Pirateriegebiete meiden, ganz einfach.
Wahrscheinlich hab‘ ich das einfach nicht Ernst genommen und bin deshalb auch die vergangenen Tage nicht drauf eingegangen: Der maritime Koordinator der Bundesregierung und Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Hans-Joachim Otto, hat einen verblüffend einfachen Vorschlag zur Bekämpfung der Piraterie vor Somalia gemacht. Die deutschen Reeder sollten einfach dieses Seegebiet meiden. Offensichtlich hat Otto das nicht nur einmal öffentlich geäußert, sondern mehrfach, auch in der Financial Times Deutschland.
Also scheint es ein ernsthafter Vorschlag der Bundesregierung. Hm. Das gefährdete Seegebiet umfahren? Gerne zeige ich noch mal die Karte der Vorfälle mit somalischen Piraten allein von Dezember 2010 bis Januar 2011:
(Die Karte interaktiv hier)
Das sind zusammengefasst versuchte und erfolgreiche Angriffe und Alarmmeldungen zu Mutterschiffen. Ein Blick zeigt: wer dieses Gebiet umfahren will oder soll, kann den Golf von Aden nicht mehr befahren. Außerdem gibt es keine Verbindung mehr in den Persischen Golf. Und nach Indien kommt man auch nicht mehr. Zwischen Afrika, der arabischen Halbinsel und dem indischen Subkontinent ist Sperrgebiet.
Jenseits der zusätzlichen Kosten, die eine Passage rund um Südafrika und das Kap der Guten Hoffnung mit sich bringt, wären also ganze Länder vom Schiffsverkehr mit den Schiffen deutscher Reeder abgeschnitten. Die ja immerhin die drittgrößte Frachter-Flotte und die größte Containerflotte weltweit bereedern. Was sagt uns das über den Vorschlag?
Warten wir dann mal auf detailliertere Aussagen der Bundesregierung. Weil es in der Vielzahl der Kommentare zu anderen Themen untergegangen sein könnte, hier noch mal der Hinweis auf einen Kommentar zur Kaperung der Beluga Nomination. Die immer wieder zu hörende Aussage, auf deutschen Schiffen dürften keine privaten bewaffneten Sicherheitsteams eingesetzt werden, steht damit ziemlich infrage.
http://www.navy.mil/management/photodb/photos/110202-N-2907P-002.jpg
…. was für ne Trompete !
Der Mann hat doch Recht. Es ist wirklich Zeit das die zivile Schiffahrt ausweicht. Die zivile Schiffahrt ist doch nur eine Behinderung in der Auseinandersetzung mit Piraten. Schlimmer sogar, sie ist eine Bedrohung für die militärische Schiffahrt: Hamburger Frachter versenkt indische Fregatte.
/satire-aus/
@ T. Wiegold
Danke für die Klarstellung der geographischen Gegebenheiten. Damit ist der Vorschlag, einfach ums Kap zu fahren (alles „Otto“?) als Ablenkungsmanöver entlarvt.
Allerdings erinnere ich, dass Herr Otto sich bei diesem Vorschlag hauptsächlich auf den Verkehr Europa-Ostasien bezog. Dieser Verkehr könnte wohl das JETZIGE Angriffsgebiet der Piraten meiden (direkte Route vom Kap zur Sunda-Strasse, also die Passage zwischen Sumatra und Java nehmen). Aber wer meint denn, dass die Piraten sich nicht darauf einstellen und ihr „Einsatzgebiet“ entsprechend nach Süden ausweiten würden. Dass sie dazu in der Lage sind, das haben sie ja schon mehrfach bewiesen. Mit den gekaperten Seeschiffen (als „Mutterschiffe“) machen sie dann den GANZEN Indischen Ozean unsicher.
Der Ostasienverkehr wird aber hauptsächlich mit schnellen Containerschiffen abgewickelt. Die sind groß, haben einen hohen Freibord und sind sehr schnell – keine Chance für die Piraten (wenigstens bisher!). Diese Schiffen brauchen den Umweg ums Kap nicht zu machen. – Ein zweiter Grund, warum Herrn Ottos „Vorschlag“ nichts mehr als eine Luftblase ist.
Könnte man die bedrohten Handelsschiffe nicht im Geleitzug fahren lassen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Geleitzug
Das war bereits in früheren Jahrhunderten schonmal ein Mittel zum Schutz vor Piraten.
Wenn man davon ausgeht, dass die Versorgungskosten pro Tag eines großen Containerschiffes um die 1/2 Mio $ betragen, erscheint ein „re-routing“ mit Umwegen von 7 Tagen und mehr, abhängig von den Wetterbedingungen, utopisch.
Vielleicht sollte überlegt werden, stattdessen die Reeder , nach Anpassung der Gesetzgebung, in den Verteidigungsetat Bereich Marine investieren zu lassen damit mehr als eine deutsche Fregatte in den gefährdetet Gewässern kreuzen kann.
@ chickenhawk
Das wird bereits so gehandhabt. Nennt sich „group transit“. Ist aber nicht immer und überall möglich aber selbst wenn, bedeuten die Wartezeiten für Geleitschutz Kosten.
Zur Beluga Nomination die aktuelle Berichterstattung des Bremer Weser-Kurier: Drei tote Seeleute auf Beluga-Schiff.
Na bitte, Man kann doch nicht sagen, dass in Deutschland nichts geschieht.
im Weser-Kurier stehts doch.
„… Kriminalbeamte sollen sich schon vor einigen Tagen auf den Weg zum Indischen Ozean gemacht haben, um Zeugen zu vernehmen. …“ :-)