Kritik zum Abschied
Natürlich entscheidet jedes NATO-Mitglied selbst, ob es sich an Einsätzen der Allianz beteiligt. Und natürlich gibt es auch für Deutschland gute Gründe, zumindest gute Begründungen, nicht bei den NATO-Operationen gegen Libyen mitzumachen.
Und dennoch ist verständlich, dass der scheidende US-Verteidigungsminister Robert Gates beim NATO-Verteidigungsministertreffen in Brüssel die deutsche Enthaltsamkeit geißelt, wie die Financial Times berichtet. Vermutlich noch nicht mal aus politischen, sondern aus ganz praktischen Gründen, die ein hochrangiger britischer Regierungsbeamter schon vor ein paar Wochen auf den Satz brachte: Gerade die Bundeswehr hätte doch die Fähigkeiten, die wir jetzt in Libyen brauchen.
Trost 1: Man kann die deutsche Haltung natürlich auch als Ausdruck der nationalen Interessen sehen. Warte dann auf weitere Beispiele.
Trost 2: Wenn Gates neben den Deutschen auch die Polen kritisiert hat, scheint nunmehr auch im Pentagon die Trennung zwischen Old Europe und New Europe endgültig überwunden.
Trost 1. Weiteres Zum Beispiel
Vielleicht liegt es ja auch ganz einfach an den fehlenden finanziellen Mitteln.
Siehe hierzu auch die Meldung, Reduzierung der Flugzeiten in Afghanistan, was ja auch schon für Missstimmung gesorgt haben soll.
Die Tatsache, dass eine deutsche Beteiligung am Libyen-Krieg von der Bundesregierung *politisch* nicht gewollt ist, darf man wohl bei Herrn Gates als bekannt voraussetzen.
Meine Vermutung: Es soll der moralische Druck auf Deutschland erhöhnt werden, mal wieder das Scheckbuch zu zücken.
Im Anschluss an den USA-Besuch der Bundeskanzlerin wurde berichtet (RP Online http://is.gd/kXxhlM ), dass Deutschland sich zur Leistung von Hilfe beim „Wiederaufbau“ Libyens verpflichtet habe. Die Hilfe wird im Zweifel nicht (nur) darin bestehen, dass Margot Käßmann und Angela Merkel die Libyer in ihr Nachtgebet einschließen.
„Trost 1: Man kann die deutsche Haltung natürlich auch als Ausdruck der nationalen Interessen sehen. Warte dann auf weitere Beispiele.“
Darf man das als Seitenhieb verstehen? ^_^
Gates muffelt – und warum sollte uns das kümmern?
Ich weiss nicht wer da Trost brauchen soll. Rasmussen der jetzt verzweifelt jemanden sucht der der NATO das Problem wieder abnimmt?
Die Hälfte der NATO Mitglieder nimmt nicht an diesem Krieg teil. Man soll nicht so tun als ob Deutschland da alleine steht.
Die Libyen Aktion ware von Anfang an strategischer Unsinn und es war gut das unsere Regierung das erkannt hat.
Gaddhafi hat die Wirtschaftsmigranten von Europa ferngehalten, uns Öl verkauft und dafür unsere Industriegüter gekauft und radikale Islamisten in seinem Land unterdrückt. Er hat sogar sein (im Anfangsstadium befindliches) Nuklearprogram aufgegeben. Zudem ist Libyen das am weitesten entwickelte Land in Afrika was auch dem Herrn Gaddhafi zu verdanken ist..
Ohne Gaddafi wird das obige verschwinden, es wird offener Bürgerkrieg zwischen verschiedenen Fronten (Ost-West, Berber-Araber, Sekulär-Islamisten) ausbrechen und Europa (Italien, Frankreich) hat dann ein großes Problem vor seiner Tür.
Was soll man dann machen? Besetzen und sich die nächsten zehn Jahre in dem Bürgerkrieg aufreiben?
Den USA ist das recht weil es Europa schwächt. Ebenso den Russen und Chinesen.
Für den Libyeneinsatz jetzt Hilfe, egal in welcher Form, zu versprechen ist völlig falsch. Hilfe für die Alliierten gibt man wenn man dafür auch etwas handfestes bekommt. Das verhandelt man aber erst wenn die anderen unter Druck stehen, damit man die eigenen Position ordentlich ausnutzen kann.
Berlin sollte einfach abwarten und bis dahin nichts versprechen oder kommentieren.
„Warte dann auf weitere Beispiele.“ Ostseepipeline.
Unabhängig vom Preis wäre es für die Piloten auch sehr wünschenswert wenn mal Kampferfahrung sammeln würden
@ StefanS
Was beispielsweise auch auf die Panzertruppe der Bundeswehr zutrifft. Geländetechnisch gesehen, zwängt sich da Libyen ja förmlich auf …
Was beispielsweise auch auf die Panzertruppe der Bundeswehr zutrifft. Geländetechnisch gesehen, zwängt sich da Libyen ja förmlich auf …
Nur das die meisten Lybier inzwischen in den Städten wohne. Das wird dann wohl mehr Häuserkampf als Panzer im Sturmwind.
Die beste Schilderung von den Unwägbarkeiten der Kriegsführung in Lybien die ich kenne ist vom neuseelandischen Brigadier Kippenberger. Sie ist kostenlos online verfügbar und sehr gut lesbar: Infantry Brigadier (Kap. 7+8, 11-23)
@Martin Preuß
Waren da nicht schon mal deutsche Panzertruppen?
Ich meine, mich dunkel zu erinnern.
Das muss aber etwas vor meiner Zeit gewesen sein.
Falls da tatsächlich schon mal deutsche Panzer im Sturmwind fuhren und die Libyer jetzt in Reihenhäusern wohnen sollten, dann müssen unsere Leos halt weiter die norddeutsche Heidelandschaft unter ihre Ketten nehmen. Hilft ja nix!
Zitat: “ Gerade die Bundeswehr hätte doch die Fähigkeiten, die wir jetzt in Libyen brauchen.“
Um welche Fähigkeiten geht es hier, die die Bundeswehr haben soll? SEAD?
Es stellt sich für mich die Frage, an wievielen „kleinen“ Abnutzungskriegen wir (Deutschland, Europa, „der Westen“) uns wie lange noch beteiligen können, bis sich die damit einhergehende Zerrüttung unserer menschlichen und wirtschaftlichen Ressourcen auch auf die Stabilität unserer eigenen staatlichen Strukturen auswirken wird.
In Tobruk gibt es einen deutschen Soldatenfriedhof:
Nachstehend die Informationen von der Internetseite des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (lässt sich nicht verlinken, daher nachstehend ein Vollzitat):
Tobruk
Hinweis: Zur Zeit finden Bauarbeiten der lybischen Regierung zum Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage in Tobruk statt. Dazu wurden auch am Ehrenmal Gräben entlang gezogen. Da die Meerwasserentsalzungsanlage wegen politischer Schwierigkeiten zurzeit nicht weitergebaut werde, seien die Bauarbeiten an den Gräben eingestellt worden. Zur Zeit ist es mit dem Pkw nur unter erschwerten Bedingungen möglich, das Ehrenmal aufzusuchen.
Der Volksbund versucht, im Rahmen von Gesprächen, das Thema einer Schutzzone anzugehen. Es wird versucht zu erreichen, dass zumindest eine kleine Mauer um das Ehrenmal herum errichtet wird, um anzudeuten, dass dort ein Schutzbereich besteht.
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Mit Hilfe der einheimischen Bevölkerung bargen die Mitarbeiter des Volksbunds von November 1951 bis November 1953 bei der Feldgrabsuche 98 Prozent der in Libyen gefallenen deutschen Soldaten aus der Wüste. Die Regierung des damaligen Königreiches Libyen unterstützte die Arbeiten in jeder nur möglichen Weise und gewährte dem Volksbund die kostenlose Ausbeutung von zwei Steinbrüchen.
Der Reisende, der sich vom Osten her der Stadt Tobruk nähert, wird schon von weither auf der Höhe oberhalb der Stadt einen Bau erkennen, der in den Formen und der Farbe seines Mauerwerkes mit dem Charakter der libyschen Landschaft harmoniert. Es ist ein Gebäude von 40 mal 40 Metern Grundfläche und einer Höhe, die – je nach dem Geländeverlauf – zwischen zwölf und 14 Metern beträgt. Die Ecken werden von vier Rundtürmen – mit einem Durchmesser von sechs Metern – flankiert. Hinter den Seitenmauern ruhen in einer Gruft in einzelnen Sarkophagen 6.026 Gefallene des libyschen Kampfraumes.
Von dem schmalen Eingang in der Mitte der Vorderseite tritt der Besucher zunächst in den gewölbten Gedenkraum und erblickt ein drei Meter hohes Kreuz aus Eisenguss. Zu beiden Seiten des Kreuzes steht in Bronzebuchstaben:
Über gezeichnetem Haupt
Die nackte Gewalt des Gestirnes,
Ward der Kampf uns verhängt,
Und wir ertrugen die Glut.
Namen nennen euch hier den Ort,
Wo wir kämpften und fielen.
Wüste heißt dieser Ort,
Erde, spurloser Sand.
Wüstenwind hüllte uns ein,
Die Leiber versengend, die Herzen.
Schicksalsturm löschte das Licht
Unseres irdischen Tags.
Was wir gewesen, ihr seid?s!
Und was nun verhängt war, bedroht euch.
Lernt aus verwehter Spur!
Sorgt, dass die Wüste nicht wächst!
Auf dem Boden vor dem Hochkreuz liegt eine von einem Kranz umrahmte Gedenkplatte mit der Inschrift: „Das deutsche Volk seinen in Libyen gefallenen Soldaten und ihrem Feldmarschall Rommel“. Aus diesem Raum führen rechts und links zwei Zugänge in die Arkadenumgänge und damit in den Ehrenhof. In der Mitte des Ehrenhofes liegt die unterirdische Gruft, von drei Seiten von Arkadenumgängen umschlossen, während die vierte Seite Nischen von geringer Tiefe aufweist.
Auf jeder Seite liegen fünf der insgesamt 20 Nischen. Drei der Nischen mit Reliefschmuck zeigen auf Diabasplatten – in altägyptischer Technik stilisiert – jeweils drei Soldaten des ehemaligen Deutschen Afrikakorps, insgesamt also neun Figuren, die gleichsam trauernd vor dem Grabe ihrer Kameraden stehen. 15 Arkaden-Nischen tragen an ihren Rückwänden in Mosaiksetzung die Namen der in der Gruft beigesetzten Gefallenen. Das zentrale Mal besteht aus einer von vier Engeln getragenen Feuerschale. Der Besucher kann über die Treppe in einem der Türme zum oberen Terrassenumgang emporsteigen. Von hier aus hat er einen weiten Blick über die karge Landschaft, die einst Schauplatz der erbitterten Kämpfe um Tobruk war.
Die Kriegsgräberstätte wurde am 20. November 1955 eingeweiht.
@ Daniel
Zitat: „Gerade die Bundeswehr hätte doch die Fähigkeiten, die wir jetzt in Libyen brauchen.“
Wenn die Briten so etwas sagen meinen sie natürlich nicht die Unterdrückung der gegnerischen Luftabwehr (SEAD), sondern die deutsche Fähigkeit zum Wiederaufbau, zum bewaffneten THW. Eine Fähigkeit, die die Briten ganz und gar nicht haben.
Die Deutschen sollen mal wieder helfen ein Land wieder aufzubauen, das andere Nationen in einem (Luft-)krieg zerstört haben. Es wird ja zurecht darauf hingewiesen, dass Libyen für afrikanische Verhältnisse ein hochentwickeltes Land war. Was davon nach diesem Bürgerkrieg mit westlicher Unterstützung übrig bleibt, wird man sehen.
Der Irak ist von Amerikanern und den Briten angegriffen worden, jetzt verwenden sie deren Öl. Libyen ist im Schwerpunkt von den Franzosen und den Briten angegriffen worden, die Amerikaner wollen sich sobald es geht zurückziehen. Die Franzosen und event. die Briten wollen das libyische Öl und der Wiederaufbau soll im Schwerpunkt von den Deutschen erledigt werden. So stellen sich anscheinend unsere Nato-Partner die Nachkriegsordnung dort vor.