Fotos vom Krieg: Simon Klingert auf Augen geradeaus!
An verschiedenen Stellen habe ich schon drauf hingewiesen: Ich bin kein Kriegsreporter. Sondern ein politischer Reporter, der die Verteidigungs- und Sicherheitspolitik im Blick hat und von Zeit zu Zeit in die Krisengebiete fährt, um aus erster Hand mitzubekommen, wie deutsche Soldaten dort agieren. In meiner Berichterstattung aus Deutschland bin ich – wie so viele deutsche Medien – deshalb auf die Kollegen angewiesen, die sehr viel Zeit in den Kriegs- und Krisenregionen verbringen. Meist Fotografen.
Mit einem dieser Kriegsreporter/Fotografen hab‘ ich jetzt eine Vereinbarung getroffen: Simon Klingert, der erst vor kurzem (erneut) von einem längeren Aufenthalt aus Süd-Afghanistan zurückgekehrt ist, wird hier bei Augen geradeaus! regelmäßig ein Bild aus dem Krieg am Hindukusch zeigen. (Es sind Bilder von seinen Embeds vor allem mit US-Soldaten. Simon arbeitet überwiegend für den amerikanischen Medienmarkt. Weil dort einfach mehr Interesse an solchen Bildern besteht – und weil seine Versuche, mit der Bundeswehr in Afghanistan unterwegs zu sein, bislang alle gescheitert sind…)
A U.S. Army soldier of 1st Platoon, Baker Company, 3rd Battalion 509 Infantry Regiment as part of 4th Brigade 25th Infantry Division shows items from his medkit to local nationals in the town of Gayan in Gayan district of Paktika province, Afghanistan, June 9 2009. © Simon Klingert
Zum Start der Kooperation mit Augen geradeaus! habe ich Simon gebeten, mal kurz aufzuschreiben, warum er das macht – Fotos vom Krieg. Und sich dafür immer wieder in kritische Situationen begibt:
Vom Kriege. Und der Faszination.
Um es gleich vorneweg zu sagen: Ich finde den Krieg faszinierend. Kollegen berichten, wenn sie auf ihre Motivation in den Krieg zu ziehen angesprochen werden, von dem Recht der Öffentlichkeit, die Wahrheit zu erfahren, den Opfern des Krieges eine Stimme zu verleihen, das Leid anderer begreifbar zu machen. Das sind alles gute Gründe, die die Arbeit als Kriegsreporter legitimieren, sie verraten jedoch nicht, warum manche Menschen sich der Unsicherheit, den Gefahren und dem hohen Risiko aussetzten.
Wenn ich sage ich finde den Krieg faszinierend – oder sollte ich sagen »kriegsähnliche Zustände« – dann hat diese Haltung etwas verpöntes an sich in Deutschland, weil der Krieg etwas schlechtes ist und nicht faszinierend zu sein hat. Wie kann Krieg denn überhaupt faszinierend sein, fragen manche mit einem Blick, der Zweifel an meiner Zurechnungsfähigkeit verrät. An dieser Stelle scheint sie immer wieder durch, die »pazifistische Grundhaltung« die angeblich so charakteristisch sei für die Bundesrepublik, für die einen als Überzeugung, für andere als Schutzschild.
Die Antwort liegt jenseits der oft geäußerten Vorwürfe des Voyeurismus als auch der altruistischen Motive, mit denen Kriegsreporter ihren scheinbar mit Schuldkomplexen behafteten Beruf verteidigen. Sie liegt in uns selbst.
Ein Blick auf die Geschichte zeigt, dass der Krieg ein immerwährender Bestandteil des Lebens war, dessen unendliche »Unmenschlichkeit« die er über die Menschen brachte nicht darüber hinweg täuschen kann, dass er schlussendlich eben doch »menschlich« ist. Meine Faszination für den Krieg ergibt sich aus einer Verbundenheit, vielleicht auch einer Empathie mit den Menschen, die freiwillig und unfreiwillig mit dem Krieg konfrontiert werden. Es gibt keinen anderen Akt, der das gesamte Spektrum an menschlichen Erfahrungen und Emotionen von einem extremen Ende bis zum anderen so vollkommen abdeckt wie der Krieg.
Hass, Wut, Zerstörung, Leid, Verwundung und Tod; Schönheit, Anmut, Leidenschaft, Freundschaft, Brüderlichkeit und Liebe, all das umfasst der Krieg.
Mit dabei sein zu dürfen und dokumentieren zu können was den Krieg in seiner ganzen Komplexität ausmacht und wie die Menschen damit umgehen, ist für mich ein Privileg das die Gefahren, das Risiko und die Entbehrungen allemal wert sind. Ein Kriegsreporter hält das fest was er sieht, ein guter Kriegsreporter hält das fest was er spürt.
Sebastian Junger, ein Kollege und Schriftsteller, den ich persönlich kenne und sehr schätze, bezeichnete kürzlich in einem Interview den Krieg als einen der großen Narrative des menschlichen Lebens, vor allem aber auch des Lebens als Mann. Den Krieg als großes männliches Abenteuer darzustellen liegt allerdings sowohl ihm als auch mir fern, das wäre zu einfach und würde der Komplexität des Krieges nicht gerecht werden.
Junger beschreibt Höhlenmalereien aus der Steinzeit, die zeigen, was die damaligen (männlichen) Zeitgenossen beschäftigte. Tiere die gejagt und erlegt wurden, Männer die gegeneinander kämpfen und, wie sollte es auch anders sein, das zeitlose Objekt der Begierde, die Frau: »Conflict and combat, manliness and proving yourself. Hot chicks«.
Unabhängig von aller Einstellung zum Krieg, die zu finden jedem einzelnen selbst überlassen bleibt, soll dieses Beispiel dazu anregen, sich mit dem Krieg zu befassen und auseinanderzusetzen. Ich nehme aus diesem Grund Abstand von der Höhlenmalerei und werde hier in Zukunft regelmäßig eines meiner Bilder präsentieren. Ich möchte Einladen zum Betrachten, zum Nachdenken und zum Diskutieren. Wenn das gelingt, dann habe ich meine Aufgabe erfüllt.
Simon Klingert ist freiberuflicher Photojournalist mit einem Schwerpunkt auf Kriegs- und Krisengebieten. Im Internet ist er unter www.simonklingert.com sowie auf Flickr und twitter zu finden.
Nachtrag: Das passt dazu: Der britische Guardian hat heute ein Special über Kriegsfotografen veröffentlicht.
Interessante Ausführungen von Herrn Klingert: vor allem spricht er das an, was wir vermutlich alle denken, aber was in DEU ja leider nicht zur Kenntnis genommen wird. Krieg ist. Punkt. Ob uns das gefällt oder nicht….
Ich freue mich schon auf seine Bilder. (Oder darf ich in diesem Zusammenhang wg. PC nicht von Freude sprechen?!?! – dann bin ich halt gespannt auf seine Bilder)
Als Fotoreporter wird er mit dieser Begründung auf Linken oder Grünen Parteitagen sicher mit offenen Armen empfangen ;-).
@Ralf: Ach, wenn die BK sich über den Tod bin Ladens freuen darf, ist Freude such hier erlaubt ;-)
Ich freue mich auch schon auf Klingers Bilder. Dann will ich an dieser Stelle aber auch mal kurz ausscheren und darauf hinweisen, dass nächste Woche Donnerstag „The Bang Bang Club“ in die Kinos kommt, eine Verfilmung über vier Fotojournalisten, die das Ende des Apartheid-Regimes in Südafrika dokumentiert haben: Kevin Carter, Greg Marinovich, Ken Oosterbroek und João Silva. Da wird mit Sicherheit auch die Frage der Motivation von Konfliktfotografie beleuchtet werden.
In dem Zusammenhang sei auch jedem Interessierten nochmal James Nachtwey’s Doku „War photographer“ ans Herz gelegt. Zwar schon etwas älter, aber in seinem Seelen-Striptease immer noch aktuell.
A propos Sebastian Junger: Ist sein preisgekrönter Film „Restrepo“ zwischenzeitlich in Deutschland erschienen/wahrgenommen? Ich empfehle in diesem Zusammenhang auch gleich sein Buch „WAR“ (die englische Originalfassung allerdings).
@Alexander: Ja.
@Alexander: Ab 07. Juli: http://www.kinowelt.de/dvd/restrepo .
Eine gewisse Aufmerksamkeit hat der Film mit dem Tod von Tim Hetherington bekommen, möchte ich meinen.
Auch sehr zu empfehlen ist das dänische Pendant „Armadillo“ von 2010 bzw. in der deutschen Version „Camp Armadillo“. Empfehle aber die dänische Version ggf. mit deutschem Untertitel.
ansonsten ist der Film restrepo auch komplett auf youtube zu finden.
einfach in der suche „restrepo 2010“ eingeben und man kann sich den gesamten film in guter qualität und voller länge ansehen. (1,3 h wenn ich mich nicht irre)
mkg
OFR
@ Ralf G.
Quatsch … nur weil die Bundeswehr Polizeiaufgaben erfüllt ist kein Krieg. Aufgrund außenpolitischer Erwägungen und bündnispolitischer Solidarität hat DEU ein paar Soldaten entsandt. Ich bin nicht im Krieg und Deutschland befindet sich nicht im Krieg … und da sollten wir auch froh drüber sein!
Ehrliche Äußerungen – bin sehr gespannt auf die Photos, ermöglichen sie doch für Aktive auch mal einen Blick über den Tellerrand.
@Heiko Kamann:
Dann begeben Sie sich mal nach A-Stan und fahren dort mit einem Zug Fallschirmjäger aussergalb des Camps… Dort herrscht Krieg, Unsere Soldaten sterben dort unten FÜR Deutschland!
Polizeiaufgaben? Evtl. sollten Sie sich mal mit der Realität auseinandersetzen und den ganzen weichgespülten Kommentaren aus der Politik fern bleiben. Ich jedenfalls musste bislang, wenn ich mal wieder in DE war, nicht alle 50m auf der Strasse damit rechnen, in die Luft gesprengt zu werden oder damit, dass ein Trupp Bewaffneter Fanatiker plötlich das Feuer auf mich eröffnet. Auch habe ich bislang nicht erlebt, dass Ordnungskräfte aus heiterem Himmel Bomben zünden oder Menschen ermorden… Sie müssen ja aus einer ganz wilden Ecke in Deutschland kommen…
@ Patrick
Gegen wen führen Sie denn Krieg? Bitte definieren Sie mir mal den Unterschied zwischen Taliban, Aufständischen und unzufriedenen/demonstrierenden Afghanen?
Für die meisten Afghanen sind wir inzwischen ungewollte Besatzer, die aufgrund eigener (politischer) Interessen wahllos und vermehrt Zivilisten töten. Ob unsere Soldaten dort für uns sterben, weiss ich nicht … teilweise ja wohl auch aufgrund mangelnder Ausrüstung und Ausbildung (letzteres aus eigener Erfahrung).
Wären wir eine kriegsführende Nation, würden wir dann gerade jetzt die Wehrpflicht abschaffen … oh, sorry, natürlich aussetzen und die Bundeswehr insgesamt verkleinern?
Polizeiaufgaben? Ja klar! Die Bundeswehr bildet ja sogar Polizisten aus.
„Ordnungskräfte aus heiterem Himmel Bomben zünden oder Menschen ermorden“ … also aus „heiterem Himmel“ kommt das ja nicht … vielleicht werden Ihnen bestimmte Berichte nicht zum lesen gegeben; aber so etwas ist schon sehr lange bekannt …
Nein. Wir sind nicht im Krieg … auch wenn Sie sich so fühlen mögen.
„Wären wir eine kriegsführende Nation, würden wir dann gerade jetzt die Wehrpflicht abschaffen … oh, sorry, natürlich aussetzen und die Bundeswehr insgesamt verkleinern?“
Komisch, die USA z. B. führen mit einer Freiwilligenarmee Krieg.
Deutschland IST im Krieg. Auch wenn es niemand mitkriegt, auf die Gesamtbevölkerung bezogen. Vielleicht ändert sich das ja, wenn mal ein B313-Trupp die Zeil oder die Berliner Innenstadt ein bisschen aufmischt.
@ Nico
„B313-Trupp die Zeil oder die Berliner Innenstadt ein bisschen aufmischt.“
Was soll das denn?
Erinnern sich sich an den Herbst 2010, da war ein solches Szenario in aller Munde (bzw. überall auf den Titelblättern). Realitätsfern ist das also nicht.
Wie sagen die Amerikaner das so schön? America is not at war. The Marine Corps is at war; America is at the mall.
;-)
@ Nico
Hat ja wohl nicht stattgefunden …
Könnten Sie mir noch die Definitionen nachreichen, damit ich weiss gegen wen Deutschland Krieg führt?
Stimmt, hat es nicht. 26/11 gab es aber.
Gegen wen? AQAM
Wer ist denn AQAM und was war am 26/11?
Und gegen wen führen Sie oder wir alle jetzt Krieg? Wenn wir übers Wochenende die Bundeswehr aus AFG abziehen … befinden wir (DEU) uns dann immer noch im Krieg?
Müsste nach Ihrer Theorie ja wohl so sein … nur wo ist denn dann der Feind?
Lassen Sie es … wenn wir den Feind den Sie bekämfen wollen in DEU hätten, wäre es eine klare Polizeiaufgabe … die Bundeswehr hätte damit nichts zu tun und würde in den Kasernen bleiben und der Innenminister würde übernehmen.
AQAM = al-Qaeda and affiliated movements (also die ganze Palette)
26/11 = http://en.wikipedia.org/wiki/2008_Mumbai_attacks
Bei einem sofortigem Abzug würde Deutschland auf der Prioritätenliste von AQAM deutlich nach unten rutschen. Allerdings würde es, wie jeder nichtislamische Staat, weiter auf der Liste stehen. Insofern ist es ein endloser (Klein-)Krieg.
Und nein, das wäre in Deutschland nicht Polizeiaufgabe. Könnte die Polizei auch gar nicht bewältigen. Da wäre das Verbot, die Bundeswehr im Inneren einzusetzen, schneller vom Tisch als sie „Grundgesetz“ buchstabieren können.
@ Nico
Ach sie wollen unbedingt einen Krieg herbeireden den es nicht gibt … sicher fühlen sich in AFG eingesetzte Soldaten „wie im Krieg“ … dadurch wird er aber keiner.
Die ca. 100 potenziellen islamistischen Terroristen in DEU werden vom BKA und nicht von der Bundeswehr beobachtet/bekämpft/aufgeklärt.
Den unteren Abschnitt ihres Statements kann ich nur als (sorry) „Schwachsinn“ ab tun.
Bei einem Anschlag wie in Mumbai, würde auch die Polizei und nicht die Bundeswehr das nötige tun …
Wir hatten es hier in DEU schon mit akuteren terroristischen Bedrohungen und zahlreichen Anschlägen zu tun (RAF, „2. Juni“) … die Bundeswehr blieb dort wo sie in solchen Fällen hin gehört, in der der Kaserne.
@Nico
Doch, das wäre in Deutschland Polizeiaufgabe. Und im Gegensatz zu Anschlägen per Flugzeug oder Schiff wäre die Polizei mit SEK, MEK, GSG9 und allem was die sonst noch so an Spezialisten im Boot haben auch durchaus in der Lage den Angriff von 10 schwer Bewaffneten ordentlich zu beantworten. Ganz davon ab dass es hierzulande deutlich schwerer sein sollte eine solche Menge an Kriegswaffen und Sprengstoffen anzuwenden.
Der Verweis auf Mumbai erinnert mich an eine Passage aus der Rede des InspMarine bei der ZEIT-Konferenz in HH letztes Jahr. Da sprach der Kamerad von einer Bedrohung durch Seeminen in der Elbmündung.
Nicht falsch verstehen. Ich freue mich wenn im Rahmen von Planungen auch eher „exotische“ Bedrohungslagen durchgespielt werden. Allerdings sollte die Wahrscheinlichkeit solcher Aktionen (und die halte ich für äußerst gering) immer mit einbezogen werden. Alles andere wäre Panikmache.
Den gibt es. Fragen Sie mal AQAM.
Jetzt vermischen Sie aber etwas. Sie schrieben „wenn wir den Feind den Sie bekämfen wollen in DEU hätten, wäre es eine klare Polizeiaufgabe“, sprechen jetzt aber von Leuten, die in Deutschland sind. Wären die INS, denen sich die Bundeswehr in Afghanistan gegenübersieht, in Deutschland, hätten wir ein ganz anderes Szenario. Darum ging es. Und auch nur darauf bezog ich mich mit dem unteren Abschnitt.
Wobei ich bei einem 26/11-ähnlichen Szenario der Polizei, bei allem Respekt vor deren Fähigkeiten, nicht zutraue, die Situation schnell und effektiv beenden zu können. Der Bundeswehr übrigens auch nicht.
@Chris: Wie schnell können Sie denn SEK, MEK, GSG9 etc verlegen? ;-)
Ist eine solche Operation erst einmal angelaufen, geht es nur noch darum, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Wehren kann man sich dann dagegen nicht mehr.
@Nico
@HKamann
Vielleicht sollte man sich bei dem Thema einfach mal darum bemühen klare Begrifflichkeiten zu verwenden statt anzudeuten oder „gefühlte“ Begriffe zu verwenden. Ist ja nicht so dass das Völkerrecht (bzw. die jeweilige Lesart) da glasklar wäre.
by the way: die Meinung von „AQAM“ ist m.E. irrelevant. Nur weil diese Freaks behaupten im Krieg/Kreuzzug/Kampf gegen Ungläubige/Westen/Besatzer zu sein herrscht noch kein „Krieg“. 2001, als die Taliban da facto die Regierung in AFG stellte und AQAM einen „safe haven“ bot hätte das wohl anders ausgesehen bzw. sah anders aus.
@Chris: Da haben Sie einen kleinen Gedankenfehler. Ihnen mag das ja egal sein, was AQAM diesbezüglich meinen. Aber nur solange, bis Sie davon betroffen sind. ;-)
@Nico
Das fragen Sie am besten die Verantwortlichen dieser Einsatzkräfte. Angesichts des Umstandes, dass SEK/MEK und auch GSG9 aufgestellt wurden nachdem acht Terroristen das israelische Olympiateam gefangen genommen hatten und man das Fehlen einer schnellen und gut ausgebildeten Truppe bemerkte, gehe ich einfach mal davon aus, dass die ziemlich schnell zu verlegen sind.
Hm, verzettelt sich jetzt die Diskussion nicht ein wenig?
Ja, vom eigentlichen Thema sind wir längst weg :-D
@ Nico
„bis Sie davon betroffen sind“ Genau das ist es. es ist vollkommen egal wie ich empfinde. ich habe nichts dagegen wenn die Kameraden in AFG die Umstände als Krieg bezeichnen. Fühlt sich ja auch so an (Gefecht/Tod/Verwundung). Das ändert aber nichts daran, dass es eben kein Krieg zwischen „dem Westen“ und „AQMA“ gibt.
@TW
ähmm… ja. tolle Fotos :-)
Ich verstehe den Kommentar von Herrn Wiegold als Aufforderung, nicht weiter vom eigentlichen Thema abzuschweifen, daher werde ich wohl auf eine Antwort verzichten müssen ;-)
Na ja, ich habe das Gefühl, ihr kommt da nicht weiter?!
@Heiko Kamann,
Ihre Aussagen zum Thema Krieg sind unzutreffend!
Das Völkerrecht, sagt Christian Schaller, ein Völkerrechtler, verwendet schon seit Jahrzehnten nicht mehr den Begriff „Krieg“. Hier wird vielmehr von bewaffneten internationalen, beziehungsweise nichtinternationalen Konflikten gesprochen. Danach ist der Afghanistan-Konflikt ein „nichtinternationaler Konflikt“. Für Soldaten ist die präzise Einordnung der Konfliktlage von höchster Wichtigkeit, weil davon abhängig ist, nach welchem Recht sie sich ggfs verantworten müssen. Oberst Kleins Fall ist nach dem Völkerrecht beurteilt worden. Infolgedessen befand er sich im Krieg und nicht in einem Polizeieinsatz.
Ich stelle fest, zur Diskussion habe ich anregen können und das freut mich natürlich. Die Debatte über Kriege und Konflikte ist zu wichtig, als daß man sie den Politikern überlassen könnte. Damit das auch weiterhin so bleibt, werde ich in Zukunft auf Augen Geradaus weiterhin Bilder zeigen, die zum nachdenken und zum debattieren anregen.
@All
Ein Problem stellt dar, dass Deutschland sich nicht in einem klassischen „Generalmobilmachungskrieg“ befindet, sondern an einem in Afghanistan TEILNIMMT. Grundsätzlich ist die Definition diesseits und jenseits des Atlantiks sehr unterschiedlich was die Bekämpfung von AQ und anderer Terrornetzwerke angeht. Was unter Bush noch als Global War on Terror (GWOT – Anfangs: „TWAT“) definiert wurde, hieß in Europa schlicht Terrorbekämpfung. Soll heißen: Nach Madrid und London stellten die jeweilig verantwortlichen Regierungen keinen kriegerischen Akt gegen ihre Staaten fest, sondern ein VERBRECHEN. Die verfolge ich mit Polizei und Geheimdiensten. Kann ich eines Verbrechers nicht habhaft werden, setze ich als Ultima Ratio das Militär ein. Die Versuche von Wolfowitz, Pearle und Rumsfeld einen Angriff i.S. des Völkerrechts herbeizukonstruieren (Frage der Zurechenbarkeit / völkerrechtlichen Anwendbarkeit auf nichtstaatliche Akteuren, Nicht-Erfüllung des Andauerns eines Angriffes) waren in dem Kontext sehr abenteuerlich und zerstörten in meinen Augen alle Anstrengungen eines verantwortungsvollen Interventionsrechts in der Entstehung, wie es sich durch die multinationalen Einsätze der 1990er Jahre abzeichnete.
Folge ich der Bush’schen Kriegsdefinition für globale Terrorbekämpfung, bäuchte ich ISAF-ähnliche Interventionen in SOM, YEM und wohin immer sonst AQ dann ausweicht. Als Bewohner unserer Hauptstadt ist für mich die statistische Wahrscheinlichkeit größer, durch einen Verkehrsunfall umzukommen, als durch einen Terroranschlag. Es stellt sich daher die Frage, welche Mittel im Kampf gegen eine sehr moderate Bedrohung (gemessen an bspw. den sowjetischen Raketentruppen im Kalten Krieg) angemessen bzw. gerechtfertigt sind. Anders gefragt: Welche Bedrohungen gibt es da draußen, die DEU und seine Partner ernsthaft betreffen (Stichwort: Proliferation, Ballistische Raketen etc.)?
Mein allergrößter Respekt den Kameraden im Einsatz. Aber manchmal frage ich mich schon, ob unsere Toten wirklich diese Anstrengung wert sind oder einfach auf dem Altar mittlerweile ungewollter Bündnissolidarität durch Politiker ALLER COULEUR geopfert werden.
@ Politikverdruß
Es ist mir doch sowas von egal wie irgendein Jurist das nun definiert …Hallo, alle mal die Hand hoch halten die den Einsatz der Bundeswehr als „bewaffneten internationalen“ bzw.
„nichtinternationaler Konflikt“ bezeichnet … ok, danke.
Warum wollen denn die Soldaten das Ganze dann als Krieg bewertet haben? Hallo, ihr seit nicht im Krieg; vor allen aus dem Grund, weil ein Völkerrechtler das Wort Krieg nicht mehr gebraucht! Also, hört auf zu jammern … es ist nur ein Spiel.
@ Heiko Kamann
In Deutschland hat man keine Probleme, vom Nordirland-Konflikt zu reden, trotz 3600 Toter und 40000 Verletzer über 30 Jahre. Aber wenn Bundeswehr-Soldaten sterben muss es automatisch Krieg sein?
Interessant wäre da auch die afghanische Perspektive. Ich hab dafür keinerlei Belege, aber mein Eindruck ist gerade was das RC Nord angeht eher, dass man sich in einer „Nachkriegs-Ära“ wähnt (oder angesichts der angekündigten Truppenreduzierung in einer „Vorkriegs-Ära“). Die Wahrnehmung der Situation scheint da zwischen ISAF („Krieg“) und Afghanen („Machtkämpfe, Kriminalität und Terror“) ziemlich auseinanderzugehen. Das sollte schon zu denken geben.
An der Stelle frag ich mich dann auch, wie der Nordirland-Konflikt oder die Bekämpfung der RAF verlaufen wäre, wenn man da Nato-Kampftruppen reingezogen hätte.
Und was im „zivilisierten Europa“ losgewesen wäre, wenn deutsche Soldaten am Bloody Sunday auf Demonstranten geschossen hätten, oder amerikanische Soldaten einen fehlinformierten Night-Raid gegen 69er-Studenten verpfuscht hätten…
Wie viele solcher Ereignisse hätte es gebraucht, bis sich das Narrativ hin zu „Ausländische Besatzer“ geändert hätte?
@Heiko Kamann,
„… es ist nur ein Spiel.“
Sie entlarven sich nun mit Ihrem Geschwätz und sind nicht ernst zu nehmen. Darüber hinaus sind Sie gegenüber den gefallenen, verwundeten und weiter kämpfenden Soldaten in Afghanistan auch noch beleidigend, wenn Sie deren Einsatz als „Spiel“ bezeichnen. Schade, an diesem Forum sind schon Mit-Kommentatoren für weniger „gerügt“ worden. Aber die Ausgewogenheit ist hier ja schon anderer Stelle zu Recht kritisiert worden.
@ Heiko Kamann
„… es ist nur ein Spiel.“
Sind Sie in der Lage – auch ausserhalb der Anonymitaet dieses Blogs – Ihre unglaubliche Aussage gegenueber den Soldatinnen und Soldaten, die ihr Leben riskieren (muessen) oder Angehoerigen von verletzten oder gestorbenen Sdt. ruhigen Gewissens Aug in Aug zu wiederholen?
Ich glaube, es gibt Grenzen des Anstandes, die definieren, was „man“ wann wie schreiben oder sagen sollte.
Diese Grenze haben Sie ueberschritten – egal, wie man zu einem Thema steht, doch der Respekt Menschen gegenueber sollte nie fehlen.
Schreckliche Aussage, die Sie da getaetigt haben!
@ schreck starr: meinen Namen haben sie, einmal „googeln“ dann haben Sie sogar meine Adresse und Tel. Nummer … kann es sein das Sie sich mit „Anonymität“ beschreiben?
@ Politikverdruss
„Ja ein Spiel“ … in so einem Blog versuchen wir ja eine politische Diskussion zu führen … die findet fast immer „über den Köpfen“ der Betroffenen statt. Wir kennen das aus finanz- oder steuerpolitischen Diskussionen … dort wird auch nicht der Steuerzahler gefragt. Es ist ein „politisches Spiel“.
Nachtrag:
Und mit verlaub: Ich hoffe es wird nie geschehen … aber stellen Sie sich einen Anschlag auf die Bundeswehr in AFG mit 100 getöteten DEU Soldaten vor … wie lange, glauben Sie, wäre die Bundeswehr noch in AFG? Die Regierung würde es nicht aushalten und die Truppen nach hause bringen … ohne zu fragen wie die Ziele einst waren. Siehe Atomausstieg! Tja, es ist nur ein Spiel und wir sind die Spielfiguren …
@ Heiko Kamann
Nein, ich beschreibe nicht mich mit der „Anonymitaet“ – ich meine mit „Anonymitaet“ etwas Uebergeordnetes und nichts, das mit googeln und der Ermittlung Ihrer persoenlichen Daten persoenlicher ist oder wuerde.
Ich hatte Sie gefragt, ob Sie Menschen (Betroffenen) auch direkt ausserhalb eines solchen relativ anonymen/entfernten Blogs (also „ins Gesicht“) derartig unsachliche Dinge entgegnen koennen wie u. a . in Ihrem Kommentar um 23.40 Uhr.
Das Thema „Krieg oder kein Krieg“ ist meinem Gefuehl nach fuer Ihre oft saloppe, respektlose und abschaetzige Argumentationsweise zu ernst. Das war die Kernaussage meines Eintrages um 10.51 Uhr.
Diese Diskussionen hier werden nicht „fast immer ueber den Koepfen der Betroffenen“ gefuehrt. Viele, die sich hier beteiligen, sind Betroffene.
Wie regiert werden wuerde, kaeme es zu dem von Ihnen beschriebenen Szenario, kann ich mit Sicherheit vorhersagen. Man mag zu den Einsaetzen und ihrer Herleitung durch Politiker stehen, wie man will – ein Spiel ist vielleicht doch etwas anderes.
@ Heiko Kamann,
Ihr Versuch, sich als der große Politikerklärer( „das große Spiel der Politik, erklärt von Heiko Kamann)“) darzustellen, ist doch nur peinlich. Hier deutet sich eine kognitive Verzerrung an. Das sollten Sie mal untersuchen lassen. So, mehr Aufmerksamkeit haben Sie aber nicht verdient.
@ Schreck Starr:
„Nein, ich beschreibe nicht mich mit der “Anonymitaet” – ich meine mit “Anonymitaet” etwas Uebergeordnetes und nichts, das mit googeln und der Ermittlung Ihrer persoenlichen Daten persoenlicher ist oder wuerde.“ Können Sie den Satz mal in deutsch schreiben?
„Wie regiert werden wuerde, kaeme es zu dem von Ihnen beschriebenen Szenario, kann ich mit Sicherheit vorhersagen“
Glückwunsch! Beteiligen Sie uns an Ihren Voraussagen …
@ Politikverdruss
Sie sind ja sehr witzig …
@ Heiko Kamann
“Wie regiert werden wuerde, kaeme es zu dem von Ihnen beschriebenen Szenario, kann ich mit Sicherheit NICHT vorhersagen”.
Das Wort NICHT habe ich leider vergessen, Herr Kamann, kann passieren.
Wissen Sie, ich schreibe eigentlich ueberwiegend in Deutsch und moeglichst sachlich Menschen gegenueber, die ich nicht kenne – und das „in Deutsch“ mal immer mit grossem „D“, der deutschen Rechtschreibung wegen!
In diesem Sinne, machen Sie’s gut.