Warnschuss für die Lösegeld-Unterhändler
Es ist hier im Blog schon mal am Rande erwähnt worden: Sechs Ausländer wurden in Mogadischu festgenommen, als ihr Flugzeug notlanden musste – sie hatten ein paar Millionen US-Dollar als Lösegeld für von somalischen Piraten gekaperte Schiffe dabei.
Absehbar war schon, dass diese Festnahme und ihre anschließende Verurteilung zu Gefängnisstrafen ein Warnschuss an das Piraten/Lösegeld-Gewerbe sein sollte. Das hat sich gestern abend bestätigt: alle sechs wurden begnadigt und frei gelassen…
Unklar bleibt, was das für die künftigen Verhandlungen und Lösegeldübergaben bedeutet. Eine echte Alternative für gekaperte Schiffe hat ja auch noch niemand entwickelt.
Ohne den genauen Hintergrund zu kennen, aber wer mit solchem Gepäck in solchen Räumen notlandet, hätte wohl unabhängig von seiner Aufgabe mit Problemen zu rechnen. Solche Vorfälle gibt es laufend, hier nur zwei Beispiele:
http://www.independent.co.uk/news/world/africa/security-firm-offers-apology-in-bid-to-free-britons-held-in-eritrea-2294862.html
http://www.bbc.co.uk/news/10549611
Mögliche Hintergründe sind nicht nur politisch motivierte Warnungen an bestimmte Gewerbe (z.B. weil man selbst dort aktiv werden möchte), sondern auch Versuche zur Erpressung von Konzessionen seitens bestimmter Regierungen oder Bereicherungsversuche lokaler Kräfte.
Auf das Gewerbe dürfte es (über die Firma hinaus, die finanziellen Verlust zu verkraften hat) kaum Auswirkungen haben, denn der in Somalia eingetretene Fall dürfte kaum außerhalb der Risiken liegen, mit denen man bei der Durchführung solcher Tätigkeiten ohnehin rechnet.
Warnschuss? Eher Freibrief mit einer Erinnerung an die Lösegeldboten, in Zukunft die Bestechnungsgelder für die Authoritäten etwas höher ausfallen zu lassen.
Der schlimmste Fall für die Boten ist doch jetzt klar: ein paar Tage festsitzen und noch schlimmer, die Kohle ist weg. Als Warnschuss würde ich dass nicht verstehen.
Für künftige Verhandlungen und Lösegeldsummen bedeutet es wohl vor allem eins: die Nebenkosten dürften steigen.
Hierbei ist zwar offengelegt, wer inzwischen alles an dem menschenverachtenden Geschäft der Piraterie mitverdient. Allerdings sollte es uns (und noch wichtiger: den Seeleuten vor Ort) beunruhigen: die Höhe der Lösegeldsummen hat seit Beginn der systematischen Piraterie vor Somalia um 2002 derart zugenommen, dass neben den üblichen PMC-Profiteuren auch staatliche Institutionen vor Ort ein Interesse an dem Geldfluss haben (und deren Fortführung). Und die Summen zeigen wie zu erwarten war auch weiterhin nur eine Richtung: nach oben.
Allen Beschwichtigern und sogenannten „Friedensforschern“ sollte dies doch als Hinweis ausreichen, wohin das dauerhafte Tolerieren dieser kriminellen Strukturen führt: noch mehr Korruption, noch mehr Staatszerfall, noch mehr Leid der Geiseln.
Die hatten doch schon Geld dabei. Da haben die sich halt freigekauft :)
Ein weiteres Zeichen für die Perversion dieses Geschäftes. Vielleicht sollten wir unseren Kindern doch lieber wieder Spielzeug aus dem eigenen Land kaufen, anstatt Importware aus China. Vielleicht wird durch die Piraterie ja aber auch das Spielzeug aus China demnächst teurer, weil die „Transportkosten“ rapide ansteigen. Dann wird das deutsche Spielzeug wieder günstiger – es wird gekauft – und unsere Kinder spielen mit gesünderem Spielzeug, da es nicht so PCB-belastet ist, als das importierte Spielgerät.
Man muss nur lange genug nach positiven Punkten suchen, dann findet man auch welche…in diesem Sinne…