Bundeswehr und Libyen und doch oder nicht oder wie

Es scheint ja ein Bedürfnis zu geben, über das Thema Bundeswehr nach Libyen zu sprechen. Auch wenn bislang gar nichts spruchreif ist. Und ich bin mir nicht sicher, ob es nur an den Fragen der Journalisten liegt….

Verteidigungsminister Thomas de Maizière heute im Tagesspiegel-Interview:

Sie wollen eine mögliche Anfrage nach deutschen Soldaten für eine Stabilisierungstruppe in Libyen konstruktiv prüfen.

Ich habe aber auch gesagt: Ich hoffe, dass eine solche Anfrage nicht nötig ist. Ich gehe davon aus, dass die künftige libysche Regierung selbst für die Sicherheit im Land sorgen kann und dazu keine Hilfe von außen braucht. Manche Analytiker im Westen haben ja einen jahrelangen Bürgerkrieg vorhergesagt. Der droht glücklicherweise wohl nicht.

(…)

Warum betonen Sie das Gebot der Zurückhaltung so stark?

Ich denke dabei auch an meine Erfahrungen aus dem deutschen Einigungsprozess. Viel Hilfe aus westlichen Bundesländern war damals gut und nötig. Manche Helfer traten da allerdings wie Kolonialherren auf. Das provoziert bloß Widerstand und Ablehnung. Und zwischen dem Westen und der arabischen Welt ist die Gefahr von Missverständnissen noch viel größer als damals zwischen Ost- und Westdeutschen. Natürlich war der Einsatz der Nato wesentlich für den Erfolg der Rebellen. Aber niemand in einer westlichen Hauptstadt weiß heute wirklich, was am besten für Libyen ist. Wer seine Hilfe aufdrängt, schürt doch bei den Libyern den Verdacht, es gehe ihm in Wirklichkeit um ökonomische Interessen.

und sein Parlamentarischer Staatssekretär Christian Schmidt in der FAZ:

„Es kann sein, wenn die Vereinten Nationen, die EU oder die Nato das für notwendig halten, dass man zu Stabilisierungshilfe auch mit militärischen Elementen aufgefordert wird. Natürlich würden wir dann im Rahmen unserer eigenen Interessen und unserer internationalen Verantwortung nicht abseitsstehen können.“ In dem Fall, so Schmidt, sollte das aber „keine reine Nato-Aktion“ sein, sondern „die arabische und nordafrikanische Nachbarschaft“ Verantwortung übernehmen. „Aber wenn Nato gefordert ist, dann sind auch wir gefordert.“

Kein Wunder, dass der Deutschlandfunk heute morgen meldet:

Bundesverteidigungsminister de Maiziére geht nicht davon aus, dass Deutschland zur Beteiligung an einer internationalen Stabilisierungstruppe für Libyen aufgefordert wird. Die künftige Regierung in Tripolis werde wohl selbst für die Sicherheit im Land sorgen können, sagte der CDU-Politiker dem „Tagesspiegel“. – Dagegen erklärte der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Schmidt von der CSU in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Deutschland könne im Rahmen seiner Interessen und internationalen Verantwortung nicht abseitsstehen.

Nun bietet das alles für Interpretationen großen Raum. Ich fänd’s ja spannender zu hören, ob und was dazu in der NATO an Diskussionen läuft. Bislang allerdings hab‘ ich dazu noch nichts gelesen.