UN bestätigt Foltervorwürfe gegen afghanische Polizei und Geheimdienst

Erste Informationen aus einem Bericht der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA) waren bereits Anfang September durchgesickert, jetzt hat die UN-Verwaltung in Kabul den Bericht auch offiziell vorgelegt: In Gefängnissen des afghanischen Geheimdienstes NDS (National Department of Security) und der Polizei wird immer wieder gefoltert. Das betrifft auch Gefangene, die von der internationalen Schutztruppe ISAF an die afghanischen Behörden übergeben wurden – Grund genug für ISAF, diese Übergabe zunächst auszusetzen.

Folter ist dabei, betonen die Vereinten Nationen, nicht eine landestypische Form des Umgangs mit Gefangenen: Vor allem der NDS habe systematisch gefoltert, um Geständnisse zu erpressen oder die Inhaftierten zur Preisgabe von Informationen zu zwingen. Dabei seien auch Jugendliche unter 18 Jahren gefoltert worden. Typische Misshandlungen seien das Aufhängen an den Armen über längere Zeit, Schläge mit Gummischläuchen und Elektroschocks unter anderem an den Genitalien.

Die Zusammenfassung des UNAMA-Berichts (executive summary) mit einem Link zum ganzen Dokument hier. Es gibt auch eine erste offizielle ISAF-Reaktion, kurz gefasst: wir arbeiten dran, dass nicht mehr gefoltert wird.

(Eine Bitte für die Kommentare: Aussagen nach dem Motto so was gehört zur landestypischen Folklore sind, glaube ich, verzichtbar.)