Kosovo: Gespannte Ruhe in Jagnjenica
In Jagnjenica, der Ortschaft im serbisch bewohnten Norden des Kosovo, wo es am Montag zu schweren Auseinandersetzungen mit der internationalen KFOR-Truppe gekommen war, gab es wohl eine ruhige Nacht. Allerdings, so meldet der serbische Sender B92 (Googe-Übersetzung hier), ist es wohl auch eine gespannte Ruhe.
Da ich heute unterwegs und weitgehend offline bin: Ergänzungen und Links zur aktuellen Entwicklung in den Kommentaren willkommen.
http://www.b92.net/eng/news/politics-article.php?yyyy=2011&mm=11&dd=29&nav_id=77545
http://www.stern.de/politik/ausland/nach-zusammenstoessen-im-kosovo-serbien-erhebt-schwere-vorwuerfe-gegen-bundeswehr-1756656.html
„Nach Darstellung von Ivanovic müssen sich „besonders die deutschen Soldaten“ darauf einstellen, dass sie „in einer Umgebung sind, wo sie nicht willkommen sind“.
Ich wage mal zu bezweifeln, ob es die K-Serben lieber mit amerikanischen Kräften aufnehmen möchten. Die Reaktion auf Beschuß könnte etwas eindeutiger ausfallen.
Die Reaktion der Österreicher auf diesen Vorfall:
http://orf.at/stories/2092004/2092013/
„Demonstrant zu SR: Frag ihn mal, wie wir ihren Kommandanten getroffen haben sollen.
Ein anderer Demonstrant: In den Hintern haben wir ihn vermutlich getroffen.“
http://www.redglobe.de/europa/serbien/4786-rdas-ist-eine-luegel-20000-kosovo-serben-wollen-russische-staatsbuergerschaft
Zwei interessante Meldungen von B92:
„KFOR: We’ll shoot if Serbs unload gravel“ (http://www.b92.net/eng/news/politics-article.php?yyyy=2011&mm=11&dd=29&nav_id=77551)
„Boris Tadić has called on Serbs from northern Kosovo to withdraw from barricades.
‚The barricades are not contributing to the defense of Serb national interests. On the contrary, they are endangering them. …
He also says that any escalation in Kosovo endangers Serbia’s interest and stressed that mistakes from the 90s must not be repeated …“ (http://www.b92.net/eng/news/politics-article.php?yyyy=2011&mm=11&dd=29&nav_id=77550)
Was haben die Serben für ein Glück, dass da nicht Amerikaner oder Franzosen stehen. Die würden solchen Zinnober nicht mit sich machen lassen. Aber mit uns ladegehemmten Gutmenschen kann man’s ja machen…
….ladegehemmten Gutmenschen kann man’s ja machen…
siehe auch Bericht 29.11.2011von Hellmut Königshaus: Wehrbeauftragter wirft Bundeswehr mangelhaften Aufklärungswillen vor
Es ist in der Tat so. Es wäre besser, wenn man die Führung an eine andere Nation übergibt. Ich vermute sogar, dass dieser Effekt schon einiges bewirken würde, weil da noch Respekt existiert. Deutschland ist in dieser Region nur dafür bekannt, dass man den Geldbeutel zückt und Zugeständnisse macht. Machen wir uns nichts vor. Wir haben dort einen „Weicheier-Ruf“, und den kriegen wir nach den letzten Aktionen auch nicht mehr weg.
Zieht den deutschen General ab, er bekommt die Lage nicht mehr in den Griff. Schickt einen Franzosen hin, die lassen sich nicht so einfach vermöbeln.
„Zieht den deutschen General ab, er bekommt die Lage nicht mehr in den Griff. Schickt einen Franzosen hin, die lassen sich nicht so einfach vermöbeln.“
Man sollte dabei aber nicht vergessen, daß ihm sein Vorgänger im Amt den Schlamassel eingebrockt hat. Hätte Bühler die ersten Straßensperren gleich konsequent räumen lassen, hätte es auch der letzte K-Serbe verstanden und sich einem anderen Hobby zuwenden müssen.
Hier mal eine treffende Lagebeschreibung:
http://www.europeonline-magazine.eu/zwickmuehle-kosovo-wie-sich-politik-und-militaer-blockieren_171033.html
Ja, sicher. Wenn ich etwas androhe, dann muss ich es auch umsetzen. Sonst verliere ich meine Glaubwürdigkeit – im Kosovo und Umgebung erst recht! Da zählt Stärke und immer feste auf die Kacke hauen, sonst nimmt dich niemand ernst. Man schaue sich nur die Videos der ein oder anderen Spezialeinheit an ;-) Die brauchen das anscheinend, immer kräftig auf dicke Hose machen. Sonst wirst du ignoriert.
“Zieht den deutschen General ab, er bekommt die Lage nicht mehr in den Griff. Schickt einen Franzosen hin, die lassen sich nicht so einfach vermöbeln.”
ich hätte ja noch einen besseren Vorschlag: warum fahren nicht gleich alle nach Hause zu ihren Familien,
denn wenn ich das so lese werden die Offiziere und ihre Soldaten schon arg wegen ihrer Fähigkeiten in Frage gestellt, aber woran liegt denn die jetzige Situation, meiner Meinung nach an der falschen Politik unserer Regierung und der Führung der Bundeswehr bzw. der NATO
ich weiß das ich militärisch keine wirkliche Ahnung habe,aber ich sehe und lese das unsere Kinder dort arg im Regen stehen gelassen werden und es sicher nicht an ihnen liegt wie sich die Situation dort entwickelt hat
die Jungs können nur so gut sein wie ihre Ausbildung in der Heimat war!!!
ich bin jedenfalls unsagbar froh wenn alle wieder GESUND bei ihren Familien ankommen,
den verletzten Soldaten wünsche ich eine schnelle Genesung!!!!!
Die Kritik bezieht sich auf die militärische Führung. Politik spielt sicherlich auch eine Rolle. Die „Appeasement-Politik“ ist schon so weit fortgeschritten, dass man aus deutscher Sicht gar nicht mehr robust handeln kann, weil die Abschreckung nicht mehr gegeben ist.
@all
Statements von ComKFOR und NATO gibt’s in einem neuen Thread.
Was die Kritik an der militärischen (!) Führung angeht: Da hab‘ ich ein bisschen den Eindruck, die kriegen hier Prügel für etwas, für das sie nur sehr eingeschränkt etwas können, wenn überhaupt…
@T.W.
Das ist nun mal das Los der Exekutive.
@ dallisfaction:
„Was haben die Serben für ein Glück, dass da nicht Amerikaner oder Franzosen stehen.“
@ Offi:
„Schickt einen Franzosen hin, die lassen sich nicht so einfach vermöbeln.“
Wer stand im März 2008 in erster Reihe und hat sich vermöbeln lassen und ebenfalls erst scharf geschossen, als einem UNMIK-Polizisten eine Handgranate zwischen den großen Zehen explodiert ist und die ersten zehn Mollies vor den eigenen Reihen detoniert sind?
In meinen Augen ist es wie immer: wir haben zwar Personal, über welches man sagen kann „Wehe wenn sie losgelassen“, aber es traut sich ja keiner loszulassen. Und bei allem Schimpf und Schande über (durch Lehrvorführungen) abgenutzte Ausrüstung etc., ich will nicht wissen wie die Amis in ihrem „CRC-light“-Anzug ausgesehen hätten.
@Thomsen
Volle Zustimmung
Und die Briten haben sich das im eigenen Land jahrzehnte bieten lassen.
Was die Amis angeht, die haben null erfahrung mit Unruhen unterhalb von Feuergefechten.
Im Irak haben sie das immer die Iraker machen lassen und anderswo halten sie sich da auch eher raus.
Man sollte sich nur mal die blamablen Polizeiensätze gegen die „occupy“ Protestler anschauen. Ich weiß das sind polizisten aber die US-polizei besteht ja größtenteils aus ehemaligen Soldaten und umgekehrt dienen viele Polizisten als Reservisten im Ausland.
Bei unseren Castorgegnern hätten die entweder reißaus genommen oder ein Massaker angerichtet….
Ich denke ebenfalls dass die Bundeswehr die Faehigkeiten und das Personal hat, robust und trotzdem ueberlegt vorzugehen. Das lokale „Weichei-Image“ verorte ich in Entscheidungen auf politischer Ebene. Ein Grund mehr fuer Reiter und Hunde. Tiere erzeugen einen ungeheuren Respekt, und zwar unterhalb der letalen Schwelle.
Es ist mir vollkommen klar dass es ein Unterschied ist, ob aus einer Menschenmenge heraus Molotow-Cocktails etc. geworfen werden oder ob aus dem rückwärtigen Raum scharf auf KFOR geschossen wird. Bei beidem ist in meinen Augen aber nur eine Antwort geeignet, erforderlich und angemessen: Blei. Es muss jedem serbischen Demonstranten bei nächster Gelegenheit vermittelt werden, dass das Richten einer Schusswaffe auf KFOR unmittelbar „Übungsende“ bedeutet, und zwar schmerzhaft. Nur so besteht Hoffnung, dass KFOR ernst genommen wird.
Wenn die Serben schlau sind dann belassen sie es bei dieser einmaligen Eskalation und lassen sich dann bei möglichwerweise grenzwertigen Situationen medial in die Opferrolle drängen. Da ist dann aber die oberste Etage von KFOR gefragt, sowas zu rechtfertigen und zu decken. Womit wir wieder beim Problem wären…
Abgesehen von der „scharfer Schuss“-Eskalation würde ich es sehr begrüßen, wenn so oder so zwei, drei Gänge hoch geschalten wird. Aber das waren bestimmt nur verwirrte Einzeschützen, das wäre nie im Sinne der serbischen Demonstranten gewesen…
Zitat Transatlantik: „Ein Grund mehr fuer Reiter und Hunde. Tiere erzeugen einen ungeheuren Respekt, und zwar unterhalb der letalen Schwelle.“
Bei all unseren Versuchen als Bundeswehr überall durch Spezialisierung perfekt zu werden, muss man sich irgend wann auch die Frage stellen, wo die Grenzen der Armee sind und andere Ressorts tätig werden müssen.
Auf den Punkt gebracht nicht nur die Fragestellung „machen wir die Dinge richtig“, sondern auch „machen wir die richtigen Dinge“.
Meiner Bewertung nach handeln wir zum Teil im Kosovo eh schon in erheblichen Teilen substitutiv für nicht oder zu schwach vorhandene Polizeikräfte. Kann man machen – sollte m.E. aber nicht Maßstab zukünftiger Strukturen sein. Wenn wir jetzt Reiterstaffeln zum Riot Control aufstellen, können wir auch noch Ordner für Großveranstaltungen ausbilden oder Anti-Schotterer Truppen für Castortransporte…
Erfordert die Situation aber explizit Soldaten, d.h. man geht von lethalen gegnerischem Gewaltansatz mit Waffenanwendung aus – dann möchte ich nicht unbedingt auf einem Pferd sitzen und „The Charge of the Light Brigade“ in einer Uraufführung – bei blutigen Eintrittsgeld – erleben.
Ich selbst habe im Kosovo 2004 mit Hunden gearbeitet und da waren sie zweckmäßig – wobei wir auch polizeilastig eingesetzt waren. In Afghanistan braucht man nur noch die Hundenase wegen ihres Spürsinns – Riot Control mit Hunden wenn Schusswaffen und Handgranaten angewendet werden, macht einfach keinen Sinn. Beim Taloquanszenario dieses Jahr blieb dann eben nur noch die Anwendung der Schusswaffe – wenn man sich nicht wie in MES bei der UN masakrieren lassen wollte.
Immer das gleiche. Die Misere zieht sich von der Kinderstube bis hin zum Balkan. Wenn Papa sagt: „Nu is aber Schluß“ und es ist nicht Schluß, dann muß er machen, was er vorher angedroht hat. Darum muß Papa auch vor dem Drohen gut überlegen, ob er das, was er da androht, nachher auch durchzuziehen gedenkt.
Jetzt mal ganz ohne political correctness gesprochen: Wenn Papa mit dem Kochlöffel droht und ihn hinterher nicht einsetzt, wer ist dann schuld, wenn die Kinder über die Tische tanzen? Der Papa oder der Kochlöffel?
Räumungsvideo von Tanjug mit recht guten Bildern des Vorgehens von ORF. Einschließlich deutschem Wasserwerfereinsatz – es geht halt auch außerhalb von ILÜ und Co. ;-)
http://www.tanjug.rs/videoDet-e.aspx?galID=49556
http://www.badische-zeitung.de/bundeswehrsoldaten-stehen-im-kosovo-zwischen-den-fronten
@Leo
Hm, wenn die den Bataillonskommandeur Glaab so herausstellen, hätten sie vielleicht auch anmerken sollen, dass er einer der beiden Soldaten ist, die durch die Schüsse verwundet wurden… (So wirkt es ein bisschen wie aus der Konserve.)
…finde es in Ordnung. Beißt der Geschichte keinen Faden ab und hat wohl auch etwas mit Respekt dem Soldaten gegenüber zu tun.