RC N Watch: Angriff in der „Blue Box“

Es scheint nur Chronistenpflicht, den Angriff mit Raketen auf den Flugplatz von Masar-i-Scharif in Nordafghanistan am Mittwoch zu vermelden: vermutlich zwei Raketen, Einschläge in der Nähe des Towers, keine Personenschäden.

Bei nährer Betrachtung ist das ziemlich beunruhigend. Weil der Flugplatz, der wichtigste Nachschub- und Umschlagpunkt der NATO in Nordafghanistan, in einem bewachten und abgesicherten Gebiet liegt: in der Blue Box, dem definierten Areal rund um den Flugplatz, sollte eigentlich keine Aktion von Aufständischen gegen die ISAF-Truppen möglich sein. Denn auch wenn die Bundeswehr ihre Soldaten ausschließlich mit Transall und Hubschraubern mit Selbstschutzeinrichtung nach Masar fliegt: Die Landebahn wird von immer mehr zivilen Flugzeugen genutzt – und von den Antonov-Frachtfliegern, die im Auftrag der ISAF Nachschub nach Afghanistan schaffen. Und auch keine Einrichtungen zur Abwehr von Raketenangriffen haben.

Und ich kann mich nicht erinnern, wann der Flugplatz und/oder das direkt daran anschließende Camp Marmal der ISAF, die größte deutsche Garnison außerhalb Deutschlands, zuletzt direkt mit Raketen angegriffen wurden. Zusammen mit dem fatalen Angriff auf das UN-Gelände in Masar-i-Scharif am 1. April führt das für mich zu der Frage: Wie sicher ist die sicher geglaubte Stadt und die Provinz Balkh eigentlich?