Kosovo: Kein Ende der Spannung in Sicht
Vorsichtshalber behalten wir mal die Lage im Kosovo weiter im Blick…
Haben nun die Kosovo-Serben die Machtprobe mit KFOR gewonnen, wie dpa heute meldet? Oder hat der (deutsche) KFOR-Kommandeur Generalmajor Erhard Bühler nur vorübergehend darauf verzichtet, die Blockaden zu räumen, wie die serbische Nachrichtenagentur Tanjug unter Berufung auf Bühlers Interview mit dem kosovarischen Fernsehen meldet?
(Falls einer meiner Leser Zugang zu dem Wortlaut des Bühler-Interviews in einer deutschen oder englischen Fassung hat, wäre das sehr hilfreich.)
Ein zweites Mal darf das nicht vorkommen. Beim nächsten Mal müssen wir Gewalt einsetzen, und jedermann sollte das wissen, sagt Bühler hier:
(Hätte jetzt gern hier die letzte Sachdarstellung von bundeswehr.de verlinkt, wo es unter anderem heisst, dass die Entsendung des ORF-Bataillons in den Kosovo noch nicht endgültig abgesagt ist… Leider ist die Seite derzeit down.)
Nachtrag: Interessanter Bericht der Schweizer Depeschen-Agentur (sda) über den Einsatz der Schweizer Soldaten (Swisscoy). Das Verblüffendste daran: im ganzen 6.000-Mann-NATO-Kosovo-Einsatz haben die Schweizer die beiden einzigen nachtflugfähigen Hubschrauber?!
@COMKFOR Danke für den Bericht direkt aus dem Geschehen heraus. Bitte mehr davon!
@T. Wiegold So eine qualifizierte Wortmeldung adelt ihr Blog mehr als jeder Grimme Online Award. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Verfolge die schwierige Situation aus beruflichem Interesse und mit einigem Herzblut. Hatte nach ersten Kommentaren und der Berichterstattung ein falsches Bild der Lage und war dadurch zu einer anderen -falschen(!)- Schlussfolgerung gelangt, nämlich durchsetzen der Öffnung der Blockade im Sinne Sicherstellen freedom of movement, koste es was es wolle. Glückwunsch an Gen Bühler, er hat sehr weise und umsichtig gehandelt, ( wo war eigentlich EULEX?!) seine Erklärung in diesem modernen Medium war wichtig und sehr hilfreich, um dies schlüssig nachzuvollziehen. Ich hoffe, daß jetzt die notwendigen Lehren gezogen werden und die lange anstehenden politischen Entscheidungen nun endlich getroffen werden, um die insgesamt unbefriedigende Lage im Kosovo durch einen politischen Prozess zu verändern. Und dies durch intensiven Dialog, geführt (!) durch die EU und vor allem friedlich.
@ T.Wiegold
Ihr Blog schafft es immer mehr zu dem konstruktiven und ernst genommenen Forum rund um die Sicherheitspolitik und insb. die Bundeswehr zu werden. Meinen Glückwunsch und Hochachtung!
@ Gen Bühler
Sehr geehrter Herr General.
Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit und sehr hilfreiche Beurteilung der Lage. Die meisten Nachrichten über die Lage im Kosovo waren unklar, widersprüchlich und schlichtweg falsch. Ihre Stellungnahme hat der interessierten (kleinen) Öffentlichkeit hier in Deutschland viel weitergeholfen. Dafür meinen Dank. Klare Worte eines verantwortlichen Kommandeurs eines gesamten Einsatzes findet man leider noch viel zu selten außerhalb der amerikanischen Führungsriege.
Ich hoffe, dass Sie auch nach dem EInsatz gelegentlich die Zeit haben werden, bei den Diskussionen hier im Blog zu folgen und ggf. sich auch zu äußern.
MfG
Ein Hptm d.R. aus der 12.
@ Gen Kather
Auch Ihnen vielen Dank dafür, dass Sie dir richtigen Fragen stellen.
In der öffentlichkeit in D wurde EULEX ja oft als „enabler“ der KFOR-Truppenreduzierungen mit Gate 1-3 genannt. Dass die KFOR weiterhin mit einer relevanten und durchsetzungsfähigen Komponente mittelfristig im Land bleiben muss, hat die Lage aktuell bewiesen.
Ein LMT oder LOT kann nur Stimmungsbilder erfassen, jedoch nicht „Force“ ersetzen.
Für den Kosovo kann es mittelfristig bis langfristig nur diplomatische Lösungen geben, solange muss die KFOR als neutraler Schiedsrichter im Einsatzraum bleiben.
MfG
Ich möchte nicht pathetisch werden, aber mir scheint, wir erleben hier gerade medial historisches.
Oder wie sehen Sie das, T. Wiegold und S. Stoltenow?
Ich bin gespannt auf die politischen Reaktionen… (Und auf die Zeit, die diese benötigen.)
In der Vergangenheit haben sich Politik (BMVg) und Bundeswehr im Umgang mit den direkten “Echtzeit “-Medien schwer getan, sowohl was die Reaktionszeiten als auch was die Art der Reaktion anging.
Bezüglich des historischen Verhaltens der beiden Generäle befürchte ich daher operative Hektik, sprich Überreaktion, statt sensiblem, analytischem Umgang damit und sinnvoller und bewusster Auseinandersetzung mit und Nutzung dieser medialen Plattform, wie es S. Stoltenow immer so treffend kommentiert.
Einige Leute versuchen diese Geschichte da zu stellen wie ein Fall von „freedom of movement“. Ich glaube es ist nicht richtig Leute aus Namen von freedom of movement das Recht zu untersagen aus Protest Straßen in ihr Wohngebiet zu blockieren. Dabei kommt dass KFOR selber diese freedom of movement verletzt hat durch die Grenze mit Serbien zu schließen.
Die Blockaden sind aufgeworfen weil Herr Bühler das Vertrauen der Serben verloren hat. Er hat nämlich die Albanische Polizei zurückgebracht nach die Grenze nachdem sie dort vorher nach ihre Angriff vertrieben waren. Damit war er nicht langer neutral.
Wir sehen hier die peacekeeper gegenüber der gesamte Lokalbevölkerung stehen. Da stimmt etwas nicht. Herr Bühler versucht das Problem zu verbergen durch zu sprechen von Einfluss von Kriminellen und von Belgrad. Aber ich habe noch kein Serbe gehört der glaubt dass Bühler sein Arbeit auf ein neutrale Weise ausübt.