Trotz Mängeln in der Ausbildung gute Chancen für die Gorch Fock
Über den Bericht des Verteidigungsministeriums an den Bundestags-Verteidigungsausschuss zur Gorch Fock ist gestern bereits eine Menge geschrieben worden (und ich habe da den Bericht fälschlich als den der Havariekomission eingeordnet). Dieser Bericht ist nun der, der als offzieller Ministeriumsbericht gilt – nachdem ein früherer Bericht der Marine zwar den Abgeordneten vorgelegt wurde, dann aber ausdrücklich nicht als Stellungnahme des Ministeriums eingeordnet wurde.
In der Takelage der Gorch Fock (Foto: Bundeswehr/Mandt via flickr unter CC-Lizenz)
Die Berichterstattung der Kollegen will ich hier nicht duplizieren, aber zur besseren Einschätzung ein paar Stellen aus dem Bericht widergeben. Vor allem ist ja interessant, welche Schlussfolgerungen nach Unfällen wie dem Tod der Kadettin Sarah Lena Seele auf dem Großsegler für die Ausbildung der Offizieranwärter (OA) gezogen werden:
Zur besseren Vorbereitung der OA auf ihre Zeit auf der Gorch Fock sowie zur notwendigen Anpassung der Ausbildung werden weitere Maßnahmen angeordnet, die mit Beginn der Ausbildung der OA der Crew VII/2011 erprobt werden sollen.
Erstens wird der Ausbildungszeitraum auf der Gorch Fock so verschoben, dass die OA erst nach einer sechsmonatigen Dienstzeit an Bord gehen. Die Zeit davor soll zur gezielten Vorbereitung und auch Verbesserung der lörperlichen Leistungsfähigkeit genutzt werden. Eine wissenschaftliche Begleitung und Überprüfung durch das Schifffahrtsmedizinische Institut der Marine wird sichergestellt. Im Rahme der besonderen Anforderungen, die ein Klettern und Arbeiten in der Takelage der Gorch Fock mit sich bringen, sind auch die medizinischen Vorschriften anzupassen.
Zweitens sollen die OA bereits vor ihrer Ausbildungsfahrt schrittweise an die Verhältnisse an Bord der Gorch Fock herangeführt werden. Das Schiff wird dazu längere Zeit in Flensburg liegen, so dass praxisnahe Einweisungen möglich sind.
Drittens wird die Ausbildung auf der Gorch Fock von sechs auf sieben Wochen verlängert. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass die für die Segelvorausbildung vorhandene Zeit zu kurz sein dürfte. Dies hat sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Beauftragte für Havarieuntersuchungen der Marine festgestellt. Letzterer macht dafür vor allem die stetig sinkende sportliche Leistungsfähigkeit der OA verantwortlich. Um diesen gesellschaftlichen Tatsachen wirksam begegnen zu können, wir der Segelvorausbildung 50 % mehr Zeit eingeräumt als bisher. Dadurch wird auch eine eventuelle klimatische Umstellung erleichtert.
Viertens wird der Einsatz in der Takelage intensiver vorbereitet. Dazu wird an der Marineschule Mürwik (MSM) eine Trainingsanlage errichtet werden, die den Teil eines Mastes der Gorch Fock nachbildet. Die OA werden an dieser Anlage vor ihrer Segelausbildung geschult. Dies gewährleistet ein besseres Heranführen an das Aufentern sowie eine Verringerung des Risikos und ein frühzeitiges Erkennen von Höhenangst.
Fünftens werden Kadettenoffiziere von der MSM eingeschifft, die sich zusätzlich um die Belange der OA kümmern werden. Hierbei sollen bestehende Hierarchien nicht konterkariert werden. Es werden jedoch ergänzende Möglichkeiten geschaffen, sowohl die Dienstaufsicht als auch die Betreung der OA während des für sie fordernden Ausbildungsabschnittes zu intensivieren, um so der Kritik der fehlenden Präsenz der Offiziere zu begegnen und der Bildung informeller Strukturen entgegenzuwirken.
Sechstens wird zukünftig durch organisatorische Maßnahmen sichergestellt, dass dem Kommandanten Gelegenheit gegeben wird, Urlaub außerhalb der Zeiten der Segelvorausbildung zu nehmen. Grundsätzlich ist die Inanspruchnahme eines kurzen Urlaubszeitraumes des Kommandanten nicht zu beanstanden, da eine lange Auslandsreise kräftezehrend ist und wenig Spielraum für Erholung bietet. Die Anwesenheit des Kommandanten bei Eintreffen der OA und Beginn der Segelvorausbildung ist jedoch geboten.
Siebtens hat der Inspekteur der Marine das Aufhängen der so genannten „Heizerleine“ und vergleichbarer „Trophäensammlungen“ untersagt. Vermeintliches „Brauchtum“ darf weder diskriminierend, geschmacklos noch verletzend sein. Es muss darüber hinaus in gegenseitiger Rücksichtnahme auch geschlechterübergreifen das persönliche Schamgefühl gewahrt bleiben.
Und für die Zukunft des Großseglers? Da wird zwar noch das Ergebnis einer Kommission zur künftigen Ausgestaltung der semännischen Basisausbildung abgewartet, der Trend, den das Ministerium vorgibt, ist aber eindeutig:
Gerade für die Teamausbildung eignet sich aus Sicht des Bundesministeriums der Verteidigung die Ausbildung auf einem Großsegler in besonderer Weise. Diese Ausbildung soll die fachlichen Lehrgänge an den Schulen als wichtiger Baustein auf dem Weg zum Offizier der Marine ergänzen.
(…)
Bei aufrichtigem Umgang mit allen das Segelschulschiff Gorch Fock betreffenden Fragestellungen besteht die Zuversicht, dass das Ausbildungskonzept zukunftsfähig fortgeschrieben werden kann und die Gorch Fock auch weiterhin ihren Auftrag als Segelschulschiff der Detuschen Marine erfüllen wird.
Ein ständiger Diskussionspunkt ist, warum der frühere Kommandant Norbert Schatz nicht wieder auf seinen Posten kommt. Im Zusammenhang mit dem Tod der Kadettin wird ihm weder von der Staatsanwaltschaft noch vom Havariebeauftragten ein ursächliches Fehlverhalten angelastet. Doch beide Untersuchungen stellten strukturelle Mängel in der Ausbildung fest – was laut Bericht zu dem Ergebnis führte:
Der Inspekteur der Marine hat in einer persönlichen Unterredung mit dem Kommandanten die angesprochenen Punkte gemeinsam bewertet. Der Kommandant hat daraufhin, in der Absicht, dem Schiff einen unbelasteten Neuanfang zu erleichtern, darum gebeten, nicht erneut als Kommandant eingesetzt zu werden.
Das ist die Berichtsvariante. In seinem offiziellen Beschluss zum Entscheidungsvorschlag des Havarieausschusses nach der Untersuchung des Todesfalls, der Anhang des Berichts ist, hat Marineinspekteur Axel Schimpf allerdings dazu formal härter ausgeführt:
Ein Fehlverhalten von Kommandant oder Besatzungsangehörigen, welches ursächlich zu diesem Personenunfall beigetragen hat, liegt nicht vor.
Sonstiges Fehlverhalten stelle ich wie folgt fest:
Beim Kommandanten Kapitän zur See Schatz, da er
– es versäumt hat, eine Organisation an Bord zu etablieren, die dafür Sorge trägt, dass alle Dienstgradgruppen eine umfassende Ausbildung und Einweisung für die entsprechenden Aufgaben durch die Vorgesetzten stattfindet, insbesondere im Hinblick auf die speziellen Vorgaben der Schiffsführung für die Durchführung der Segelvorausbildung.
– sich nicht um die personelle Ausgestaltung der Segelvorausbildung gekümmert hat und so zwei unerfahrene Soldaten mit der Durchführung am Großtopp beauftragt wurden.
– durch sein Führungsverhalten nicht für widerspruchsfreie, verlässliche und klare Vorgaben an Bord gesorgt hat.
Und:
Der Tod von Frau Obermaat OA Seele sollte allen Vorgesetzten Grund genug sein, den eigenen Führungsstil kritisch zu überdenken: Klare und verbindliche Vorgaben verbunden mit einer ernsthaften Dienstaufsicht und Kontrolle stehen weder im Widerspruch zur Inneren Führung und zum Führen mit Auftrag, noch sind sie ein Ausdruck von Misstrauen gegenüber den Untergebenen. Im Gegenteil: Sie sind Ausdruck eines disziplinierten und fürsorglichen Führungsverhaltens, welches wir unseren anvertrauten Frauen und Männern schuldig sind.
Reines Gelaber.
KzS Schatz wird, wenn er nicht ganz dumm ist, sich seinen Abschied vom Schiff schon teuer abkaufen lassen. Desweiteren werden auch 4, 6 oder 10 Wochen mehr nicht die sportlichen Fähigkeiten zu Tage bringen, die man braucht um da aufzuentern. Zudem ja auch viele Kadetten verstehen, sich ggf. dort zu drücken.
Der letzte Teil zu Innere Führung, Dienstaufsicht, Führen mit Auftrag etc. ist reine Propaganda.
Was muß man sich denn unter einer „Heizerleine“ vorstellen? Google bringt leider außer diesem Artikel kein Ergebnis und auch ein gerade telefonisch kontaktierter Ex-Marine-Kamerad konnte sich nichts darunter vorstellen.
Heizerleine ist eine Leine mit Damenunterwäsche….
Alles in allem scheint mir das eine ordentliche Aufarbeitung der Affäre zu sein. Die Probleme wurden erkannt.
@Sascha W.
Das gehört zum Thema Geschlechterverhältnis in der Marine…
Hierzu – und zu anderen Fragen – äußerte sich in einem Interview die Autorin Jasna Zajcek. Der Beitrag trägt zwar den unsäglichen Titel:
Die Gorch Fock – Drill, Ekel-Traditionen, Sex-Wetten und Freiheit
das Interview selbst ist aber lesenswert. Frau Zajcek ist auf einer Auslandsausbildungsreise der Gorch Fock „embedded“ mitgefahren und hat dadurch gute Einblicke gewonnen:
http://www.derwesten.de/nachrichten/Die-Gorch-Fock-Drill-Ekel-Traditionen-Sex-Wetten-und-Freiheit-id4213188.html
Die genannten Vorschläge wirken wie Kosmetik. Ich denke, dass so keine Probleme gelöst werden. Im Gegenteil: Neue Probleme werden kommen!
Das Segelschulschiff ist, um den Crew-Gedanken der Offizieranwärter (OA) zu fördern und – wenn man so will – sie als spätere Vorgesetzte gegen verschiedene Widrigkeiten „abzuhärten“. Dies sollte meiner Meinung nach im ersten Teil der einjährigen Offizierausbildung passieren und nicht erst danach. Dass man nun sechs Monate braucht, um der OAs fit für die Fock zu machen, ist lächerlich. Unsportliche Soldaten gibt es seit Gründung der Bundeswehr! Der Alltag wird eher aus theoretischem Unterricht und ein wenig Sport bestehen.
Und wenn die OAs dann auf die Fock kommen, werden sie wie Generationen vor ihnen über die gleichen Beschwerden klagen. Die positive Neuerung sind vielleicht die Kadettenoffiziere, denen sich die OAs fortan anvertrauen können.
Eine dreimonatige Grundausbildung durch Kameraden der Verwendungsreihe 76 an einem Ort, wo es statt Zwei-Mann-Stuben Doppelstockbetten und Duschen auf dem Gang gibt, würde dem Führernachwuchs am Beginn ihrer Karriere nach mehr nutzen als die komfortable MSM.
@Roman:
Das letzte Zitat empfinde ich ebenfalls als verstörend.
@Sascha:
Die „Heizerleine“ ist eine bereits mehrere Jahre alte Tradition der Schiffstechniker. Dabei handelt es sich um eine lange Schnur, an der verschiedene Teile von Damenunterwäsche befestigt sind.
Hier ist mal wieder eine falsche Moral im Spiel: Solange es den OAs – allesamt junge Leute – nicht verboten wird, Liebesbeziehungen an Bord zu praktizieren, kann man ernsthaft Einspruch gegen solcherlei Traditionen nehmen. Mal abwarten, wie sich die Rolle der Kadettenoffiziere auswirkt…
@Nordlicht, chickenhawk, Polybos: Danke, jetzt kann ich mir etwas unter dem Begriff vorstellen.
@Polybos: Aus eigener Erfahrung: Zustimmung.
Hier geht die Marine den Weg der gesamten Bundeswehr. Man hat festgestellt, dass der Nachwuchs in zunehmender Zahl körperlich und geistig nicht zum Offizier geeignet ist. Also wird die Ausbildung angepasst, oftmals auch „einfacher“ gemacht.
Das wird sich in einigen Jahren bitter rächen und tut es teilweise schon jetzt.
Ich darf einmal den letzten Kommandeur Marinefliegerflotille FltAdm Kalähne zitieren:
„Lieber Lücken als Krücken“.
Nachdem er sich mit seiner Haltung in der Marine nicht durchsetzen konnte, verließ er sie.
Bravo Zulu.
Aber immerhin wird die Gorch Fock erhalten bleiben. Man muss ja schon mit wenig zufrieden sein beim „Ehrendienst am Vaterland“.
Problem Dienstaufsicht :
Zitat : „Der Tod von Frau Obermaat OA Seele sollte allen Vorgesetzten Grund genug sein, den eigenen Führungsstil kritisch zu überdenken: Klare und verbindliche Vorgaben verbunden mit einer ernsthaften Dienstaufsicht und Kontrolle stehen weder im Widerspruch zur Inneren Führung und zum Führen mit Auftrag, noch sind sie ein Ausdruck von Misstrauen gegenüber den Untergebenen. Im Gegenteil: Sie sind Ausdruck eines disziplinierten und fürsorglichen Führungsverhaltens, welches wir unseren anvertrauten Frauen und Männern schuldig sind.“
@ Roman , Warum ist dieser Abschnitt Propaganda ?
@ Polybos , Warum verstört Sie dieser Abschnitt ?
Dieser Abschnitt beschreibt die Ausgestaltung von „Dienstaufsicht“ genau so, wie sie meiner Ansicht nach richtig gemacht werden sollte.
Was verstehen wir denn heutzutage unter Dienstaufsicht und wie war sie ursprünglich mal gedacht ?
In dem Wort „Dienstaufsicht“ steckt ja schon die Funktion „Hinsehen“, also eigenes Sehen um eine Situation richtig zu erfassen. Des weiteren gehört dazu mit seinen Untergebenen zu reden und noch besser zuhören, was sie zu sagen haben. Dies passiert nicht irgendwo, sondern der Vorgesetzte geht zum Arbeitsplatz des Untergebenen und verschaftt sich einen optischen Eindruck, frägt und hört vor allem zu.
Dies kostet Zeit, keine Frage, aber es die am besten investierte Zeit, die ein Vorgesetzter, z.B. ein Kompaniechef einsetzen kann. Dann kann man überprüfen, ob die eigenen Richtlinien, Befehle, die man ausgegeben hat, auch richtig umgesetzt werden. Man hat sogar damit die Möglichkeit festzustellen, ob die Befehle „praxistauglich“ sind. Und letztendlich bringt es nichts die die Einhaltung der Befehle bis auf das letzte Jota kontrollieren zu wollen, sondern man muss die Denkweise, die Haltung seiner Mitarbeiter und Untergebenen versuchen zu beeinflussen. Dies geht mit Vorbild und Vertrauen. Vertrauen bei seinen Untergebenen muss man sich verdienen, man bekommt es nicht geschenkt.
Ein Mittel dazu ist die persönliche Präsenz, das Gespräch vor Ort und nicht am Schreibtisch, eben die richtig verstandene „Dienstaufsicht“ !
Es soll bitte keiner sagen, dazu fehlt die Zeit. Alles andere muss sich der Aufgabe der Dienstaufsicht unterordnen und eine 40 Stunden-Woche hat ein engagierter Disziplinarvorgesetzter sowieso nicht.
Zu den Ausbildungskonzepten für die Offiziersanwärter der Marine, der Luftwaffe und seit einigen Jahren auch beim Heer. Der Kritik kann ich nur zustimmen.
Wenn man meint es wird jemand ein guter Offizier, weil er in der „Teppichetage“ anfängt, anstatt in der 6 oder 8 Mann Stube, dann hat derjenige vom Prinzip der soldatischen Prägung nichts verstanden. Man muss zumindestens einmal ganz unten in der „braunen Masse“ gestanden haben, damit man ein Gefühl dafür bekommt, was man von seinen späteren Untergebenen verlangen kann und was nicht. Erfolgreiche „Sozialisation“ in einem militärischen System eben.
Und wenn ein Offizieranwärter meint, dies sei für ihn nicht zumutbar, dann hat er den falschen Beruf gewählt.
Und wenn die militärische Führung meint, unter diesen Umständen bekommt man keine Offizieranwärter mehr, dann ist es besser auf diese Leute zu verzichten.
@“Heizerleine“: Wenn die Frauen auch Herrenunterwäsche dranhängen/hingen – so what? ;D
Zunächst: Ich oute mich mal als unwissend und bitte um Erklärung für „Verwendungsreihe 76“ (sind das Uffze? Portepees?) und „Bravo Zulu“ (scheint ja die Kurzform von „Lob und Anerkennung“ zu sein…?).
Davon ab: Obermaat (OA)? Ich hab von der Marine derart wenig Ahnung, dass ich nichteinmal die Offiziersdienstgrade ordentlich voneinander unterscheiden kann und bei StabsOffizieren hört’s ganz auf. Aber Obermaat war die Entsprechung zum StUffz. War das ein „Laufbahnverrat“ (unglaublich blöde Bezeichnung, irgendwo…) bei der Kameradin oder wird der Fahnenjunker bei der Marine einfach generell besser bezahlt?
@Georg:
Der Absatz verstört mich deshalb, weil er im Kontext des Todes der Kameradin zynisch klingt. So schlimm es auch war, es handelte sich letztlich um einen Betriebsunfall. Wir wollen es nicht hoffen, aber soetwas kann bei Fortsetzung der Ausbildung kann jederzeit wieder passieren.
Die Kritik richtet sich gegen die inoffiziellen Strukturen an Bord. Dort fand bisher kaum Dienstaufsicht statt. Das hätte man dann aber auch so schreiben müssen!
Wenn die militärische Führung clever wäre, würde sie jeden Offizierjahrgang mit Reserveoffizieranwärtern (ROA) auffüllen.
Es ist doch so, dass ein bestimmter Prozentsatz entweder im Laufe der Ausbildung das Handtuch schmeißt oder den Lehrgang nicht besteht. Folge: Ein Mangel an Zeitsoldaten und freie Studienplätze. Beides könnte man durch ROA kompensieren. Diese verpflichten sich normalerweise nur für zwei Jahre. Meist würden einige von ihnen länger machen. Besteht also Bedarf, könnte man aus ROA ZOA machen; ist der Bedarf gedeckt, scheiden die ROA nach zwei Jahren regulär aus dem Dienst aus. Die Bundeswehr würde sich so eine junge Führerreserve bzw. „Multiplikatoren“ schaffen und personelle Engpässe kompensieren.
@Simon:
In der Marine sind alle Mannschaften, Unteroffiziere und Bootsleute einer Verwendungsreihe zugeordnet. Sie gibt Auskunft über die (erlernte) Funktion des Soldaten. Darüber hinaus hat jede Verwendungsreihe einen eigenen Korpsgeist, vergleichbar mit einer Truppengattung des Heeres.
Zur Verwendungsreihe 76 gehören Marinesicherungssoldaten. Sie stellen sowohl den infanteristischen Objektschutz als auch Boarding-Kräfte. Intern werden sie als „76er“ oder „die grüne Marine“ genannt. Sie stehen im Verruf, im Vergleich zu den „Bordfahrern“ besonders hart zu sein.
Bis 2005 wurden die Offizieranwärter der Marine an der Marineunteroffizierschule von Plön ausgebildet. Dort gab es weder eine Teppichetage noch Seekadetten, die sich im Rahmen ihres heutigen „Gruppenführerpraktikum“ an der jüngeren Generation beweisen dürfen.
Obermaat entspricht dem Dienstgrad Stabsunteroffizier bei Heer und Luftwaffe. Der Zusatz „OA“ deutet darauf hin, dass es sich um einen Quereinsteigern handelt. In der Crew VII/08 gab es sogar einen Oberbootsmann OA. Soldaten mit dem Dienstgrad Maat oder Bootsmann werden mit dem Laufbahnwechsel logischerweise zu einem Seekadett bzw. Fähnrich zur See.
Das Äquivalent zum Fahnenjunger ist der Seekadett. Dieser Dienstgrad kann frühestens ein Jahr nach Diensteintritt und bestandenem Offizierlehrgang verliehen werden – also genauso wie bei Heer und Luftwaffe.
Äußeres Erkennungszeichen für einen Offizieranwärter bei der Marine ist der aufgestickte goldene Stern auf dem Dienstgrad.
@TomTom:
Volle Zustimmung – ich hatte auch die leichte Hoffnung, dass man vielleicht auch die MSM-Lastigkeit der neuartigen Offz-Ausb hinterfragt. Die Einberufung direkt zur MSM ist einer der großen Problemfelder, die ausgeklammert wurden. Und in der neuen Struktur wird die MSM auch noch Leitschule aller Marineschulen…
Es ist wie überall: Die Bundeswehr sollt einfach wieder anfangen Soldaten auszubilden.
Das wiederum ist nicht auf die Todesfälle auf der GoFo gerichtet, sondern auf die eklatanten Fehler bei Personalwerbung, -gewinnung, -auswahl, -ausbildung und -entwicklung in allen TSK/ OrgBer und Dienstgradgruppen.
Das wiederum ist kein Geldproblem, sondern ein Führungsproblem. Wenn Bürokraten eine Armee führen, dann produzieren sie eben Bürokraten und keine Soldaten. Siehe: Sperrfach Wehrrecht, während Taktik/ Navigation keine Sperrfächer (mehr) sind.
Die preußische Reformer würden nur den Kopfschütteln… 2013 ist ja nicht mehr lange hin, dannn kann man ja nochmal die Ideen von 1813 genauer anschauen…
Wo soll ich anfangen?
Dienstaufsicht: Wer darf sie durchführen und wer nicht? Wer hat die Zeit, die Muße und die Qualifikation dafür?
In einem Heeresbataillon ist nach heutiger Auslegung der Kommandeur der einzige Verantwortliche für die Dienstaufsicht. Sie betonen das auch so gerne, so das alle anderen Offiziere dann da auch sagen: Na dann mach doch! Ein Kommandeur (= Verantwortlicher), rund 1000 Soldaten, zig Ausbildungsvorhaben, oftmals zu sehr unterschiedlichen Zeiten. Der Kommandeur ist idR zuletzt Sesselpupser irgendwo im Ministerium oder Adju von Großkotz 37 gewesen, zuletzt auf einem Waffensystem 1985 eingesetzt. Technische Erfahrung daher in der Regel gering, da auch die Bundeswehr es geschafft hat, fast überall „neue“ Sachen einzuführen.
Und wieiviel Zeit ein Kdr heutzutage hat, insbesondere wenn sein Verband und er Teil eines Einsatzkontingentes sind, das kann sich jeder selbst ausrechnen. Ein Wunder, das eigentlich so wenig heutzutage passiert. Vmtl liegt es daran, dass die Munition und das Geld fehlt um viel mehr Blödsinn zu machen.
@Roman
Diese Definition der Dienstaufsicht ist mir gänzlich unbekannt.
@Roman
Also, mir haben die direkten Vorgesetzten und der Disziplinarvorgesetzte auf die Finger geschaut (und das Stichwort „Dienstaufsicht fiel eigentlich immer, wenn ein anderer Offizier als der ZgFhr Lt in den Bereich kam…). Den Btl-Kdr habe ich hingegen nur gesehen, wenn irgendetwas offizielles oberhalb der Kragenweite meines KpChefs anstand.
@Polybos
Die 76er sind also in etwa das Äquivalent der Grünlitzer im Heer. Vielen Dank für die ausführliche Erklärung.
@Georg
Dass die Offiziere von Anfang an unter sich sind, hat mich damals z.B. dazu bewogen, mich erst als regulärer W9er einziehen zu lassen, um mich dann aus der Truppe heraus zu bewerben. Einfach, weil ich damals der Ansicht war (und es zmd unter diesem Gesichtspunkt nie bereut habe), dass ich den Laden von unten kennen sollte, bevor ich von oben draufgucke. Insofern: Zustimmung.
Meiner Ansicht nach sollte ein Offizier selbst den Anforderungen gewachsen sein, die er an seine Untergebenen stellt (von technischem Detailwissen abgesehen). Führen durch Vorbild, und so…
@all (Edit 03.07.11 0058)
Darf ich nochmal nach der Übersetzung von „Bravo Zulu“ fragen?
bravo zulu ist gemäß Flaggenalphabet einfach Well done.
Dienstaufsicht
DA bedeutet, die Untergebenen zu kontrollieren, ob sie die eigenen Befehle so ausführen wie man wollte als man sie gegeben hat,
Das ist meiner Ansicht nach das wichtigste was man als Vorgesetzter zu tun hat, denn es handelt sich ja um meine Befehle.
Egal in welcher Position, Gruppenführer, Zugführer, Batteriechef (mehr kann ich nicht erzählen), die Dienstaufsicht hilft dem jüngeren seinen Job besser zu erledigen (weil er einen Anschiß bekommt), dem älteren seinen Job besser zu erledigen weil er erkennt dass noch jemand auf seine Arbeit schaut und, und das ist das wichtigste, sie hilft dem Vorgesetzten um ihm klarzumachen dass er eine Verantwortung trägt.
„Betreuung“ der Kadetten. Heißt im Klartext: Ab demnächst ist das ganze nicht mehr als eine (für jeden buchbare) do-it-yourself Segelreise auf der Alex von Humboldt oder vergleichbaren Großseglern: Wer will, klettert, wer nicht will lässt es. Wer schlafen will schläft, wer es nicht will feiert.
Okay…
@ Werferfehler
Dienstaufsicht ist hoffentlich doch etwas mehr, als nur die reine Kontrolle, von der Sie schreiben (falls ich Sie richtig verstanden habe).
Wenn Jobs nur dann besser erledigt werden, wenn entweder „Anschisse“ verteilt werden oder durch permanenten Druck (sollte ich besser Angst schreiben?) kontrolliert zu werden … ist das nicht ein bisschen wenig?
Wo ist das grundsaetzliche „Vertrauen in Vorkasse“ in die Leistung derjenigen, die Soldatinnen und Soldaten ausbilden? In Untergebene ueberhaupt?
Meiner Erfahrung nach (ich meine besonders einen Ausschnitt in verschiedenen Panzergrenadier-Verwendungen Ende der 80er bis Ende der 90er) waren die Vorgesetzten, die Dienstaufsicht so durchgefuehrt haben, wie Sie sie beschreiben, die schlechten.
Motivation konnten sie nicht erreichen, eher Ablehnung und Unzufriedenheit und die Ausbildungsergebnisse waren auch nicht unbedingt Platz 1.
Die allerdings, die Dienstaufsicht nicht als Kontrolle von oben herab verstanden, sondern ihre persoenliche Kompetenz und ihre Fachkompetenz eingebracht, sich fuer die Truppe interessiert, in und mit der Truppe gelebt und DANN ERST verschiedene Parameter abgeglichen haben, ob die Ausbildungsziele erreicht werden – genau die haben hoechst motivierte und bestens ausgebildete Einheiten gefuehrt.
Mit einem beispielhaften Inneren Gefuege.
Juristische Dienstaufsicht obliegt dem Leiter einer Dienststelle, im Heer sind dies als unterste Ebene selbstständige Kompanien oder eben dem Bataillonskommandeur. Es ist bislang weit verbreitet, das jede Form von Aufsicht (insbesondere von Offizieren) als Dienstaufsicht bezeichnet wird, insbesondere die eines Kompaniechefs. Dies ist aber nicht richtig.
Kommandeure erlassen Jahresausbildungspläne und geben bspw, mittels Quartalsausbildungbefehlen für jede Kompanie/Stabsabteilungen und eigentlich auch deren Teileinheiten Ausbildungsziele, sprich Inhalte und Ausbildungshöhen vor. Zur Durchsetzung haben sie die notwendigen Rechte zur Dienstaufsicht UND das Recht Freigabe von HHM zur Finanzierung solcher Vorhaben (im Gegensatz zum üblichen KpChef), also rein theoretisch auch wenn sie nur Leutnant und Kdr sind^^.
Der Kompaniechef hingegen bekommt die Ausbildungsziele vorgeben und erstellt nun einen Dienstplan zum erreichen der Ziele und lässt diesen durch den Kdr im voraus genehmigen, also auch die HHM dafür freigeben (dies geschieht üblicherweise stillschweigend). Der Kompaniechef hat letztendlich nur die Ausbildungsaufsicht über die von ihm geleiteten oder in seinem Bereich durchgeführten Ausbildungsvorhaben (obwohl er ja auch ein Disziplinarvorgesetzter ist). Er kann damit eigentlich nur Mängel in der Ausbildung abstellen und die Disziplin bei seinen eigenen Soldaten wahren. Wenn keine Ausbildung stattfindet, dann hat er dieses Recht nicht (ihm bleibt eigentlich ja auch noch die VVO).
Dies sieht in der Praxis sicherlich oftmals anders aus. Oft schreiben die KpChefs bzw. ihre Fuddel die Befehle selber, geben selber Ziele und Höhen der Ausbildung vor, da die Kdr unwillig, unfähig, meistens aber zeitlich so arg strapaziert sind, das sie es vmtl. gar nicht dauerhaft könnten, selbst wenn sie wollten.
Zudem will ja jeder gern König sein, auch wenn nur ein kleiner. Also wird jede Form von Aufsicht, auch die eines ZgFhr über seinen GrpFhr als Dienstaufsicht bezeichnet.
Wie das an Bord eines Schiffes oder einer fliegenden Einheit ist, weiß ich allerdings nicht. Rein rechtlich gesehen wird es aber auch dort so sein, dass das Recht zur Dienstaufsicht eher sehr hoch aufgehängt ist.
Gibt es irgendwo auf der Welt eine Ausbildung ohne Mängel? Es wird wieder jemand aus dem Mast fallen, dass ist für mich so sicher wie das Amen in der Kirche. Und dann? War dann wieder die Ausbildung schlecht oder sind es einfach Dinge die passieren können? Wenn ich das nicht will, Gorch Fock abschaffen. Keine Verkehrstoten mehr wollen? Autofahren verbieten! Dachdecker die vom Dach fallen? Dann werden Häuser zukünftig ohne Dach gebaut! Offene Ansage, ja wir wollen die Ausbildung mit der Gorch Fock weiterführen, weil wir sie für wichtig halten. Es wird trotz allen Bemühens auch weiterhin Unfälle geben. Jeder junge Mann und jede junge Frau muss das wissen und entscheiden ob sie das tun wollen oder nicht.
@ Roman:
Hab ich anders gelernt – jeder Disziplinarvorgesetzte führt Dienstaufsicht durch. Aber das mag eine Vereinfachung durch kleine Könige sein.
Ihre Argmentationslinie ist jedoch ein schönes Beispiel für die Bürokratisierung der Welt (Max Weber) und eben auch der Bw. Vorgesetzte – zumal Disziplinarvorgesetzte – sollten Bodenhaftung haben und dafür ist Dienstaufsicht da – Haushaltsmittel hin oder her.
@ Roman
Nach § 10 Soldatengesetz haben Vorgesetzte die Pflicht zur Dienstaufsicht ueber Untergebene – das ist meiner Kenntnis nach nicht nur auf Dienststellenleiter/-innen beschraenkt.
U. a. auch Zugfuehrer fuehren Dienstaufsicht in ihrem Bereich durch und nicht nur, weil sie „kleiner Koenig“ sein wollen.
P.S.: Fuddel ist ja soldaten-slang-technisch gebraeuchlich, deshalb ist es aber noch lange nicht nett, Menschen so zu bezeichnen.
sehr interessante Diskussion, die mir ein länger entstandenes Bauchgfühl bestätigt: die Bundeswehr hat in den letzten Jahren eine Art androgyne Führungsunkultur entwickelt (Totschlagargumente u.a. : main stream und TSK-übergreifend), die den TSK-spezifischen (Menschen-)Führungserfordernissen auf Truppenebene fachlich und kulturell nicht mehr gerecht wird. Das sieht man schon daran, dass ‚Dienstaufsicht‘, ‚Truppendienstliche Führung‘ und andere ursprünglich klar definierte und strukturell implementierte Führerverantwortlichkeiten durch solche slogans wie ‚Steuerung und controlling‘ oder ‚Führung aus einer Hand‘ ersetzt worden sind, die in der Führungsrealität auf Truppenebene eben nur slogans sind.. Dienstaufsicht als Kommandant oder Kommandeur kann und muss ich ja nur ausüben, wenn ich als Kommandant oder Kommandeur auch verbandsspezifische Weisungen/Befehle erteilt habe……dazu muss man natürlich befähigt und bereit sein….und man braucht an der einen oder anderen Stelle vielleicht nicht nur Rückrat, sondern auch Rückendeckung von Vorgesetzten….die wiederum dazu bereit und fähig sind……
Interessant ist der Fakt, dass die „Gorch Fock“ nunmehr erst nach 6 Monaten Teil des Programms werden soll… Warum??? Ganz einfach, es gibt ja das 6 monatige Widerrufsrecht (des Vertrages zum SaZ13 mit der Bundeswehr) … in unserer Crew (und wir hatten noch die „richtige“ Grundausbildung durch 76er in Plön, die ich im übrigen auch für angemessener halte als das Modul der sog. „Soldatische Basis“) haben die meisten OAs unmittelbar nach den Erfahrungen auf der „Gorch Fock“ den Dienst quittiert … Ich bin da ein wenig skeptisch, ob das mit der mangelnden körperlichen Leistungsfähigkeit der ausschließliche Grund ist. Ferner zwingt sich die Frage auf, weshalb Soldaten, die hier ein erkennbares Defizit habenüberhaupt eingestellt werden?
Naja, wird bestimmt alles besser in dieser (neuen) Bundeswehr in Zukunft, bin seit vorgestern wieder Zivilist (naja, genauer Reservist) und das ist gut so!
„Es soll bitte keiner sagen, dazu fehlt die Zeit. Alles andere muss sich der Aufgabe der Dienstaufsicht unterordnen und eine 40 Stunden-Woche hat ein engagierter Disziplinarvorgesetzter sowieso nicht.“
Spricht da der Insider? Die Zeiten, wo man Papierkram (Beurteilungen, Unterrichte vorbereiten) etc. zuhause am privaten Rechner erledigen konnte, wenn die Kinder und die Ehefrau schon schlafen, sind seit längerem vorbei (BWI sei Dank). Aber auch ein engagierter Vorgesetzter hat Anspruch auf einen Rest Privatleben. Oder gilt die Konzeption „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ nur für Untergebene?
@ Mietsch
Die Konzeption der „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ gilt natürlich auch für Vorgesetzte. Sicher ist es durch das unsägliche SASPF auch schwieriger geworden verschiedene Arbeiten z.B. Beurteilungen in Ruhe zu Hause vorzubereiten, aber kann man während der normalen Kernarbeitszeit als Kompaniechef Beurteilungen schreiben ?
Ich glaube nein, da muss man sich schon die Zeit zwischen 16:00 Uhr und 20:00 Uhr zurückziehen, wenn das Tagesgeschäft vorbei ist. Es passiert einfach viel zu viel zwischen 07:00 Uhr und 16:00 Uhr in einer Kompanie, Staffel usw., wo der Chef seine „Nase“ drin haben sollte. Hier ist er mit seiner Präsenz bei seinen Soldaten und beim Tagesgeschehen gefragt.
Insofern ist meine Erfahrung, dass man als Chef zufrieden sein kann, wenn man im Schnitt mit 50 Std die Woche hinkommt. Ich finde dies auch nicht besonders schlimm, denn in einer vergleichbaren Führungsposition im zivilen Wirtschaftsleben muss man ebenfalls mit solch einer Wochenarbeitszeit rechnen. Außerdem ist die Chefdienstzeit, oder allgemein die Verwendungszeiten als Disziplinarvorgesetzter begrenzt und es kommen auch wieder ruhigere Zeiten.
Spätestens wenn es in Richtung Kommandobehörden und Ämter geht, (mein Lieblingsbeispiel dazu ist das Materialamt des Heeres in Bad Neuenahr, aber auch WaSysKdo Lw oder LogABw) wird es ruhiger.
@mariner:
Das ist wirklich ein interessanter Fakt. Danke für den Hinweis.
Ich wage aber zu bezweifeln, dass es besser sein wird, die Kadetten zukünftig nach Ende ihres Widerrufrechts an Bord gehen zu lassen. Denn wie gesagt: Egal an welche Stelle man die „Seemännische Basisausbildung packt, es wird die gleichen Probleme geben wie in den Jahrgängen zuvor (mangelnde Privatsphäre, Drill, Leistungsdruck, Höhenangst, schlechte Witterung usw). Das ist nunmal pure Seefahrt. Und ja, die kann auch schön sein. Vielleicht nicht im Moment des Erlebens, aber spätestens danach. Denn jede Crew bzw. jeder Törn einer Crew schafft sich so seine eigene Erinnerungskultur an eine gemeinsame Zeit.
Meiner Meinung nach sind die ersten sechs Monate einer einjährigen Ausbildung entscheidend. Aus diesem Grund sollten zukünftige Seeoffiziere am Beginn ihrer Karriere wissen, was pure Seefahrt bedeutet. Das war seit jeher so. Die Führung sollte den Kadetten das Zugeständnis machen, in dieser Zeit vom Widerrufsrecht Gebrauch zu machen. Die Motivation des Einzelnen ist wichtiger als die Quote.
…..vielleicht liegt das ganze Problem einfach darin begründet, dass die Marineführung seit Einführung der universitären Ausbildung für Offiziersanwärter der BW nie ihre traditionelle hanseatische Arroganz aufgegeben hat in Sachen Berufsbild und -Selbstverständnis eines Seeoffizier. Wieso Gorch Fock vor und nicht nach dem Studium ???
Naja einem Haufen Leutnanten wäre es auf der Gorch Fock wohl kaum zu erklären warum sie Kadetten sind Reinschiff zu machen haben etc…
lol Nordlicht…….und damit reduzieren wir dieses Thema auf die ‚basics’….ich fass es nicht
@ Georg
Dies ist die in meinen Augen dümmste Argumentation, die leider Vorgesetzte viel zu oft vor sich hinmurmeln, um ihre unterstellten Chefs zu knechten und die Chefs nutzen dies viel zu oft aus um ihre eigene Faulheit zu kaschieren.
Beurteilungen, Dienstaufsicht, Ausbildungsplanung, Unterrichtsvorbereitung sind Teil des normalen Dienstalltages und sollten daher auch während der regulären Dienstzeit erledigt werden. Wer regelmäßig die Zeiten überschreitet macht sich selber kaputt und fährt seine Ehe und andere Freundschaften an die Wand. Schließlich gibt es noch ein anderes Leben als das beim Dienstherren.
Spätestens wenn aber der heldenhafte Berufsoffizier in derzeitiger Verwendung als Kompaniechef nicht da ist und ein kleiner, bescheidener SAZ-Oberleutnant für oftmals längere Zeit den Laden schmeißen muss, dann wird Ihre Argumentationskette einfach schwachsinnig, denn für den Jungen gibt es keine Ruhefolgeverwendung in Bad Neuenahr.
Ich bin jedenfalls gut damit gefahren, die notwendigen Dinge innerhalb der Dienstzeit zu machen und den Rest ganz einfach sein zu lassen. Was wichtig ist, kommt eh wieder hoch und landet auf meinem Tisch.
Zudem haben Dinge dann erledigt zu werden, wenn sie anstehen und nicht kurz vor dem Termin. Aber das aufschieben von Arbeiten mit anschließender Hektikphase kurz vor dem Termin ist ja der bervorzugte Arbeitsstil in dieser Armee.
@ mietsch
Meines Wissens nach hat jeder Kompaniechef einen Laptop als Rechner. Diesen kann man auch bewegen und dahin mitnehmen, wo man Zeit und Muße hat damit zu arbeiten.
@ SchreckStarr
Fuddel ist eigentlich nur ein Ausdruck der Wahrheit, daher verwenden ihn auch viele gern. Entweder man kann damit leben oder man sollte auch ein Wutbürger werden und dies dann der Gleichstellungsbeauftragten melden. Die schwingt dann ihre sporttestbefreite Hüfte und kümmert sich dann um den Fall. Natürlich nur, wenn dies nicht zu Lasten der Erziehung ihrer beiden Kinder Romeo-Kevin und Chantal geht, schließlich muss man ja für diesen Dienstposten alleinerziehende Mutter sein.
So jetz aber Schluss, ich werde grad wieder unhöflich, sorry. All die Jahre haben dann doch Spuren hinterlassen^^.
@ SchreckStarr
Doch, denn die Argumentation mit § 10 SG hakt gewaltig. Offiziere und Unteroffiziere sind sicher allgemeingültig schon aufgrund ihres Dienstgrades Vorgesetzte, zumindest wenn es jemanden zu befehligen gibt. Ich denke damit hat auch keiner Probleme. Allerdings gibt es auch Vorgesetzte nach § 3 und/oder 5. Dies können auch Mannschaftssoldaten sein.
Ich denke keiner wird ernsthaft wollen, das G Pawel Pawlowitsch das Recht zur Dienstaufsicht bekommt, nur weil er 24 h lang oder wegen was auch eines Auftages auch immer Vorgesetzter ist. Die Führungsvorschriften führen dieses Recht erst auf der Ebene eines Dienststellenleiters zusammen, denn ER (=Dienststellenleiter) ist verantwortlich dafür, dass die Dienststelle auch ihren Amtsgesschäfte ordentlich ausführt.
Und bevor einer anfängt: Kompanien haben nur eine Sub-Dienststellennummer von ihrem übergeordneten Verband, also in der Regel dem Bataillon. Dies gilt selbstverständlich nicht bei selbsständigen Einheiten.
@Klabautermann:
Vor dem Hintergrund, dass einige Zivilunternehmen mit solchen Methoden ihre Führungskräfte weiterbilden, ist dies sicherlich eine interessante Überlegung. Allerdings muss ich Nordlicht Recht geben, dass es zu Problemen führen könnte, wenn Offizier plötzlich die Mehrzahl der Besatzung stellen. Der Crew-Gedanken sollte sich noch vor Erreichen dieses Dienstgrades entwickelt haben.
@Nordlicht:
Das Anspruchsdenken ist heute doch schon so weit, dass es schwierig wird, „einem Haufen Mannschaftsdienstgrade“ derlei zu erklären ;)
@Polybos
was ist der Unterschied zwischen ‚team‘ und ‚crew‘ ??? Ist da einer ? Ja, denn in einer crew gibt es einen ‚captain‘. Das ist was ganz anderes als ein ‚boss‘ oder ‚teamleader‘. Natürlich sollte ich wissen als Kommandant eines Schiffes, was es heißt eine Bilge gemäß IMO/MARCON zu reinigen……..aber ich muss das nicht selber können können……..warum machen alle Seefahrtsnationen im zivilen, kommerzellen Bereich nicht solche Ausbildungsverrenkungen wie die Deutsche Marine ???? Weil es bei uns in der Deutschen Marine nicht um professionelle Ausbildung geht , sondern um möglichst preiswerte nationale Repräsentation mit Nostalgie-Faktor. Ergo: die Republik will eine internationale RePrä-Arche ? Conclusio: dann schreib das Konzept Gorch Fock entsprechend um und pass die maritime OA-Ausbildung entsprechend an und nicht umgekehrt !
@ Roman 17:05 Uhr
Wie man seine Verwendung als Disziplinarvorgesestzter ausgestaltet, muss jeder selber wissen. Ich würde es jedenfalls nicht als „dümmste Argumentation“ bezeichnen, wenn ich von einem Kompaniechef mehr als 40 Std die Woche verlange. Sie können ja mal in einer entsprechenden zivilen Tätigkeit mit einer Führungsverantwortung für ca. 100 Menschen versuchen mit 40 Std die Woche hinzukommen.
Dies ist jedoch nicht der entscheidende Punkt ! Der Punkt ist wie halte ich es mit der Dienstaufsicht in meinem Laden ! Sie können ja mal die Kompaniechefs in Coesfeld fragen, was da schief gelaufen ist.
Zitat:
„Ich bin jedenfalls gut damit gefahren, die notwendigen Dinge innerhalb der Dienstzeit zu machen und den Rest ganz einfach sein zu lassen. Was wichtig ist, kommt eh wieder hoch und landet auf meinem Tisch.“
Genauso funktioniert es meiner Meinung nach nicht, außer man sieht die Funktion als Chef in erster Linie als Beschwerde- und Eingabenbearbeiter. Die „notwendigen Dinge“ die ein Chef zu machen hat, sind in erster Linie seine Leute kennenzulernen und zweitens seinen Laden kennenzulernen. Dies funktioniert eher schlecht am Schreibtisch im Büro.
Noch ein Wort zur Dienstaufsicht:
SG §10(2) Pflichten des Vorgesetzten
„Er hat die Pflicht zur Dienstaufsicht und ist für die Disziplin seiner Untergebenen verantwortlich“.
Da steht nichts, das dies nur für den Bataillonskommandeur gilt und im Normalfall erwartet ich auch von einem Unteroffizier vom Dienst, dass er gemäß seiner Dienstanweisung Aufsicht über seinen Kompaniebereich führt und wenn jemand über die Stränge schlägt, den OvWa verständigt und eine Meldung absetzt.
Die Menschen haben eben ein unterschiedliches Verständnis von Dienstaufsicht und offensichtlich ist es auf der Gorch Fock schiefgegangen.
@ Roman 17.05 Uhr
„Fuddel ist eigentlich nur ein Ausdruck der Wahrheit, daher verwenden ihn auch viele gern. Entweder man kann damit leben oder man sollte auch ein Wutbürger werden und dies dann der Gleichstellungsbeauftragten melden.“
Wutbuerger werde ich nicht und leben kann ich mit solchen Ausdruecken auch nicht – respektvoller Umgang mit anderen Menschen orientiert sich nicht an deren Taetigkeiten, Dienstgraden o. ae.
Damit fahre ich nicht schlecht im taeglichen Dienst. Wie andere das handhaben, muessen die selbst entscheiden. Trotzdem war mir meine Entgegenung wichtig.
Ihre weiteren Bemerkungen ueber Gleichstellungsbeauftragte sind fuer meinen Geschmack ziemlich – mindestens – unpassend und zu weit unter der Guertellinie.
Hier sind wir so meilenweit auseinander, dass eine weitere Diskussion ueber dieses Thema nicht mehr lohnt.
@roman
Nein, nicht jeder KpChef hat ein Laptop! Und wenn, wie geht der Trick sich zu Hause in Citrix einzuloggen, um über SAP eine Beurteilung in den Rechner zu hacken???
In den vergangenen Monaten fanden so einige Treffen der militärischen Gleichstellungsbeauftragten aus mehreren Kasernen und Verbänden in unserem Casino statt. Diese „Soldatinnen“ (die Abwertung meinerseits liegt nicht in ihrem Geschlecht begründet) waren fast alle deutlich übergewichtig. Unser Standortältester hat einigen der Damen auch die Möglichkeit gegeben, sich uns und den weiblichen Soldaten meiner Kaserene vorzustellen. Dies gelang ihnen zumeist nur auf einem sehr peinlichem Niveau. Und meiner Erinnerung nach war jede dieser Frauen Mutter und auch alleinstehend.
Mag sein, das diese Treffen nicht repräsentativ genug sind, um für alle Gleichstellungsbeauftragte zutreffend zu sein. Es reichte aber, um bei genügend Leuten zu einer deutlichen Meinungsbildung beigetragen zu haben.
@ SchreckStarr
Respektvoller Umgang basiert bei Ihnen nicht aufgrund von Tätigkeiten, Dienstgraden, Leistungen und Handlungen der Soldaten? Worauf dann? Auf der bislang noch bewiesenen Behauptung, das alle Menschen (Soldaten) gleich sind?
@ Georg
Vorgesetzter ist, wer befugt ist Befehle zu erteilen. Wer befugt ist, wann was wem zu befehlen, steht in der VVO. Niemand wird ernsthaft erwarten, das Mannschaftssoldaten die hier aufgezeigten Grundlagen können und dann so sinnvoll Dienstaufsicht durchführen können.
Hier werden verschiedene Begrifflichkeiten und Rechtsgrundlagen durcheinander gemischt.
Aufsicht führen aufgrund einer Dienstanweisung, bspw. UvD oder Wache ist nicht mit Dienstaufsicht oder stellvertretender Dienstaufsicht gleichzusetzen.
Coesfeld war ein guter Punkt/Beispiel. Ich habe genug Kenntniss von diesem Vorfall, um behaupten zu können, das hier genügend Probleme der Bw an einer Stelle zusammengekommen sind. Letztendlich passierten solche oder andere Dinge trotz aller Aufsicht, egal von wem auch immer.
Bei guter Planung und guter Führungs“crew“ kann man eine Kp locker mit 40h die Woche führen und gut dabei sein. Aber es gibt sicherlich auch genügend Führer, die aus was für Gründen auch immer 50 oder mehr Stunden für ihr Minimalpensum benötigen. Dabei sind dann sicherlich auch 10 Stunden Kaffeetrinken und Schleimen bei Vorgesetzten mit drinn.
„Die “notwendigen Dinge” die ein Chef zu machen hat, sind in erster Linie seine Leute kennenzulernen und zweitens seinen Laden kennenzulernen. Dies funktioniert eher schlecht am Schreibtisch im Büro.“
Die notwendigen Dinge, die ein Chef zu machen hat, passieren vorwiegend im Schreibtisch/Büro. Erst die Pflicht, dann die Kür. Ständige Dienstaufsicht meiner Meinung nach ein Zeichen für Versagensängste, mangelndes Vertrauen und schlechter Vorarbeit.
@ mietsch
Echt nicht? Ich habe bislang keinen getroffen, in dessen Einheit kein Laptop war. Beurteilung schreibe ich vor in Word, da wo es zeitlich und räumlich passt, also durchaus auf der Fahrt von A nach B oder im Uffz-Raum wenn die Kiste flimmert. Dann wird diese mit dem Soldaten abgestimmt und dann schreibe ich sie entweder selbst nochmal in Citrix oder der PersFw/PersUffz macht das.
@ Roman
Ich versuche, Menschen zunaechst grundsaetzlich immer mit Respekt zu behandeln. Unabhaengig von ihren Tätigkeiten, Dienstgraden, Leistungen und Handlungen als Soldatin oder Soldat oder welchen Beruf auch immer sie haben.
Aber wir werden hier nicht weiterkommen.
Alle Sdt. sind nicht gleich, trotzdem bezeichne ich niemanden als „Fuddel“. Sie moegen das anders bewerten und dabei sollten wir es belassen, um das eigentliche Thema nicht zu weit aus den Augen zu verlieren.
@Roman: Hätte der Normgeber die Pflicht (die damit auch das Recht beinhaltet) zur Dienstaufsicht auf bestimmte Vorgesetzte beschränken wollen, so hätte er das tun können, indem er in §10 Abs. 2 SG nicht mittels „Er“ den Vorgesetzten allgemein anspräche, sondern an dieser Stelle den Begriff „Dienststellenleiter“ oder wenigstens den verwaltungsrechtlichen Terminus „Dienstvorgesetzter“ verwendet hätte. Dies hat er jedoch erkennbar nicht. Darüber hinaus offenbarte auch das BMVg nicht nur in Form der VVO, in der eben hinsichtlich des Pflichtenkatalogs in §10 SG keine Unterschiede bei den verschiedenen Vorgesetzten gemacht werden, obwohl die Möglichkeit bestanden hätte, sondern auch in Form des ErlErzM eine von der Ihrigen abweichende Auffassung davon, wem das Recht/die Pflicht zur Dienstaufsicht zukäme. So lautet bspw. ein Satz in Ziff. 703 b: „Soweit es die Art des Dienstes erfordert, hat der Disziplinarvorgesetzte die Dienstaufsicht selbst auszuüben.“ Käme nur Dienststellenleitern die Pflicht/das Recht zur Dienstaufsicht zu, wäre die vorgenannte Stelle im ErlErzM ebenso absurd, wie der Satz vor dem zitierten oder auch die Ziff. 603 b oder Ziff. 5 der Vorbemerkungen.
Kommen wir jetzt hier nicht ein wenig in die Richtung inside baseball?
Da ich noch einige Tage unterwegs bin und so es dauert bis ich wieder an einen Rechner mit Netzwerkanbindung ins Intranet kann, muß ich das mal so hinnehmen. Derzeit kann ich das nicht so kontern, das ich Quellen als Beweis habe.
@T.W.:
Ist sicher in Teilen inside baseball, aber für mich als outsider auch sehr lehrreich, wenn man in der Bw nicht einmal (mehr?) ein gemeinsames Verständnis von Dienstaufsicht hat.
Das läßt tiefe Einblicke in das System Bundeswehr zu. Dann braucht man sich ja über ein gemeinsames Kriegsverständnis schon gar keine Gedanken mehr machen…
Auflösen – neu aufstellen?!?
@ Roman:
http://www.deutsches-wehrrecht.de/Erlasse/ErlErzM.pdf
Bin mir jedoch nicht sicher, ob alle Änderungsdienste eingearbeitet sind.
„Die notwendigen Dinge, die ein Chef zu machen hat, passieren vorwiegend im Schreibtisch /Büro“.
Hab`ich wohl falsch gemacht..ist aber auch ’ne Weile her.
Seien wir ehrlich: Dienstaufsicht ist unzeitgemäß.
Man muß den Menschen, die man verwaltet..?..Aug‘ in Aug‘ gegenübertreten, muß bei Abweichungen von der gewollten eigenen Absicht Klartext reden und dies auch noch überzeugend begründen. Das verlangt nach einer in sich gefestigten Persönlichkeit, nach fundierten fachlichen Kenntnissen und vor allem auch einen unbedingten Führungswillen. Irgendwelche Gesetze und Paragraphen helfen da keinen Deut weiter, weil man mit ihnen keine Menschenseele überzeugt -und genau darum geht es beim Führen letztendlich.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich beschreibe hier meine Alltagserfahrung in einer Behörde. Kein Mensch kömmt bei uns noch auf die Idee, Dienstaufsicht zu machen. Wie auch. Mein Chef hat keinen Schimmer von meiner Arbeit. Der Versuch sie zu beaufsichtigen, würde schnell peinlich werden. Dem abzuhelfen, sich „schlau machen“ würde Zeit kosten, persönliche Mühe verursachen. Wozu das alles? Ist nicht karriererelevant. Der Chef meines Chefs macht auch keine Dienstaufsicht, ist also ebenso ahnungslos. Außerdem gibt es den Begriff „Dienstaufsicht“ in unseren „Prozeßbeschreibungen“ gar nicht mehr.
Insofern decken sich „romans“ Aussagen absolut mit meiner Alltagserfahrung.
Alltagserfahrung ist aber auch die schon lächerliche Realitätsferne, die in den Planungen und Entscheidungen unseres Ladens vorherrscht. Jede Führungsebene lebt in ihrem eigenen Wolkenkuckucksheim. Da kommt der Verzicht auf Dienstaufsicht gerade recht. Bloß keine unangenehmen Fragen beantworten müssen, womöglich die Absurdität eigener Ansichten erkennen müssen: von wegen überall blühende Landschaften.
Meine Mitarbeiter formulieren es etwas anders: „Wer hier nicht macht, was er will, ist es selbst schuld!“
Fehlende Dienstaufsicht ist ein klares Anzeichen mangelnden Führungswillens!
@Polybos | 02. Juli 2011 – 21:13
Die Reserveoffizieranwärter als Reserve der ZOA/BOA Crew – Ist schon seit Crew VII-2009 Tatsache. Heute sind die ROA’s vom ersten Tag an Teil der „regulären“ VIIer Crew.
Hier das Papier von FüM dazu (mit dem typischen you@web Link-Typ):
http://www.reservisten.bundeswehr.de/resource/resource/MzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzEzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY3NjgzNzM4NmE3MzZhNzUyMDIwMjAyMDIw/Flyer%20ROA-Marine.pdf
Ein bischen schade ist das schon, die ROA Ausbildung bei der Marine als SaZ2 in den alten ROA Crews nach einem Dreivierteljahr in der „normalen“ Mannschaftslaufbahn war m.A. das beste was man bei der Bundeswehr machen konnte. Nur haben davon viele dann als OG’s auf einer fahrenden Einheit auf den ROA-Status verzichtet weil sie lieber 15 Monate zur See fahren wollten als an die MSM auf Lehrgang zu gehen…
@T.W.:
Gerade das Fachchinesisch der Insider ist doch das wirklich interessante! ;)
@Roman (1950):
„Niemand wird ernsthaft erwarten, das Mannschaftssoldaten die hier aufgezeigten Grundlagen können“ – ich behaupte einfach mal ganz dreist, dass ich diese Grundlagen damals durchaus beherrscht hätte. Ob das so zweckmäßig ist (als OG fällt man nunmal eher selten unter die VVO) ist natürlich eine andere Frage.
Richtig ist aber, dass wir das in Zukunft, wo unter den Mannschaftern nicht mehr eine bunte Mischung an Herkunft und Bildung herrschen wird, wohl eher weniger erwarten können…
@Steiner:
„Dienstaufsicht ist unzeitgemäß.“ + „Fehlende Dienstaufsicht ist ein klares Anzeichen mangelnden Führungswillens!“
Irgendwo fehlt mir da gerade die Verbindung, die das nicht völlig gegensätzlich erscheinen lässt…
Hoffentlich nicht zu provokant gefragt, warum ist es notwendig, dass spezialisierte fuehrungskraefte, also offiziere, das soldatische handwerk von grund-auf kennen sollen? Beim Heer kann ich das sehr gut nachvollziehen, da ist die koerperliche voraussetzung und ueberlebensfaehigkeit im feld zu schaffen. Auf schiffen sollte es doch bei den offizieren deutlich weniger auf solche grundlagen ankommen.
Beim militaer sollte doch die differenzierung der arbeitswelt auch so weit fortgeschritten sein, dass hoch speziallisierte arbeitsteilung herrscht. In einem Hotel braucht der geschaeftsfuehrer ja auch keine ahnung vom kochen zu haben oder im zimmerservice gearbeitet zu haben um seine arbeit gut zu machen. Die leute die man mit dem geringschaetzigen begriff „Von der Pike auf gelernt“ fuer einen mangel an formalbildung belegt hat sind ja in allen bereichen durch spezialisten verdraengt worden.
Weshalb also soll ein offiziersanwaerter der marine, fuer den borddienst, grundlegende infanteristische faehigkeiten haben, koerperlich extrem fit sein oder frei von hoehenangst sein. Psychische stabilitaet und konzentrationsfaehigkeit bei schlafmangel, faehigkeit fuer entscheidungen unter druck usw. scheinen mir, als laien viel wichtigere eigenschaften.
Nochmal, um nicht hier einfach nur rumzutrollen: Ich bin interessiert warum so viele der soldaten hier die von mir (als laie und aussenstehender) als unwichtig betrachteten faehigkeiten fuer wichtig erachten.
@SD
Weil „die von der Pike auf “ gelernten Truppendienstoffiziere in der Regel die kompetenteren Offiziere sind.
Erfahrung ist nur durch Erfahrung zu ersetzen . Stichwort : Empathie
@sd:
Je mehr Einblick ich als Vorgesetzter in die Arbeitsweisen meiner Untergebenen habe, desto akurater werden meine Einschätzungen über ihre Leistungsfähigkeit (da ich die Aufgaben kenne und an meinen Leistungen, sie zu bewältigen, messen kann). D.h. ich kann meine „Ressourcen“ wesentlich besser einsetzen.
Das nächste ist das allgemeine Verhalten. Jemand, der einmal selbst „geführt“ wurde und damit eine Erfahrung hat, wie es sich „auf der anderen Seite“ anfühlt (und zwar unter realen Bedingungen mit Mannschaftsdienstgraden, nicht mit Offizieranwärtern im Mannschaftsdienstgrad), wird meiner Erwartung nach (Zahlen liegen mir in der Tat nicht vor) der bessere Vorgesetzte.
Zu den konkreten Fragen:
– Grundlegende Fähigkeiten für den Borddienst sind für Notfälle nützlich. Gerade auf einem Schiff, wo jede ausfallende Hand gleich doppelt ins Gewicht fällit… Ich würde als Panzerkommandant auch wissen wollen, wie man das Ding fährt. Weil davon im Notfall mein Leben abhängen könnte. Basics sollten also vorhanden sein…
– Grundlegende Infanteristische Fähigkeiten sind Grundlage für einen Soldaten. Ich habe ganz arge Schwierigkeiten mit einem Soldaten, der nicht zumindest mit (s)einer STAN-Waffe umgehen kann. Ich habe Heeres-OA gesehen, die bis zu ihrem Truppenpraktikum (da waren die OG) nicht einmal ein MG angefasst hatten (daran dann aber Rekruten ausbilden sollten). Mit der P8 (als STAN-Waffe der Offiziere) sollte ein Marineoffizier umgehen können, auch an Bord. Und wenn er „nur“ der IT-Systemoffizier (oder eine vergleichbare nicht primär kämpfende Funktion) ist, ist er dennoch Soldat in einem Einsatz und trägt Verantwortung für seine Kameraden an Bord.
– Körperliche Fitness spielt für einen Offizier vor allem im Bereich „Führen durch Vorbild“ (einen extrem übergewichtigen Vorgesetzten nimmt niemand ernst, wenn er schlechte sportliche Leistungen seiner Untergebenen kritisiert) eine Rolle. Ansonsten könnte man hier den guten alten lateinischen Sinnspruch „mens sana in corpore sane“ (ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper) bemühen – natürlich völlig wertfrei darauf gemünzt, dass regelmäßiger Sport durchaus zu einer emotional ausgeglichenen Persönlichkeit beiträgt.
– Freiheit von Höhenangst kann ich nicht wirklich bewerten, da ich den Alltag an Bord eines Schiffs der Marine zu wenig (i.e. garnicht) kenne. Da wir aber in der Marine eher wenig Segelschiffe in Kriegs-/Krisengebiete entsenden, wäre/ist eine Ausbildung im Lenzen und abdichten von Lecks vermutlich in der Tat wesentlich wichtiger.
Die genannten „wichtigeren“ Faktoren (Psych. Stabilität, Konzentrationsfähigkeit bei Schlafmangel, Entscheidungsfähigkeit unter Druck etc.) sind vermutlich wirklich wichtiger. Was die „Grundfertigkeiten“ nicht unwichtig macht. An Offiziere werden nunmal hohe Anforderungen gestellt – von unten meiner Einschätzung nach fast mehr als von oben.