Dokumentiert: Dr. zu Guttenberg
Hm, mehreren Mails entnehme ich, dass einige Leser glauben, ich hätte die Aufregung um die Doktorarbeit des Karl-Theodor zu Guttenberg schlicht verpennt. Das ist nicht so (heute morgen um kurz nach sieben hatte ich per Twitter auf den Bericht der Süddeutschen Zeitung hingewiesen), aber ich hielt es bislang nicht für ein Thema für dieses Blog.
Das scheint mir eigentlich immer noch so… aber ich will wenigstens neben der allgemeinen Empörung (bei der auch das beliebte Mittel verwendet wird, Kritikern ihr politisches Lager vorzuwerfen, was wiederum einiges über die sagt, die diesen Vorwurf äußern…) zur Dokumentation zusammenstellen, was es bislang an halbwegs harten Nachrichten gibt. (Die darüber ausgebrochene Diskussion lässt sich ganz gut bei Google News verfolgen, wo bislang an die 1.400 Artikel dazu gelistet sind.)
Ausgelöst, nein, der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde es durch den heutigen Bericht der Süddeutschen Zeitung: Guttenberg soll bei Doktorarbeit abgeschrieben haben
Der eigentliche Auslöser war die Rezension von Guttenbergs Dissertation durch Adreas Fischer-Lescano in der Zeitschrift Kritische Justiz (der Text steht hier als Faksimile zum Download bereit).
Die FAZ erhebt unterdessen den Vorwurf, der Anfang der Dissertation sei bei ihr abgeschrieben. Auch die Neue Zürcher Zeitung wirft Guttenberg eine Übernahme aus einem ihrer Texte vor.
Zu den Vorwürfen gab es heute auch ein munteres Frage-und-Antwort-Spiel in der Bundespressekonferenz, dem sich Ministeriumssprecher Steffen Moritz stellen musste:
FRAGE: Herr Dr. Moritz, ich wüsste von Ihnen gern, wieso es den Herrn Dr. Guttenberg…
MORITZ: Um dem Vorwurf eines Plagiats gleich zu entgehen: Ich habe keinen Doktortitel.
ZUSATZ : Entschuldigung, dann habe ich das verwechselt.
MORITZ: Ich wollte das nicht zu lange im Raum stehen lassen.
ZUSATZFRAGE: Aber Ihr Minister hat einen Doktortitel. Deswegen würde mich interessieren, welche Erklärung Minister zu Guttenberg Ihnen gegenüber gegeben hat, warum es ihm passieren konnte, in seiner Doktorarbeit seitenlang zu zitieren, ohne die Zitate kenntlich zu machen. Das war nicht an einer Stelle der Fall, sondern an einem Dutzend. Wie konnte das passieren? Hat er Ihnen gegenüber eine Erklärung abgegeben? Aus der Erklärung, die Sie schriftlich verteilen ließen, erkenne ich das nicht.
Zweitens. Wie sicher sind Sie, dass der Bundesminister zur Erstellung seiner Promotionsarbeit nicht Mitarbeiter des Bundestages in der einen oder anderen Weise engagiert, angestellt, gebeten usw. hat? Erstaunlicherweise erwähnt der Bundesminister heute in seiner Erklärung von sich aus, dass möglicherweise Mitarbeiter beteiligt waren. Wie kommt er darauf?
MORITZ: Der Minister hat mir die gleiche Erklärung gegeben, die er der Öffentlichkeit gegenüber gegeben hat. Ich kann nur auf die Erklärung verweisen, die Ihnen auch vorliegt. Ich sehe, ehrlich gesagt, nicht so wahnsinnige viele Punkte, die offen bleiben. Der Minister hat gesagt, dass der Vorwurf eines Plagiats abstrus sei, dass er natürlich bereit ist zu prüfen, inwiefern einzelne Fußnoten von diesen über 1.200 Fußnoten, die in seiner Arbeit enthalten sind, eventuell verbesserungswürdig sind und dass er das in einer Neuauflage der Arbeit entsprechend berücksichtigen würde.
Ich müsste Sie fragen, was für Sie an der Erklärung unvollständig ist. Das Gleiche gilt für den weiteren Satz zu den Mitarbeitern, wo er eindeutig gesagt hat, dass die Verfassung dieser Arbeit seine eigene Leistung war und er dafür keine Mitarbeiter seines Büros dafür in Anspruch genommen hat.
ZUSATZFRAGE: Ich werde bei solchen Dingen immer hellhörig.
MORITZ: Nicht nur bei denen.
ZUSATZFRAGE: Ich kenne niemanden, der den Vorwurf erhoben hat, Herr zu Guttenberg habe nicht nur falsch zitiert, sondern habe die Arbeit auch noch von anderen schreiben lassen. Im Zuge der vorbeugenden Gefahrenabwehr hat Herr zu Guttenberg dieses letztere Thema aufgemacht. Das wundert mich.
MORITZ: Es gab heute dazu schon entsprechende Presseanfragen, die wir gerne mit beantworten wollten.
ZUSATZFRAGE: Der Minister ist als ein Herr der schnellen Entscheidungen bekannt. Wieso äußert er sich eigentlich nicht direkt zu dieser Thematik im Sinne des demokratischen Frage-Antwort-Spiels, die ja vielleicht den einen oder anderen interessiert?
MORITZ: Er sah dazu im Moment keinen Anlass. Er hat sich auf die Art und Weise geäußert, wie er meinte, sich äußern zu müssen.
FRAGE: Sie sprechen in der Erklärung von „vereinzelten Passagen“, die das betreffen möge. Meint der Minister damit die von der „Süddeutschen Zeitung“ enthüllten Passagen?
MORITZ: Man muss hier noch einmal kurz den Sachverhalt darstellen: Von Herrn Rechtsprofessor Fischer-Lescano, der an der Universität in Bremen Rechtswissenschaft lehrt und Vertrauensdozent bei der Friedrich-Ebert-Stiftung ist, ist offensichtlich in einer sehr akribischen Art und Weise die Promotion des Ministers überprüft worden und man hat an zehn Fußnoten von über 1.200 Fußnoten etwas auszusetzen gehabt.
Mit diesen Überprüfungsergebnissen sind wir gestern mit einer Rückäußerungsfrist von, wie ich glaube, zwei Stunden konfrontiert worden. Dazu sollte von uns im Einzelnen Stellung genommen werden. Sie werden verstehen, dass bei dem Umfang der Arbeit und generell der Komplexität der gesamten Materie nicht innerhalb von zwei Stunden zu jedem einzelnen Rechercheergebnis, das dort erhoben wird, Stellung genommen werden kann.
Es ist so, dass der Minister das hat er heute auch angekündigt gerne bereit ist, das zu überprüfen. Sie wissen auch, dass der Ombudsmann für wissenschaftliche Selbstkontrolle der Universität Bayreuth, bei dem die „Süddeutsche Zeitung“ es gestern praktischerweise auch noch anhängig gemacht hat, die ganze Arbeit überprüfen wird; auch hinsichtlich der Rechercheergebnisse, die jetzt getroffen wurden, und hinsichtlich der Vorwürfe, die erhoben wurden. Man muss einfach abwarten, was diese Überprüfungen ergeben. Es macht zu diesem Zeitpunkt schlicht keinen Sinn, in die einzelnen Punkte einzusteigen, weil es relativ zeitaufwendig ist, sich das im Einzelnen anzuschauen.
ZUSATZFRAGE: Der Bremer Professor hat drei wiedergegebene, aber eben nicht korrekt als Fußnote markierte Quellen genannt: einen Fachvortrag, einen Aufsatz und einen Artikel aus der „Neuen Zürcher Zeitung“. Wenn der Minister schreibt, es mag solche vereinzelten Fälle geben, schließen Sie dann aus, dass es noch weitere Fachaufsätze oder andere Quellen gibt, die ebenfalls plagiiert worden und nicht als Quelle genannt worden sind?
MORITZ: Zunächst einmal würde ich davon ausgehen, dass der Herr Professor aus Bremen diese Stellen mit Sicherheit entdeckt hätte. Es ist so, dass der Ombudsmann für wissenschaftliche Selbstkontrolle der Universität Bayreuth alles einer genauen Prüfung unterziehen wird. Das Ergebnis dieser Prüfung bleibt abzuwarten. Dem kann man hier auch nicht vorgreifen. Aber der Minister hat gestern schon gesagt, dass er dem Ergebnis dieser Prüfung mit großer Gelassenheit entgegensieht und dass er der festen Überzeugung ist, dass diese Doktorarbeit kein Plagiat ist und der Vorwurf eines Plagiats abstrus ist.
FRAGE: Herr Seibert, es scheint nicht ganz undenkbar, dass Herrn zu Guttenberg dieser Doktortitel aberkennt wird. Er hat in seiner heutigen Erklärung im Grunde schon selbst eingeräumt, dass bestimmte Dinge nicht so ganz korrekt sind, indem er andeutete, dass man bei einer Neuauflage Korrekturen vornehmen könne. Wenn man ihm den Doktortitel aberkennen würde, was würde das dann bedeuten? Wie nimmt die Bundeskanzlerin das wahr? Dann wäre er sozusagen des Betrugs überführt.
STS SEIBERT: Wir haben hier eine ganz gute Übung, auf hypothetische Fragen nicht zu antworten. Das ist eine besonders hypothetische Frage. Ich kann nur sagen, dass die Bundeskanzlerin die Erklärung des Ministers ganz anders verstanden hat als Sie, nämlich eher in dem Sinne, den Herr Moritz gerade wiedergegeben hat.
ZUSATZFRAGE: Die Bundeskanzlerin sieht in dem ganzen Vorgang kein Problem?
STS SEIBERT: Das habe ich auch nicht behauptet. Die Bundeskanzlerin hat, wie der Rest der Republik, davon gerade erst erfahren. Sie interessiert sich dafür und glaubt, dass es beim Ombudsmann der Universität Bayreuth in genau den richtigen Händen ist und dass es jetzt sinnvoll ist, das Verfahren abzuwarten.
FRAGE: Herr Seibert, hat das heute im Kabinett eine Rolle gespielt, hat sich der Verteidigungsminister erklärt?
Herr Moritz, gibt es eine Art Zeitplan? Haben Sie also schon Hinweise darauf, wann es so weit sein wird, dass man das alles geprüft hat?
STS SEIBERT: Das Kabinett hat sich heute, wie ich Ihnen vorzutragen versucht habe, mit ein paar schönen substanziellen Themen beschäftigt. Dies war nicht Thema im Kabinett.
MORITZ: Da der Ombudsmann für wissenschaftliche Selbstkontrolle nicht dem Verteidigungsministerium untersteht, kann ich Ihnen zu Prüfungszeiträumen leider nichts sagen.
FRAGE: Herr Moritz, Sie sagten, man solle abwarten, was für ein Ergebnis die Überprüfung des Ombudsmannes der Universität Bayreuth bringt. Gibt es seitens des Ministers das Angebot, zu helfen, Unterlagen zur Verfügung zu stellen, sich zu erklären? Oder gab es seitens der Universität schon die Anfrage um eine entsprechende Mitarbeit oder die Beantwortung von Fragen?
MORITZ: Natürlich ist der Minister bereit, dabei mitzuarbeiten. Es gab gestern auch schon Kontakt zwischen dem Ministerium und dem Ombudsmann für wissenschaftliche Selbstkontrolle. (Der Ombudsmann hat) im Übrigen natürlich auch die Prüfungsakte vorliegen, in der die einzelnen Gutachten zu der Arbeit selber enthalten sind. Falls es dazu noch Fragen gibt, ist der Minister natürlich jederzeit bereit, weiterzuhelfen.
FRAGE: Herr Moritz, teilt Ihr Minister soweit Sie das wissen den Ratschlag der Grünen, dass man sich, wenn man schon abschreibt, wenigstens nicht erwischen lassen sollte, als Grundprinzip für Arbeiten?
Herr Seibert, es kommt in letzter Zeit ja ein bisschen dick für den Verteidigungsminister. Wissen Sie, ob die Kanzlerin der Ansicht ist, dass sich da eine politische Kampagne gegen Ihren Verteidigungsminister zusammenbraut? Oder würden Sie sagen, dass das eine Summierung von einzelnen Punkten ist, die kampagnenlos nebeneinander stehen?
MORITZ: Ich weiß nicht, mit welchem Anspruch die Grünen an die Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten herangehen, aber das ist mit Sicherheit nicht der Anspruch des Ministers.
STS SEIBERT: Ich glaube, die Bundeskanzlerin sieht, dass der Minister in seinem Amt als Bundesverteidigungsminister vor vielen Herausforderungen steht und diesen Herausforderungen sehr gut gewachsen ist.
FRAGE: Es ist sicherlich so, dass das nicht im Kabinett besprochen wurde, aber hat die Kanzlerin denn einmal selber direkt mit dem Minister darüber gesprochen, wie mit dieser Affäre umzugehen sei?
STS SEIBERT: Meines Wissens heute nicht der Tag war mit den großen Themen, über die ich zu berichten versucht habe, ganz gut gefüllt , und wenn es dazu Gespräche gibt, dann wären das vertrauliche.
FRAGE: Herr Moritz, Sie hatten gerade ausdrücklich erwähnt, dass der enthüllende Professor Vertrauensdozent der Friedrich-Ebert-Stiftung sei. Kann man daraus den Schluss ziehen, dass Sie den Vorwurf erheben, dass dieser Professor ein parteitaktisches Spiel treibt?
MORITZ: Ich bin nicht für das Ziehen von Schlüssen zuständig. Ich habe Ihnen lediglich den Urheber dieses Textes, der demnächst offensichtlich auch in einer juristischen Fachzeitschrift veröffentlicht wird, beschrieben.
ZUSATZFRAGE: Es war also reiner Zufall, dass Sie das mit der Friedrich-Ebert-Stiftung erwähnt haben?
MORITZ: Das war eine Beschreibung seiner Funktion, über die ich vorher auf Wikipedia nachgelesen habe. Insinuieren wollte ich damit nichts.
FRAGE: Herr Moritz, warum braucht der Minister eigentlich einen Ombudsmann, um zu klären, aus welchen Quellen er seine Arbeit speist? Das müsste er doch selber am besten aufklären können, was einem Ombudsmann oder anderen Vertrauensdozenten die Arbeit ersparen würde, jetzt danach suchen zu müssen, an welchen Stellen nicht gekennzeichnete Zitate in seiner Arbeit stehen.
Zweite Frage: Es ist ja durchaus üblich, in Arbeiten zu zitieren und das durch entsprechende Markierung darzustellen. Es ist aber, wenn ich das richtig weiß, unüblich, in den Bewertungsteilen zu zitieren, in denen der Autor selber zu Schlüssen kommt, wie bestimmte Kenntnisse zu bewerten sind; das hat er aber offensichtlich auch getan. Ist es damit getan, solche nicht gekennzeichneten Zitate nachträglich in einer neuen Auflage sollte es die geben zu kennzeichnen, oder stellt das nicht die Substanz einer solchen wissenschaftlichen Arbeit grundsätzlich infrage?
MORITZ: Zur formalen Frage der Einschaltung des Ombudsmannes: Der Ombudsmann für wissenschaftliche Selbstkontrolle ist genau für diese Vorwürfe zuständig. Das heißt, an der Universität Bayreuth gibt es extra diese Stelle, um Überprüfungen anzustellen, wenn Zweifel an einer wissenschaftlichen Arbeit aufkommen; dafür ist diese Einrichtung da. Der Ombudsmann alle diese Punkte auch die, die Sie jetzt erwähnen im Einzelnen zu überprüfen und die Frage zu beantworten: Mit welcher Gewichtung müssen an welcher Stelle zum Beispiel in bewertenden Teilen welche Fußnoten und welche Zitate gebracht werden oder nicht gebracht werden? Das ist eine wissenschaftliche Diskussion, die auch von der Wissenschaft geführt werden muss, und, ehrlich gesagt, nicht von dieser Stelle aus; deshalb kann ich Ihnen dazu jetzt nichts weiter sagen. Lassen Sie uns abwarten, was von dort aus dann entschieden wird.
@Sebastian S.
Zitat: „Das ist halt was dabei herauskommt wenn man den Unantastbaren mimt.“
Hat er dies getan, oder hat ihn der „Schweinejournalismus“, wie ihn ein bekannter Politiker nannte, so dargestellt?
Ein interessanter Aspekt, auf den eine Nutzerin im Forum von Spiegel Online hinwies: Der Doktorvater ist emeritierter Professor und bereits 76 Jahre alt.
Er gehört damit vermutlich zu einer Akademikergeneration, die niemals selbst mit Computern, dem Internet, mächtigen Datenbanken und Volltextsuche gearbeitet hat. Ihm standen damit evtl. nicht die Mittel zu Gebote, so ohne weiteres aus Quellen übernommene und nicht als Zitat gekennzeichnete Passagen zu identifizieren (z. B. der bereits erwähnte Artikel, der auf der Internetseite der amerikanischen Botschaft veröffentlicht wurde).
@chickenhawk | 17. Februar 2011 – 19:19:
nicht sicher, ob dem Bedeutung zukommt. Ein Doktorvater sollte, unabhaengig vom Alter, in der Lage sein, aus der persoenlichen Begegnung und Betreuung einzuschaetzen, inwiefern der Doktorand selbststaendig wissenschaftlich arbeitet. Zudem muss ein Doktorand auch das Rigorosum bestehen, und die Begutachtung wird von einem Promotionsausschuss, nicht dem Doktorvater, durchgefuehrt.
@Sebastian S.
„Das ist halt was dabei herauskommt wenn man den Unantastbaren mimt.“
Hat er dies getan, oder hat ihn der „Schweinejournalismus“, wie ihn ein bekannter Politiker nannte, so dargestellt?
Der Meister der Selbstinszenierung ein Opfer des “Schweinejournalismus”? Ich fall vom Ast…
Okay, wenn KT zurück geht auf sein Schloß, wer kann seine Lücke füllen???
Ich glaube ein angeschlagener Minister ist in der nächsten Sparrunde nicht gut
für die Truppe.
Also wer wird als nächster den Haien von Frau M. vorgeworfen. Welcher Politiker kann
Madame noch gefährlich werden?
Schöne Zeiten für Gerüchte und Hinterzimmerrunden
KM
Es sind jetzt bei http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Plagiate 51 Stellen des Guttenberg Textes als Plagiate gekennzeichnet und dokumentiert.
Das hat sicher nichts mit schlechtem Editieren zu tun oder einem Versehen zu tun.
Wenn der Herr die grundsätzlichen wissenschaftlichen Standards nicht einhalten kann, dann hat er den wissenschaftlichen Titel nicht verdient.
Ohnehin scheint mir die Arbeit mit derart vielen Fussnoten und Literaturnennungen etwas merkwürdig. Ich habe etliche Dissertationen, auch juristiche, gelesen und so etwas ist mir dabei noch nicht untergekommen. Eine gute Diss ist knackig und auf den Punkt.
Warum hat der emeritierte Professor eigentlich die Dissertations betreut? Und was hat er dafür erhalten? Und wer hat die extrem extensive Literaturrecherche tatsächlich gemacht? Hat zG bei all seinen anderen Tätigkeiten in der Zeit jahrelang in den Bibliotheken sitzen können?
Die zu diesem Blog passende Frage stellt sich natürlich auch. Kann ein solcher Mensch glaubhaft führen? Kann man dem eine Armee anvertrauen? Kann eine Armee diesem Mann vertrauen?
Nach meiner Ansicht ist die Antwort auf die letzten drei Fragen nein.
@b
Wo ist Ihr Problem ?
Wie bereits geschildert ist eine Promotion nicht nur die Arbeit sondern auch Prüfung vor dem Ausschuß. Wissen muß also trotz allem vorhanden sein.
Und m. E. wenn jemand in der Lage ist aus der Fülle der Informationen diejenigen zu identifizieren die zum Thema gehörig passen, diese dann in die richtige Reihenfolge zu bringen damit sie ein summa cum schlagmichtot ergeben, dann reicht mir persönlich das.
Ob da nun Fußnoten stehen oder Päng, denn wären sie da hätte er immer noch diese Note. Also was soll der ganze Zinnober ?
Anscheinend kommen jetzt alle Kläffer & Neider, die es schon immer wussten das einen solchen Politiker nicht geben kann, aus den Löchern und jaulen im Chor.
Sehr amüsant:-)
@ LTC
Weil KtG nicht aktiver Soldat und Vorgesetzter ist sondern berufener Politker. Dies wird zudem nicht in seiner „Stellenbeschreibung“ stehen wird und kann es auch nicht. Ob er pünktlich zum Dienst erscheint, viel arbeitet, geschnittene Fingernägel hat, kameradschafltich, gerecht, gut ausgebildet, motiviert und fleissig ist, etc … all das hat NICHTS primär mit seiner Aufgabe als Verteidigungsminister zu tun. Sicherlich ist es besser, wenn er die Ideale eines guten Vorgesetzten erfüllt, aber es gibt kein Anspruch darauf. Er kann sogar kriminell sein, seine Ü1 nicht bestehen, 76 Jahre alt, gehbehindert, schwanger, Mormone, schwul, Moslem, faul, geschwätzig, gegelt ^^, Kommunist, Nationalsozialist oder vorheriger Widerstandskämpfer der nationalbefreiten Zone Südbrandenburg sein.
Einzig und allein muss der Kanzler ihn berufen und der Bundespräsident ihn akzeptieren und den Eid abnehmen.
Und wenn er seine Ministerkollegen belügt, mit der Finanzministerin schläft, dem Kanzler die Meinung sagt, auch dann kann er ein guter Verteidigungsminister sein. Und wenn wir uns all seine Vorgänger in den letzten Jahrzehnten anschauen:
Wer war da ein Vorbild in Haltung und Pflichterfüllung?
Einer der besten Verteidigungsminister, die wir hatten, war Georg Leber (SPD).
Der hielt mal eine Rede vor dem Plenum des Deutschen Bundestages. Es meldete sich ein Abgeordneter mit einer Zwischenfrage:
„Sehr geehrter Herr Dr. Leber, trifft es zu…“
Leber unterbrach den Fragesteller und sagte:
„Maurer, nicht Doktor!“
(Georg Leber hatte als junger Mann den Beruf des Maurers erlernt).
Ich schlage vor, die mediale Erregung auch als ein Symbol für die geballten Hoffnungen, die Menschen in diesem Land auf zu Guttenberg geworfen haben, zu sehen. Die Häme wiederum ist die andere Seite dieser Medaille, die sowohl aus Neid aber auch aus Enttäuschung bestehen kann. Auf dieser Basis sollten die dafür zuständigen Stellen über die Rechtmäßigkeit der Doktorwürde entscheiden.
Zu Guttenberg wiederum stünde es gut zu Gesicht, einzugestehen, dass er gefehlt hat. Je länger er damit wartet, umso mehr wird man sich fragen müssen, warum es so lange dauert.
Warum das so ist? Weil die Marke „zu Guttenberg“ auf drei zentralen Versprechen aufbaut: Klarheit, Wahrheit und Verantwortung. Eine bessere Gelegenheit als diese Krise, diese Versprechen zu leben, kann ich mir nicht denken, auch, weil
LTC007 völlig Recht hat, wenn er beschreibt, wie es einem studierenden Offizier ergehen würde.
Abschließend zur Frage der akademischen Gepflogenheiten: Ich habe zwei wissenschaftliche Abschlußarbeiten verfasst, eine 1996, eine 2006. Bei beiden habe ich umfassend mit Primärquellen und Sekundärliteratur gearbeitet. Bei keiner habe ich – auch nicht als Gedankenstütze – derart lange Passagen kopiert, und schon gar nicht die einleitenden Passagen – da wäre ich viel zu eitel.
Aber auch ich habe gesündigt, und in den erziehungs- und gesellschaftlichen Anteilen bei zwei Hausarbeiten umfassende Kameradenhilfe in Anspruch genommen. Hier müsste ich eigentlich nachsitzen. Zur Aberkennung meiner Grade aber führte das nicht, allenfalls
würde sich die Abschlussnote um den Wert 0,1 verschlechtern. In jedem Fall aber kann ich mich an diese Fälle, obwohl sie lange zurückliegen genau erinnern – weil ich immer noch ein schlechtes Gewissen habe.
Ach ja, an noch etwas kann ich mich erinnern. Nach einer Klausur zitierte eine Dozentin einen Marinekameraden und mich zu sich. Sie verdächtigte uns des voneinander Abschreibens. Grund: Wir hatten zusammen gelernt und beide in der Klausur in einer Urkunde ein Transsumpt erkannt, also die Übernahme eines Teils einer älteren Urkunde. Das fand sie auffällig und wollte die Klausur als nicht bestanden werten. Wir konnten sie überzeugen, dass ihre Vermutung falsch war. Auch das erinnere ich – guten Gewissens. Für die Politik tauge ich wohl nicht.
@ StFwdR: Es geht hier nicht um die inhaltliche Leistung der Promotion, sondern darum, dass Gutenberg flächendeckend gegen die Regeln des wissenschaftlichen Arbeitns verletzt hat. Das wird auf seine fachliche Eignung keinen Einfluss haben, vor allem, da ihm das 2. Staatsexamen fehlt, er also als Jurist ohnehin nur eingeschränkt arbeiten kann.
Es geht um die Glaubwürdigkeit, die alleine dadurch unwiderruflich zerstört wurde, dass er mit der Promotion eine eidesstattliche Versicherung abgegeben hat, alle Quellen und Hilfsmittel als solche gekennzeichnet zu haben. Dies war offensichtlich falsch, und zwar in einem Ausmaß, das es keine Lapalie ist – wer an 50 Stellen einer Promotion fast wörtlich abschreibt, dem passiert das nicht aus Versehen. Wie soll jemand, der ohne wirkliche Notwendigkeit – man tritt ihm sicherlich nicht zu nahe, wenn man feststellt, dass diese Arbeit weder aus wissenschaftlichem Ehrgeiz noch zur Förderung seiner Karriere als Jurist geschrieben wurde – wissenschaftlich unehrlich ist, von seinen Untergebenen Gradlinigkeit und Ehrlichkeit in allen Situationen einfordern können. Und schließlich darf man nicht vergessen, dass er mit den Suspendierungen von Generalinspekteur, Staatssekretär und dem Kommandeur der Gorch Fock die Latte sehr hoch gehängt hat, wenn es um Verfehlungen geht, die den Verlust der Stellung nach sich ziehen.
Das einzige, was noch schlimmer wäre, wäre, wenn sich jetzt ein Ghostwriter melden würde, der für Guttenberg die Arbeit geschrieben hätte.
@Roman: O si taccuisses!
Irgendwann wird noch einmal herauskommen, dass KTzG in seiner Kindheit einmal in den Wald gepinkelt hat. Dann ist er entgültig erledigt.