Mehr als 10.000 freiwillige Kurzdiener
Das ist dann doch erstaunlich. In den vergangenen Monaten schien es so, als drohe der Bundeswehr nach dem Ende der Wehrpflicht ein Mangel an Freiwilligen, vor allem für den so genannten Freiwilligen Wehrdienst von bis zu 23 Monaten. Das ist aber nun ganz anders, wie das Verteidigungsministerium heute offiziell mitteilte:
Für den Freiwilligen Wehrdienst mit einer Verpflichtungsdauer bis zu 23 Monaten konnten wir im laufenden Jahr über 10.000 Freiwillige gewinnen. Davon konnten ca. 55 Prozent über die Kreiswehrersatzämter (extern) und ca. 45 Prozent über die Weiterverpflichtung von Grundwehrdienstleistenden (interne Nachwuchsgewinnung) gewonnen werden. Von diesen 10.000 Freiwilligen werden nach jetzigem Stand Anfang Juli ca. 3.000 Freiwillige ihren Dienst in den Streitkräften antreten; die anderen wurden bereits im Laufe des Jahres eingestellt bzw. weiterverpflichtet. Ein erste Bewertung werden wir zum nächsten Einberufungstermin im Juli diesen Jahres vornehmen können.
Die Personalgewinnung der Zeitsoldaten läuft zufriedenstellend.Der Bedarf an Zeitsoldaten in diesem Jahr konnte zum jetzigen Zeitpunkt zu über 70 Prozent gedeckt werden.Einem Bedarf von ca. 16.000 Zeitsoldaten stehen ca. 12.000 Einplanungen gegenüber.
Was mir ja nicht ganz klar ist: Werden es dann doch mehr als 175.000 Männer und Frauen bei der Bundeswehr? Verteidigungsminister Thomas de Maizière hatte ja die Formel 170.000 (Berufs- und Zeitsoldaten) plus 5.000 (Freiwillig Wehrdienstleistende) plus X genannt. Greifen jetzt also die plus X? Und braucht dann die Truppe doch noch ein bisschen mehr Geld?
So wie ich den Teil seiner Rede verstanden habe, in der er die Formel erläuterte, ist für die Finanzierung von einer Truppenstärke von 175.000 bis 185.000 ausgegangen worden und sollte daher nicht zu finanziellen Überraschungen führen. Wer mit x rechnet muss auch auf x vorbereitet sein ;)
Das kann man auch andersherum rechnen: die 45% aus der Truppe wird es in Kürze nicht mehr geben, also bleiben 5500. Von denen wurden die meisten, wenn nicht alle noch gemustert (Kreiswehrersatzämter!), sahen also ihrem Wehrdienst entgegen. Die Überbrückung von Leerzeiten zwischen Wehrdienst und Ausbildungs- oder Studienbeginn war auch in der Vergangenheit ein beliebtes Motiv für das Anhängen einiger Monate. Interessant wird es also erst bei den nächsten Einstellungsterminen.
„Bis zu 23 Monate“ sagt zudem nicht aus, wie lange die Freiwilligen wirklich bleiben, in den letzten Jahren lag der Durchschnitt so um die 18 Monate.
Bei den Zeitsoldaten stellt sich die Frage nach dem Planungshorizont. Falls nach den 12.000 nicht mehr viel nachkommt, ist das nicht wirklich „zufriedenstellend“ (ein Ausdruck, der mir eher nach 3 minus aussieht).
Ist eigentlich für alle Bewerber soetwas wie eine wechselseitig vereinbarte Probezeit vorgesehen? Wäre das dann als „Schwund“ einzuplanen?
@J.König: Ja, die Probezeit beträgt 6 Monate! In der Zeit kann von beiden Seiten ohne Angabe von Gründen gekündigt werden!
@ Domi
Danke für die Info.
Man muss also erst noch mal sechs Monate warten um dann endgültig zu wissen, wie viele tatsächlich von den Bewerbern übrig bleiben.
Gibt es da schon Erfahrungswerte wieviele % auf“ Kündigung ohne Angabe von Gründen“ beruhen?
@ J. König
Es gibt eine „Probezeit“ von 6 Monaten.
Ob es diese Probezeit auch noch für die verlängerten GWDL nach dem 01.07.11 gibt, weiß ich nicht. Ich vermute von der Logik her eher nicht, denn bei allen jetzigen GWDL endet ihrer Dienstzeit am 30.06. und nur wer einen Antrag auf den neuen FWD gestellt hat, ist ab 01.07.11 noch Soldat.
Erfahrungsgemäß gibt es immer Schwund, die Frage ist nur wie hoch wird der zukünftig bei der Gruppe der FWD sein.
@ J.König
Viel bedenklicher finde ich die relativ große Zahl von Abbrechern während oder kurz nach der Offz-Ausbildung.
Offizielle Zahlen habe ich nicht, aber die Offz-Schulen arbeiten bereits mit vergrößerten Kontigenten um genügend Nachwuchs zur Verfügung stellen zu können.
@Georg
in den ersten 6 Monaten der Ausbildung zum Offizier des Heeres sind im 78. OAJ (2008) knapp 25% gegangen. Ich weiß nicht, wie das in aktuelleren Jahrgängen aussieht, vermute aber, dass der Prozentsatz recht konstant ist.
In den darauffolgenden 9 Monaten bis Studienbeginn habe ich keine Daten, würde aber persönlich von weiteren 10-15% der verbleibenden Menge ausgehen.
Im Studium sind in meinem Studiengang bisher weitere 50% durchgefallen / zurückgestuft worden. Aber wir liegen da auch etwas höher als die Vorgänger / Nachfolger – und sicherlich höher als andere Studiengänge.
Ich bin gern bereit positiv nach vorne zu denken. Überzeugen würden mich nicht die absoluten Zahlen, sondern aufgeschlüsselt nach Einstellungsdatum:
Einberufen GWDL/FWDL – zwischenzeitlich entlassen – noch im Dienst mit welcher Verpflichungszeit.
Ich hörte in den vergangenen 5 Monaten davon, dass ein Teil derer die zwischen dem 1.1. und 1.5. einberufen/eingestellt wurden, heute schon gar nicht mehr dabei sind, sondern – warum auch immer – wieder ausgeschieden sind.
Schaun wir mal, wann wir Probleme mit der Wachgestellung bekommen, trotz der positiven Zahlen.
Domi | 10. Juni 2011 – 18:22
Das gilt allerdings nur für die, die vorher noch nicht gedient haben ;-)
@Christoph Engelhardt @Georg
Das hängt tatsächlich vom Studienfach ab, aber der „Schwund“ ist auch so erschreckend hoch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass von vornherein die doppelte Anzahl an Offizieranwärtern eingestellt wird, um das zu kompensieren. Wir bekamen übrigens in der Truppe noch vor gar nicht langer Zeit großen Ärger, wenn wir zu viele Widerrufe hatten.
Nimmt man dann noch die wie ich hörte sehr geringe Zahl der Bewerber pro Ausbildungsplatz hinzu (kennt jemand Details?) ergibt sich ein düsteres Bild. Es gilt ja auch in Zeiten der Reduzierung die Struktur gesund zu erhalten, d.h. man kann ja nicht einfach einen Einstellungsstopp verordnen, bis die Älteren im Ruhestand sind, um die Obergrenze einzuhalten. Dies gilt besonders für die Offiziere und PUO, bei den Mannschaften könnte man an der Schraube schon drehen, aber da nimmt uns ja das geringe Bewerberaufkommen jegliche Flexibilität.
Jahaaa, da sind die ganzen alten SG´s mit drin, bei denen nach langem Hickhack die Weiterverpflichtungsanträge bis hoch zum SaZ12 durchgegangen sind.
Zur Probezeit:
Die Probezeit ist neu, richtig? Eine sehr gute Maßnahme. Das nimmt den Neuen den Zeitdruck (sonst Verweigerung der Ernennung) sich der neuen Situation anzupassen, wird bewirken, dass Leue die sich zu Anfang unwohl gefühlt haben, arrangieren und auch neuen Bewerbern einen vielleicht leichteren Zugang finden. Vorher musste die Entscheidung bombensicher sein, was natürlich gar keinen echten positiven Effekt hat.
@T.Wiegold:
Nicht so optimistisch!
Wenn 45% der jetzigen FWDL noch aus GWDL gewonnen wurden, dann haben sich letztere bereits 2009 oder 2010 entschieden, ihren Dienst zu verlängern, also: vor Aussetzung und Abschaffung der Allgemeinen Wehrpflicht. Ich würde das nicht als Gewinn für den Freiwilligen Wehrdienst verbuchen.
Des Weiteren sagt die Zahl nichts darüber aus, wie viele der FWDL die Bw bereits verlassen haben oder in diesen Jahr noch verlassen werden.
Beim Personalbedarf an Zeitsoldaten bliebe immer noch zu fragen, welche Laufbahnen zu wieviel Prozent gedeckt sind. Bekanntlich bewerben sich mehr junge Leute auf höhere Laufbahnen (Offiziere, Unteroffiziere) als für die der Mannschaften. Und gerade letztere benötigt die Bundeswehr dringend. Denn während ein FWDL höchstens einmal in den Auslandseinsatz gehen kann, ist dies bei Mannschaften mit einer Verpflichtungszeit von 4, seltener 6, 8 oder 12 Jahren mehrmals möglich.
@Thomsen: Da haben Sie vermutlich den Propaganda-Hebel benannt. Klarheit herrscht erst, wenn etwas Zeit ins Land gegangen ist und differenzierte Zahlen verfügbar sind. Taktisch geschickt ist die Botschaft „Wir brauchen nicht jeden“ auf jeden Fall, ob sie langfristig klug ist, bezweifle ich.
Woran ich nicht zweifle ist, dass die Institution aus sich heraus noch immer attraktiv ist – trotz dämlicher Werbesprüche und heftiger Gegnerschaft. Im Unterschied zu vielen anderen Arbeitgebern, hat die Bw einen echten Vorteil: Sie differenziert. Sie ist keine Schokolade. Soldat zu werden und zu sein, ist kein Beruf wie jeder andere.
Nur die Luftwaffe hat es noch nicht gemerkt: Bald stehen Stabsunteroffiziere und Feldwebel am Schlagbaum, statt zu schrauben oder die Adminfront zu befrieden. Dabei geht es nicht einmal um FWDL oder um Langdiener, sondern um das grundsaetzliche Verkennen des Wertes von Mannschaften. Was allenfalls fuer Techniker zutreffen mag, gilt nicht fuer sagen wir Kraftfahrer. Das Heer ist hier cleverer.
Zum Thema Weiterverpflichtung: Die Truppe ist gerade so attraktiv, und es liegt nicht an ISAF, dass viele der Besten nur Mona Lisa artig laecheln, wenn sie um Weiterverpflichtung angesprochen werden. Die immaterillen Reize verfangen nicht so recht bei boomernder Wirtschaft: Ask not what you can do fa your country, ask what is fa lunch – Orson Welles
Da kann ich ja nur lachen. Mir sind etliche Fälle bekannt, wo sich die Männer gerne weiterverpflichten würden, aber nicht genommen werden. Trotz positiver Stellungnahmen der TE Fhr. Egal, ob ein FWDL der verlängern will oder ein SaZ 4 Mschft der SaZ 8 werden will oder ein SU (Saz 8) der sich auf SaZ 12 oder noch länger verpflichten will mit dem Verzicht auf Fw Ausb.
Die Aufträge bleiben gleich oder werden sogar noch mehr und die Männer (die das machen WOLLEN) werden immer weniger, weil irgendwer die Zahlen einfach „schön“ redet und rechnet.
@Niklas:
Auf der anderen Seite führt die Probezeit in Verbindung mit der von Sailor1995 angesprochenen „Quote“ für die Einheiten dazu, dass in den ersten 6 Monaten zum Teil lächerlichste Verrenkungen unternommen werden, um jeden Mann bei der Stange zu halten. Vorallem in Richtung Weichspül-Kuschelkurs-Ausbildung, um niemanden zu verschrecken.
Das Problem ist meiner Meinung nach aber eher, dass es trotz guter Ausbilder häufig nicht gelingt spannende und fordernde Ausbildung zu bieten, weil viele Rahmenbedingungen nicht stimmen. Wenn es ständig an den nötigsten Materialien wie Manövermun, Funkgeräten etc. fehlt, dazu noch der ständige bürokratische Schwachsinn, dann kann ich schon verstehen, wenn der ein oder andere die Notbremse zieht. Wer gut qualifiziert ist, ist sich dessen meist bewusst und sucht sich dann was anderes. Wer nur wenige Alternativen hat, der bleibt weil er es muss.
Das soll nicht heißen, dass alle die sich verpflichten gering qualifiziert sind und keine Wahl haben, keineswegs. Aber häufig ist es so, wie oben beschrieben, meiner Meinung nach.
@j.hunter
Materialmangel bzw. unmotiviertes / unqualifiziertes Personal kann man den OABtl (zumindest dem in HAB – und nach Aussage der Kameraden sind die anderen OABtl nicht schlechter) wahrlich nicht unterstellen.
IMHO gehören die GrpFhr und ZgFhr dort zu den Besten, die das Heer zu bieten hat.
OABtl war für mich – im Vergleich mit der FwAusb – ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Munition (sogar scharfe) im Überfluß, Hören / Sehen bei Nacht mit Wiesel MK, Besuch der Ortskampfbahn, Schießen PzFst3 Monohohlladung. Das war ein einziges methodisches Feuerwerk :)
Und dennoch – und trotz der „Weichspül-Kuschelkurs-Ausbildung“ (Im Original heißt das Menschenführung 2000) – sind die Abbrecherquoten nicht gering (wie beschrieben 25%).
Persönlich bin ich der Ansicht, dass mit der Quote einfach zu rechnen ist.
An „wenig spannender“ Ausbildung liegt es nach meiner Meinung nicht. Ein junger OffzAnw im Heer erlebt nur maximal (!!) drei Monate „richtige“ Truppe. In dieser Zeit ist er meist GrpFhr / stv. GrpFhr in der AGA. Spannender geht es meiner Meinung nach nicht.
Vielmehr:
Die Leute sind jung. Sie wissen teilweise nicht, worauf sie sich einlassen. Sie sind – teilweise – das erste Mal weg von zuhause, müssen sich zum ersten Mal in ihrem Erwachsenenleben in eine neue Gruppe einfinden. Die Bundeswehr ist einfach anders.
Schön und gut, dann kommen aber später die Probleme, wenn die Grünschnäbel zum ersten Mal den Geruch einer Mannschaftsstube erleben und es nicht alles im Überfluss gibt. Der Mittelweg in meinen Augen ist der, den ich selber erlebt habe: OA-Zug in einem Btl, dort Sonderkontingent an Munition (BS77 in der 3. AGA-Woche, jeder eine MILAN, usw.) und handverlesene Ausbilder, da sammelt man praktische Erfahrungen und erlebt den täglichen Wahnsinn mehr als an einer zentralen Ausbildungsinstitution. Vor allem hat man Kontakt zu „normalen“ Soldaten und erlebt gleich, was einem später bevorsteht.
Und einen Wiesel oder etwas Adäquates bei „Stehen und Frieren wenn´s kracht“ brauch ich in einem KampftruppenBtl nicht anfordern, sowas habe ich dann auf dem Hof.
@Thomsen: All das erübrigt sich, wenn man bereits die Bundeswehr im Rahmen des Wehrdienstes kennengelernt hat. Ach Mist, der wurde ja ausgesetzt…
Nee, eben nicht alles. Denn das wissen wir alle, daß es da zu Leerlauf kam. Den hatten wir auch, ab er nicht monatelang. Es reichte zu wissen, daß es auch das gibt. Außerdem zielt ihr Argument im Wesentlichen auf den Wehrdienst-Schnupperkurs für Fw/Offz-Bewerber ab, in den wenigsten Fällen für FWDL/SaZ-Mannschaften.
@Christoph Engelhardt
Die besten Ausbilder, dem will ich zum größten Teil noch zustimmen aber von Munition im Überfluss kann überhaupt keine Rede sein, zumindest nicht in dem Bereich in den ich Einblick hatte. Wie es im Vergleich zur FwAusb aussieht, kann ich nicht beurteilen. Sicher wird für die OAs oft mal ein Extrawürstchen gegrillt aber das ändert nichts daran, dass es an vmtl banalem Material und vernünftigen Rahmenbedingungen oft fehlt. Der Vergleich mit der FwAusb ist auch kein Argument in meinen Augen, nur weil es da noch schlechter ist, sollte man sich nicht in der OA-Ausbildung auf die Schultern klopfen.
Ich habe durchaus nicht von Menschenführung 2000 geredet, sondern von einer Karikatur dieser, die mir aber eher von Menschen gewünscht schien, die mindestens drei Sterne spazieren tragen, häufig auch Eichenlaub.
Dass die drei Monate Truppe viel zu wenig sind ist klar. In meinen Augen wären 3 Monate als AGA-Ausbilder und danach 6-9 Monate Truppe besser. In dieser Zeit könnten bereits grundlegende Ausbildungen vorgenommen werden, gleichzeitig Kontakte zur eigenen Truppengattung aufgebaut werden.
Problem ist, dass man dadurch das Geld für Ausbildungen bezahlt, die der Bw anschließend vllt garnichts nützen, weil die Soldaten nach dem Studium aussteigen, umgeplant werden etc.
@ j.hunter, Christoph Engelhardt
Im Prinzip führen diese Vorschläge wieder zur alten Offz-Ausbildung beim Heer.
AGA, Offz-Lehrgang, Zugführerausbildung und nach 3 Jahren erst zum Studium. Halte ich nach meiner Meinung immer noch für besser, wurde aber durch die Neuordnung grundsätzlich anders geregelt.
Hatte zumindestens den Vorteil, dass der OA vor dem Studium, vor der Ernennung zum Leutnant wusste, was nach dem Studium, in den restlichen 5 Jahren von den SaZ 12 auf ihn oder sie zukam.
Die immer stärkere Verschulung der FA- und OA-Ausb im Heer ist eine der größten Schnapsideen in der Geschichte der Bundeswehr. Ein weithin ignoriertes Problem, gerade bei der derzeitigen Reform.
Das ist im Kern auch kein Geldproblem, sondern das Ergebnis von 50 Jahren Bürokratisierung einer Armee.
Von der Pike auf gelernt – das war einmal. Mal wieder nicht vom Einsatz her gedacht, sondern von den personalbearbeitenden Dienststellen und der UniBw her gedacht.
@ Memoria.
Du hast ja tlw. Recht, aber was hat die Uni damit zu tun? Letztendlich stirbt diese Armee daran, das irgendein SAP-Bearbeiter für einen tollen Stabsoffizier alle Soldaten ranken und so jederzeit sagen, wer scheinbar der beste Soldat ist. Was für ein Schwachsinn. Naja, man ist ja auch der Meinung, Leistung ist überall gleich verteilt.
@Roman:
Die neue OffzAusb wurde von Gen Schneiderhan vorallem wegen der TSK-übergreifenden. einheitlichen Dienstzeit bei Studienbeginn betrieben, Es ist halt wichtiger, dass alle mit gleicher Vordienstzeit an der UniBw sind, als was ein ZgFhr im Gefecht kann.
Und weil das so toll ist, verkorkst man jetzt auch die FA-Ausb.
Erfinder sind also keine dunklen Mächte beim S1, sondern die eigene militärische Führung.
Und was man dann innerhalb der neuen Ausbildung macht ist ja dann noch mehr ein Witz: Keine Gruppe führen können (siehe OAL und Truppenpraktikum), aber an der OSH BtlKdr spielen (OL 1).
Wer seinerzeit bei der amerikanischen Partnereinheit den Zugführer (Lt) oder Kompaniechef suchte, brauchte nur nach einem planlos wirkenden Individuum Ausschau halten, das den Eindruck vermittelte, völlig fehl am Platz zu sein. Meist war dies der Gesuchte. Diese Offiziere -man trifft sie in jedem Hollywood-Kriegsschinken, verzweifelt ins Funkgerät rufend, während der Sergeant die richtigen Anweisungen an die Männer gibt- wirken, wie Fremdkörper in der Truppe. Wen wundert’s, wenn sie „richtige Soldaten“ und deren Lebenswirklichkeit (z. B. endlosen Leerlauf!) erst aus der Offiziersperspektive kennenlernen. Da ist oft keine Möglichkeit mehr, sich in deren Lage einzufühlen und „durch Verständnis für ihr Fühlen und Denken“ Vertrauen zu erwerben, denn es gilt „ranks have their privileges“.
Wie es scheint, folgt die Bundeswehr auch hier dem (fatalen) Beispiel des „großen Bruders“. Als ob wir das nicht besser gekonnt hätten! Ironischerweise versucht die Army und besonders das Marine Corps alles um ihrersets jenen „deutschen Leutnant“ zu kopieren, über den Bismarck einst sagte, den mache uns auf der Welt keiner nach. Vielleicht hat ihn die BW deshalb abgeschafft (von wegen Einheitlichkeit usw.).
Im übrigen begann die Krise lange vor der „Reform“ der OA-Ausbildung. Am letzten Tag der Einführungswoche an der HSBw erschien ich -naiv der diesbezüglichen Bitte (!) unseres Obristen folgend- im KLDA zur Begrüßungsvorlesung. Und sah mich 134 Kameraden in Zivil gegenüber, von denen der gefühlt größte Teil mich mit Buh-Rufen und einem Pfeifkonzert empfing. Das war 1982!
Später erfuhr ich, daß Typen wie ich von der zivilen Universitätsleitung als „Problemfälle“ eingestuft wurden, aber da war ich bereits lange ‚raus aus dem (Airsoft-)Verein.
„Gewiß ist Bildung für den jungen Offizier wichtig! Das ABC des Offiziers jedoch ist die Kenntnis des Soldaten. Der Weg hierzu führt zunächst nicht über die Universität, sondern über den Truppendienst“ (Frhr. Geyr v. Schweppenburg, Gen d Pz Tr)- manchmal hatte ich das starke Empfinden, daß viel zuviele „Analphabeten“ in der Truppe unterwegs waren (sind??), denen selbst ihr Pädagogik- usw.-Diplom nicht zur nötigen Menschenkenntnis verholfen hatte, die aber andererseits auch -gerade wegen des Diploms?- kein Gespür für diese Bildungslücke entwickelten. Die wirkten im Dienst dann sehr innovativ, weil „amerikanisch“.
@ Memoria
Aus der Perspektive hast du Recht, klar. Ich dachte du meintest die Art an Erziehung und Verhalten, die dort vorgegeben/ erwartet werden. Letztendlich kann ich nur feststellen, dass Studium nun zum sehr deutlichen Fremdkörper innerhalb der Ausbildungsbiographie geworden ist. Klar, noch hat kein OA/Offz alle Phasen durchlaufen, aber es knirscht so gewaltig, das es aus meiner Sicht nicht gutgehen kann. Vielleicht hat man es aber auch einfach an der falschen Generation ausprobiert bzw. andere Modelle wären auch heutzutage gescheitert.
Toll, feststellen zu müssen, dass man es hier „nur“ mit den Problemen von Offizieren zu tun zu haben scheint. Der Fisch fängt bekanntlich am Kopf zu stinken an.
Leute, mal ehrlich, es geht hier um die nicht mehr vorhandenen Indianer (= Arbeiter, Mschft) nicht um die Ausbildung von Häuptlingen, die, wie man hier so lesen kann, sich darüber beschweren, dass alles so schlecht geworden ist. Warum machen denn die Herrn Offiziere nicht mal den Mund auf und tun Ihrer Pflicht Genüge? Achja. Man muss ja seinen DP sichern. Und das am besten auf Kosten der Unterführer. Frust macht sich breit.
Thomsen | 13. Juni 2011 – 21:02
Reden wir komplett aneinander vorbei?
Der Stachel sitzt scheinbar sehr tief, Kamerad Luftwebel, oder? Wenn sich der Frust im UffzKorps jetzt erst breit macht frage ich mich, mit welchen Scheuklappen die Herren Portepees seit Jahrzehnten durch die Welt laufen, denn bei uns „hohen Herren“ ist der Frust seit Jahren in der Fläche präsent. Das zum Thema Pauschalisierungen. Ich dachte eigentlich, die Spezies der UmP, welche die Offiziere für alles Schlechte verantwirtlich machen seine ausgestorben. So kann man sich täuschen. Willkommen im Jahre des Herrn 97/98…
@ Nico: vermutlich, wir sollten aber wirklich auf das Mannschaftenthema zurück
Evtl. kam ja „Steiner I+II“ wieder im Fernsehen, ich habe mir von altgedienten Portepees sagen lassen, das wirft so manchen JungUffz (m.P.) in der Entwicklung um Jahre zurück ^^.
Ich glaub‘ ich hab’s begriffen:
1. Die Offiziere sind schuld, weil sie nicht den Mund aufmachen.
2. Die Unteroffiziere sind schuld, weil sie sagen die Offiziere sind schuld.
3. Die Mannschaften sind nicht schuld, weil es keine mehr gibt.
Also: wenn es erst wieder genug Mannschaften gibt, ist alles wieder gut!??
Genau, auf die kann man´s dann wieder schieben, weil die einem den letzten Nerv rauben, nicht mehr die Unteroffiziere, so wie jetzt. ;-)
Bundeswehr findet kaum Freiwillige.
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