„Die Stimmung in der Bevölkerung wird kippen“
Interessantes Interview bei Spiegel Online mit dem Sicherheitsberater von Afghanistans Präsident Hami Karzai, Rangin Spanta (der auch lange in Deutschland gelebt hat). Vor allem seine Warnung, das Ultimatum Karzais gegen Night Raids und Lufteinsätze mit einer in Kauf genommenen Tötung von Zivilisten zu ignorieren: Die Stimmung in der Bevölkerung wird jetzt gegen die Nato kippen, wenn nichts passiert.
Die gezielten Angriffe auf Führer der Aufständischen gehen indes weiter, wenn auch nach den jüngsten ISAF-Meldungen meist ohne einen Schuss.
Nachtrag: ISAF-Sprecher Josef Blotz hat offensichtlich heute in seiner wöchentlichen Pressekonferenz zum Afghan led – Ansatz Stellung genommen.
SPON schimpft den Herren aber „Nationaler Sicherheitsberater“… oder ist er beides?
Aus dem ISAF-Link: „No shots were fired and no civilians were harmed during the night operation.“
Ganz so friedlich läuft es aber trotzdem nicht ab, liest man sich die restlichen Berichte durch.
‚tschuldigung, mein Fehler. Ist korrigiert.
Wo wir bei Stimmung wird kippen sind.
Hier gibts ein Video mit Szenen aus ner Ü-Kamera von dem Angriff in Taloqan:
http://bit.ly/lmGsb5
@Christian
Danke für den Hinweis. Wenn das Video mal wieder erreichbar ist… stelle ich es oben mit ein.
(Dass ich nichts sehe, kann aber auch daran liegen, dass derzeit in Berlin großräumig das Internet massive Probleme hat.)
Wollt gerad sagen, bei mir funktioniert es nämlich.
Also Herrn Spanta sollte man aber erst einmal quellenkritisch einordnen. Wer Afghanistan etwas beobachtet hat, der kommt schnell zu dem Schluss, dass Rangin Dadfar Spanta einer der Väter der heutigen Probleme ist und nichts zu einer möglichen Lösung beiträgt. Er ist wesentlich daran beteiligt, dass man bei uns ein falsches Bild von Afghanistan hat. Er ist nicht unwesentlich geistiger Mit-Vater vieler tragisch gescheiterter Petersberg- Ideen. Möglicherweise war er schon 1973 an der afghanischen „Urkatastrophe“ beteiligt.
Zur Person vielleicht ein paar Bemerkungen:
Ende der 1960ger Jahren schloss sich Spanta den afghanischen Maoisten an, die nicht unwesentlich am Sturz des afghanischen Königshauses 1973 beteiligt waren – dies kann man durchaus als afghanische Urkatastrophe bezeichnen, weil dies der Startpunkt des Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnung war, was dann zur Sowjet-Intervention führte und im Endeffekt das gescheiterte Staatswesen hervorbrachte, was heute unser Problem ist.
Spanta selbst wanderte mit der russischen Invasion 1979 aus und bekam in Deutschland Asyl. Hier studierte er Politikwissenschaft und wurde ein links- grüner Vorzeigemigrant, finanziert von der Heinrich-Böll-Stiftung.
Als das Afghanistan- Engagement 2001 unter rot-grüner Regierung losging, wurde er als „ortskundiger Joker“ ich glaube von Außenminister Joschka Fischer eingebracht, machte eine erstaunliche Karriere in machtvolle Positionen im neuen Afghanistan und versuchte, Afghanistan gemäß seiner Ideologie zu prägen. Ab 2006 war er dann afghanischer Außenminister, bis man merke, was für ein Früchtchen das denn war und er kaltgestellt wurde (irgendwann so 2007-2008).
Spanta wird zudem ein Antisemitismus nachgesagt, wie er in Teilen der deutschen Linken heute verbreitet ist. Als Spanta afghanischer Außenminister war, soll er mal einen Mitarbeiter der Botschaft in Deutschland gefeuert haben, weil dieser es gewagt hatte, einen Israeli einzuladen.
Ich würde also auf eine Lagebildeinschätzung des Herrn Spanta so etwa gar nichts geben. Es ist sogar zu vermuten, dass er ein unschönes Süppchen kocht, das etwas mit Rechtfertigung des eigenen Scheiterns oder sogar mit Rache/Revanche zu tun hat. Wenn es gegen die USA geht, ist er oft sofort dabei. Zudem geht aus seinen Veröffentlichungen sehr klar hervor, dass er von Sicherheitspolitik und zentralasiatischer Psyche eher weniger Ahnung hat.
@Sun Tzu
Danke für die Info.
Seine Einschätzung, dass der Terrorismus aus PAK genährt wird halte ich dennoch für richtig. Wer den Terrorismus ernsthaft bekämpfen möchte, muss an sein Wurzel und die sind eben nicht in AFG.
@ Sun Tzu
Mit ihrem Kommentar haben Sie sicher nicht nur bei mir Wissenslücken gefüllt. Das sind in der Tat Fakten, die man kennen sollte wenn man sich zu AFG äußert. Wollen Sie die SPIEGEL-Leser nicht auch in den Genuss dieser Informationen kommen lassen?
Tja. Wir können ja auch nach Hause fahren und mal zuschauen, wie es seinem Land dann ergeht.
@ Tongue | 06. Juni 2011 – 17:56
Sie können mich gern im Spiegel-Forum zitieren.
Ich äußere mich nicht in den dortigen Foren, da ich die dort gelebte Zensur (man nennt das dort glaub ich Moderation) und Diskussionskultur ablehne.
Es ist ja schon bemerkenswert, dass bei diesem Artikel keinerlei quellenkritische Einordnung des nicht jedem bekannten Interview- Partners gegeben wird.
Kinner was erartet Ihr denn von dem „Qualitätsmedium“ Spiegel ?
Das Forum ist eh nur was für Hartgesottene und Maochisten,
Andererseits ist es gut zu Wissen wie der Herr einzuordnen ist. ;-)
@ Elhanan | 06. Juni 2011 – 17:55
Dass Pakistan Teil des Problems ist, ist sicherlich richtig, nur eben auch ein Allgemeinplatz. Aus der Tatsache, dass man die Explosion des pakistanischen Schwelbrandes verhindern will, kann man jedoch nicht ableiten, dass die Europäer irgendwas nicht verstehen wollen. Herr Spanta ist auch hier wie ein Blinder, der über Farbe philosophiert und die Komplexität überhaupt nicht erfasst hat. Dazu kommt dann noch grüne Ideologie.
@Sun Tzu
Spanta machte auf mich vor 9/11 den Eindruck eines typischen linksgrünen Idealisten und Träumers. Aufgrund eines Zufalls hatte ich damals vorübergehend mit ihm ohne sicherheitspolitischen Zusammenhang zu tun.
Wie ich hörte, soll er in Afghanistan nach seiner Rückkehr dann den maßgeblichen Kräften u.a. wegen seiner linksliberalistischen Vorstellungen negativ aufgefallen sein. Ein Ideologe ist er aber wohl nicht und hatte sich in den vergangenen Jahren öffentlich sehr negativ über grüne Friedensträume geäußert. Wenn er jetzt das Gegenteil tut, so könnte dies m.E. nicht in erster Linie Ergebnis veränderter Analyse sein, sondern vielleicht einen Versuch darstellen, wieder Anschluß in Deutschland zu finden? Die Karriereaussichten in der afghanischen Regierung sind ja ebenso begrenzt wie die Aussichten dieser Regierung allgemein.
@ Sun Tzu:
Vielen Dank auch meinerseits für die Aufklärung! Dafür liebe ich diesen Blog. Das ändert einige Sichtweisen zu den Aussagen des Herrn Spanta gewaltig.
Nun einen linksgrünen Idealisten hatten wir auch als Außenminister. Der wollte 2001 aus Afghanistan eine Musterdemokratie machen und hat trotzdem in der Petersberger Konferenz zugestimmt, dass AFG eine islamische Republik wird.
Also der AFG-Konflikt ist geradezu von Widersprüchen gezeichnet. Trotzdem führt Spanta zwei richtige Punkte an.
1. Die afghanische Bevölkerung erlebt die Nato immer mehr als Besatzungstruppe.
Man möge sich bitte mal vorstellen, wie die deutsche Bevölkerung während der Besatzungszeit nach dem II. WK reagiert hätte, wenn solche Kollateralschäden bei der Verfolgung von Aufständischen wie jetzt in AFG in Deutschland passiert wären.
Damit bin ich nicht gegen diese Spezialeinsätze. Sie sind wahrscheinlich sehr wirkungsvoll, aber die Nato bringt immer mehr die Bevölkerung gegen sich auf und wird als Kriegspartei gegen die Afghanen war genommen (natürlich vornehmlich von den Paschtunen und anderen Stämmen, die nicht mit der Nato zusammenarbeiten).
2. Die Doppelrolle die Pakistan in dem Konflikt spielt.
Für Pakistan tobt in AFG ein Stellvertreterkrieg zwischen Indien und Pakistan. Indien hat 1,4 MRD Dollar für Botschaften und konsularische Vertretungen in AFG investiert. Pakistan versucht mit allen Mitteln den indischen Einfluss in AFG zu verringern. Deshalb duldet sie die Taliban-Aktivitäten in AFG. Sie versucht die Aktivitäten gegen die Regierung Karzai zu steuern und hofft auf Ruhe im eigenen Land. Hier ergibt sich eine Parallele mit Saudi-Arabien und ihren Export des Wahabismus um im eigenen Land möglichst Ruhe zu haben.
Wenn man historische Parallelen ziehen will, kann man den Konflikt mit dem damaligen Nord- und Südvietnam vergleichen.
Die südvietnamesische Armee wurde unter ähnlichen Vorzeichen wie heute die Regierung Karzai von den USA unterstützt. Die nordvietnamesische Armee, bzw. der Vietcong von China, wie heute die Taliban von Pakistan unterstützt werden, bzw. eine Unterstützung durch pakistanische Taliban nicht wirksam von Pakistan verhindert wird.
( Oder glaubt jemand im Ernst, dass die Waffentransportroute für die Taliban vom Hafen in Karachi bis zum Khyber Pass von der pakistanischen Regierung nicht wirksam unterbunden werden könnte ? )
Wenn man die Anzahl der Aufstandsbewegungen seit dem II. WK untersucht, sind ungefähr genauso viele gescheitert wie erfolgreich gewesen. Wenn jedoch die Aufständischen von einer ausländischen Macht unterstützt wurden, dann waren zahlenmäßig die Aufstandsbewegungen erfolgreicher als die Verteidiger / Regierungstruppen.
Ich befürchte, das Pendel neigt sich immer mehr in Richtung „Aufstand mit Unterstützung aus Pakistan“ und in Richtung der Wahrnehmung „Die Nato als Besatzungstruppe statt als Befreiungstruppe“.
@Sun Tzu @Georg
Danke an beide, das sind differenzierte Argumente die ich schätze und zur Meinungsbildung beitragen können.
Spanta ist sicherlich wie quasi jeder Afghane nicht repraesentativ und in seiner eigenen Wahrnehmung gefangen (Sun Tzus Einordnung ist vielleicht ein bisschen zu sehr in der Wolle gefaerbt; Karzai hat zB bei der Affaere um die Afghanen im Iran und ihre Behandlung durch die iranische Regierung gegen enormen Widerstand des Parlaments versucht, Spanta noch eine ganze Weile zu halten, Spantas Manko war wohl eher, dass er keine Machtbasis hatte und dann irgendwann ein Bauernopfer war als dass man gemerkt hat. ‚was er fuer ein Fruechtchen war’…). Spanta ist aber m.E. eine durchaus wichtige Stimme, weil er fuer eine kleine Gruppe steht, die fuer unseren Einsatz wichtiger ist als ihre zahlenmaessige Staerke nahalegen wuerde.
Eine echte Massenbasis mit Ideologie, Vision und Opferbereitschaft fehlt uns ja ohnehin – da sind wir leider nunmal noch deutlich schlechter aufgestellt als die afghanischen Kommunisten 1978 – 1992. Statt dessen gibt es ausser Opportunisten („Ich vertrete sieben basisdemokratische NGOs, die sich fuer umweltbewusste Schulbildung fuer tierliebe, weibliche, homosexuelle Waisenkinder engagiert… wieviel zahlt ihr mir?!“) eben die verschiedenen Facetten der staedtischen, links-intellektuellen Schicht (die beruehmten Schnurrbarttraeger), die bisher noch halbwegs verlaesslich als ‚Meinungsverstaerker‘ (nein, nicht wie die beliebten Seesackverschlussbuegel) aufgetreten sind.
Und unabhaengig davon, dass objektiv gesehen die einstigen Hoffnungen an uns eben so uebertrieben waren wie jetzt die Enttaeuschung ueber unsere Ergebnisse, scheinen wir gerade diese Schicht langsam aber sicher und zunehmend endgueltig zu verlieren. Liest man Spanta nicht als exotischen Welterklaerer aus dem Morgenland sondern als einen der west-affinsten Repraesentanten dieser heterogenen Gruppe, wird man der Aussage des Artikels vielleicht gerecht.
@ Georg
„…dass AFG eine islamische Republik wird.“
Das hat mit dem damaligen Bundesaußenminister Fischer nichts zu tun.
Denn, mit irgendeinem Erfolg musste doch Karsai (und damit der durch die USA handverlesene Teil der afganischen Delegation der Peterskonferenz) nach Kabul abreisen.
Wie wäre denn sonst die Bitte um ISAF im eigenem Land angekommen?
Bezogen auf die damalige Bundesregierung galt es doch nicht nur die eigenen, die sie tragenden Parteien und die parlamentarsiche Opposition, die dann auch zustimmte, zu überzeugen. Vielmehr galt es, die Akzeptanz auch außerhalb des Parlamentes zu gewinnen.
Deswegen kam es zur Zustimmung der UN Resolution und dem deutschen Anteil.
Also, bitte keine „linksgrünen Mythen“ aufbauen, sondern sich an den damals gültigen politischen Fakten orientieren.
Nix für ungut.
@ J.König
So kann man es auch schreiben, wenn man der damaligen Entscheidung auf dem Petersberg wohlgesonnen ist.
Fakt ist, dass der ISAF-Einsatz der deutschen Bevölkerung als humanitäre Maßnahme zur Herstellung von Demokratie und Recht und Ordnung in AFG “verkauft” worden ist.
Das Bild eines “demokratischen” Afghanistan musste man schon relativ bald fallen lassen. Für die deutsche Öffentlichkeit erst spät in den Jahren 2005 – 2007.
Für die eigentliche “OEF” -Mission bereits 2001/2002 wo mit den Kräften der Nord-Allianz, gegen die Taliban gekämpft wurde. Die Kräfte der Nordallianz haben in Mazar il Sharif mehrere 1000 gefangene Taliban hingerichtet.
siehe: http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Afghanistan/massaker.html
Die Kräfte der Nordallianz haben dies auch nicht grundlos gemacht, denn 3 Jahre vorher, 1998 haben die Taliban in Mazar il Sharif an der Volksgruppe der “Hazara”, haupsächlich Tadschiken und Usbeken, ein Gemetzel mit 4000 Toten angerichtet.
siehe: http://www.mazar-i-sharif.de/
Und mit genau diesen Kräften der Nordallianz verbündet sich die Nato und damit auch Deutschland um ein demokratisches AFG aufzubauen.
Also wenn ich Ihren Ausführung richtig folge, hat die damalige rot/grüne Bundesregierung die deutsche Gesellschaft vorsätzlich belogen (“Aufbau einer Demokratie in AFG”) um die Zustimmung der politischen Mehrheit zum ISAF-Einsatz zu erhalten, oder habe ich dies jetzt missverstanden ?
Ich will der damaligen Bundesregierung zu gute halten, dass sie AFG wirklich helfen wollte, auch wenn es unrealistische Annahmen waren.
@J. König
„Also, bitte keine “linksgrünen Mythen” aufbauen…“
Die deutsche Beteiligung an ISAF war nun einmal (wie der Kosovo-Einsatz auch) u.a. ein Projekt grüner „Realos“, bei dem ausdrücklich in den Vordergrund gestellt wurde, dass man bewusst nicht deutsche Interessen sondern Menschenrechte etc. schützen wollte. Dadfar-Spanta ist (wie Fischer) m.E. diesem Lager zuzurechnen. Das wurde offen so gesagt, war auch ernstgemeint und ist keinesfalls ein „Mythos“.
Andere „Realos“ erklärten übrigens auf dem vom Thema dominierten Parteitag Ende 2001, dass man sich an ISAF beteiligen müsse, weil sonst die Koalition mit der SPD zerbrechen und das Vorhaben Homo-„Ehe“ scheitern könnte. Wenn das die Afghanen erfahren würden, wäre die Wirkung wohl hundertmal verheerender als die selbst der kontroversesten „Night Raids“….
„Oder glaubt jemand im Ernst, dass die Waffentransportroute für die Taliban vom Hafen in Karachi bis zum Khyber Pass von der pakistanischen Regierung nicht wirksam unterbunden werden könnte ? “
Haben Sie dazu mehr Informationen?
OT zum Thema Grüne: Diese greifen aktuell die Propaganda militanter Linksextremisten auf, und die Bw hat (in Erwartung künftiger politischer Mehrheiten?) nicht mehr den Mut zum Widerspruch: http://www.faz.net/artikel/C30923/kritik-am-tag-der-offenen-tuer-bundeswehr-prueft-vorgaenge-in-bad-reichenhall-30433707.html
@ Nico
Waffenschmuggel von Karachi nach Peschawar
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/weltzeit/1448307/
Gruß Georg
@Orontes
In der Tat OT. Und langsam frage ich mich, warum jedes Thema auf die Richtung gedreht werden muss „die Grünen sind nix anderes als militante Linksextremisten und sorgen für den Untergang des Abendlandes“.
Zum Thema Gebirgsjäger und Klein-Mitrovica hat der Kollege Stoltenow vom Bendler-Blog, den wir mal nicht in die linksextreme Ecke stellen wollen, alles Nötige gesagt: Gefährliche Kommunikation.
@T. Wiegold
Natürlich ist es Ihnen überlassen, welche Themen Sie hier diskutieren und über welche Sie lieber schweigen möchten.
Wenn die Grünen aber eine unzutreffende Darstellung aus diesem Lager (und „Autonome“ sind nun einmal militante Linksextremisten/näheres finden Sie im aktuellen Bericht des BfV) übernehmen um Stimmung gegen die Bundeswehr zu machen , finde ich das kritikwürdig. Man könnte sich damit kritisch auseinandersetzen oder auch nicht, aber mir statt dessen als Reaktion Sätze zu unterstellen, die ich auch sinngemäß nie geäußert habe („die Grünen sind nix anderes als militante Linksextremisten“ etc.), finde ich schwach.
Leider übernimmt auch Herr Stoltenow die unzutreffende Darstellung der Linksextremen (Stichwort „geschossen“), weshalb ich seinen Kommentar alles andere als befriedigend finde.
@Georg: Ich lese dort etwas vom Schmuggel chinesischer DVD-Player, aber nicht von Waffen über Karachi…
@ Nico
Es steht aber auch drin, dass die pakistanische Elite von diesem Schmuggel profitiert und ihn duldet. Offiziell geduldet schmuggelt man DVD-Player und sonstige Güter. Inoffiziell eben RPG 7, Ammoniumnitrat, „Kunstdünger“ zum Bau von behelfsmäßigen Bomben und was man sonst noch in der „Gun-City“ benötigt.
http://www.supershit.com/showitem.php?id=39935
Sicherlich. RPG7 (woher?) über Karachi nach Afghanistan (merkt ja niemand) und dann zurück nach Pakistan, um dort auf dem Schwarzmarkt verkauft zu werden. Sehr sinnvolle Route.
Ihr Link ist auch nicht sonderlich hilfreich, beschreibt er doch nur die allseits bekannte Waffenherstellung in den Stammesgebieten. Das hat nichts mit dem angeblichen Waffenschmuggel über Karachi zu tun. Einen Nachweis darüber bleiben Sie weiterhin schuldig.
@Orontes: Nein, ich übernehme keine Darstellung von Linksextremen, sondern weiß aus umfassenden Erfahrungen als Ausbilder an der Panzerfaust 3 und dreifacher Vater, dass Kinder auch mit Holzstöcken schießen, und es einfach so unglaublich dämlich ist, hier kommunikativ so zu agieren, dass selbst das „Feindbild“ der Linksextremen meine Verzweiflung nicht abmildert. Oder um das mal alltagsweltlich auszudrücken: Wenn die Bayern gegen die 60er ein Eigentor schießen (oder umgekehrt) bleibt es ein Eigentor. Emde OT.
@Sasche Stoltenow
„Emde OT.“
Danke an Sie und Herrn Wiegold für die beiden Klarstellungen bzgl. Ihrer Vorstellungen von Diskussionskultur. Ich muss es unter diesen Bedingungen ja fast schon als Kompliment empfinden, dass Sie die Diskussion nur unilateral für beendet erklären und mit nicht noch (wie Herr Wiegold) erfundene Zitate in den Mund legen. Bei so viel Loyalität gegenüber den politischen Machtverhältnissen haben Sie bestimmt beide eine glänzende Zukunft vor sich.
Jaja, die Archetypen.
Die Union steht für „schwer hoffen“,
Die SPD steht für „schwer arbeiten“,
Die FDP steht für „schwere arbeiten beaufsichtigen“,
Die Linke steht für „nicht schwer arbeiten dürfen“,
Die Grünen stehen für „locker sehen“…
für andere Parteien hab ich auf die schnelle keine Platitüden greifbar…
@T.W / Orontes / Sascha Stoltenow
Es ist schon bigott das sich ausgerechnet linke Kreise über dieses Thema ereifern.
Vielleicht sollte man Ihnen mal die unter linker Herrschaft praktizierte Form der vormilitärischen Ausbildung der DDR vor Augen führen. Deren Inhalte sind mit einem TdoT wahrlich nicht zu vergleichen.
Und alles auf dem Altar der vermeintlichen political correctness.
Andererseits ist der meldende Aktivist mit Anfang zwanzig ja auch zu jung um das zu wissen, was auf fehlende Erziehung hindeutet ;-)
Lautete die Überschrift hier nicht “Die Stimmung in der Bevölkerung wird kippen”?
Was hat diese Diskussion vom kleinen Zielfeld in Bad Reichenhall mit Kindern, die Waffen und/oder Waffenteile in Händen halten und die Verknüpfung mit linken Kreisen und dem Schlusspunkt der vormilitärischen Ausbildung in der DDR mit dem Thema zu tun?
Ich will ja nicht kleinkrämerisch wirken, aber der Bogen ist nun tatsächlich ziemlich weit gespannt …
Einige Leute scheinen dem Irrtum zu unterliegen, das es die Pflicht Anderer ist, ihre Meinung zu veröffentlichen, auch wenn es mit einem Thema nichts zu tun hat. Sonst wäre es ja Zensur, oder? (Lustig auch die Beleidigungen in verschiedenen Geschmacksrichtungen von subtil bis Holzhammer.)
Wenn es darum geht, ein bestimmtes politisches Spektrum zu prügeln – dafür finden sich im Netz genügend einschlägige Seiten.
Damit würde ich dringend darum bitten, diese an dieser Stelle etwas abseitige Diskussion zu beenden.
Trotz allem wundert mich, dass dieses Thema, welches sich um die Nachwuchswerbung und auch um die zukünftige Ausrichtung „Bw in der Öffentlichkeit“ nicht entsprechend analysiert / bzw. kritisch betrachtet wird. „Die Stimmung in der Bevölkerung wird kippen“ kann man (um den Bogen noch größer werden zu lassen ;) ) gut und gerne auch auf das Team „Hotel“ beziehen. Wie werbe ich denn entsprechend für eine Armee im Einsatz – mit Käsekuchen, Bootsschaukel und verrosteter Big Band. Doch am ehesten mit Einsatzrealität! Ich bin ein wenig enttäuscht, dass auch durch T.W., scheinbar beruhend auf vorverurteilender subjektiver Wahrnehmung, Themen hier im Blog, welche die Truppe täglich meistern muss, einfach ignoriert werden, nur weil Herr Stoltenow (was ja auch sein gutes Recht ist) eine eigene Meinung äußert. ….Huch… habe ich was verpasst.
@Orontes: Mein „Ende OT“ meinte nicht Ende der Diskussion, sondern Ende meines Beitrages, der nichts mit dem Thema des Artikels zu tun hatte. Wir können gerne drüben „bei mir“ weiter diskutieren.
Und zur Frage der Stimmung in der afghanischen Bevölkerung: Diese ist nicht wirklich entscheidend für unsere Präsenz dort. Das wird in Washington verhandelt.
@Sascha Stoltenow
Ich bitte Sie um Entschuldigung für meinen unangemessenen Ton Ihnen gegenüber. Ich bin sehr empfindlich, wenn man mir Dinge in den Mund legt, die ich nicht gesagt habe, aber das betraf Sie nicht.
Vermutlich wäre es klüger gewesen, sich nicht provozieren zu lassen, und was die GebJg angeht auch klüger, nicht solche Steilvorlagen zu bieten.
Was Afghanistan angeht, so war ISAF auch im Norden bisher vorwiegend nur geduldet. Dadfar-Spanta hat aber bei früheren Anlässen darauf hingewiesen, dass Entzug der Duldung auch das Ergebnis von Schwäche sein kann.
„Und zur Frage der Stimmung in der afghanischen Bevölkerung: Diese ist nicht wirklich entscheidend für unsere Präsenz dort. Das wird in Washington verhandelt.“
Vielleicht nicht entscheidend für die Frage des „ob“, aber entscheidend für die Frage, was dieses „ob“ für einen Preis hat. Und dieser Preis wird mit Blut gezahlt.
@Nico
„Vielleicht nicht entscheidend für die Frage des “ob”, aber entscheidend für die Frage, was dieses “ob” für einen Preis hat. Und dieser Preis wird mit Blut gezahlt.“
Die Stimmung kippt nicht nur in der afghanischen Bevölkerung sondern auch bei den Soldaten der Bw. Wenn nicht mehr über das Erreichen der Ziele gesprochen wird, weil unwahrscheinlich, sondern wann ziehen wir ab, dann hat der Einsatz seinen Sinn verloren. Wenn dann noch im Einsatz gespart wird, dann machen sich die Parlamentarier schuldig.
@Nico, Elhanan: Ihr stellt genau die richtigen Fragen. Was ist das Ziel? Wie hoch ist der Preis?
Ich widme mich der Frage, warum wir kämpfen ja nun schon etwas länger (u.a. hier: http://bendler-blog.de/2009/08/18/warum-wir-kampfen/). Meine Antwortshypothese basiere ich nicht auf dem, was gesagt wird, sondern dem, was mir über das, was getan wird, zugänglich ist. Dabei spielt es auch eine Rolle, dass sich die Bundesregierung nach wie vor einer vollumfänglichen Berichterstattung verweigert.
Also: Viele der erklärten Ziele haben wir in Afghanistan nicht erreicht, und auch die abgespeckte Variante – Übergabe in Verantwortung – steht mittlerweile sehr in Frage. Ein unausgesprochenes Ziel aber, das ich „Solidaritätssimulation mit den USA“ nenne, passt ziemlich gut, zu den bisherigen Handlungen – und zwar ganz ohne Verschwörungstheorie.
Auch die Frage nach dem Preis, beantwortet sich damit ziemlich gut. Das deutsche Expeditionskorps ist ein Engagement knapp über der Bedeutungslosigkeit im Gesamtkontext. Die hinlänglich bekannten Ausrüstungsmängel legen nahe, dass es darum geht, eine „just enough“-Lösung zu etablieren, bei der dann naturgemäß die Soldatinnen und Soldaten den höchsten Preis „zahlen“.
Oder um es ganz einfach zu formulieren: Wer wirklich will, engagiert sich anders, siehe die USA.
Daran wird aber wiederum die gesamte Misere deutlich, denn trotzt ihres Engagements, sind die USA nicht so erfolgreich, wie sie es gerne wären. Das aber verweist darauf, dass es vor allem die Aufgabe der Afghanen sein muss, ihr Land und ihr Leben zu ordnen, weshalb „Übergabe in Verantwortung“ und „Verhandlungen mit den Taliban“ nicht mehr und nicht weniger sind, als „Declare victory and pull out“, wobei der Tod Bin Ladens sich sehr gut als „plot point“ eignet, um die Geschichte in diese Richtung zu drehen. Angela Merkel hatte also allen Grund, sich zu freuen – und wir uns mit ihr.
OT: Chef des Provinzrates von Bamian getötet: http://www.bild.de/newsticker-meldungen/home/07-15-gesteinigt-afghanistan-18266624.bild.html
Wenn es stimmt, wäre es sonderbar…
Wo wir grad so schön off-topic beim Thema Öffentlichkeitswirkung sind. Bundeswehr.de soll verschönert werden und der Dienstherr ruft dazu alle auf die sich berufen fühlen. Unter der knackig von mir verkürzten URL http://bit.ly/BwWebNeuGestalten kann man sich anmelden und in einer Community (wohl so etwas wie ein Casino) seine Vorschläge einbringen.
@Chris
Echt? So wie hier vermeldet?
http://augengeradeaus.net/2011/05/crowdsourcing-und-die-bundeswehr/
Mist! Und ich dachte ich hätte den Blog genau abgesucht :-)