RC N Watch: Flucht in der Burka
Nun ist ja auch ISAF bei seinen Information Operations nicht auf den Kopf gefallen. Wenn ein mutmaßlicher Aufständischer in Kunduz Frauenkleidung für die Flucht zu nutzen versucht, stellt die Truppe das groß heraus:
A combined Afghan and coalition security force captured a senior Islamic Movement of Uzbekistan leader and two associates during a nighttime security operation in Kunduz district, Kunduz province, yesterday.
The leader, who also supported the Taliban network, was responsible for planning attacks against the Afghan National Police. He also facilitated suicide bomb operations and coordinated attacks against other Afghan security forces.
The Afghan-led security force, following several tips, located the leader at a compound in the district. The leader attempted to disguise himself as a female by wearing a burka, which is an all-enveloping cloak worn by some Muslim women.
After questioning, the force was able to identify and detain the leader. Additionally, two of his associates were detained for further questioning.
In the last two months there have been several instances of targeted males wearing burkas in attempts to disguise themselves in order not to be caught by Afghan-led forces.
Ein wenig steckt hinter solchen Meldungen auch die Hoffnung, diese Aufständischen bei der (islamischen) afghanischen Bevölkerung lächerlich zu machen: Ein Mann flieht in Frauenkleidern. Welche Schwächlinge. Keine Ahnung, ob das wirklich so funktioniert… Aber man wüsste ja schon gerne, ob vorsorglich Soldatinnen (!) dabei sind, die eine verdächtige mutmaßliche Frau überprüfen. Es könnte ja auch kulturell schiefgehen.
Dem Vernehmen nach reagieren viele Afghanen sehr negativ darauf, dass z.B. Selbstmordattentäter nicht selten unter Umständen agieren, die nicht mit lokalen Ehrvorstellungen vereinbar sind. Auf Bilder von sichtbar unter BTM-Einfluss stehenden, z.T. in Frauenkleider gehüllten abgefangenen Attentätern reagierten Afghanen überwiegend negativ. Selbstmordanschläge sind möglicherweise auch deshalb in Afghanistan nie von Verherrlichung in der breiteren Bevölkerung begleitet gewesen, wie es z.B. in in manchen arabischen Staaten der Fall ist, wo es z.T. (Libanon, Palästinensergebiete) ein kultartige Begeisterung für „Märtyrer“ dieser Art gibt. Man respektiert allgemein den Krieger, und um als solcher wahrgenommen zu werden, sind Attribute von Stärke notwendig (möglichst große und sichtbar präsentierte Waffen, demonstrative Todesverachtung, kraftvolle ungezielte Feuerstöße etc.). Frauenkleider gehören allgemein nicht zu den Attributen von Kriegertum.
Die Aufständischen selbst vermeiden in ihrer Selbstdarstellung übrigens aus guten Gründen konsequent jegliches Zeichen von Schwäche. Für die Dynamik von Stärke und Schwäche sind die meisten Afghanen wesentlich sensibler für die Masse der Deutschen. Hierzulande hält man es ja für eine Tugend, ständig seine Schwäche zu bekunden, unilateral Verhandlungen zu fordern und öffentliche Verzweiflung, „tiefe Betroffenheit“ etc. auch nach leichten Verlusten zu bekunden. Bei der Masse der Afghanen schafft das keine Sympathie, sondern (bestenfalls) Zweifel an Verlässlichkeit und Durchsetzungsfähigkeit oder (schlimmstenfalls) Verachtung.
Interessant, wie die WELT diese Meldung wieder verwurstet: http://www.welt.de/politik/ausland/article13455346/Als-Frau-verkleideter-Top-Terrorist-festgenommen.html
Verfasser wird keiner genannt. Wahrscheinlich aus gutem Grunde.
Interessant ist, dass solche Vorfälle im Iraq nur sehr selten vorkamen. Mag an der geringeren Verbreitung der Verschleierung liegen, aber das ist zu wenig, um den Unterschied zu erklären…
Um die Verkleidung zu perfektionieren müßte sicherlich auch die Bewegungskoordination im Rahmen der Bewegungslehre für weibliche, anatomisch bedingte, Körperbesonderheiten perfektioniert werden….
Spätestens dann wären weibliche Soldaten „STAN“-mäßig bei/in Patrouillien, Spähtrupps und Streifengängen anwesend.
Ob diese Art der Ausbildung für die Taliban mit ihrem Bild des Talibankämpfer vereinbar ist, erscheint fraglich.
Bitte keine weiteren Detail-Tips, sonst entführen die Taliban noch den JORGE..:-) ..und was wird dann aus der nächsten Staffel von GNTM?!
„Aber man wüsste ja schon gerne, ob vorsorglich Soldatinnen (!) dabei sind, die eine verdächtige mutmaßliche Frau überprüfen. Es könnte ja auch kulturell schiefgehen.“
Unter anderem deswegen (also der kulturellen Unmöglichkeit, dass männliche Soldaten in weibliche Domänen bzw. überhaupt zu Frauen vordringen können) haben die Amis und inzwischen auch die Briten (mindestens), so weit ich weiß, Female Engagement Teams, die aus dem Lioness-Programm im Irak hervorgegangen sind in Afghanistan im Einsatz. Zumindest den Zeitungsberichten nach scheint es doch einige Erfolge damit zu geben, an die Bevölkerung näher heranzukommen. Gab es da mal deutsche Äußerungen zu diesem Thema?
@Marlene
Es gibt Female Engagement Teams (SWE, USA), die aber nicht zur Überprüfung von weiblichen Insurgents eingesetzt werden, sondern um entsprechend auf die weibliche Bevölkerung zu wirken. Im DEU RC-N wurden jetzt schon mehrere sog. „Female Engagement Shuras“ mit großer AFG Beteiligung durchgeführt. Auf DEU Seite wurden die „Interkulturellen Einsatzberater“ mit einem weiblichen Team verstärkt, die aber noch nicht wirklich wissen, was sie hier eigentlich tun sollen.