Vorerst kein Partnering mehr mit den Afghanen
Der Mord an zwei US-Offizieren im afghanischen Innenministerium am vergangenen Freitag wirkt sich auf die Arbeit von ISAF über die Hauptstadt hinaus aus: Nicht nur die Offiziere mit Berater- und Verbindungsfunktion und die zivilen Berater wurden aus den Ministerien und Institutionen in Kabul abgezogen – auch das Partnering der Bundeswehr mit der afghanischen Armee ist bis auf weiteres ausgesetzt. Die Kräfte bewegen sich aus den Compounds nicht hinaus, sagte der Sprecher des Berliner Verteidigungsministeriums, Stefan Paris, am (heutigen) Montag in Berlin. So bald die Lage es erlaubt, werde das Partnering fortgesetzt. Die Entscheidung darüber würden aber die Kommandeure vor Ort fällen, also der ISAF-Kommandeur, der US-General John Allen, und die regionalen Kommandeure wie der neue Com RC North Erich Pfeffer.
Immerhin ist die Zusammenarbeit mit den afghanischen Sicherheitskräften eine der wichtigsten Säulen für die Transition, die Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen – und für den – unverändert – angestrebten Abzug der internationalen Kampftruppen bis 2014. Zum Partnering gebe es deshalb aus deutscher Sicht, betonte Paris, keine wirkliche Alternative.
Neben den deutschen Soldaten bei ISAF, die von der internationalen Schutztruppe nach dem Angriff erst mal aus ihrer Arbeit bei und mit den Afghanen abgezogen wurden, lassen auch knapp 40 zivile deutsche Berater ihre Arbeit ruhen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes handelt es sich um etwa 30 Fachexperten, unter anderem vom Zentrum für internationale Migration, die im Auftrag von AA oder Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) arbeiten. Außerdem zwei deutsche Polizisten der EU-Polizeimission sowie laut Verteidigungsministerium um zwei Oberste und einen Oberstleutnant der Bundeswehr in afghanischen Ministerien.
Nachtrag: Nachdem es in den vergangenen Tagen auch gewaltättige Demonstrationen vor und Angriffe auf das UN-Gebäude in Kundus gegeben hatte, hat UNAMA jetzt seine internationalen Mitarbeiter aus der Stadt abgezogen.
Das war’s, Afghanistan.
Wir verabschieden uns und wünschen Euch Alles Gute.
http://andreasmoser.wordpress.com/2012/02/25/good-bye-afghanistan/
Das ist alles so erbärmlich. Wir reißen innerhalb von zwei Wochen mit dem Arsch ein, was wir über elf Jahre hinweg – mit mäßigem Erfolg – mühsam aufgebaut haben. Jetzt müßten wir mit Masse draußen sein. Zeigen, wer Macht ausübt und Sicherheit gewährleistet.
welche masse ? dafür ist die truppenstärke doch eh viel zu gering und dsa in einem land, wo man truppenstärke nicht durch mobilität ersetzen kann
„Zum Partnering gebe es deshalb aus deutscher Sicht, betonte Paris, keine wirkliche Alternative.“
Bei dieser Regierung ist alles TINA, alternativlos.
Das ist natürlich Unsinn denn die klare Alternative ist der sofortige Abzug. Das man damit kurzzeitig die Amis verärgert sollte uns nicht wichtiger sein als unsere Leute dort. Die USA sind ja schon selbst am überlegen wie sie sich am besten möglchst schnell verdrücken können.
mhh man kann mit dem ganzen krempel leider nicht wie der Russe anno dunnemal über die Brücke der Freundschaft davonrollen …
@markus – die Sowjets hatte auch viel Krempel. An Großgerät hatten die nicht viel weniger als die ISAF hat. Ein Teil der Ausrüstung und die Gebäude wurde an die afghanischen Truppen übergeben (und dann oft geplündert) und den Rest hat man mitgenommen.
Allerdings hatten ihre afghansichen Partner besser sowohl zivil als auch militärische vorbereitet. Im Endergebnis hat das wenig genutzt und das wird wohl auch diesemal so werden. Afghanistan muss selbst sein inneres Gleichgewicht finden. Wir können da nur wenig beisteuern.
Na ja, und eines nicht vergessen: Direkt nebenan, hinter der Brücke der Freundschaft, lag die Sowjetunion. Es war ja sozusagen Krieg im Nachbarland. Das bietet logistisch auch ganz andere Möglichkeiten.
@b
„Das ist natürlich Unsinn denn die klare Alternative ist der sofortige Abzug. Das man damit kurzzeitig die Amis verärgert sollte uns nicht wichtiger sein als unsere Leute dort. “
Das kann ich in dieser Absolutheit nicht stehen lassen.
Die bloße Tatsache, dass eine Gefährdung für deutsche Soldaten in einem Einsatzgebiet besteht (und sei diese Gefahr auch noch so groß), ist sicherlich KEIN Grund abzuziehen.
Wir sind ja nicht nur da weil wir den Amis einen Gefallen tun wollten, also aus purer Freundschaft und ohne Hintergedanken, sondern aus politischen Gründen (da kann natürlich die Beziehung zu dem großen Bruder auch eine Rolle spielen!).
D.h. die Frage ob und wann wir Abziehen kann nur in Relation zwischen politischem Ziel/Gewinn und Risiko erfolgen.
@ b und @ wiegold,
das war mein pkt .. sobald man die Brücke überquert hatte, war man wieder „zu Hause“. Ob die Usbeken (und ihre lupenrein demokratischen Freunde) heute so begeistert wären, wenn die NATO dort erstmal das ganze Gerümpel + Truppen parken würde, dass man über Jahre ins Nachbarland geflogen hat ?
ich bin wenig zuversichtlich, dass man so viel Zeit für den geordneten Rückzug hat wie die Russen. Abzug der Westtruppen und Zusammenbruch des Karsairegimes halte ich für nahezu zeitgleich ablaufende Prozesse. -> man wird sich gut überlgen müssen wie man den Abzug gestaltet um nicht in Rückzugsgefechten aufgerieben zu werden.
Im Idealfall hätte man die ANF natürlich soweit aufgebaut, dass sie in den Monaten die man für den Abzug benötigt als Puffer wirkt, der die Kräfte der Taliban noch ausreichend lange bindet.
Ich habe bei den ganzen Berichten immer dieses
http://www.jacanaent.com/Photos/Iconic/024.jpg
oder ähnliche Bilder vor Augen.
Denke aber, dass sich die Lage wieder beruhigt und eine OP Frequent Wind vol.II unnötig macht. Das „nix wie raus“-Szenario liegt sicherlich trotzdem schon in den Schubladen (oder noch auf dem Schreibtisch)
Das was die Bundeswehr und die zivilen Beamten in den Ministerien derzeit in AFG machen, ist doch nichts anderes als ein Rückzug – so eine Art „innere Emigration“.
Es macht doch für die meisten, insbesondere die ISAF-freundlichen Afghanen kaum einen Unterschied, ob die Soldaten im PRT sitzen und nicht rauskommen, oder ob sie in einer deutschen Kaserne ihrem Tagesdienst nachgehen.
Wenn das Partnering nicht innerhalb kurzer Zeit (nach Abflauen der Proteste) wieder aufgenommen wird, dann war es das wohl.
Der Anschlag im Innenministerium muss als voller Erfolg für die Taliban verbucht werden.
Kurz zur Frage der Rückzugsroute:
Die meisten der zentralasiatischen Staaten werden wohl nichts dagegen haben, ihr Staatsgebiet zur Verfügung zu stellen, wenn ein paar MRAPs o.ä. einfach vor Ort gelassen werden. Als zuverlässiger Partner Russlands darf Deutschland bestimmt auch bevorzugt deren Eisenbahnnetz nutzen.
Vielmehr sollten Uzbekistan etc. sich vor den politischen und mitlitärischen Folgen in Acht nehmen. Bisher konnten sich die radikalen Islamisten aus Zentralasien in AFG an der NATO abarbeiten. Wenn dieser Gegner erstmal weg ist, wird es für die Despoten vor Ort ungemütlich.
Ähnlich wie 1975 in Vietnam stellt sich für die Amerikaner dann irgendwann auch die Frage, wer von den Afghanen, die mit dem Westen zusammenarbeiteten, ein Visum für die USA erhält.
Auch Deutschland wird sich möglicherweise darauf einstellen müssen, eine gewisse Anzahl von Flüchtlingen (die dann tatsächlich einen legitimen Asylgrund hätten) aufzunehmen.
Ich denke nach diesen Vorfall beginnen alle mit den Planungen eines Notabzuges. Den Flughafen Kandahar z.B. kann man im Notfall jetzt nicht räumen, wegen der ganzen High Tech Spielzeug. Das größte Problem ist, dass man keine Landroute nach Europa hat, nur eine von Europa nach Afg. Wenn man das High Tech Spielzeug nach Haus geflogen hat, und sich eine Abzugsroute gesichert hat, kann man auch ein Teilabzug bekanntgeben.
„French Defense Minister Gerard Longuet … that using the route through Uzbekistan to withdraw NATO troops from Afghanistan was too costly.“
„Longuet said negotiations for an exit route are currently under way with Uzbekistan and Tajikistan.“
http://www.rferl.org/content/france_afghan_exit_route_via_uzbekistan_costly/24479324.html
Für Usbekistan ist der Afghanistan Einsatze eine Goldgrube.
Wenn 100 Soldaten abgezogen werden, dürfte das Material in Afg erstmal bleiben. Die Amis wollen 2012 auch viele Soldaten aus Afg abziehen. Der Abzug von Material über die Nordroute muss sehr bald beginnen.
@Ben
natuerlich wird das „costly“. Allerdings mit Blick auf Russia, Kazakhstan and Pakistan weniger in finanzieller sondern in politischer Hinsicht mit Blick auf Transitrechte !!!!
Und da habe ich doch meine Zweifel, ob die US bereit sind diese politischen Kosten zu akzeptieren. Es gab schon mal ein strategic redeployment einer internationalen, US-lead Operation/Mission, da wollten die US auch bestimmte politische Kosten nicht tragen und haben einfach die eigenen Truppen/Geraet mit ihren strategic lift capacities abgeborgen und die allies konnten sehen wo sie abblieben.
So ist es eben, keine Arme, keine Kekse.
Dann müssen wir halt noch 10 Jahre bleiben, bis ein paar der A400M tatsächlich fliegen UND auch noch was transportieren können.
@klabautermann
Sobald man das Partnering aufhört muss die ISAF in einen Rutsch innerhalb von Wochen abziehen. Die Afghanischen Sicherheitskräfte werden schnell zu den neuen Herren überlaufen. In Usbekistan kann man kein Zwischenlager für Militärgüter aufmachen.
Ohne Landweg müssen die meisten Fahrzeuge und Militärgüter vernichtet werden. Das dürfte den Chaotischen Abzug in Vietnam noch um einiges toppen. Die Bw steht ja mit ihren Schützenpanzern und Panzerhaubitzen auch im Regen. Ist auch die Frage, ob sich die USA die Behandlung der Freunde noch leisten können.
Ist halt die Frage, was teuerer für die USA ist.
@Ben
natuerlich muss man sich ueber worst-case Szenarien Gedanken machen, allerdings nicht nur. Ich bin nicht der Auffassung, dass die gegenwaertige Lage schon ein mission failure ist.
Gerade auf Twitter von „combatjourno“ -„Noticed an ANP today who was appointed at one of the entry gates to the ISAF District listening to a Taliban song, An infiltrator’s song..“
Zwei gute Stücke dazu:
The End of Trust Or The End of Illusions?
The End in Afghanistan?
Wie die Briten ihren Abzug planen
http://www.defensenews.com/article/20120228/DEFREG01/302280004/U-K-Discusses-Central-Asia-Route-Withdraw-Afghan-Gear?odyssey=mod|newswell|text|World%20News|p
“We have a major logistical operation to undertake to get around 11,000 containers and around 3,000 armored vehicles back from Afghanistan…“
Das ist nur GB mit unter 10.000 Soldaten. Die Amis haben da 90.000 Soldaten. Sobald die Genehmigungen für eine Land Rückzugsroute haben, wird die auch benutzt. Schon allein um die zu sichern.
Übrigens….
Racing for the exits
http://www.telegraph.co.uk/news/uknews/defence/9109508/Britain-begins-preparations-for-Afghanistan-withdrawal.html
„…Britain has a total of 3,000 armoured vehicles and 11,000 containers of equipment worth an estimated £4 billion based in Afghanistan…“
„The U.S. has an estimated 49,000 armoured vehicles and 100,000 shipping containers worth an estimated $49 billion that needs to be shipped back…“
Das Rennen raus aus Afg für die ISAF dürfte bei den Zahlen sehr bald beginnen.
„Unsere Freiheit……………verteidigt“ oder so. Wir alle kennen das Zitat.
Wir alle kennen auch die Versprechungen, die insbesondere in Berlin, von der Staatengemeinschaft gegenueber den Afghanen gemacht worden sind.
Nun deutet vieles darauf hin, dass diese Versprechungen nicht haltbar sein werden, es sei denn die Staatengemeinschaft verlaengert ISAF um weitere 10 Jahre, was sie nicht machen wird, weil ihr die Luft ausgegangen ist. Peak Stabilization war 2008, in etwa zeitgleich mit Peak Oil.
Eins der Versprechen – gerade von den US – an alle Afghanen, die mit den US ehrenamtlich oder angestellt zusammengearbeitet haben, war: wir lassen Euch nicht haengen, wenns schief geht, dann bekommt ihr einen US Pass.
Das sieht der Kongress nicht so, und somit rollt mit zunehmender Geschwindigkeit eiine Absetzwelle in Richtung….na? Europa!
Diese Menschen lassen aber Familie, bzw. Verwandte in Afghanistan zurueck und wer die Familien-, Clan-und Stammes-Kultur in Afghanistan versteht, der kann sich ausrechnen, was fuer ein Sicherheitsproblem wir u.U. in nicht allzu ferner Zukunft nicht nur vor, sondern hinter der Haustuer haben werden, wenn wir es schon nicht haben….siehe illegale afghanische Einwanderung nach Griechenland.
Die Fremdsteuerung der somalischen Piraterie duch die somalische Diaspora ist so ein Fall.
Wie war das noch mal, was ist die Haupteinnahmequelle in Afghanistan??
Und wer ist das geostrategische/stability backbone, infrastructure hub, bzw. node fuer die euro-atlantische Staatengemeinschaft ? Richtig, Deutschland.
Welcome to the real world, Mr. Struck.
@ klabautermann | 28. Februar 2012 – 11:35
[…]Allerdings mit Blick auf Russia, Kazakhstan and Pakistan weniger in finanzieller sondern in politischer Hinsicht mit Blick auf Transitrechte !!!![…]
Nehmen wir Turkmenistan raus aus dem Szenario, weil wir das schlichtweg tun müssen. So bleiben die Route MeS Richtung Usbekistan und Feyzabad Richtung Tadschikistan. Ob die Route Pakistan wirklich nicht genutzt werden kann, sehe ich noch nicht so. Nichts desto trotz allein die Truppenbewegungen in AFG schon ein gewaltiges Echo hervorrufen werden.
Stellt sich die Frage nach politischen Konzessionen und welcher Art diese sein können. Nun sprechen Sie klabautermann | 29. Februar 2012 – 11:04 bereits die entscheidende-für Russland und die anderen Post-Sowjetstaaten entscheidende- Karte an: Unterstützung bei der Grenzsicherung gegen Drogen-, Waffen-, Menschenhandel und dem Entgegenwirken von Migrationsbewegungen, ob nun klientelbezogen sicherheitsrelevant oder nicht.
Dazu gehört neben der „freien Hand“ im UNSR sicher auch die ein oder andere Mark in punkto finanzieller Unterstützung- und Truppen? Auch das scheint heuer nicht unmöglich-innenpolitisch lässt sich das für die erste Zeit, bis die AFG-Anrainer ihr Grenzregime adäquat aktivierten ja auch ganz hervorragend verkaufen, weil die Truppen ja mit Abzugsoption dort stehen.
Anmerkung: Die ZAR sind, soweit dies geht, auf den Abzug von ISAF vorbereitet, begrüßen ihn aber nicht.
Anmerkung 2: Man muss dem Abzug nicht nur negatives abgewinnen. Pakistan und der Iran werden wieder mit ihren Grenzregimen zu AFG beschäftigt sein, da sind dann weniger Ressourcen für andere Baustellen freisetzbar.
China solle beweisen, dass sie zum „Great Game“ tatsächlich bereit sind und ihren Einfluss auf Pakistan einmal positiv nutzen. Allein ob sie es schaffen werden, darf zumindest bezweifelt werden. Und so bleibt es für uns, uns zurückzulehnen und abzuwarten und in 5-10 Jahren der Post-ISAF Ära zu konstatieren ob A oder B zutrifft:
A China ist ein verlässlicher Partner (auch für uns)
B China steht als Gegenüber für einen neuen (auch charakterlich neuen) Kalten Krieg bereit
Die ZAR – Staaten haben sich letztens klar zu Russland bekannt, so wird dies ein Russian Game mit allen Facetten, nun: sollen sie machen-wenngleich die Deutschen Abzugsbefürworter sich schon einmal überlegen sollen, was sie dem CNN Effekt entgegenhalten, wenn die Russen mit den ZAR anfangen aufzuräumen in der Grenzregion. Und das werden sie.
Bleibt man sachlich und nüchtern in Erwartung der sich abzeichnenden Realitäten gibt es „nur“ einen Gewinner: Die Kameradinnen und Kameraden, die bei ISAF nicht länger ihren Hintern hinhalten müssen für ein gescheitertes „UN-Bunte Blümchen-rot/grünes“ Nation Building Abenteuer. Mehr noch: das bisherige Konzept des nation building kann dann endgültig als gescheitert zu den Akten gelegt und der wissenschaftlichen Perzeption zugeführt werden. Das wird in Zukunft hoffentlich eine Menge Ressorcen sparen helfen.
[…]Und da habe ich doch meine Zweifel, ob die US bereit sind diese politischen Kosten zu akzeptieren. […]
Nach den Bush/ Obama Administrationen steht der zukünftige US-Präsident vor einem großen Scherbenhaufen-noch größer als der, den Reagan vorfand. Es wird in jedem Fall spannend. ME kommt es nicht unwesentlich auf die VR China an und dem Egebnis der Lagebeurteilung im Weißen Haus ob man die causa VR China „allein“ angehen will/ überhaupt: kann oder im (zunächsten) Schulterschluss mit Russland.
[…]Es gab schon mal ein strategic redeployment einer internationalen, US-lead Operation/Mission, da wollten die US auch bestimmte politische Kosten nicht tragen und haben einfach die eigenen Truppen/Geraet mit ihren strategic lift capacities abgeborgen und die allies konnten sehen wo sie abblieben.[…]
Ich denke, Sie meinen Somalia. ME, leider nicht so ganz vergleichbar, weil AFG ein Binnenstaat ist und Somalia mit Kenia/ Dschibuti zwei den UN-Truppen wohlgesonnene Nachbarn kannte, die zu diesem Zeitpunkt nur den westlichen Vektor in ihrer Außenpolitik kannten. Letzteres ist bei den AFG-Anrainern nicht der Fall.
Anmerkung: Das sind nur meine Gedanken dazu, das kann man anders beurteilen. Und ich will nochmals anmerken, dass sich meine Anmerkungen aus open source Informationen ergeben.
@sachlicher
Vielen Dank fuer Ihre Anmerkungen, die ich vollumfaenglich akzeptiere.
In der Tat kommt es in ZAR insbesondere auf die Haltung von China, Russland, bestimmt auch Indien an in Sachen Uebernahme von global abgestimmter regionaler Stabilitaets- und Sicherheitsverantwortung.
However, diese Haltung wird in erster Linie davon abhaengen, wie die USA kuenftig agieren werden auf der strategische Ebene. Kooperation auf Augenhoehe oder immer nur von einer Position der Staerke aus als „sole remaining global power“ um mal Strobe Talbot zu zitieren.
Nachmals meinen Dank fuer Ihre Anmerkungen.
@ klabautermann | 29. Februar 2012 – 12:02
Vielen Dank für Ihre Antwort! Bzgl. Indien: Ja, natürlich war es unzulässig Indien unerwähnt zu lassen und besten Dank, dass Sie diesen (mittlerweile) so wichtigen Player in die Diskussion einführen.
Ich muss dazu erklären, dass sich-nimmt man die jüngsten Entwicklungen rund um das Projekt „Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit“ und die darum offiziell abgegeben Statements-und dazu bietet dich ria-novosti schlichtweg an: http://de.rian.ru/search/?query=shanghaier+organisation+f%C3%BCr+zusammenarbeit&x=0&y=0 – als Sujet russisch-indischer Sicherheitsarchitektur der nächsten 5-15 Jahre – -und mehr als eine Skizzierung, Plaktierung gelingt in einem Blog ja kaum- – , dann setzte ich Indien als pro-russisch mit der unbedingten Möglichkeit und Absicht zur Multivektoralen Außen- und Sicherheitspolitik, in der AFG-Position den ZAR Staaten similar, nur das Indien natürlich in einer wesentlich stärkeren Position ist. Ich meine zwar nicht, dass uns bzw. die USA dies zu beunruhigen hätte, aber ich hätte es erwähnen müssen.
Dass Sie ebenfalls zu der Fragestellung: Quo vadis Civitates Foederatae Americae? (Ich glaub der Fall ist falsch, zu lange her…) kommen, erfreut mich intellektuell, erfreut mich aber nicht unter sachlichen Analysekategorien-darf es mich nicht erfreuen.
@sachlicher
die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit „beobachte “ ich schon seit ihrer Gruendung. Dieses Format hat – sagen wir mal – Potential.
Ansonsten sollten wir beide diesen thread nicht weiter diialogisch o.t.’en ;-)
Die Pak. Route wurde geschlossen, weil Taliban freundlich gestimmt Pakistanis gegen die Route demonstriert haben. Um das Volk zu beruhigen, musste die Route geschlossen werden. Die Taliban Freunde werden dafür sorgen, dass sie dicht bleibt.
Das Fenster zu flucht für die Afgh wird sich schnell schließen. Griechenland will seine Grenze besser sichern, der Andrang wird steigen, ergo die Flucht wird teurer. Man wird schnell weite Teile Afg sich selbst überlassen, damit fehlt eine Dollarzufuhr. Mit immer weniger Soldaten ganz Afg zu bearbeiten wird nicht funktionieren.
Deutschland wird mehr Lagerstätte für das ganze US Material. Der Tranportweg in die USA ist zu lang, und es muss sehr schnell gehen. In DE haben die große Kasernen
Eine NDN Route führt über Turkmenistan. Nur die Bahnroute über Russland ist leistungsfähig genug, für einen Abzug. Innerhalb 60 Tagen kann der erste Zug richtung Europ rollen, sehr viel später wird der auch nicht rollen. Die US Politiker können sich keine tausende fest sitzende GIs in Afg leisten. Das Risiko muss schnell minimiert werden.
@ Ben | 29. Februar 2012 – 13:27: […] Eine NDN Route führt über Turkmenistan. […]
Meinen Sie diese (weiße Linie)? http://csis.org/programs/transnational-threats-project/northern-distribution-network-ndn/visualizing-ndn-routes –mir ist nicht bekannt, dass diese aktiv wäre bzw. sich aufgrund Turmenischer Außen- und Sicherheitspolitik aktivieren ließe, lasse mich aber gern eines besseren belehren.
Über Turkmenistan zu spekulieren ist für mich sehr schwierig, verweise hierauf, wenngleich ich nicht alles teile: http://de.rian.ru/opinion/20120214/262688844.html weil es wenige sachdienliche Primärquellen gibt und sich aus Beobachtungen und Einschätzungen viel ableiten ließe.
Klar dürfte sein, dass sich Turkmenistan sicherheitspolitisch an Russland anband und dies unter eine „selbstgewählte außenpolitische Neutralität“ auch aktiv auslebt, mit teils skurilen Facetten http://de.rian.ru/culture_and_sport/20111212/261964124.html -aber unterschätzen wir die Macht der Bilder in dieser Region bitte nicht. Daran änderte bisher auch nichts an der leichten Verstimmung bzgl. NABUCCO.
Nach dem Scheitern, ich denke das darf man so nennen, der türkischen Versuche sich als Leadnation für die Turkvölker zu positionieren (siehe Kongress 2006 in Antalya) und der klaren russischen Absicht die Türkei in ihren Regional-Hegemon-Streben zu behindern, darf bezweifelt werden, dass sich Turkmenistan umpositioniert, auch wenn man gern miteinander schnackt: http://www.turkmenistan.ru/en/articles/15950.html .
Bzgl. der VR China bleibt festzuhalten, dass ihr Stern in den ZAR sinkt, weil man sichseitens der ZAR mehr Investitionen, die aufgrund fehlendem chinesischem Interesse ausblieben, erhoffte in die Fertigungsindustrie und die Chinesen recht „schlecht“ die Exporte bezahlen-andererseits natürlich ein wichtiger Handelspartner und Garant für die lokale Mehrvektorenpolitik bleibt.
Und wir tun gut daran Turkmenistans PfP Einbindung http://www.nato.int/cps/en/natolive/topics_50317.htm?selectedLocale=en nicht überzustrapazieren in einer Analyse.
Ich meine, es herrscht wenig Interesse in Aşgabat zum „Frontstaat“ bzgl. eines sich destabilisiernden Afghanistans, eines eventuell in einen Konflikt gezogenen Irans zu werden und ohne russische Unterstützung da zu stehen, allein schon weil die ca. 25 300 Frauen und Männer im Aktivstand http://www.bmlv.gv.at/truppendienst/milint/td_milint-laenderinfo.php?id_c=41&table_id=2 (+ca. 15000 unmittelbar einberufungsbereiter Reserve) nicht mal für ein sich damit abzeichnendes doppeltes Migrationsmanagement reichten, schaut man sich die geomorphologischen Gegebenheiten an-wie es die Kasachen bzgl. der Provinz Xinjang auch nicht könnten. Hier fehlt es nicht unbedingt an Klasse und logischen Konzepten, sehr wohl aber an Masse. Und die Frage sei erlaubt: Wer soll diesen russischen backbone denn adäquat ersetzen?
Wenngleich ich keinerlei Kenntnis habe, was hinter verschlossenen Türen beredet wird, bleibt für mich die „weiße Route“ eine schwer nutzbare. Ich vermute diese Routen: http://therearenosunglasses.wordpress.com/2010/03/21/the-northern-distribution-network-ndn-rail-and-road-routes/ und wenn Sie mich ganz persönlich dazu fragen:
[…]Ben | 29. Februar 2012 – 13:27
Die Pak. Route wurde geschlossen, weil Taliban freundlich gestimmt Pakistanis gegen die Route demonstriert haben. Um das Volk zu beruhigen, musste die Route geschlossen werden. Die Taliban Freunde werden dafür sorgen, dass sie dicht bleibt.[…]
Die Taliban werden an der Route über Pakistan stehen und Beifall klatschen-zu hoch der erwartbare Mehrwert für diesen Akteur, der aber-und das vergessen wir bitte nicht-nur ein player von vielen ist und auch in Zukunft sein wird, wir subsumieren da mitunter zu viel darunter. Oder anders: Was sich schließt, lässt sich auch wieder öffnen.
Zum Stichwort „chaotischer Abzug“: Wer sagt das, dass dieser chaotisch werden wird? Man wird keine wirtschaftlich unsinnigen Entscheidungen treffen. Diese dann umzudeuten in „chaotische Abzugsmodalitäten“ ist meine Sache nicht.
Ich meine, dass GenMaj Pfeffer sehr viel richtiges sagt:
[…]Sie haben am vergangenen Wochenende das Regionalkommando Nord der internationalen Afghanistan-Truppe Isaf übernommen. Was wird Ihre Aufgabe im kommenden Jahr sein?
Kernaufgabe ist die schrittweise und zunehmende Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die afghanischen Kräfte. Dabei gilt es gleichzeitig zu konsolidieren, was man bisher erreicht hat, und wo es möglich ist, die Erfolge weiter auszubauen.[…] http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/generalmajor-erich-pfeffer-begleitung-im-gefecht-gehoert-weiter-dazu-11664388.html
Um das zu erreichen, erscheint Partnering als ein geeignetes Instrument-wenngleich es dazu eben zwei geben muss. Außerdem ist dieser Aussage dahingehend Respekt zu zollen, dass sie sich klar zum Abzug bekennt, ohne in argumentative Paniken oder gar Logikbrüche zu verfallen.
Auch wenn 5-10 Jahre nach ISAF-Ende die Frage stehen sollte: wofür sind die Kameraden gestorben, gefallen, verletzt, verwundet worden (wie auch immer man hier sprachlich vorgehen möchte)?
So wird die Antwort nicht bitterer ausfallen als jetzt, vielleicht als positives Momentum sich mitnehmen lassen: In x Jahren ISAF haben wir erreicht, dass sich die ZAR so aufstellen konnnten, dass sie nun selbst -wenngleich mit externer Hilfe, aber doch als Haupthandlungsträger- ihre Region stabil halten können.
Unterschätzen wir bitte in der Diskussion diesen Erfolg nicht!
P.S.: Weil das neuerdings hier wichtig zu sein scheint: Ja, ich weiß, was das The Center for Strategic & International Studies (CSIS) ist, wo es sich befindet und wie es sich aufgrund der Protagonisten politisch verortet. Die Links dienen der Illustration und nicht der Posititionierung.
@ klabautermann | 29. Februar 2012 – 13:04: […]Ansonsten sollten wir beide diesen thread nicht weiter diialogisch o.t.’en ;-)[…]
Ja, sorry-vor allem an Hr Wiegold, war der letzte Post diesbezüglich: versprochen!
Laut Wikipedia ist die Route über Turkmenistan schon aktiv:
http://en.wikipedia.org/wiki/NATO_logistics_in_the_Afghan_War#Routes
„Another, more southern route starts at Ponti, Georgia …Supplies land in Turkmenistan… In 2010, this route carried one third of the NDN’s traffic.“
Über Pak müsste man erst mit den Taliban verhandeln. Die Taliban müssten wieder mit den Stämmen verhandeln. Ein Zwischenfall, und die Route ist wieder zu. Ein Abzug über die Nordroute kann man still und heimlich schnell starten. Man will sowieso 2012 abziehen. Bevor man das offiziell bekannt gibt, muss man möglichst viel Material draußen haben.
Wir sprechen hier von über 55.000 Fahrzeuge und über 130.000 Container. Ich denke, die ISAF hat schon die Züge und die Container angemietet, um den ersten Schwung daraus zu bekommen. Umso mehr raus ist, umso mehr eigenen Spielraum hat man.
U.S. General Says Closure Of Pakistan Supply Routes Complicates Afghan Pullout
Das man bis 2014 da bleiben will, ist auch nur eine Schutzbehauptung.
Bei der Nordroute ist die Tranportzeit das Problem. Einmal Uzbekistan nach Lettland dauert 60 Tage. Unendlich Züge besitzt Russland auch nicht.
Die andere Route über Georgien dauert nicht viel kürzer. Dazu dürfte hier die Fähre ein Flaschenhals sein.
Kürzer wäre wohl eine Zugverbindung zu einem Schwarzen Meer Hafen.Irgendetwas müssen die sich sehr schnell überlegen.