Türken vs. Israelis?
Das Thema habe ich hier bewusst noch nicht aufgegriffen, weil es eigentlich den Rahmen dieses Blogs sprengt. Aber ich sehe in den Kommentaren zu einem anderen Thread, dass die mögliche Konfrontation zwischen der Türkei und Israel etliche meiner Leser bewegt…
Inhaltlich sage ich von meiner Seite erst mal nichts dazu, empfehle aber zur Lektüre die Betrachtungen der Bloggerkollegen und Marinekenner von informationdissemination.net: Diplomacy can be ugly:
But the bigger point is that Israel doesn’t want to fight Turkey, and despite the public rhetoric, it is hard to believe Turkey would risk a major military incident with Israel over the Palestinians or has any desire to engage in a military contest with Israel.
Die Kommentare zu diesem Thema aus dem anderen Thread verschiebe ich hierher.
Da ich keinen passenden Threat gefunden habe, setze ich es eben hier rein.
Ich finde die Wortwahl Erdogans etwas kritisch. Aus dem „Spiegel“ :
„…
Türkische Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet werden ab sofort unter den Schutz von Kriegsschiffen gestellt. „Wir haben humanitäre Hilfe, die dorthin geschickt werden soll. Und unsere humanitäre Hilfe wird nicht mehr angegriffen, wie es bei der „Mavi Marmara“ geschehen ist“, sagte Regierungschef Recep Tayyip Erdogan dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira. Bei einem erneuten Angriff auf die Gaza-Flotte müsse Israel mit einer „angemessenen Antwort“ rechnen.
Im vergangenen Jahr waren bei einem israelischen Militäreinsatz gegen das türkische Gaza-Hilfsschiff „Mavi Marmara“ neun türkische Aktivisten getötet worden waren. Niemand habe das Recht, Schiffe in internationalen Gewässern anttackieren. „Wir werden es nicht zulassen, dass solche Schiffe nochmals Ziel von Angriffen Israels werden.“ Damit verschärft sich der Streit zwischen der Türkei und Israel um den Angriff auf die Gaza-Hilfsflotte im Mai 2010 weiter.
Die Türkei werde die internationalen Gewässer genau beobachten. Sein Land habe außerdem Schritte unternommen, um eine einseitige Ausbeutung der natürlichen Ressourcen im östlichen Mittelmeer durch Israel zu unterbinden, sagte der türkische Regierungschef weiter. Einzelheiten nannte er jedoch nicht.
…“
@mwk
Sie sagen es. Vlt muss Deutschland bald wirklich seine Treue zu Israel unter Beweis stellen; fürchterlich, was Erdogan da gerade (vollzieht) von sich gibt.
@TW
Vlt. könnten SIe das Thema im Auge behalten und ggf einen eigenen Thread (heißen die so?) aufmachen? Es gab da zur Causa Mavi Marmara hier im Blog bereits ausgezeichnete Diskussion, aus der es sich dann lohnte, Extrakte mit in den Post einzupflegen.
(Ich will Ihnen nicht vorschreiben, was, wie zu machen aber hier kann man wenigstens noch unaufgeregt sich austauschen und Fragen stellen! Bei den Mainstream-Medien endet dies allzu häufig im Desaster)
@mwk
Erdogans Verhalten in der Israelfrage ist in der Tat interessant. Die Türkei versucht offenbar auf diesem Weg, Einfluss und Status im Nahen Osten zu gewinnen. Jeder, dem so etwas in der Vergangenheit gelang, schaffte dies auch dadurch, dass er im Nahen Osten als Schutzmacht der Palästinenser und wichtigster Herausforderer Israels wahrgenommen wurde. Erdogan positioniert sich möglicherweise jetzt schon, bevor der momentan noch im Westen bejubelte „arabische Frühling“ vielleicht noch dieses Jahr in Ägypten Kräfte an die Macht bringt, die dies ebenfalls versuchen werden; spätestens wenn der dortigen Bevölkerung klar wird, dass sich ihre materielle Situation trotz Mubaraks Weggang nicht verbessert. Den naiven Optimismus westlicher Liberaldemokraten bezüglich der Vorgänge im Nahen Osten habe ich ohnehin nie verstanden.
Für Deutschland viel relevanter dürften aber laufende Bestrebungen der türkischen Führung werden, sich zur Schutzmacht der (nicht nur türkischen) Muslime in Europa zu machen. Die Rasmussen-Diskussion in der NATO zeigt, womit künftig verstärkt zu rechnen sein könnte. Die ethnische Balkanisierung Deutschlands wird sich m.E. in diesem Zusammenhang mittelfristig noch bitter rächen.
Niemand will einen Krieg.
Das ist reine Kraftmeierei, vor allem von der Tuerkei. Am besten ignorieren.
Das Diplomatie dreckig sein kann, ist allen bewusst. Und das Erdogan die Muskeln spielen lässt, ist auch allen klar – aber die Sache hat m.M. ein bestimmtes Momentum.
Die Mavi Marmara und das Aufbringen des Schiffes hat doch starke israelkritische Stimmen hervorgebracht. Besonders die Idee, ein Hilfsschiff zu schützen, dürfte in der Öffentlichkeit auf viel Interesse stoßen. Dass Israel dabei bedeutend schlechter im internationalen Medienkontext wegkommen dürfte, ist wohl offensichtlich.
Sollte es tatsähclich dazu kommen, dass die Gaza-Hilfsflotte beschützt wird (in welchem Umfang auch immer), kann es zu einem (militärischen) Zusammenprall von maritimen Kräften Israels und der Türkei kommen. Und, wenn ich mich recht entsinne und die Darstellung in der Vergangenheit hier im Blog korrekt war, darf sich Israel durchaus legal wehren gegen die Blockadebrecher (Mavi Marmara).
Wie sich in diesem Kontext die türkischen Marinekräfte verhalten ist aber nicht wirklich erkennbar – ergo das besondere Momentum.
Erdogan vs Liebermann.
Da haben sich zwei gefunden.
MD. | 09. September 2011 – 12:14
@mwk
Sie sagen es. Vlt muss Deutschland bald wirklich seine Treue zu Israel unter Beweis stellen; fürchterlich, was Erdogan da gerade (vollzieht) von sich gibt.
Sie meinen wohl unsere NATO Treue zu unserem Verbündeten Türkei. Mit Israel haben wir dahingehend keine Verträge.
Erdogan reagiert ja nicht nur auf den Angriff, in internationalen Gewässern, auf die „Mavi Marmara“ und die Ermordung von 8 Türken und einem Amerikaner an Bord. Das war den Israelis nicht mal eine Entschuldigung wert. Das kann Erdogan aus innenpolitischen Gründen den Israelis nicht auch noch durchgehen lassen.
Er wurde vorher in Davos beleidigt als er auf eine lange, sehr einseitigen Monolog von Peres keine Gelegenheit zur Entgegnung bekam.
Dann wurde der türkische Botschafter in Israel auf einen niederigen Stuhl gesetzt und die Medien extra daraufhin gewiesen das er erniedrigt wird.
Israel heizt diesen Konflikt ganz bewusst weiter an: Israel to ‘punish’ Turkey
Israel droht jetzt also PKK Terroristen gegen die Türkei zu bewaffnen. Wie würden wir das sehen wenn jemand uns soetwas androht?
@b
Die Türkei kann nicht den Bündnisfall gegen Israel auslösen.
Da die Seeblockade zu recht besteht, ist der bewaffnete oder (unbewaffnete) Durchbruch dieser Blockade keine Selbstverteidigung sondern ein Act of war.
Deshalb ist hier die Beistandsklausel nicht berührt.
Und Israel selbst hat alles was es braucht, um eine größere Flotte als die der Türkei vor Gaza zu versenken.- auch Dank deutscher Rüstungshilfe (U-Boote)
@b
„Israel droht jetzt also PKK Terroristen gegen die Türkei zu bewaffnen. Wie würden wir das sehen wenn jemand uns soetwas androht?“
Den ganzen Vorgang kann man m.E. nicht mit deutscher Deeskalationslogik verstehen. Die türkische Regierung hatte ihrerseits schon vor einiger Zeit mehr oder weniger offen damit begonnen, aus den genannten Gründen (Einfluss und Status im Nahen Osten) die Hamas u.a über den Umweg türkischer MB-naher NROs zu unterstützen. Eine davon war für die Mavi-Marmara-Aktion verantwortlich und handelte erklärtermaßen mit Rückendeckung der türkischen Behörden.
Die Israelis arbeiten übrigens möglicherweise schon länger zumindest bzgl. des Iraks und Irans mit kurdischen Gruppierungen zusammen und wären durchaus in der Lage, entsprechend zu reagieren. Die Israelis sind aber verwundbarer als die Türken, weshalb sie wohl früher oder später Konzessionen machen werden. Beiden Regierungen geht es ja vermutlich nicht um die militärische Schwächung der anderen. So wie es den Türken um mehr Einfluss im Nahen Osten geht, geht es den Israelis um für sie notwendige Demonstration von Stärke. Direkte sicherheitspolitische Relevanz hat das kurzfristig vermutlich v.a. wegen des unbeabsichtigten Eskalationspotentials durch Eskortierung von Blockadebrechern durch türkische Marineeinheiten.
Was die langfristige Entwicklung angeht, stehen die Karten der Israelis schlecht: Ihr Umfeld wird feindseliger werden, während sich die demographische Situation in Israel zuungunsten der nicht-orthodoxen jüdischen Bevölkerung verschlechtert. Schon die nächste Welle der bewaffneten Auseinandersetzungen könnte auch ohne türkische Unterstützung Teile der wohlhabenderen, staatstragenden jüdischen Bevölkerung zur Auswanderung veranlassen, während die USA nur noch eingeschränkt in der Lage sein werden, zugunsten Israels Einfluss zu nehmen. Da wird es sich eine zunehmend islamistische Türkei nicht nehmen lassen, sich einen Teil des Erfolgs (Auflösung des jüdischen Israels nach dem Vorbild des weißen Südafrikas 1994) auf die Fahnen zu schreiben.
Und wie gesagt: Auch Deutschland wird noch seine Probleme mit der sich stark fühlenden türkischen Regierung bekommen. In fünfzehn bis zwanzig Jahren könnten wir hier über das Problem militanter türkischer Organisationen in Deutschland diskutieren, die bei ihrem Kampf gegen „Diskriminierung“ und „Rassismus“ etc.indirekt von türkischen Stellen unterstützt werden, die als offizielles Vermittlungsangebot eine Stärkung der autonomen Selbstverwaltung der türkischen Bevölkerung in Deutschland vorschlagen könnten. Und das ist nur eines von vielen negativen Szenaren der multikulturellen Zukunft Deutschlands und Europas. Warum wohl gehen einige europäische Regierungen davon aus, dass ihre nationalen paramilitärischen Fähigkeiten für den Einsatz im Innern mittelfristig nicht mehr ausreichen könnten, siehe http://www.eurogendfor.eu/ ?
@ Andreas Moser
„Niemand will einen Krieg.“
Hatten wir schon mal – „Niemand will eine Mauer bauen“ – Und wie war das Ergebnis?
Ich warne vor Blauäugigkeit wie 61 und rund 3 Jahrzehnte vorher. Größenwahnsinnige
neigen dazu ihre Absichten anzukündigen.
Ja, Hr. Wiegold, wohl kaum eine news der letzten Tage wird die Protagonisten auf den diplomatischen Parketts so zum Tanzen bringen in den nächsten Tagen, wie der türkisch-israelische Konflikt!
@ MD. | 09. September 2011 – 13:29–
[…]Die Mavi Marmara und das Aufbringen des Schiffes hat doch starke israelkritische Stimmen hervorgebracht. Besonders die Idee, ein Hilfsschiff zu schützen, dürfte in der Öffentlichkeit auf viel Interesse stoßen. Dass Israel dabei bedeutend schlechter im internationalen Medienkontext wegkommen dürfte, ist wohl offensichtlich.[…]
Und auch die Betrachtung derer, die diesen Kontext spinnen und ihre Intentionen -nicht nur aber auch- bzgl. Israels, sind dabei nicht uninteressant, möchte ich dazu bemerken.
[…]Sollte es tatsähclich dazu kommen, dass die Gaza-Hilfsflotte beschützt wird (in welchem Umfang auch immer), kann es zu einem (militärischen) Zusammenprall von maritimen Kräften Israels und der Türkei kommen. […]
Das könnte in der Tat dabei herauskommen.
[…]Und, wenn ich mich recht entsinne und die Darstellung in der Vergangenheit hier im Blog korrekt war, darf sich Israel durchaus legal wehren gegen die Blockadebrecher (Mavi Marmara).[…]
Das ist inhaltich, in der eher rechtlichen Bewertung also, vollkommen korrekt von Ihnen bemerkt
[…]Wie sich in diesem Kontext die türkischen Marinekräfte verhalten ist aber nicht wirklich erkennbar – ergo das besondere Momentum.[…]
Die griechisch – türkische Lehre dazu: sie gingen einer Konfrontation eher nicht aus dem Weg. IMHO: die Israelis kennen diesbezüglich eher auch keine ausweichende Position. Übrigens die Deutsche Marine dies kennenlernte, als man sie vor der Küste des Libanons-wo man sich immerhin aufgrund eines UN-Mandats aufhielt- „auf israelisch“ begrüßte.
@ b | 09. September 2011 – 14:34–
Keine Seite zeigte und zeigt sich als „Kind von Traurigkeit“. Man sollte, IMHO, versuchen eine einseitige Parteinahme, auch rhetorisch, zu vermeiden. Auch die Diskussion, wer jetzt womit anfing und das Gebalze wer jetzt mehr Möglichkeiten mit welchen Zielerreichungserwartungen hätte und wer da was wovon recht- oder unrechtmäßig einzusetzen gedenkt bzw. einsetzt, halte ich für nicht zielführend.
[…]Erdogan reagiert ja nicht nur auf den Angriff, in internationalen Gewässern, auf die “Mavi Marmara” und die Ermordung von 8 Türken und einem Amerikaner an Bord. […]
Sie können zu der seinerzeitigen israelischen Aktion stehen wie Sie möchten, auch Herr Erdogan kann das, aber es gibt Gründe dafür, warum man sich darauf „einigte“ dass nicht nur der untersucht der es kann, sondern auch der, der dabei als neutral gelten solle bzw. als solcher bestimmt und fortan bezeichnet werde, sowie man dessen Bewertung für diplomatische Rhetoriken quasi übernimmt.
Oder anders: Der UN-Untersuchungsbericht benutzt eine andere Wortwahl, vor allem aber: kommt zu einem anderen Schluss, als Sie ausführen. Alles andere ist, und sollte, vor allem auf dem diplomatischen Parkett, irrelevant bleiben. Sonst können wir gleich zum, gegenüber z.B. den USA, z.B. auch in Ihrem Blog, immer so gern kritisierten, „Recht des Stärkeren“ zurückkehren und jegliche Zivilisation fahren lassen.
Die Diskussion, ob Erdogan hier reagiert oder agiert, halte ich, wie dargestellt, für nicht zielführend, wenngleich sie eine abendfüllende Veranstaltung wäre.
Ferner: Es wird keine Deutsche wie auch immer geartete militärische Intervention gegen Israel geben, auf welchem Level -von Protestnote bis zur Truppengestellung wäre ja alles drin- auch immer. Eher stünde der NATO-Austritt zur Debatte.
Die Diskussion mit dem suffisanten Hinweis an der Spitze, wir hätten ja Bündnisverpflichtungen gegenüber der Türkei: Das stammt zumeist aus „Wunsch-Träumereien“ von politischen Kräften in DEU, die nicht nur diesbezüglich hier eher zweifelhafte Positionen vertreten. Man sollte, IMHO, so nicht rhetorisieren.
Ansonsten weiß Erdogan, dass, sollte er das durchziehen, dies Krieg bedeuten würde. Und einen Krieg, gegen wen an welchem geographischen Ort ohne UNSR-Beschluss und über die „Kurdengebiete“ hinaus, würde die Türkei bitter bereuen, ganz bitter bereuen sogar. Sollten sie das überhaupt als Staat überstehen können, kann sich Erdogan von seinen erklärten Vorstellungen Mittelmacht sein / bzw. bleiben und regionaler Hegemon werden (bleiben?) zu wollen, verabschieden: und zwar für immer. Andererseits dürte auch kaum jemanden so klar sein wie den Israelis selbst, was ein offener Konflikt (auf welcher militärischen Intensitätshöhe auch immer) mit der Türkei bedeutet.
Für die dt Diplomatie gilt es in dieser Phase, IMHO, zweierlei klar auszusprechen:
Die Türkei will Frieden und Gerechtigkeit? Dann sollen sie es beweisen!
Die Israelis wollen Frieden und Gerechtigkeit? Dann sollen sie es beweisen!
Allen internen und externen Rhetorikern, die diesem Konflikt bzgl. eine mehr oder weniger unverblümte diebische Freude darüber zum Ausdruck bringen: „jetzt bekommen die Israelis endlich mal etwas ab“ bzw. „mit den Türken muss sich dieses Israel-Dilemma endlich zu deren ungunsten lösen lassen“ oder eben umgekehrt, dass „die Türken nun endlich mal ihr Waterloo erleben“, sollte die dt Politik und Administration eine klare Absage erteilen.
Alles andere stellt für die Bundesrepublik, IMHO, keine zweckdienliche Vorgehensweise dar. Sowohl Türken, als auch Israelis sind als fester Bestandteil einer freien und friedlichen Welt -an der es zu bauen gilt- so wie alle anderen Völker dieser Erde auch, Herzlich Willkommen.
@JeffCostello | 09. September 2011 – 15:02–
Ich meine: korrekt dargestellt.
@Orontes | 09. September 2011 – 15:04–
Die aktive Austragung eines offenen Konflikts zwischen der Türkei und Israel mit militärischen Mitteln, würde Extremisten und Fundamentalisten unterschiedlichster Coleur auf die, auch: europäischen und somit auch: auf die deutschen Straßen locken und die unsäglichsten Parolen von sich geben lassen, die mit demokratischen Diskurs nicht das geringste zu tun hätten. Es wird in dieser Stunde klare Verantwortlichkeit aller Demokraten sein, sich dazu zu bekennen, dass Türken UND Israelis gleiche Menschen an gleichen Rechte und Pflichten sind, dass Türken UND Israelis, bzw. als solche Geborene bzw. von als solchen Geborenen Abstammende, hier wie andere Menschen auch unter dem Werte- und Rechtshorizont des Grundgesetzes friedlich und frei leben können und ihre Integrität bzgl. ihrer individuellen Freiheitsgrade, sowie an Gesundheit und Leben keinsfalls zur Verhandlung steht. Dass Hetze gegen diese Menschen und auch physische Verfolgung dieser Menschen hier in Deutschland, im freien Europa, wie gegen alle Menschen prinzipiell, nicht machbar ist, nicht akzeptiert wird und von den Verfassungen determinierte Konsequenzen nach sich ziehen.
Was auch immer dann aufgeboten werden müsste, es wird aufgeboten werden müssen und: es wird aufgeboten werden.
Solange aber-und dies sowohl im Kontext von b als auch in dem Ihrigen-die Chance auf friedliche Konfliktaustragung gegeben sind, haben diese Priorität. Es lohnt sich. Immer. Gegenteiliges zu denken, ich Ihnen nicht unterstelle.
@Sachlicher
„Es wird in dieser Stunde klare Verantwortlichkeit aller Demokraten sein, sich dazu zu bekennen, dass Türken UND Israelis gleiche Menschen an gleichen Rechte und Pflichten sind, dass Türken UND Israelis, bzw. als solche Geborene bzw. von als solchen Geborenen Abstammende, hier wie andere Menschen auch unter dem Werte- und Rechtshorizont des Grundgesetzes friedlich und frei leben können….“
Es hat ja nur indirekt mit dem Thema zu tun, aber vermutlich werden Demokraten in so einer Situation genau das tun, was Sie hier beschreiben. Auf ernste Probleme mit Beschwörungsformeln und Moralrhetorik zu reagieren ist ja deren übliche Methode.
Hinter blumigen Aussagen versteckt sich in dieser Region oft knallharte Machtpolitik.
Es ist nicht verwunderlich, daß die Türkei ihre wirtschaftliche Macht in außen- und machtpolitisches Kapital umzumünzen versucht.
Und in dieser Region pflegt man einen anderen Duktus als in der EU.
Auch Lieberman weiß das, und gerade die Israelis sind nicht mehr die verpflanzten Europäer von früher, sondern inzwischen auch recht orientalisch.
In diesem Zusammenhang sind auch die Autarkieprogramme des Militärs zu sehen Die Türkei versucht ja, praktisch alles im Land zu fertigen.
Die Frage türkischer Machtpolitik entscheidet sich letztlich mit ihrer Wirtschaft. Ist der Türkeiboom eine Blase, ist der Spuk bald vorbei. Ist es nachhaltiges Wachstum, dann wird die Türkei in Zukunft eine große Regionalmacht sein, ob einem das gefällt oder nicht.
@JCR
Wenn die Wirtschaft von der Türkei einbricht, muss Erdogan schnell einen Schuldigen dafür finden. Dann düften die beiderseitigen Verbalen Angriffe eher zu als abnehmen.
Auf einen wirtschaftlichen Einbruch der Türkei kann man noch warten, da gibt es keine Blase, nur die Probleme, die derzeit praktisch alle Emerging Markets in ähnlicher Weise haben: Aufwertung plus überlaufende Binnennachfrage aufgrund der Politik quantitativer Lockerung in USA, Euroland, UK etc. Deren Liquiditätsschübe sind in die EM abgelaufen.
Die akuten Probleme hat eher Israel, weil der Bruch mit der Türkei wichtige Handelswege in die Region gekappt hat. Die Industrieproduktion geht deshalb jetzt schon zurück und die Aussichten verschlechtern sich eher noch gemäß dem jüngsten Ausblick der BoI.
Im Übrigen sollte man klar festhalten, dass Liebermann diesen Bruch von Anfang gewollt und provoziert hat. Man muss sich ja nur an den Eklat von Januar 2010 erinnern, als der türkische Außenminister beim Besuch in Isreal von der neuen Regierung ganz bewusst & gezielt beleidigt wurde. Liebermann ist halt nichts weiter als ein mit Davidsstern bepinselter Rassist, der aus ideologischen Gründen die Verbindung mit der Türkei sprengen wollte. Das ist ihm ja auch gelungen.
@zivi a.D.
“ Im Übrigen sollte man klar festhalten, dass Liebermann diesen Bruch von Anfang gewollt und provoziert hat. Man muss sich ja nur an den Eklat von Januar 2010 erinnern, als der türkische Außenminister beim Besuch in Isreal von der neuen Regierung ganz bewusst & gezielt beleidigt wurde. Liebermann ist halt nichts weiter als ein mit Davidsstern bepinselter Rassist, der aus ideologischen Gründen die Verbindung mit der Türkei sprengen wollte. “
– Sie kennen die ganze Geschichte des von Ihnen erwähnten Eklats nicht, oder wollen Sie sie nicht kennen ?
So hatte Erdogan damals z.B. behauptet, Israel töte absichtlich palästinensische Kinder und zeitgleich lief im türkischen Fernsehen eine Serie mit antiisraelischen Tendenzen. -> Es ist eben nicht alles so einfach ….
@ Orontes | 09. September 2011 – 18:42–
[…]Es hat ja nur indirekt mit dem Thema zu tun, aber vermutlich werden Demokraten in so einer Situation genau das tun, was Sie hier beschreiben. Auf ernste Probleme mit Beschwörungsformeln und Moralrhetorik zu reagieren ist ja deren übliche Methode.[…]
Ihre Worte werden mich nicht davon abhalten in dieser Phase, die hoffentlich nicht eintritt, an der Seite der Türken und Juden in Deutschland zu stehen, die für das kämpfen wollen, was ich beschrieb: eine freie, friedliche und pluralistische Gesellschaft und gemeinsam mit diesen Menschen gegen die zu kämpfen -ja, ich weiß, was dieser Begriff bedeutet und beinhalten kann und welch mannigfaltige Möglichkeiten zur Umsetzung unsere Verfassung dazu bereit hält-, die das nicht wollen bzw. so eine Gesellschaft -aus welchen Gründen auch immer-nicht ertragen können. Und dennoch dabei, das Fenster für die Mittel zur friedlichen Konfliktaustragung so lange wie möglich offenhaltend, agieren.
Mutig ist es: auch in diesen Stunden noch Demokrat zu bleiben, als solcher zu reden- auch als spätestens dann wehrhafter Demokrat.
Dumm ist: seine FDGO in diesen Momenten, oder schon vorher, aufzugeben und zu opfern.
Ich denke, damit war ich Ihnen gegenüber deutlich genug. Bitte sehen Sie mir nach, dass ich für gewöhnlich dazu keine ach so „klare political incorrectnes“ Rhetorik brauche btw: meine Wortwahl: […]und von den Verfassungen determinierte Konsequenzen nach sich ziehen.[…] alles bereits klar ausgesagt hatte.
Ich hasse Ideologen.
@Sachlicher
„Ihre Worte werden mich nicht davon abhalten in dieser Phase, die hoffentlich nicht eintritt, an der Seite der Türken und Juden in Deutschland zu stehen…“
Wenn Sie sich dadurch besser fühlen, bitte schön! Es ist ja eine der unbestrittenen Leistungen der Demokratie, ihre Anhänger zuverlässig in eine angenehme Grundstimmung moralischer Überlegenheit zu versetzen. Demokratie ist diesbezüglich fast so gut wie Heroin, aber billiger.
Mein Vorschlag: Veranstalten Sie doch mal eine Lichterkette für Dialog und gegen Gewalt und Intoleranz im Nahen Osten, oder überzeugen sie die lokale Stadtverwaltung davon, nur noch fair gehandelten palästinensischen Kaffee einzukaufen. Falls Sie jemand kritisiert: Setzen Sie ein Zeichen und entlarven Sie sein militaristisches oder rassistisches etc. Gedankengut. Gratulieren Sie sich anschließend selbst für Ihre Zivilcourage. Das ändert zwar an den eigentlichen Problemen überhaupt nichts, aber Sie werden sich großartig dabei fühlen!
@Orontes | 10. September 2011 – 18:48–
Geschenkt.
@JCR | 10. September 2011 – 18:17–
[…]Ich hasse Ideologen.[…]
Falls Sie mich gemeint haben, können Sie das sicher erläutern, warum Sie auf welche Ideologie aus meinen Worten schließen-nur diesbezüglich Interesse halber. Ansonten gilt, dass Sie mich bezeichnen können, wie Sie das möchten.
@ b
Sry, erst jetzt Ihre Antwort gesehen. Ich nehme an, Sie haben die nachfolgenden Antworten der anderen Kommentaren gelesen. Ich versuchte darzustellen, dass ich neben dem üblichen politischen, ansatzweise harmlosen Geplänkel auch eine realistische Gefahr sehe – dem Zusammenprall maritimer Kräfte.
Ich sehe beide Themenkomplexe, bezugnehmend auf Ihre Antwort, getrennt.
Diplomatie (häßlich, durchaus) und Drohungen neben Drohungen und der reellen Möglichkeit eines Konfliktes.