Nachwuchswerbung? Läuft gezielt.
Ich hab’s heute Abend von (Oppositions)Abgeordneten gehört, und die Financial Times Deutschland meldet es auch: im März gibt es die dringend erforderliche Werbekampagne für den Freiwilligen-Nachwuchs der Bundeswehr. Die ja nötig ist, weil die Wehrpflicht zum 1. Juli endet.
Die Werbekampagne ist, so erfuhren die Abgeordneten heute im Verteidigungsausschuss, gezielt in drei Medien vorgesehen: der Bild-Zeitung, der Bild am Sonntag und auf bild.de. Über die Kosten gibt es noch keine Klarheit – da haben die Parlamentarier das Ministerium aufgefordert, mal nachzuliefern, wie viel dafür ausgegeben wird.
Wie ich neulich schon gezeigt habe: Eine Frage der Ehre.
(Nach meiner Erinnerung hat heute in der Regierungsbefragung ein Abgeordneter das auch erwähnt, das ging aber im Rest der Guttenberg-Debatte unter. Leider ist noch kein Protokoll der heutigen Bundestagssitzung verfügbar; da muss man noch nachschauen…)
Eine Hand wäscht die Andere oder wie habe ich das zu verstehen? Wie primitiv sind den diese Werbemedien. Das muss im Internet gepusht werden.
Der gebildete, potentielle Bewerber schaut nur in die BILD um sich zu belustigen oder für die Sportseiten und die hohlste Hupe hängt nur vorm Fernseher oder Internet… Wer macht eigentlich solche Planungen?
Herr zu Guttenberg und der Springer-Verlag.
Und da wundert man sich noch über Berlusconi-Vergleiche…
Ist schon wieder April?
Gerade die Bildzeitung ist doch für das verzerrte Bild der Bundeswehr mitverantwortlich, das die Nachwuchswerbung erschwert. Die Bild berichtet nicht über Bundewehrskandale, sie macht sie.
Bild, Bild, Bild
Das ist jetzt ein Witz, nicht wahr?
Vielleicht hat man sich auch gleich um eine entsprechend positive redaktionelle Umgebung für die Werbekampagne gekümmert? Übrigens, ich glaub nicht, dass man gezielt gebildete Bewerber kümmern will (mal vom Wortspiel abgesehen), es geht wohl eher um die mangelnden Mannschaftsdienstgrade, oder?
Und diese Mannschafter sollten wenn möglich eine abgebrochene Schulbildung haben, oder was möchten sie zum Ausdruck bringen? Das würde dann nur für den Nachwuchs der Fallschirmjäger reichen, als Grenadier muss teilweise er schon wieder mit einem komplexen Auto umgehen können…
Zitat:“Der gebildete, potentielle Bewerber“
Ist der Wasserkopf der BW schon so stark angewachsen, das man nur noch Offiziere braucht?
Zitat:“Herr zu Guttenberg und der Springer-Verlag.
Und da wundert man sich noch über Berlusconi-Vergleiche…“
Der Belusconi Vergleich wäre passender, wenn man die GEZ Propaganda Kanäle ARD,ZDF etc… angeführt hätte. Dort sitzen Politiker der jeweiligen etablierten Parteien in den Vorständen. Das Programm steht in der Güte der Relativierung und political correctness gewisser geschichtlicher Beispiele in nichts mehr nach.
Zitat:“Bild, Bild, Bild
Das ist jetzt ein Witz, nicht wahr?“
Nein, das ist ausnahmsweise klug. Die BILD besitzt eine riesige Auflage und die BILD verhällt sich berechenbar im Gegensatz zu anderen Medien. Sascha Stoltenow hatte recht als er sinngemäß meinte:“Die BILD interessiert die Auflage, damit kann man arbeiten.“
Dabei wird man in Deutschland kein anderes Printmedium finden, welches sein Ohr näher am Volk hat und über eine bessere PR Abteilung verfügt. Die BW wird wohl schlau genug gewesen sein sich dieser durchaus beachtlichen Expertise zu bedienen. Ich würde sogar behaupten, die BILD stellt alles in den Schatten was PsyObs betrifft. Dort weis man genau wie das Volk auf welche Reize reagiert.
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Zu der Qualität der Medien in D
Ich finde es immer amüsant wie schnell man über die BILD herzieht. Ist wohl ein „Intellektuellen“ Reflex. Dabei sollte man vielleicht zur Kenntnis nehmen das die BILD das einzigste Printmedium in D ist, welches mit offenem Visier kämpft. Wer die BILD kauft, erwartet einfach keine wissenschaftlichen Studien. Jedem ist klar, das es um die Auflage geht. Dabei hat sich die BILD mehrmals als das Sturmgeschütz der Demokratie und Freiheit bei heiklen Themen wie z.b der Sarrazindebatte bewiesen, während die angeblichen „Intellektuellen“ Medien noch in ihren linken sozialistischen Parrallelwelten von der Endlösung des Sozialismus träumten:“ Wie jemand behauptet alle Menschen sind nicht gleich? Ketzer!! Auf Ihn!!“
Mir ist also ein Medium lieber, dessen Interessen ich genau kenne, als ein Medium das unter dem Deckmantel der angeblichen Intellektualität es nicht vermag, die Schranken einer in den 90er Jahren gescheiterten Ideologie zu verlassen und somit alles tun wird, die BW schlecht darzustellen. Irgendwie ist diese Erscheinung eine Krankheit unter den sog. „intellektuellen“ deutschen Journalisten.
Wer ohne linken Meinungsterror noch etwas lesen möchte, wird es in D schwer haben.
Mir fällt als Printmedium nur noch ein:
– Die PAZ (Preußisch Allgemeine Zeitung)
-JUNGE FREIHEIT (sofern man keine Berührungsängste hat und den etwas polternden Ton mag)
-DIE WELT ist nach einer gewissen Phase der Sozialisierung wieder auf dem Weg der Besserung. Vorallem da sie sich echte kritische Zeitgeister wie Henryk Broder ins Boot geholt haben, der sich inzwischen regelmässig heftige Gefechte mit anderen Journalisten (überwiegenden aus dem oben genannten sozialistischen Eck) liefert. Das nenne ich kritischen Journalismus! Da müssen die Fetzen fliegen!
Ich habe mich fast vollkommen von Printmedien zurückgezogen und gönne mir nur noch ausgewählte Blog`s ;-)
An dieser Stelle ein ganz großes DANKESCHÖN an Herr Wiegold. Sie machen eine super Arbeit!
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p.s social media`s wie facebook sind absolute Magneten. Man muss sich nur einmal anschauen mit welcher Begeisterung der offizielle youtube Kanal der BW angenommen wurde (trotz schlechter Videos). Wahrscheinlich hat die BW schon jetzt nur durch diesen Kanal mehrere hundert Bewerber gewonnen (man schaue sich die Kommentare an.)
Auch wenn ich mit seiner sehr konservativen Gesinnung nicht so viel am Hut habe (ich informier mich lieber in der Zeit, D-Radio und Foreign affairs) muss ich Bang50 in einigen punkten recht geben:
Wenn man manschaftsdienstgrade gezielt anwerben will ist man bei der Bild an einer wesentlich besseren Adresse als bei der Taz oder SZ. Ich denk allerdings, dass nicht mal die Jugendlichen die eigentliche Zielgruppe sind sondern deren Eltern. Nach dem Motto: „Junge, willst du dich nicht mal beim Bund bewerben?“
@Bang50
Danke für das Lob – auch wenn ich schon darauf bestehe, mich nicht wie die o.g. Blätter in eine bestimmte, doch sehr konservative politische Ecke einordnen zu lassen und die Einschätzung der Bild als Sturmgeschütz der Freiheit wahrlich nicht teile…
Das Sturmgeschütz der Demagogie ist doch sehr geeignet für Kampagnen, und man darf natürlich fragen, ob da nicht auch ein paar Silberlinge für treue Dienste bei der Verwertung der durchgestochenen Kundu-Papiere dabei sind.
Im Kern ist das doch das Red Bull-Prinzip: Wir schaffen uns die Nachrichten, über die wir berichten selbst. Statt Extremsport und Lifestyle gibts Extremeinsatz und Deathstyle …
So, nach diesem billigem Witz, nun etwas Ernsthaftes: Print verliert vor allem bei Jugendlichen an Bedeutung. Wer sich für Werbung in Printtiteln entscheidet, müsste also begründen, welche Rolle Print bei der Berufswahl spielt, ja, wie Entscheidungsprozesse bei Jugendlichen generell laufen. Hier zählt vor allem, welche Rolle Eltern etc. spielen, die noch lesen, und dass man dann ältere Bild-Leser ansprechen will, spricht auch für sich. Es kann also fachlich durchaus gute Gründe geben, die Springer-Titel zu belegen, es gibt aber fachlich keine Gründe EXKLUSIV Springer-Titel zu belegen, und auch die vermutete Printlastigkeit (man muss die Detailplanung abwarten) halte ich für fraglich. Eine Ursache dafür vermute ich, dass gewiefte Werbeverkäufer auf wenig ausgebildete Personal bei der Bundeswehr getroffen sind, und diese mit Bullshit-Bingo a la Employer-Branding beeindruckt haben. Damit reproduziert sich ein Muster, das auch beim YouTube-Kanal sichtbar wird. Dort haben die Vertriebsprofis von Google der BW für viel Geld einen Premiumkanal verkauft, ohne dass die BW eine strategische Idee hatte, wie sie gutes Programm macht.
Und genau hier liegt das eigentliche Problem. Ich kann sehr viel Geld für Werbung ausgeben, wenn ich inhaltlich nicht in der Lage bin, Qualität zu managen, verpufft das. Und solange das BMVg gezielt eine realistische Berichterstattung und begleitende Einsatzdokumentation durch verhindert, werden Wirklichkeit und Werbung weiter auseinanderlaufen, mit der Konsequenz, dass selbst der Dümmste merkt, dass da was nicht stimmt, und lieber Strassenbauer in Deutschland wird.
Bang50 hat recht. Werbekampagnen sollten Erfolg haben, dafuer werden sie ja schliesslich konzipiert.
Und insofern bietet sich doch BILD an. Auflage nicht schlecht und ihre Macher verstehen unzweifelhaft etwas davon, wie mit einer bestimmten Schreibe in Artikeln Einfluss genommen werden kann. Das koennen die sogar richtig gut.
Qualitaet war doch hier nicht gefragt – Werbegelder sollen effektiv angelegt werden. Leider hat in diesem Fall der Presse-/InfoStab oder wer auch immer beste Arbeit geleistet.
Bild ist das völlig falsche Medium für die Zielgruppe. Zeitschriften für Computerspiele, bestimmte TV Sendungen, Direct Mail wären da viel effektiver.
Entweder hat die Werbeagentur der Bundeswehr Null-Ahnung oder das ist eine „politische Spende“ aus Steuergeldern an den Springer Verlag.
Der Presse Infostab ist nicht für die Werbekampagnen der Nachwuchswerbung zuständig. Das haben dann doch schon andere zu verantworten. PrInfostab hat andere Produkte im Angebot, die zum Teil wirklich eine gute Qualität haben, weil man sich frühzeitig Expertise von aussen eingekauft hat. Zu verbessern gibt es immer etwas. Freuen wir uns doch einfach mal darüber, dass überhaupt etwas getan wird.
Man vergisst nur all zu leicht die vielen Bedenkenträger, die ein gutes Konzept verwässern können.
@b
„Zeitschriften für Computerspiele […] wären da viel effektiver“
Das zusammen mit der Killerspiele Debatte und Amokläufen, würde ein katastrophales Echo hervorrufen.
@Jugendoffizier
Liefen die Dinge geordneter und vielleicht optimaler, wenn „ueberhaupt etwas tun“ mit „vernuenftig etwas tun“ ersetzt wuerde?
Ich moechte mich wirklich gerne freuen, aber es faellt in letzter Zeit verdammt schwer. Leider (!).
Es sind völlig verschiedene Maßnahmen für die verschiedenen Zielgruppen geplant. In jedem Fall wird sich die neue Werbestrategie der Bw komplett von den bisherigen Auftritten unterscheiden.
Im übrigen gibt die Bundeswehr die Gestaltung ihrer Kampagnen nicht komplett in die Hände von Agenturen sondern entwickelt diese unter Einbeziehung von Agenturen und unter Nutzung eigener Kompetenzzentren.
Sie dürfen in positivem Sinne gespannt sein.
Eine Werbung oder Stellenanzeige zieht über Streuung, nicht über geballte Konzentration. Wer Bild perse nicht liest, hat auch mit den Ablegern nichts zu tun – oder empfindet sogar eine Werbung in diesen Produkten als Teil dieses Konzerns.
Es sollten Gefühle vermittelt werden – Herr KTzG war auf dem besten Weg, dieses zu bewerkstelligen. Berichte über die Bundeswehr bekamen durch seine, von manchen vielleicht als abstossend empfundene Art, wieder einen Bezug zur Bevölkerung. Die Bundeswehr wurde interessant für die Medien. Das war Werbung. Man hörte wieder Leute sagen „Unsere Bundeswehr“. Dann kamen die Skandale – ich weiß nicht welche Medien diese am lautesten verkauften ? Hier geriet unser IBuK in troubled water.
Nun hat dieser Mann sich selbst und der Sache ein Bein gestellt. Bleibt abzuwarten, in wie weit das reparabel ist.
Keine Sorge. Die Bundeswehr setzt doch zusätzlich zur BILD-Kampagne noch auf die bestens ausgebildeten und höchst motivierten Werbefachleute aus den Kreiswehrersatzämtern…
@ Nachwuchswerber:
Dann empfehle ich den „Kompetenzzentren“ erstmal die Broschüren auf den aktuellen Stand zu bringen. Die Felwebelausbildung im Heer ist seit einem 3/4 Jahr verändert. Informiert wird immer noch über den Ausbildungsgang:
http://mil.bundeswehr-karriere.de/fileserving/PortalFiles/C1256DC500375C10/W2756G5W989INFODE/0112%200609%20060%20S0509%20Feldwebel%20des%20Truppendienstes%20(Druckdatei).pdf
Kam ja auch so überraschend….
Vielleicht mal etwas mehr Kompetenz und weniger Zentrum?
Zitat: „Ist der Wasserkopf der BW schon so stark angewachsen, das man nur noch Offiziere braucht?“
Kann es sein, das hier die meisten denken, das ein Mannschafter ruhig strötendoof sein kann? Von ´gebildet´ wird also gleich auf ´Offizier´ geschlossen, na dann hoffe ich, das sich unser Nachwuchs in Dresden, Hamburg und München jetzt nicht unter Druck gesetzt fühlt.
@Nachwuchswerber: Eigene Kompetenzzentren? Wo haben die sich über all die Jahre versteckt? Und wer sagt überhaupt, dass es negativ wäre, die Gestaltung an Agenturen zu vergeben. Die Y zeigt doch, dass es, konsequent gemacht, die Qualität nur verbessern kann. Auch beim YouTube-Kanal ist die Performance und Gestaltung der Plattform hervorragend – allein die Inhalte und das Programm sind zum Schreien und legen die geballte Inkompetenz von IMZBw und AIK gnadenlos offen.
@ Voodoo: Was meinen sie denn mit gebildetem Nachwuchs? Wenn ich an Mannschaftsdienstgrade denke, dann brauchen die in der Regel kein Abitur, ne ordentliche Lehre wäre da wohl hilfreicher. Und dies ist meiner Meinung nach auch die Zielgruppe der Bild, zumindest vom Ausbildungsstand her.
Ob das dann die Leute sind, die morgens beim Bäcker auch die Bild nehmen, oder abends ihre Nachrichten bei bild.de lesen, ist dann noch eine andere Frage.
Nachwuchs im Bereich Führungsunterstützung/IT suchen wir dann in der Computer-BILD, Kfz-Mechaniker in der Auto-BILD und für jede weitere Verwendung muss dann nur das richtige Blättchen durch den Axel-Springer-Verlag produziert werden.
Na, ich bin ganz bestimmt nicht positive gespannt, was da auf uns zu rollt.
Zur Erfüllung der Frauenquote schlage ich die „Bild der Frau“ vor. Die müsste dann nur noch durch den ASV gekauft werden ;-)
Genau, und die SportBILD für die unsäglichen Sportfördergruppen.
Ich meine mit gebildetem Nachwuchs Bewerber, die einen Gesamt- oder Realschulabschluss haben und wenigstens ein bisschen Englisch können. Das sind in meinen Augen die Minimalanforderungen an einen Mannschafter. Wenn er eine abgeschlossene Lehre hat, wäre das sehr zu begrüßen.
Ich weiss selbst, das der o.a. „Hans Müller“ mit diesen Qualifikationen nach den derzeitigen Attraktivitätsvorstellungen unserer Oberen noch nicht einmal müde lächeln würde, wenn er für den Dienst als Soldat geworben wird – ich denke aber trotzdem, das selbst die Infanterie mit schwach deutsch sprechenden Schulabbrechern über die Zeit nicht auskommen könnte.
„Ich meine mit gebildetem Nachwuchs Bewerber, die einen Gesamt- oder Realschulabschluss haben und wenigstens ein bisschen Englisch können. Das sind in meinen Augen die Minimalanforderungen an einen Mannschafter.“
Die hätte die BW aber gerne als UmP … und da fängt es schon an zu haken, finden Sie nicht?
Nein, finde ich nicht, anscheinend liegt da meine Hoffnung nicht auf der Linie des Ministeriums.
Meine Erfahrung aus dem letzten Einsatz ist z.B. die, das auch ein Mannschafter Englisch sprechen muss. Dies schliesst in meinen Augen eine gewisse Schulbildung mit ein.
Das ein heutiger / zukünftiger Mannschaftsdienstgrad keine abgeschlossene Berufsausbildung mehr habe soll / braucht, ist eigentlich traurig. Denn gerade diese Soldaten, die handwerkliche Berufe gelernt hatten, waren in meinem Kontingent unglaublich wichtig…
Ja, auch hierbei ist mir bewusst, dass man kaum Bewerber für die unteren Laufbahnen findet, die Schulabschluss und Lehre haben – weil die Jobaussichten bei den Streikräften einfach zu schlecht sind. Welcher bodenständige bayrische Zimmermann will den schon gerne für 12-15 Jahre in Hedwig-Holzbein versauern? Dabei kommt mir der Gedanke, dass die Engländer es eigentlich seit Jahrhunderten recht gut gelöst haben, mit ihren „regionalen“ Regimentern. Ein Junge aus Schottland geht selbstvertändlich zu den Royal Scots, einer aus Wales wohl eher zum The Royal Welsh.
Es wäre zu überlegen, ob man das auch auf uns anwenden könnte.
Richtig erkannt Nico. Weil die Grenzen nach unten immer aufgeweicht worden sind, wildern die höheren Laufbahnen zunehmend woanders. Warum sollte jemand mit regulärem Schulabschluss auch Mannschaftssoldat werden und am unteren Ende der Hierarchie stehen wenn er genausogut Feldwebel werden kann?
Genau hier krankt das System und wir fischen nur dann nur die deutlich Unbegabten für die Mannschaftslaufbahnen ab. Ich selbst gehe zwar noch immer davon aus und erlebe das tagtäglich, das selbst die Jungs und Mädels gute Sodlaten werden können, aber der Aufwand ist deutlich höher und das Risiko eines Scheiterns, gerade querschnittlich bei Einheiten mit geringer Führungsdichte, auch.
Hatte ich heute morgen in der Bahn geschrieben und auf Facebook gepostet, passt aber hier auch ganz gut, weil es quasi die Fortsetzung meines Morgenkommentars ist:
Bild agiert wie Red Bull, die machen sich auch die Nachrichten selbst. Was bei Red Bull Extremsport und Lifestyle ist, ist bei der Bild Extremeinsatz mit möglicher Todesfolge. Beide bereedern also die wirklich interessanten Themen: Geld, Macht, Sex und Tod (Eros und Thanatos für FAZ und Zeit-Leser).
Ausserdem hat sich die Bild ein paar Silberlinge für die Verwertung der durchgestochenen Dokumente zu Kunduz und Gorch Fock redlich verdient. Die letzte Stufe der Wertschöpfungskette decken dann Kollegen ab, die rührselige Landserromane in Buchform abliefern, in denen dann das Versagen der Politik angeklagt wird. Witwenschütteln 2.0, unf es würde mich nicht wundern, wenn Springer bald eine Soldatenplattform aufsetzte, extreme Leserreporting gewissermassen.
Der perfekte Customer-Lifecycle sieht dann so aus: Junger Mann durch Bild zum Militär gelockt geht in den Einsatz, rettet Kinder und Kameraden und fällt kurz vor Weihnachten. Bild macht daraus ein Buch und die Eltern nebst Verlobtet tingeln durch die Talkshows, währen Stephanie zu Guttenberg die Patenschaft für das ungeborene Kind – ein Mädchen – übernimmt, weil die Mutter in ihrer Verzweiflung über die schlechte Versorgung (als Verlobte hat sie keinen Anspruch auf Witwenrente) in die Pornoindustrie geht, wo sie dann nach einem Jahr gemeinsam mit zu Guttenberg und Ferres einen KiPo-Ring ausheben, dessen Hintermänner am Hindukusch sitzen. Gerade noch rechtzeitig können sie eines der Kinder, das der gefallene Soldat damals gerettet hatte, vor der Verschiffung als Lustknabe nach Arabien retten. Tusch, Sonnenuntergang, und im Hintetgrund kreuzt die deutsche Marine vor einem arabischen Öllieferanten. Fortsetzung folgt.
@ Voodoo
Gegen regional orientierte Einheiten hat sich die Bundeswehr dagegen entschieden. Warum, keine Ahnung, aber ich vermute, dass das faulige Geschwür der Streitkräfte, was da in den Kasernen entlang des Rheins hockt sonst um seine kurzen Arbeitswege fürchtet.
(Äh, darf ich die dringende Anregung zur Überarbeitung geben? Ich finde diese Wortwahl, nun, nicht ganz passend. Wäre nett, wenn wir das ausräumen könnten. T.W.)
@Voodoo: Ich teile Ihre Ansicht, aber eben die BW nicht. ;-)
Die BW sucht sich ja eben selber die, die sonst keiner haben will, zumindest in den unteren Laufbahnen. Das das nicht gut ist, weiß jeder. Gemacht wird es trotzdem, weil ansonsten bis auf einige Überzeugungstäter keiner Soldat werden will. Wie auch, bei den Aussichten, die sich einem bieten? Aber naja…
@voodoo das mit den landsmannschaftlichen Regimentern hatten wir doch schon einmal. Ich denke da unter anderem an das Bayerische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 16 … Das geht nur, wenn die Berufsarmee tief und mit langer Tradition in der Bevölkerung verankert ist und Bayern sich wieder (vor allem) als Bayern, Mecklenburger (vor allem) als Mecklenburger etc fühlen und von einer ebenso langen wie traditionellen Klammer zusammengehalten werden, eben etwa einer Monarchie. Wollen wir die zurück? (Die Diskussion um TzG in den letzten Tagen will mir dies dünken). Die Diskussion über die regimentale Aufstellung einer Streikraft ist in GB ja nun schon ein paar Jahrzehnte alt. Die almagamation der Regimenter in kampfkräftige Verbände war so leicht nicht.
The Welsh etwa gibt es, wenn auch mit einigen Verändungen, schon seit dem 17. Jahrhundert. Man kann eine bayerische Gebirgsschützenkompanie aus Schliersee eben nicht so ohne weiteres in den aktiven Dienst übernehmen ;->
Und gerade der landsmannschaftliche Mix macht doch auch bei der (Aus)Bildung einen Reiz aus.
Das Problem mit den Mannschaften lässt sich ganz einfach lösen:
(1.) Jeder, egal ob späterer Mannschafter, Unteroffizier, Feldwebel oder Offizier, dient zunächst mindestens zwei Jahre in der Mannschaftslaufbahn.
(2.) Die strikte Trennung zwischen der Mannschafts- und der Unteroffiziers- / Feldwebellaufbahn wird analog zu den anglo-amerikanischen Streitkräften aufgehoben.
Während den zwei Jahren (ausschliesslich in Truppenverwendung!) werden die zukünftigen (Unter-) Führer beobachtet und beurteilt (bei Vorbewerbung) bzw. als potentielle Uffze / Offze identifiziert und frühestens nach ca. zwei Jahren auf ihren ersten Laufbahn- / Verwendungslehrgang kommandiert, danach Verwendung als Trp/StellvGrp/GrpFhr, erneute Beurteilung usw.
Das verschafft der Bundeswehr gleich mehrere Vorteile: Hinreichend gebildete Mannschaften sowie (Unter-) Führer, die das, was sie ihren Untergebenen befehlen, bereits selbst erfahren haben und durch die Truppenverwendung bereits über grundlegende militärische Fähigkeiten verfügen.
Zitat: „Die Diskussion über die regimentale Aufstellung einer Streikraft ist in GB ja nun schon ein paar Jahrzehnte alt.“
Die Reform und Neuausrichtung der Regimenter in Großbritannien wurde 2006 vorgenommen. Ganz so überaltert ist das Ganze nicht ;-)
Ich sprach auch nicht unbedingt von einer Wiederbelebung des Preußischen Systems, sondern eher an eine regionale Kopplung der Bw an gewisse räumliche Gebiete daran angelehnt. Was spricht gegen ein „westfälisches“ Regiment oder Bataillon, das mit Masse für den Raum Ruhrgebiet / Niederrhein / Sauer- Siegerland / Münsterland zuständig ist. Wir haben ja schon Brigaden mit Beinamen , warum ist es also nicht möglich, da auch konsequent die Soldaten aus der Nähe zu binden? Warum muss ein Bewerber aus Sachsen am Ende in Unna / Westfalen dienen?
pg
Sie betonen den landsmannschaftlichen Aspekt deutlich über, zudem ist dies auch einer der möglichen Negativpunkte. Lokal aufgestellte Verbände besitzen in der Regel eine hohe Anziehungskraft. Sie sind festverankerte Arbeitgeber in der Region, sorgen für Laufbahnstabilität und besitzen in der Regel ein hervorragendes inneres Gefüge. Die Gebrigsjägertruppe ist dafür ein gutes Beispiel. Und damit meine ich nicht nur die Mannschafter, sondern auch den Einsterner an der Spitze eines solchen Verbandes. Zudem sind enge Kooperationen mit der lokalen Wirtschaft möglich, was ja in Zukunft auch nicht unattraktiv und unbedeutend ist. Und ein lokal fest verankerter Soldat mit Familiensitz am Standort ist immer besser als der Dienstpostennommade der heutigen Zeit.
@Boots on the Grounds
Und welche Masse an geeigneten Freiwilligen tut sich diese Karriere-Unsicherheit ein?
Das Modell mag zwar für Qualität schön sein, aber nicht für die benötigte Quantität.
@Boots So war das früher (60er Jahre) doch auch (bis auf die Offz-Laufbahn), zumindest bei der Marine. Kein Maat oder Bootsmann ohne die Mannschaften durchlaufen zu haben. Gefr. nach sechs Monaten, OG nach zwei Jahren. HG wurde nur, wer Plön nicht schaffte – oder den Maat nicht wollte. Wehrpflichtige sind nach 18 Monaten als GdR oder OGdR abgegangen.
@Voodoo Korrekt – die Reform wurde 2006 abgeschlossen. Die Zusammenfassung von traditionellen Regimentern in Großverbände, die auch meistens wieder Regimenter hießen aber einen anderen Charakter hatten, begann aber schon 1957. Es wird also in der Tat schon Jahrzehnte über den besten Weg diskutiert. Aber das ist hier eine akademische Debatte. Und es gab doch eine ganze Zeit in der BW die heimatnahe Verwendung. Gegen die ist nix einzuwenden.
Ansonsten d’accord, auch mit Roman.
@Roman: In der Gebirgstruppe stellen Bayern nur eine Minderheit dar, die Mehrheit sind auswärtige. Einzig bei den GWDLern bildeten Bayern die Mehrheit, allerdings keine besonders große. Die Mehrheit der FWDL- und SAZ-Mannschaften kam aus dem süddeutschen Raum, waren aber keine Bayern (Badner, Franken, bayrische und württembergische Schwaben). Gleiches gilt für die (Unter-) Führer. Die Auflösung von Infanteriebataillonen in den letzten Jahren führte zusätzlich zu Zuversetzungen aus anderen Regionen, insbesondere Baden-Württemberg (PzGrenBtl 294) und Sachen (GebJgBtl 571).
Ursache für das gute Verhältnis zwischen Bundeswehr und Bevölkerung in Oberbayern ist aus meiner Sicht das starke bayrische / gesamtdeutsche Selbstbewusstsein, die Einstufung der Gebirgstruppe als etwas typisch bayrisches und die feste Etablierung in der Region.
Mal ne blöde Frage… was ist eigentlich die Regel-Verpflichtungsdauer für die Mannschaften? Zu meiner Zeit war das SaZ4, mit Ausnahmen für ROA und Mannschaften in integrierter Verwendung (2 Jahre).
FWDL bis 23 Monate, dann entweder SaZ4 (SG-Stellen) oder SaZ8 (OSG-Stellen, u.a. das was bis vor ein paar Jahren die FachUffz-Stellen waren). SaZ12 bin ich jetzt überfragt.
http://bit.ly/gtXadm
Der letzte Absatz, und da besonders die letzten zwei Wörter dürften interessant sein:
“In der dritten und längsten Phase wirbt die Bundeswehr von Mai bis Dezember regional und über verschiedene Medien für die Tätigkeiten in der Mannschaftslaufbahn sowie konkrete Verwendungsmöglichkeiten im lokalen Umfeld.“
Sieht so aus, als hat man erkannt, dass potentielle Bewerber eindeutig interessierter sind, wenn sie nicht hunderte Kilometer zu ihrer Arbeitsstelle fahren müssen. Stichwort Bodenständigkeit, wie bereits weiter oben erwähnt. Wenn’s richtig umgesetzt wird, eindeutig ein sehr guter Schachzug.
12.000 FWDL, aber nur 4.000 SAZ? Nur 4000 FWDL, aber 8000 SAZ waere wesentlich sinnvoller. Je laenger die Dienstzeit der Soldaten (in diesem Fall der Mannschaften), desto weniger Rekruten werden gebraucht und desto haerter koennen die Bewerber ausgesiebt werden. Zudem wird weniger Personal und Material in der Grundausbildung gebunden und der Gefechtswert der Soldaten steigt rein theoretisch auch (da mehr Einsaetze innerhalb der Dienstzeit).
Zudem duerften die Gesamtkosten niedriger sein: 4000 Rekruten weniger duerfte einiges ausmachen und die Mehrkosten von 4000 SAZ-Dienstposten (statt 4000 FWDL-Dienstposten) ohne weiteres decken.
Noch ein Nachtrag, mit einer anderen Zusammensetzung der Mannschaften:
2000 SAZ2 (statt der FWDL), 2600 SAZ4, 2000 SAZ8 und 1000 SAZ12 sowie 1000 weitere SAZ2 als „Bewaehrungsdienstposten“ fuer zukuenftige (Unter-) Fuehrer = 8600 Neueinsteiger pro Jahr, bei gleicher Gesamtzahl der Mannschaften.
Die SAZ8 und SAZ12 wurden ohne BFD, also als SAZ6 und 9 berechnet, wenn die Zeit im BFD miteingezaehlt wird, reichen 1500 SAZ4, insgesamt 7400 Neueinsteiger aus!
Noch ein Nachtrag zum Nachtrag: 40000 Mannschaftssoldaten (12000 FWDL * 2 Jahre durchschnittliche Dienstzeit + 4000 SAZ * 4 Jahre durchschnittliche Dienstzeit) erscheinen mir recht wenig, das sind lediglich 22% der Gesamtsstaerke. Oder leg ich hier falsche Annahmen zugrunde? Mit SAZ8- und SAZ12-Mannschaften koennte man ja durchaus einen Teil (besser alle) der derzeitigen FachUffz- und FachFw-Dienstposten ersetzen.
Nur mal so am Rande. Für die Rekruten und FW Anwärter AMT gibt es bspw. in Hammelburg ab nächsten Quartal schrittweise 2 Mann Stuben. Nachdem jetzt viele Stuben aufgrund der signifikant geringeren Kapazitätsauslastung der AGA Kp freigeworden sind, werden diese komfortabler und konsequent auf Stube 2000 Niveau ausgebaut. So hat die Abschaffung der Wehrpflicht auch etwas gutes.
Hier habe ich mal was zu den Rekrutierungsbereichen der britischen Verbände gefunden. Die Idee gefällt mir immer besser:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8d/British_Army_Infantry_Recruiting_areas.png
Thema Attraktivitaet der Mannschaftslaufbahn:
Variante 1: Verpflichtung als SAZ8 (SAZ12), zunaechst 6 (9) Dienstjahre in der Mannschaftslaufbahn, dann 2 (3) Jahre BFD
Variante 2: Verpflichtung als SAZ8 (12), zunaechst 2 (4) Dienstjahre in der Mannschaftslaufbahn, dann 2 (3) Jahre ZAW und weitere 2 (5) Jahre in einer entsprechenden Fachverwendung, kein BFD da ZAW (auch mit Uffz-AMT-Lg und Laufbahnwechsel moeglich)
Wenn man dann noch die BwUnis im Rahmen des BFD fuer Angehoerige aller Dienstgradgruppen oeffnet, steigt die Attraktivitaet erheblich. Das muss der Zielgruppe nur ordentlich kommuniziert werden – und daran wuerde und wird es scheitern…
@Flosch
Kaserne 2000 ist aus meiner Sicht viel zu hoch bewertet. Da rennt man mit Standards dem Komfort hinterher, den der Soldat flächendeckend von zu Hause gewohnt ist. Sich ein- unter- oder überzuordnen lernt man dort nicht. Die Einsatzrealität kann selbstverständlich mit diesem Standard nicht mithalten. Plötzlich soll der Soldat, im Einsatz , lernen wie es ist auf engsten Raum mit völlig unterschiedlichen Typen auszukommen. Das ist aber deutlich zu spät. Train as you fight. Es sind andere Hygienefaktoren die mir wichtig erscheinen. Ausbildung kann und muss knallhart sein, weil der Krieg knallhart ist. Kameradschaft muss gelebt werden, weil im Krieg Kameradschaft überlebenswichtig ist. Diese Kameradschaft bildet sich nicht am Netzwerkkabel. Kampfgemeinschaften müssen sich bilden. Der Soldat muss wissen wie der andere tickt und vor allem in Stresssituationen. Das lernt man nicht in der Kaserne 2000. Damit täuschen wir nur etwas vor, was der Einsatzrealität nicht stand hält.