, nicht etwa, weil Sie mir dankenswerterweise als bekennendem Kriegsdienstverweigerer den übermäßigen Gebrauch von Adjektiven verzeihen.)
„Für die Berliner: Das Buch Soldatenglück wird am (heutigen) Mittwoch um 20 Uhr mit einer Lesung in der Buchhandlung Saavedra, Breite Straße 2A in Berlin-Pankow, vorgestellt.“
Das ist gaaanz im Norden; kurz dahinter hört Berlin auf … ein Zeichen!?!? Naja, nur um die Ecke ist der Platz für die „Großstrategen“ … nämlich Sitz der Bundesakademie für Sicherheitspolitik; ob von dort jemad an der Lesung teil nimmt?
Aber Schluss mit der Polemik.
Auch ich wünsche Robert Sedlatzek-Müller alles Gute für die Zukunft und hoffentlich etwas Linderung.
Es macht mich aber schlichtweg wütend, das Fälle dieser Art (scheinbar) nicht Gegenstand im Kabinet sind und zu Gesetzesreformen führen; manchmal brauchten ja wohl „nur“ die Durchführungsbestimmungen/-verordnungen etc. geändert bzw. angepasst werden; der bearbeitende Beamte muss sich an die Vorschriften halten; hat oft keinen Handlungsspielraum.
Frau Merkel handeln Sie; lassen Sie berichten! Wo ist eigentlich der Bundeswehrverband? Ach so, der kümmert sich nur ums Weihnachtsgeld … macht doch noch mal eine Postkartenaktion! Aber im Ernst, was ist denn in unserem Staate los? So wird „wir.dienen.Deutschland“ niemals funktionieren.
Peter | 14. März 2012 – 20:40
Sind Sie auch als Beamter bei der Bundeswehr der davon träumt Falschirmjäger oder KSK-Soldat zu sein? So ein richtig harter Hund? Kriegserfahren und mit allen Wassern gewaschen …? Naja, Ihr Beitrag liest sich jedenfalls so … und mehr steckt wohl auch nicht dahinter.
J. Redman | 14. März 2012 – 18:28
Seit wann ist der Besucher einer Kaserne für die Unterrichtung der Wache verantwortlich? Früher gab es da einen Kasernenoffizier/Feldwebel. Sie waren wahrscheinlich nicht Soldat.
Herr Redmann sorry, Sie machen den Eindruck eines „Hanswurst“.
@Heiko Kamann
Ich habe den Kamerad Peter so verstanden, dass er meinte, dass „zerfetzte Trommelfelle, überdurchschnittlich lauter Tinnitus und bleibende Hörminderung“ sich eher im unteren und mittleren Spektrum dessens bewegen, was einen Soldat im Kampfeinsatz an Verletzungen erwarten kann. So wie ich den Kamerad Peter verstand, empfindet er vor diesem Hintergrund die Form als uangemessen, in der Kamerad Sedlatzek-Müller sich und seine Situation persönlich in den Vordergrund stellt. Ein Verweis darauf, dass es einige Soldaten gibt die Schlimmeres mitgemacht haben, hätte dieser Kritik vielleicht den Wind aus den Segeln genommen.
Danke Orontes, genau so und nicht anders war es gemeint.
T.W.: Die farbige Formulierung dient der Veranschaulichung meines Standpunktes und soll die Person Sedlatzek-Müller nicht angreifen. Ich kenne den Herren nicht, war nie mit ihm ein Bier trinken und hege keinen Greuel gegen ihn.
Manchmal sind Übertreibungen hilfreich. So wars gedacht.
Orontes | 14. März 2012 – 21:59
Ich erkenne es als Pensionär sehr gerne an, das Sie vom Kameraden Sedlatzek-Müller schreiben.
Herr Peter schreibt von „der Person Sedlatzek-Müller“ und Herr Redmann spricht nur noch von „Herrn Müller“ … Kameradschaft ist da nicht mehr. Kaum das ein Soldat auf sein Schicksal aufmerksam macht, wird er durch den Dreck gezogen. Das zeigt, das die Verteidigungsbeamten noch weit entfernt sind von einer Einsatzarmee. Also bitte, hört mit dem Geschrei nach Veteranentag etc. auf, so lange ihr nicht gewillt seid, Veteranen zu unterstützen.
Hallo Miteinander, mein Sohn kam mit PTBS aus AFG zurück. Da wir 2 Jahre mitgelitten haben, bis eine Heilung in Sicht war, kann ich PTBS ein klein bischen beurteilen. Jeder Fall ist anders; daher keine Vergleiche-die hinken alle, Ich kenne den Fall RSM ganz gut. Als Fallmanager der DKOF (www.dkof.de) kenne ich mehrer Fälle. Bei allen gibt es ein gemeinsames Problem: der Beamte der WBV und des SanDstBw (auch Offz) beurteilen alles nur nach Schema „F“. Als Gegengutachter werden Ärzte genommen, die dafür bekannt sind, dass sie die Gutachten des BWK oder der TrÄrzte in der Luft zerreissen. Da liegt das Problem, nicht beim Minister. Die entscheidende Frage ist: wie kann ich der Bundeswehrverwaltung Verständnis für die Soldaten im Einsatz beibringen. Es gibt allerdings auch Kameraden mit PTBS, die sind an Ihrem Schicksal nicht ganz unschuldig: Es gehören zu einer erfolgreichen Therapie immer mindestens 2 Menschen- der Arzt und der Betroffene. Ich biete an, die Geschichte unseres Sohnes auf Anfrage zuzusenden. Wer mir eine E-mail schickt an info@schwartz-tbb.de. Aber jeder Fall ist anders. Das muss bitte berücksichtigt werden.
Orontes | 14. März 2012 – 21:59
Nach meiner aktiven Dienstzeit habe ich mein Leben (neben meinen Kindern) der Musik gewidmet. Die unten beschreibene Diagnose wäre für mich eine Katastrophe gewesen … ein wesentlicher Lebensinhalt zerstört. Haben Sie darüber mal nachgedacht?
Natürlich kann auch ein „Rechtshänder“ der seine rechte Hand verliert, mit der Linken schreiben lernen … aber er bleibt Rechtshänder.
“zerfetzte Trommelfelle, überdurchschnittlich lauter Tinnitus und bleibende Hörminderung”
@Heiko Kamann
„Die unten beschreibene Diagnose wäre für mich eine Katastrophe gewesen … ein wesentlicher Lebensinhalt zerstört. Haben Sie darüber mal nachgedacht?“
Selbstverständlich! Ich wollte auch nicht die Bedeutung dessen herunterreden, was dem Kamerad zugestoßen ist, und die Unterstützung für Verwundete durch die Bundeswehr ist nach allem was ich auch im anderem Zusammenhang gehört habe stark verbesserungswürdig.
Nachvollziehbar fand ich jedoch die Kritik an der Art des Darstellung. Themen wie PTBS werden von der Öffentlichkeit durchaus verstanden und führen zu positiver Aufmerksamkeit, was m.E. die negative Folge hat, dass individuelle Opfergeschichten manchmal etwas stark in den Vordergrund gestellt werden bzw. eine Versuchung für Soldaten gegeben ist, sich primär als Opfer darzustellen. Bei allem Übel, was dem Kameraden zugestoßen ist, meine ich aber, dass man anerkennen sollte dass in Krieg und Einsatz stets noch wesentlich schlimmere Verwundungen routinemäßig auftreten werden und (meist bei Verbündeten) aufgetreten sind. Die betroffenen Kameraden und ihre Angehörigen und Hinterbliebenen verdienen dabei alle Unterstützung, aber die Bereitschaft zur Unterstützung wird eventuell überstrapaziert, wenn die Selbstdarstellung als Opfer überhand nimmt. Man erwartet vom Soldaten schließlich auch, dass er sein individuelles Schicksal nicht in den Vordergrund stellt oder zu sehr über das klagt, was man von ihm zu Recht erwartet.
Bei diesem Beispiel ist m.E. die Grenze bzgl. des Akzeptablen diesbezüglich eindeutig überschritten:
http://www.afghanistan-blog.de/?p=2764
Ich zweifele nicht daran, dass der Kamerad die Situation als belastend wahrgenommen hat, doch eine gewisse Belastung gehört zum Dienst als Soldat m.E. einfach dazu, und die Öffentlichkeit ist m.E. der falsche Addressat für diese Form der Aufarbeitung.
P.S. Das Dokument ist von 2009, gelang aber erst vor einigen Tagen an die Öffentlichkeit und passt zufällig zur Diskussion.
http://publicintelligence.net/u-s-army-surgeon-generals-office-psychological-issues-of-war/
Passt nur am Rande, aber noch zum Umgang der BW mit ihren Soldaten: Im Focus Nr 10/12 wird auf die hier oft erwähnte Thematik der Helmkamera eingegangen. Unter dem treffenden Titel „Kamera-denschwein“ wird beschrieben, wie u.a. der erfolgreiche Einsatz der Kameras durch die Verwendung von Videomaterial als Druckmittel zur Einhaltung von Dienstvorschriften (Kleiderordnung …) ad hoc torpediert wurde. Seltsamerweise hatte danach keiner mehr die Motivation, die Helmkamera auf freiwilliger Basis zu tragen … Jetzt soll wohl das feste BW-Kamerateam die Dinger tragen, um als leuchtendes Vorbild voranzugehen. Der „Erfolg“ ist absehbar.
@Jack Bristow – Dann war mein Witz über die „Operation Hosengummi“ doch nicht so daneben.
Schaue jetzt gerade etwas betrübt drein.
Eigentlich wollte ich den tollen Blog nur noch verfolgen.
Danke Herr Wiegold, am Srassenmusikprojekt nehme ich anschließend ,viel zu spät,teil.
PTBS hin oder her, der Verlierer ist man immer.
Selbst betroffen, traf ich erst auf Verständnis, als die Ehefrau des Vorgesetzten zu ihm sagte, dein Leben mach ich nicht mehr mit.
PTBS für Vorgesetzte mit ausschließlicher Heimatverwendung.
Danach geht vieles aber dann doch ohne das die Bundesrepublik von wem auch immer übernommen wurde.
PTBS verstehen nur „wirkliche“ Disziplinarvorgesetzte, mich würde interessieren wer dies wirklich mal war (also mehr als die Pflichtrunde vor dem Generalsstab).
Nach der Befragung zur Zufriedenheit mit der Personalführung für Offiziere, vielleicht mal ein weiteres Bachelortortendiagramm.
Liebe i.G., ja es gibt viele, aber doch zu wenig .
P.S. Ja ich kann sehr viele gute Beispiele anführen, leider aber auch zu viele schlechte.
(zu lang im Reserveheer(SKB) gedient)
Ich habe nach einem anregenden Gespräch zum Thema nochmal nachgedacht und meine Position geändert. Man vergleiche das relativ junge Genre der Betroffenheitsliteratur deutscher Staatsbürger in Uniform mit dem öffentlichen Auftreten der anderen Seite, wie man es sich z.B. auf einschlägigen Videos anschauen kann.
Während unsere uniformierten Staatsbürger hauptsächlich über die eigene Belastung klagen, reden die Kämpfer der anderen Seite von Kampf und Sieg. Sollte die deutsche Öffentlichkeit nicht jenen, denen sie ihre Verteidigung anvertraut, erwarten können, dass sie in der Öffentlichkeit mindestens ebenso so entschlossen und vertrauenserweckend auftreten wie die meist schlechter augebildeten Kämpfer des Feindes es gegenüber ihrer Öffentlichkeit tun? Und warum schafft der vorwiegend aus Amateuren bestehende und hundertmal höheren Verlusten sowie viel extremeren Bedingungen ausgesetzte Feind instinktiv, woran unsere Profis zu scheitern scheinen? Angesichts der bevorstehenden Niederlage in Afghanistan sollte wir uns diese Fragen m.E. stellen.
@ Orontes | 16. März 2012 – 19:55
[…]Angesichts der bevorstehenden Niederlage in Afghanistan sollte wir uns diese Fragen m.E. stellen.[…]
Welche Niederlage?