Piraten und Islamisten: Die Spur des Geldes

Wenn das Bestand hat, was die Kollegen der Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf die Vereinten Nationen aus Afrika melden, könnte sich Haltung und Umgang des Westens mit den Piraten aus Somalia ändern:

Ransoms paid to Somali pirates to free merchant vessels are ending up in the hands of Islamist militants, laying shipping groups open to accusations of breaching international sanctions, U.N. officials told Reuters.

Mit anderen Worten: Die bisher vorherrschende Ansicht, dass Piraterie (Schwer)Kriminalität ist und nicht in erster Linie militärisch bekämpft werden soll, könnte vor allem bei den USA und Großbritannien aufweichen. Mit Geldern aus der Piraterie, so die Grundaussage, finanzieren sich zum Teil die militanten Islamisten der al-Shabaab.

Zwar ist der UN-Offizielle vorsichtig:

Steed acknowledged he had no proof of an operational relationship between the pirates and the al Qaeda-linked al Shabaab rebels who control much of southern and central Somalia and parts of the capital Mogadishu.

aber die Kollegen berichten aus ihrer Recherche von etlichen Zahlungen der Seeräuber an die Islamisten, zuletzt im Februar, als al-Shabaab aus den 4,5 Millionen US-Dollar Lösegeld für das Handelsschif Izumi 200.000 Dollar kassiert habe.

Bei diesen Zahlungen fällt allerdings auf: die weitergebenen Summen sind im Grunde ein lächerlicher Teil der Piraten-Beute. Es klingt mehr nach Schutzgeldern, die die Kriminellen an die de-facto-Machthaber zahlen, um ihr Geschäft ungestört weiter betreiben zu können.

Der US-Bloggerkollege von Information Dissemination sieht übrigens noch ein ganz anderes Problem: Wenn die Vereinten Nationen mehr oder weniger offiziell sagen, dass Piraten Teile des erbeuteten Lösegeld an militante Islamisten weitergeben, verstoßen die Reedereien, die das Lösegeld zahlen, damit nicht nur gegen ein UN-Embargo. Sondern müssten sich auch den Vorwurf gefallen lassen, zur Finanzierung des internationalen Terrorismus beizutragen. Was die Behörden in manchen westlichen Ländern nicht so gerne sehen. (Eine solche Entwicklung wäre natürlich für die Seeleute auf den gekaperten Handelsschiffen, deren einzige Hoffnung die Freilassung gegen Lösegeld ist, ein ziemlicher Horror.)