Aufruhr in Afghanistan – und Versuche, gegenzuhalten
Eine Leseempfehlung – diese Geschichte auf einer, jawohl, UN-Webseite zum Aufruhr in Afghanistan:
How Some Young Afghans are Using Social Media to Call for Calm
Eine Leseempfehlung – diese Geschichte auf einer, jawohl, UN-Webseite zum Aufruhr in Afghanistan:
How Some Young Afghans are Using Social Media to Call for Calm
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Westliche Beobachter neigten schon im „arabischen Frühling“ dazu, die Rolle sich im Internet artikulierender lokaler Bevölkerung zu überschätzen. Meistens handelt es sich dabei um das Segment der Bevölkerung, mit dem sich Journalisten oder Aktivisten etc. am Besten austauschen können, weil es Englisch spricht und eigene Einstellungen teilt. Die „young, media-savvy Afghans“, auf die die VN-Aktivistin sich bezieht, machen jedoch maximal 1% der Bevölkerung aus, die über das Internet vielleicht 2-3% der Bevölkerung erreichen, wobei es sich vorwiegend um jüngere Städter handelt, deren Einfluss auf die eher ländlichen Demonstranten bzw. deren Anführer minimal sein dürfte.
Wenn die Aktivistin also als Maßnahme gegen die Unruhen vorschlägt, „the international community …will have to invest in the civic and youth leaders“, dann ist dies aufgrund der damit erreichbaren Zielgruppen kein realistischer Vorschlag, zumal es vermutlich Jahre dauern würde, bis diese Jugendführer breitere Wirkung entfalten könnten. Bei früheren Anlässen war es deutlich wirksamer, auf die eine oder andere Weise Einfluss auf die „demagogic politicians and religious leaders“ zu nehmen, von deren Entscheidungen es direkt abhängt, ob Menschen gewalttätig demonstrieren oder nicht. Bei diesen Anlässen erzielte man die gewünschte Wirkung aber nur, weil man die üblichen Verdächtigen direkt nach dem mutmaßlichen Vorfall ansprach und zur Kooperation motivierte.
Ein plötzlicher Komplettabzug aus Afghanistan ist für die ISAF die absolute Horrorvorstellung. Afg oder ein ISAF freundlich gestimmtes Land haben ja keinen Hafen, den man zum Abzug nutzen könnte. So viel Material kann man auch nicht innerhalb kurzer Zeit per Luft abtransportieren.
Im Besten Fall könnte man den kürzesten Weg über die Pakistanischen Häfen nutzen. Wenn Pakistan seine Häfen weiter geschlossen hält, muss man über den Norden abziehen. Das einfachste wäre hier, wenn man die Zug- und Landverbindungen über Russland auch für Militärisches Gerät nutzen könnte. Ansonsten bliebe nur die Route nach Georgien.
Die Amis haben in Afg so einiges Abzubauen. Man denke nur an die Flughäfen. Das wird Monate dauern.
@Ben – die Amerikaner verhandeln gerade mt den Zentralasiatischen Ländern um einen Abzug an Russland vorbei zu organisieren: U.S. Seeks Afghan Exit Routes
Das wird wohl notwendig sein weil es sich die Amerikaner mit den Pakistanis, Iranern und Russen verscherzt haben und keiner der drei ohne politische Zugeständnisse bereit ist den Abzug durch ihr Land zuzulassen. Die Routen die man nun verhandeln sind aber lang, teuer, ungewiss und von sehr begrenzter Kapazität.
Wie immer zeigt sich das es leicht ist einen Krieg anzufangen und sehr schwer den wieder zu beenden.
Wenn man in den nächsten 1-4 Wochen die Zusammenarbeit mit den Afghanen nicht mehr aufnehmen kann, dann ist der Krieg schon verloren. Wenn die Afghnischen Sicherheitskräfte merken, das Fähnchen sich zu gunsten der Taliban dreht, dann werden die Sicherheitskräfte schnell komplett zu den Taliban überlaufen. Deren oberstes Ziel ist es, die eigene Haut zu retten.
Die ISAF kann dann nur noch eine Vereinbarung mit den Taliban schließen, und so schnell wie möglich abziehen.
Das mit den Syrien oder Iran Kriegen dürfte man wohl auch gleich mit abhaken. Russland oder China könnten ja auf Diplomatischen Weg versuchen, die Abzugsrouten zu sperren.
@b
Die Nachschubwege über Russland sind immerhin noch offen. Über Russland dürfte der Abzug noch am billigsten sein.
Alternativrouten könnten dazu führen, dass tausende US Soldaten in Georgien sind. Wenn die gar nicht raus kommen, kampieren tausende US Soldaten in der Nachbarschaft von Russland. Bei einen Abzug über Russisches Gebiet könnte Putin wenigstens sicherstellen, dass die US Truppen sich alle schnell aus der Region restlos entfernen.
Dieses ganze Material per Schiff in die USA zu verlegen dauert sehr lange. In irgendeinen Land muss das Material einige Zeit sicher Lagern können.
Es ist und bleibt Wahnsinn, nicht vergleichbar mit der günstige Lage der Golfstaaten … und wenn man sich vorstellt, was da in 11 Jahren alles herein geschafft wurde. Auf Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Schienenverkehr_in_Afghanistan ist nachzulesen, dass die Tonne Luftfracht $14.000 kostet! Ich denke man kann so oder so nur das notwendigste wieder mitnehmen, alles andere muss im Rahmen der „Ausrüstungshilfe“ da gelassen/ vernichtet werden. Das Gleis in Mazar ist einspurig, man kann sich vorstellen wie groß der Verschleiß wäre und vor allem wie schwer die Force Protection wäre! Da müssen wohl als erstes auf der ganzen Strecke HESCOs aufgestellt werden! Man steckt – nicht nur logistisch – in einer Sackgasse!
@Mariner ……auf der ganzen Strecke HESCOs…. besser:
30 Flugabwehrkanonenpanzer Gepard. Mit ihnen wäre es möglich gewesen, ein Ziel zu bekämpfen und gleichzeitig ein weiteres Ziel optisch zu verfolgen oder den Luftraum und Boden während der Verfolgung und Bekämpfung zu überwachen.
Die Nachschublinien kann man hier sehen:
http://en.wikipedia.org/wiki/NATO_supply_lines_to_Afghanistan#Northern_Distribution_Network
Die eine Nordroute, die 5.169 km lang ist, geht über Litauen, Russland, Kasachstan und Usbekistan. Die ist mit den Zug. Die andere geht über Georgien, Aserbaidschan , dann mit der Fähre über den Kaspisches Meer nach Turkmenistan und als letztes wieder Usbekistan. Die ist zwar kürzer, aber teurer, da LKW Fähre LKW. Iran, wie Russland grenzen ans Kaspische Meer. Bei einen USA Iran Konflikt ist die Route auch zu. Bei einen USA Syrien Konflikt könnte Iran die Route auch stören.
Im Grundsatz sind das beide Horror Routen für einen Abzug. Man sitzt praktisch in Afghanistan in einer großen Falle. In Usbekistan gibt es keinen Platz, wo man die ganzen Fahrzeuge und das Material länger lagern kann, bis man das per Flugzeug raus geflogen hat. Schnell raus kommt man nur mit ganz langen Fahrzeugkonvois.