Die Marine spart sich einen Admiral
Die Bundeswehr wird kleiner, und die Deutsche Marine spart sich schon den ersten Admiral: Vizeadmiral Manfred Nielson, bislang Befehlshaber der Flotte, übernimmt beim Umbau bei der Neuausrichtung der Bundeswehr das Projekt Überprüfung Rüstung- und Beschaffungsvorhaben und baut die neu strukturierte Abteilung Planung auf. Folgerichtig gibt er am Donnerstag seinen Posten in Glücksburg auf.
Und sein bisheriger Job? Den übernimmt sein derzeitiger Stellvertreter Konteradmiral Michael Mollenhauer: Der Dienstposten des Befehlshabers der Flotte wird nicht nachbesetzt.
Sehr sympathisch – unsere Marine halt. Im Heer undenkbar: Der Dienstposten Befh HFüKdo unbesetzt? Da muß man doch – natürlich rein fachlich – noch jemand auf B9 heben, sonst ginge „das Feldheer“ (schon der Begriff zeugt von immensem Realitätsverlust) dem sicheren Abgrund entgegen. Ein Heer ohne Otto-Briefe und von Butler-Parolen??? Geht doch nicht!
Da hat man ja wieder-typisch Bundeswehr-gleich aus dem vollen geschöpft…
Einen ganzen „halben“ General eingespart?
Jetzt ist der Verteidigungsetat gerettet……alles wird gut…
*kopfschüttel*
Und das wird sicherlich noch als „großer Wurf“ verkauft, oder?
Naja, aber dann spart man sich lieber gleich den Flottenchef, also praktisch „den“ Admiral.
Toll.
Im Bereich der Generale und Admirale wird sicherlich noch einiges geschüttelt, wobei mir der Hype um die Reduzierung der B3 + Dienstposten nicht ganz klar ist. Nachdem so viele wissen wie viele Generale/Admirale es gibt: ist eigentlich bekannt, wie es mit den entsprechenden Dienstposten in der Wehrverwaltung aussieht? Scheint jedenfalls nicht so ein Thema zu sein, wie in den Streitkräften.
Viel interessanter an der Projektleiterveröffentlichung scheint mir der Aspekt, welcher Soldat ( sorry, sind nur Männer ) welches Projekt leitet. Da ergeben sich hinsichtlich der Zugehörigkeit zu den TSK/Org Bereichen m.E. erhebliche Fragestellungen.
War es nicht Parkinson (der mit Parkinsons Gesetz), der feststellte:
„Die Anzahl der getöteten Feinde ist indirekt proportional zur Anzahl der eigenen Generäle“
;-)
Sicher, dass VA Nielson auch die Abteilung Planung aufbaut? Ich lesen in der Projektliste, dass die Abteilungen nicht durch die designierten Abteilungsleiter, d.h. die nun bekanntgegebenen Projektleiter aufgebaut werden, sondern im eigenständigen Projekt „Organisation BMVg“.
Die FAZ hat diese Diskrepanz aufgegriffen: http://www.faz.net/artikel/C30923/bundeswehrreform-die-nestbauer-30447427.html
Kleine Einordnung zur Nicht-Nachbesetzung: Die Aussetzung von Nachbesetzungen besteht doch schon eine Weile. Eine Menge B-Dienstposten sind nicht besetzt. Auch im zivilen Bereich. Z.B.: http://www.politik-kommunikation.de/personalmeldungen/BMVG-Selhausen-verantwortet-Ruestungsabteilung/000002935
@xyz
Das mit der Abteilung Planung steht so in der Pressemitteilung der Marine… Müsste man die fragen, ob das stimmt.
Was die Nicht-Nachbesetzung angeht: Da schreibt die Marine knallhart: Der Dienstposten … wird nicht nachbesetzt. Das klingt nicht so, als bliebe der Posten nur vorübergehend vakant.
@T. Wiegold
Die Wehrpflicht wird auch nur „ausgesetzt“.
Wenn die Bundeswehr nun alle (schon länger bemängelten) „überflüssigen“ Generäle so „sozialverträglich“ umplanen will-wo ist denn da der Einspareffekt?
Oder wird das nun mit allen 20-30.000 Soldaten so gemacht, die „zuviel“ sind?
Alle werden in „Arbeitskreisen“ zusammengeführt, zählen nicht mehr zur „Statistik“, werden aber weiterhin normal besoldet?
Ich glaube an keine Strukturreform mehr….diese wird-wie alle ihre Vorgänger auch-im Nichts versanden und durch die Reform des Nachfolgers abgelöst….
@ huey
Der Einspareffekt koennte sich mittelfristig ergeben, wenn Dienstposten, die freigeworden sind, tatsaechlich nicht mehr nachbesetzt werden.
Haeufig geht mit einer Nachbesetzung die Befoerderung des neuen Dienstposteninhabers einher und damit mehr Gehalt, das ab dem Zeitpunkt x gezahlt werden muss.
„Spart man sich jetzt einen General“, spart man sich auch zumindest einige hundert Euro.
Auch ich habe Zweifel, was die Strukturreform angeht, denn die Erfolge und Versprechungen der Transformation sind mir noch gut im Ohr.
Bei Nicht-Nachbesetzungen allerdings vertrete ich die Meinung „Gut so, denn Kleinvieh macht auch Mist und nicht ausgegebene Steuermittel koennen vielleicht anderweitig besser verwandt werden“.
Ist ziemlich blauaeugig, ich weiss, aber wenigstens diese Hoffnung will ich mir bewahren.
Zudem werden Befehlsstraenge wenigstens etwas flacher – zwar nur lokal, aber immerhin.
Wenn im Zuge der Neuausrichtung der Führungsstab der Marine und das Flottenkommando und dem Marineamt fusionieren, werden halt mit einem Schlag jede Menge Häuptlinge einfach nicht mehr gebraucht. Das geht den anderen OrgBer/TSK nicht anders. Bei den Kameraden mit der Rotkreuzarmbinde wird schon seit einiger Zeit nur noch zur Ruhe gesetzt und weniger nachbesetzt.
Das die Marine so ein aufhebens darum macht ist allerdings schon erstaunlich. Man kann es ja uahc anders interpretieren: Wenn nun bspw. der stellv Flottenchef ausreicht um die Flotte zu führen, wozu gab es dann einen Flottenchef? Da scheint doch einer zuviel gewesen zu sein.
Das die Marine so ein aufhebens darum macht, ist deshalb schon erstaunlich.
Es war eine ganz lapidare Meldung. Mehr nicht. Die Marine hat es nicht an die große Glocke gehängt. Was wird unter anderem auch hier im Blog draus gemacht? Häme wird mal wieder ausgekübelt. Eine Reform wird nicht in einem großen Schritt gemacht, sondern in vielen kleinen. In Erwartung einer neuen Struktur, hat man eben an einer Stelle und in weiser Vorraussicht schon mal Fakten geschaffen. Was wäre wohl gewesen, wenn man den Dienstposten nachbesetzt hätte. Die gleichen „Hämekübler“ und diesmal möglicherweise zu Recht, hätten aufgeschiehen, da einem Offizier noch mal eben die pensionswirksame Schulterklappe verpasst würde. Wie hätten sie es denn nun gerne?
Wie bereits von einigen Vorrednern erwähnt, ist der Beförderungsstopp nichts Neues (ein weiteres prominentes Beispiel ist z.B. die Nicht-Neubesetzung beim Sanitätsführungskommando nach Blätzingers Pensionierung). Ich habe da nur zwei Fragen: wenn man nicht davon ausgeht, dass die stellvertretenden Kommandeure bisher nur gefaulenzt haben, müssen sie nun für zwei arbeiten, bekommen aber nur ein (und zwar das niedrigere) Gehalt. Und was passiert, wenn auch die Vertreter die Pensionsgrenze erreichen? Wird dann irgendwann ein Kapitänleutnant das Flottenkommando befehligen oder was? Und was ist eigentlich mit den Spitzen-Spitzenstellungen? Nach der Logik des BMVg hätte ja auch der Posten von Guttenberg nicht nachbesetzt werden dürfen, oder?
@Rio Amazoco, was sie andeuten ist im Prinzip der Kern des Problems. Nur wenige derer die sie ansprechen, leiden an Langeweile. Es gibt immer Ausnahmen, ich weis. Die Masse der Admiräle und Generäle reißen sich den Selbigen auf. Die Frage ist für was? Ich glaube wir haben uns Verfahren geschaffen, so wie es jeder Großbetrieb macht, die uns scheinbar Erleichterung verschaffen oder die uns von anderer Seite aufgezwungen werden. Welcher General oder Admiral ist heute noch ein großer Heerführer oder Schlachtenlenker? Admnistration und Bürokratie ersticken nicht nur die Bundeswehr. Auch wenn es Herrn Wiegold möglicherweise zu den Ohren raushängt, bringe ich mein vereinfachtes Beispiel: 10 Mitarbeiter haben für ihre Arbeit 100 Vorschriften zu beachten. Nach der Reform sind es noch 5 Mitarbeiter. Was haben wir dann gewonnen?
Eben…
Wenn man wirklich einsparen will-dann weg mit KLV…
Ganze Bataillone können eingespart werden…
Weg mit dem Personalrat-hunderttausende Tonnen Papier können eingespart werden, weil nicht mehr jeder sinnlos mitzeichnen muss..
Weg mit der Frauenbeauftragten (ach nee-ist ja jetzt die „Gleichstellungsbeauftragte“)…
Wie wird es kommen?
Genau umgekehrt…..
Wie gesagt-diese (neue) Reform hat genau Bestand bis zur nächsten Wahl-und dem danach folgenden Verteidigungsminister, der uns erneut erklärt, warum er trotz „bestelltem Haus“ alles noch mal von vorne aufrollen muss…..
@BausC
Volle Zustimmung zur Einschätzung der Flaggoffiziere, Ausnahmen gibt es immer.
@Memoria et al
Die Marine mit den anderen TSK oder MilOrgBer zu vergleichen verbietet sich, insbesondere das Beispiel mit dem Befehlshaber HFüKdo. Ansonsten müssten wir unfairerweise einen Größenvergleich anstellen, z.B. wie viele Flaggoffiziere die Marine braucht, um einen Personalkörper zu führen, der deutlich kleiner ist, als z.B. der einer einzigen Heeresdivision (die von einem Zweisterner geführt wird).
@Schleppi
Den Punkt mit der zivilen Seite der Bundeswehr kann man nicht oft genug machen. Wann noch sollte der letzte Reduzierungsschritt vollzogen sein? Und wie viele Zivilisten haben wir jetzt noch immer über Durst? Und wird sich das Zahlenverhältnisder Anzahl Soldaten zu Zivilangestellten/Beamten verändern?
@87b
Ja, ja ich weiß schon. Ich habe etwas überspitzt.
Na wenn die Reduzierung der Truppe in der Geschwindigkeit vorangeht, dann mache ich mir um meine Bundeswehr -minus-Karriere.de keine Sorgen. Im Ernstfall findet die Durchlässigkeit der Laufbahnen halt beim stellvertretenden Befehlshaber sein Ende. Da bis dahin noch einige Legislaturperioden ins Land gehen werden, die Administration weiter wachsen wird – im Gegensatz zur Konjuntur – was eine massivere Absicherung unserer Weltwirtschaftwege zur Folge haben wird – werden schlußendlich auch wieder die Spitzendienstposten aufwachsen, und sei es nur im Zuge eines Attraktivitätsprogrammes zur Gewinnung an Führungspersonal für morgen.
Es geht voran – niemand weiß genau wo und warum – aber es geht voran. So ist das mit dem Primat der Politik. Momentan habe ich eher den Eindruck, dass in vielen Bereichen der Aktionismus ausgebrochen ist – es wird eingespart und dies mit übereifrigem Gehorsam im Sinne der übergeordneten Führung im Ministerium. Gibt es nun schon Entscheidungen oder wird hier aufgrund von Gerüchten gehandelt? Macht dann Letzteres wirklich Sinn?
Meine Hoffnung ist bei den letzten Reformen schon stets enttäuscht worden – mein Gott hatt man da noch immer mitgefiebert – mittlerweile läßt Einen das ganze Geplänkel ziemlich kalt. Schockiert bin ich nur darüber, dass mittlerweile kaum noch jemand etwas schockt. Ein Wunder, dass die Truppe im Auslandseinsatz immer noch motiviert ist, oder ist es keine Motivation, sondern eher der Wille am unbedingtem sicherem Überstehen der Stehzeit in der Mission? Man könnte sich täglich mehr und mehr aufregen und sich beim Gedanken über diese Situation in Verzweiflung wiederfinden. Dabei stehen in fast jeder City so häufig so nette Leute mit Zeitschriften, deren Headline die wahre Antwort für unsere Politiker widergibt: „Erwachet“…
In diesem Sinne danke ich diesem Blog, dass ich dass mal wieder loswerden konnte und wünsche dem scheidenden General Soldatenglück bei seiner neuen großen Herausforderung…