Nomen est Omen
Warscheinlich kann man nur als Deutschsprachiger über die Ortsbezeichnung Bad Pech lachen. Was einem allerdings im Halse stecken bleibt, wenn man sich das Bild näher anguckt: Das sind die Unterkünfte der Afghan Civil Order Police (ANCOP), der afghanischen Bereitschaftspolizei, in besagtem Bad Pech. Aus den Überresten amerikanischer Versorgungsfallschirme.
(Und die ANCOP, das sollte man im Hinterkopf behalten, gilt als die gute Alternative zur Afghan National Police: unbestechlich und professionell.)
An Afghan National Civil Order Policeman stands outside his shared living quarters near the Bad Pech District, Afghanistan, June 1. After the valley was swept by Afghan National Security Forces and coalition forces back in March, a joint combat outpost and district center was established to create a government presence in the newly established Bad Pech District. As the facilities are not plentiful for the ANSF, they make do with the tents created from American re-supply parachutes collected during the sweep of the valley. Foto: ISAFmedia via flickr unter CC-Lizenz.
Man kann dieses Photo getrost als Sinnbild des Versagens beim Aufbau der afghanischen Polizeikräfte betrachten. ANCOP hat wirklich einen vernünftigen Ruf im Vergleich zur ANP, aber kann man Personal besser demotivieren, als durch solche Aktionen? Kein Wunder, das streckenweise mit fliegenden Fahnen die Seiten gewechselt werden, bei den INS gibt es wenigstens bessere Bezahlung…
Hier bitte nicht (erneut) europäische/deutsche Maßstäbe anlegen:
Nur, weil jemand „im Zelt“ lebt, bedeutet das für einen Afghanen weder, das er als „nicht akzeptiert“ gilt, noch fühlt er sich dadurch zurückgesetzt.
Schon gar nicht ist es ein Grund zur „Meuterei“…
Das wir über so etwas überhaupt diskutieren, zeigt schon, wie fremdartig die dortige Kultur für uns ist-denn ein Afghane denkt über so etwas noch nicht einmal nach….
Ich muss mich Huey anschliessen. Die Bildunterschrift spricht zwar von „living quarters“. Darum handelt es sich hier aber nicht. Vielmehr sind diese Polizeikräfte in einer Operation eingesetzt und sichern (hold) im Westen Laghmans kürzlich genommenen Raum (clear). Sie koennen sicher sein, dass die durch NTM-A geschaffenen Unterkünfte im Stationierungsort der ANCOP-Einheit anders aussehen.
Danke, das ist mir durchaus bekannt, denn ich habe nämlich streckenweise an der Ausbildung der ANCOP Einheiten mitwirken dürfen. Daher weiss ich sehr wohl, das es „den Afghanen“ schon interessiert, in welchen Behältnissen er übernachtet, zumal er auch weiss, das man bestrebt ist, schnellstens „Strongholds“ für die Koalitionskräfte zu schaffen.
Wenn sich diese Kräfte aber, wie im Bild auch beschrieben, ihre Zelte „zusammensuchen“ müssen, werden sich die Jungs schon Fragen, ob sie mit ihrer fundierten Ausbildung anderswo nicht mehr Geld verdienen können. Beschränkt sind die ANCOPs nämlich mit Sicherheit nicht.
Es gibt in Afghanistan kaum eine Familie, in der nicht ein Sohn, Bruder oder Cousin bei den Taliban oder bei der ANP kämpft. Nur die Unterbringung ist bei der ANP oft schlechter.
Wenn man einen Krieg verliert, muss man gehen. Unser IBUK hält die Talban noch immer für Terroristen und behauptet, dass wir diesen Krieg gewinnen müssen, weil uns sonst die Terroristen bis nach Hause verfolgen, doch das werden sie nicht. Für die USA geht es in diesem Krieg ab jetzt nur noch darum, das Gesicht nicht zu verlieren.
Karsai bestätigt US-Gespräche mit Taliban
http://www.stern.de/politik/ausland/afghanistan-karsai-bestaetigt-us-gespraeche-mit-taliban-1696963.html
> Nur die Unterbringung ist bei der ANP oft schlechter.
Dafür ist das Todesrisiko bei den Taliban fast 20mal höher.
Was eine Erklärung in zwei Richtungen ist warum die Talibanoffiziere ihr Fußvolk bevorzugt aus ungebildeten Landeiern rekruitieren.
@Elhanan
„Karsai bestätigt US-Gespräche mit Taliban“
Und hier die Antwort einiger afghanischer Organisationen dazu.
http://www.boell.de/downloads/Brief_Zivilgesellschaft_DEU_MB.pdf
Schlusswort: „Vier Jahrzehnte lang haben wir äußerstes Leid ertragen; wir wollen nicht, dass es den kommenden Generationen ähnlich ergeht, dass sie Gewalt, Unsicherheit, Unterdrückung, Exil und Flüchlingsdasein erleben müssen. Wir bitten deshalb darum, dass sich die Internationale Gemeinschaft und speziell die Bundesrepublik Deutschland langfristig in Afghanistan engagieren. Ihr Beitrag, im militärischen wie im zivilen Bereich, ist entscheidend dafür, dass wir eine friedliche und demokratische Zukunft haben.“
@Chris
Es steht dort aber auch:
„Die Wurzeln der Probleme Afghanistans sind vielfältig. Es gibt ideologische Gründe, die schwierige geografische Position des Landes, Wettstreit um Rohstoffe usw. Auch Opium, Drogenhandel und Korruption haben wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Sicherheitslage verschlechtert hat….“
Bei keinem dieser Probleme kann das Deutsche Militär helfen.
Nätürlich muss der Westen die Zivilgesellschaft unterstützen aber das Kostet Geld und an die Rohstoffe kommt man auch durch die Taliban. Selbst der Ansatz der vernetzten Sicherheit scheitert am Geld.
„Die Taliban sind eine organisierte militante Gruppe, die Demokratie, Menschenrechte, Zivilgesellschaft, Dialog usw. ablehnt“
Nicht alle Taliban sind militant und Demokratie und Menschenrechte sind relativ. Für die Regierungsform AFG ist die AFG Bevölkerung verantwortlich. Die Menschen führen dort eine Kultur die nicht besser oder schlechter ist als unser, sie ist nur anders. Es ist meine persönliche Meinung, dass die Afghanen nicht weniger glücklich sind als wir, wenn man sie nach ihrer Kultur leben lässt. Scheidungszahlen, Kindsmord (2010 -129- tote Kinder unter 6 Jahren), Gewalt in der Familie ist gerade bei uns ein Thema. Wer keine Industrie und keinen Verkehr hat hat auch keine Umweltprobleme.
Wo sind die Bilder der geschundenen in unserem Land? Auch bei uns gibt es Kinder mit traurigen Augen! Ich erwarte nicht, dass uns da fremde Truppen zur Hilfe kommen und ich würde es auch nicht befürworten! Die Sowjets waren ja jahrzente der Meinung, dass sie genau dies tun müssten und die Arbeiterklasse befreien müssen.
Immer mehr junge Frauen aus Osteuropa und Afrika werden von Menschenhändlern nach Deutschland gebracht und hier sexuell ausgebeutet. Menschenhandel, Gewalt, Umweltzerstörung, Zivilsationskranke, Abtreibungen (2010,-29.800-) , Verkehrsopfer (2009, Todesopfer -4160- Verletzte -397.900-) uvm sind die Opfer unserer Gesellschaft und ob die Segnung durch den Westen AFG weiter bringen würde ist sehr fraglich.
http://www.derwesten.de/nachrichten/panorama/Familien-in-Deutschland-sind-zunehmend-ueberfordert-id343801.html
http://www.dksb.de/CONTENT/SHOWPAGE.ASPX?CONTENT=461&TPL=0
Es ist nicht die Aufgabe von deutschen Soldate sich für eine Zivilgesellschaft in AFG zu opfern.
Angriff auf Konvoi in Kunduz: 2 civilians killed in Kunduz suicide attack
@b et all
Neuer Thread kommt gleich.
@Elhanan
„Karsai bestätigt US-Gespräche mit Taliban “
Die Führung der Taliban bekräftigt laufend, dass sie nicht an Verhandlungen vor einem vollständigen Abzug von ISAF interessiert ist, weil sie ohnehin gewinnen werde. Anders als westliche Regierungen handeln die Taliban in diesem Punkt strategisch und achten sehr auf ihre Glaubwürdigkeit, während es eine westliche Unsitte ist, durch öffentliche Bekundung unilateraler Verhandlungsbereitschaft der afghanischen Bevölkerung zu signalisieren, dass man sich selbst für die schwächere Konfliktpartei hält. Auf diese Weise hat man bei den Afghanen bereits viel Vertrauen zerstört.
Was bedeutet es nun, wenn Karzai behauptet, dass es solche Verhandlungen gibt? Will er diese sabotieren, weil er befüchtet, dass das Ergebnis ein Machtwechsel sein könnte? Oder ist es einer seiner meist wenig durchdachten Propagandaversuche und er will die Aufständischen als schwach darstellen? In diesem Fall wäre auffällig, dass er von US-geführten Verhandlungen spricht, was ihn in eine schwächere Position stellt. Oder will er die Verantwortung für die v.a. im Norden Afghanistans mehrheitlich abgelehnten Verhandlungen den USA unterschieben?
Wie auch immer: Das Thema „Verhandlungen mit den Taliban“ war schon immer eine westliche Wunschvorstellung, die naive Beobachter der Lage immer reflexartig vortragen, wenn sie vorgeben wollen, strategisch zu denken.
Warum es wahrscheinlich keinen Verhandungsfrieden mit der „Taliban Senior Leadership“ geben wird: Die Amerikaner sind an der Grenze ihrer Belastbarkeit angelangt, ohne dass ihr „Surge“ die erhofften Ergebnisse gebracht hat. Man ist allgemein weit hinter den 2009 aufgestellten Zielen zurückgeblieben. Die Aufständischen wissen, dass sie vielleicht noch ein, maximal zwei Jahre durchhalten müssen, bis die Amerikaner (und mit ihnen der Rest der NATO) mit dem Abzug beginnen und sie den Osten und Süden Afghanistans wieder vollständig kontrollieren werden. Es gibt kein Druckmittel mehr, dass die Aufständischen dazu zwingen könnte, der NATO den Gefallen zu tun, dass Ende des Einsatzes unter gesichtswahrenden Umständen zu vollziehen.
@Crass Spektakel | 18. Juni 2011 – 23:02
Weswegen sich ANP und ANA ja aus der Bildungselite Afghanistans rekrutieren…
@Orontes
Genau so wie sie es aufgeführt hatten stellt es sich dar!
Wer verhandelt da mit wem? Die Taliban sind ein Sammelbegriff und keine Partei. Die NATO steht unter Zeitdruck und muss somit Gespräche mit den Taliban aufnehmen. Man kann seine Ziele auch erreichen, wenn man sie herunterschraubt und dann den Status Quo als Ergebnis verkauft! Somit ist spätestens jetzt bewiesen, dass die Opfer vergebens waren und weitere es sein werden!