Dokumentiert: Dr. zu Guttenberg
Hm, mehreren Mails entnehme ich, dass einige Leser glauben, ich hätte die Aufregung um die Doktorarbeit des Karl-Theodor zu Guttenberg schlicht verpennt. Das ist nicht so (heute morgen um kurz nach sieben hatte ich per Twitter auf den Bericht der Süddeutschen Zeitung hingewiesen), aber ich hielt es bislang nicht für ein Thema für dieses Blog.
Das scheint mir eigentlich immer noch so… aber ich will wenigstens neben der allgemeinen Empörung (bei der auch das beliebte Mittel verwendet wird, Kritikern ihr politisches Lager vorzuwerfen, was wiederum einiges über die sagt, die diesen Vorwurf äußern…) zur Dokumentation zusammenstellen, was es bislang an halbwegs harten Nachrichten gibt. (Die darüber ausgebrochene Diskussion lässt sich ganz gut bei Google News verfolgen, wo bislang an die 1.400 Artikel dazu gelistet sind.)
Ausgelöst, nein, der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde es durch den heutigen Bericht der Süddeutschen Zeitung: Guttenberg soll bei Doktorarbeit abgeschrieben haben
Der eigentliche Auslöser war die Rezension von Guttenbergs Dissertation durch Adreas Fischer-Lescano in der Zeitschrift Kritische Justiz (der Text steht hier als Faksimile zum Download bereit).
Die FAZ erhebt unterdessen den Vorwurf, der Anfang der Dissertation sei bei ihr abgeschrieben. Auch die Neue Zürcher Zeitung wirft Guttenberg eine Übernahme aus einem ihrer Texte vor.
Zu den Vorwürfen gab es heute auch ein munteres Frage-und-Antwort-Spiel in der Bundespressekonferenz, dem sich Ministeriumssprecher Steffen Moritz stellen musste:
FRAGE: Herr Dr. Moritz, ich wüsste von Ihnen gern, wieso es den Herrn Dr. Guttenberg…
MORITZ: Um dem Vorwurf eines Plagiats gleich zu entgehen: Ich habe keinen Doktortitel.
ZUSATZ : Entschuldigung, dann habe ich das verwechselt.
MORITZ: Ich wollte das nicht zu lange im Raum stehen lassen.
ZUSATZFRAGE: Aber Ihr Minister hat einen Doktortitel. Deswegen würde mich interessieren, welche Erklärung Minister zu Guttenberg Ihnen gegenüber gegeben hat, warum es ihm passieren konnte, in seiner Doktorarbeit seitenlang zu zitieren, ohne die Zitate kenntlich zu machen. Das war nicht an einer Stelle der Fall, sondern an einem Dutzend. Wie konnte das passieren? Hat er Ihnen gegenüber eine Erklärung abgegeben? Aus der Erklärung, die Sie schriftlich verteilen ließen, erkenne ich das nicht.
Zweitens. Wie sicher sind Sie, dass der Bundesminister zur Erstellung seiner Promotionsarbeit nicht Mitarbeiter des Bundestages in der einen oder anderen Weise engagiert, angestellt, gebeten usw. hat? Erstaunlicherweise erwähnt der Bundesminister heute in seiner Erklärung von sich aus, dass möglicherweise Mitarbeiter beteiligt waren. Wie kommt er darauf?
MORITZ: Der Minister hat mir die gleiche Erklärung gegeben, die er der Öffentlichkeit gegenüber gegeben hat. Ich kann nur auf die Erklärung verweisen, die Ihnen auch vorliegt. Ich sehe, ehrlich gesagt, nicht so wahnsinnige viele Punkte, die offen bleiben. Der Minister hat gesagt, dass der Vorwurf eines Plagiats abstrus sei, dass er natürlich bereit ist zu prüfen, inwiefern einzelne Fußnoten von diesen über 1.200 Fußnoten, die in seiner Arbeit enthalten sind, eventuell verbesserungswürdig sind und dass er das in einer Neuauflage der Arbeit entsprechend berücksichtigen würde.
Ich müsste Sie fragen, was für Sie an der Erklärung unvollständig ist. Das Gleiche gilt für den weiteren Satz zu den Mitarbeitern, wo er eindeutig gesagt hat, dass die Verfassung dieser Arbeit seine eigene Leistung war und er dafür keine Mitarbeiter seines Büros dafür in Anspruch genommen hat.
ZUSATZFRAGE: Ich werde bei solchen Dingen immer hellhörig.
MORITZ: Nicht nur bei denen.
ZUSATZFRAGE: Ich kenne niemanden, der den Vorwurf erhoben hat, Herr zu Guttenberg habe nicht nur falsch zitiert, sondern habe die Arbeit auch noch von anderen schreiben lassen. Im Zuge der vorbeugenden Gefahrenabwehr hat Herr zu Guttenberg dieses letztere Thema aufgemacht. Das wundert mich.
MORITZ: Es gab heute dazu schon entsprechende Presseanfragen, die wir gerne mit beantworten wollten.
ZUSATZFRAGE: Der Minister ist als ein Herr der schnellen Entscheidungen bekannt. Wieso äußert er sich eigentlich nicht direkt zu dieser Thematik im Sinne des demokratischen Frage-Antwort-Spiels, die ja vielleicht den einen oder anderen interessiert?
MORITZ: Er sah dazu im Moment keinen Anlass. Er hat sich auf die Art und Weise geäußert, wie er meinte, sich äußern zu müssen.
FRAGE: Sie sprechen in der Erklärung von „vereinzelten Passagen“, die das betreffen möge. Meint der Minister damit die von der „Süddeutschen Zeitung“ enthüllten Passagen?
MORITZ: Man muss hier noch einmal kurz den Sachverhalt darstellen: Von Herrn Rechtsprofessor Fischer-Lescano, der an der Universität in Bremen Rechtswissenschaft lehrt und Vertrauensdozent bei der Friedrich-Ebert-Stiftung ist, ist offensichtlich in einer sehr akribischen Art und Weise die Promotion des Ministers überprüft worden und man hat an zehn Fußnoten von über 1.200 Fußnoten etwas auszusetzen gehabt.
Mit diesen Überprüfungsergebnissen sind wir gestern mit einer Rückäußerungsfrist von, wie ich glaube, zwei Stunden konfrontiert worden. Dazu sollte von uns im Einzelnen Stellung genommen werden. Sie werden verstehen, dass bei dem Umfang der Arbeit und generell der Komplexität der gesamten Materie nicht innerhalb von zwei Stunden zu jedem einzelnen Rechercheergebnis, das dort erhoben wird, Stellung genommen werden kann.
Es ist so, dass der Minister das hat er heute auch angekündigt gerne bereit ist, das zu überprüfen. Sie wissen auch, dass der Ombudsmann für wissenschaftliche Selbstkontrolle der Universität Bayreuth, bei dem die „Süddeutsche Zeitung“ es gestern praktischerweise auch noch anhängig gemacht hat, die ganze Arbeit überprüfen wird; auch hinsichtlich der Rechercheergebnisse, die jetzt getroffen wurden, und hinsichtlich der Vorwürfe, die erhoben wurden. Man muss einfach abwarten, was diese Überprüfungen ergeben. Es macht zu diesem Zeitpunkt schlicht keinen Sinn, in die einzelnen Punkte einzusteigen, weil es relativ zeitaufwendig ist, sich das im Einzelnen anzuschauen.
ZUSATZFRAGE: Der Bremer Professor hat drei wiedergegebene, aber eben nicht korrekt als Fußnote markierte Quellen genannt: einen Fachvortrag, einen Aufsatz und einen Artikel aus der „Neuen Zürcher Zeitung“. Wenn der Minister schreibt, es mag solche vereinzelten Fälle geben, schließen Sie dann aus, dass es noch weitere Fachaufsätze oder andere Quellen gibt, die ebenfalls plagiiert worden und nicht als Quelle genannt worden sind?
MORITZ: Zunächst einmal würde ich davon ausgehen, dass der Herr Professor aus Bremen diese Stellen mit Sicherheit entdeckt hätte. Es ist so, dass der Ombudsmann für wissenschaftliche Selbstkontrolle der Universität Bayreuth alles einer genauen Prüfung unterziehen wird. Das Ergebnis dieser Prüfung bleibt abzuwarten. Dem kann man hier auch nicht vorgreifen. Aber der Minister hat gestern schon gesagt, dass er dem Ergebnis dieser Prüfung mit großer Gelassenheit entgegensieht und dass er der festen Überzeugung ist, dass diese Doktorarbeit kein Plagiat ist und der Vorwurf eines Plagiats abstrus ist.
FRAGE: Herr Seibert, es scheint nicht ganz undenkbar, dass Herrn zu Guttenberg dieser Doktortitel aberkennt wird. Er hat in seiner heutigen Erklärung im Grunde schon selbst eingeräumt, dass bestimmte Dinge nicht so ganz korrekt sind, indem er andeutete, dass man bei einer Neuauflage Korrekturen vornehmen könne. Wenn man ihm den Doktortitel aberkennen würde, was würde das dann bedeuten? Wie nimmt die Bundeskanzlerin das wahr? Dann wäre er sozusagen des Betrugs überführt.
STS SEIBERT: Wir haben hier eine ganz gute Übung, auf hypothetische Fragen nicht zu antworten. Das ist eine besonders hypothetische Frage. Ich kann nur sagen, dass die Bundeskanzlerin die Erklärung des Ministers ganz anders verstanden hat als Sie, nämlich eher in dem Sinne, den Herr Moritz gerade wiedergegeben hat.
ZUSATZFRAGE: Die Bundeskanzlerin sieht in dem ganzen Vorgang kein Problem?
STS SEIBERT: Das habe ich auch nicht behauptet. Die Bundeskanzlerin hat, wie der Rest der Republik, davon gerade erst erfahren. Sie interessiert sich dafür und glaubt, dass es beim Ombudsmann der Universität Bayreuth in genau den richtigen Händen ist und dass es jetzt sinnvoll ist, das Verfahren abzuwarten.
FRAGE: Herr Seibert, hat das heute im Kabinett eine Rolle gespielt, hat sich der Verteidigungsminister erklärt?
Herr Moritz, gibt es eine Art Zeitplan? Haben Sie also schon Hinweise darauf, wann es so weit sein wird, dass man das alles geprüft hat?
STS SEIBERT: Das Kabinett hat sich heute, wie ich Ihnen vorzutragen versucht habe, mit ein paar schönen substanziellen Themen beschäftigt. Dies war nicht Thema im Kabinett.
MORITZ: Da der Ombudsmann für wissenschaftliche Selbstkontrolle nicht dem Verteidigungsministerium untersteht, kann ich Ihnen zu Prüfungszeiträumen leider nichts sagen.
FRAGE: Herr Moritz, Sie sagten, man solle abwarten, was für ein Ergebnis die Überprüfung des Ombudsmannes der Universität Bayreuth bringt. Gibt es seitens des Ministers das Angebot, zu helfen, Unterlagen zur Verfügung zu stellen, sich zu erklären? Oder gab es seitens der Universität schon die Anfrage um eine entsprechende Mitarbeit oder die Beantwortung von Fragen?
MORITZ: Natürlich ist der Minister bereit, dabei mitzuarbeiten. Es gab gestern auch schon Kontakt zwischen dem Ministerium und dem Ombudsmann für wissenschaftliche Selbstkontrolle. (Der Ombudsmann hat) im Übrigen natürlich auch die Prüfungsakte vorliegen, in der die einzelnen Gutachten zu der Arbeit selber enthalten sind. Falls es dazu noch Fragen gibt, ist der Minister natürlich jederzeit bereit, weiterzuhelfen.
FRAGE: Herr Moritz, teilt Ihr Minister soweit Sie das wissen den Ratschlag der Grünen, dass man sich, wenn man schon abschreibt, wenigstens nicht erwischen lassen sollte, als Grundprinzip für Arbeiten?
Herr Seibert, es kommt in letzter Zeit ja ein bisschen dick für den Verteidigungsminister. Wissen Sie, ob die Kanzlerin der Ansicht ist, dass sich da eine politische Kampagne gegen Ihren Verteidigungsminister zusammenbraut? Oder würden Sie sagen, dass das eine Summierung von einzelnen Punkten ist, die kampagnenlos nebeneinander stehen?
MORITZ: Ich weiß nicht, mit welchem Anspruch die Grünen an die Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten herangehen, aber das ist mit Sicherheit nicht der Anspruch des Ministers.
STS SEIBERT: Ich glaube, die Bundeskanzlerin sieht, dass der Minister in seinem Amt als Bundesverteidigungsminister vor vielen Herausforderungen steht und diesen Herausforderungen sehr gut gewachsen ist.
FRAGE: Es ist sicherlich so, dass das nicht im Kabinett besprochen wurde, aber hat die Kanzlerin denn einmal selber direkt mit dem Minister darüber gesprochen, wie mit dieser Affäre umzugehen sei?
STS SEIBERT: Meines Wissens heute nicht der Tag war mit den großen Themen, über die ich zu berichten versucht habe, ganz gut gefüllt , und wenn es dazu Gespräche gibt, dann wären das vertrauliche.
FRAGE: Herr Moritz, Sie hatten gerade ausdrücklich erwähnt, dass der enthüllende Professor Vertrauensdozent der Friedrich-Ebert-Stiftung sei. Kann man daraus den Schluss ziehen, dass Sie den Vorwurf erheben, dass dieser Professor ein parteitaktisches Spiel treibt?
MORITZ: Ich bin nicht für das Ziehen von Schlüssen zuständig. Ich habe Ihnen lediglich den Urheber dieses Textes, der demnächst offensichtlich auch in einer juristischen Fachzeitschrift veröffentlicht wird, beschrieben.
ZUSATZFRAGE: Es war also reiner Zufall, dass Sie das mit der Friedrich-Ebert-Stiftung erwähnt haben?
MORITZ: Das war eine Beschreibung seiner Funktion, über die ich vorher auf Wikipedia nachgelesen habe. Insinuieren wollte ich damit nichts.
FRAGE: Herr Moritz, warum braucht der Minister eigentlich einen Ombudsmann, um zu klären, aus welchen Quellen er seine Arbeit speist? Das müsste er doch selber am besten aufklären können, was einem Ombudsmann oder anderen Vertrauensdozenten die Arbeit ersparen würde, jetzt danach suchen zu müssen, an welchen Stellen nicht gekennzeichnete Zitate in seiner Arbeit stehen.
Zweite Frage: Es ist ja durchaus üblich, in Arbeiten zu zitieren und das durch entsprechende Markierung darzustellen. Es ist aber, wenn ich das richtig weiß, unüblich, in den Bewertungsteilen zu zitieren, in denen der Autor selber zu Schlüssen kommt, wie bestimmte Kenntnisse zu bewerten sind; das hat er aber offensichtlich auch getan. Ist es damit getan, solche nicht gekennzeichneten Zitate nachträglich in einer neuen Auflage sollte es die geben zu kennzeichnen, oder stellt das nicht die Substanz einer solchen wissenschaftlichen Arbeit grundsätzlich infrage?
MORITZ: Zur formalen Frage der Einschaltung des Ombudsmannes: Der Ombudsmann für wissenschaftliche Selbstkontrolle ist genau für diese Vorwürfe zuständig. Das heißt, an der Universität Bayreuth gibt es extra diese Stelle, um Überprüfungen anzustellen, wenn Zweifel an einer wissenschaftlichen Arbeit aufkommen; dafür ist diese Einrichtung da. Der Ombudsmann alle diese Punkte auch die, die Sie jetzt erwähnen im Einzelnen zu überprüfen und die Frage zu beantworten: Mit welcher Gewichtung müssen an welcher Stelle zum Beispiel in bewertenden Teilen welche Fußnoten und welche Zitate gebracht werden oder nicht gebracht werden? Das ist eine wissenschaftliche Diskussion, die auch von der Wissenschaft geführt werden muss, und, ehrlich gesagt, nicht von dieser Stelle aus; deshalb kann ich Ihnen dazu jetzt nichts weiter sagen. Lassen Sie uns abwarten, was von dort aus dann entschieden wird.
Diese Schlammschlacht sollte hier nicht weiter kommentiert werden, im Grunde können alle Seiten dabei nur verlieren.
Voodoo: Welche Seiten sehen Sie denn hier? Und wer kann verlieren ausser dem Minister?
Nun, diesen Blog lese ich eigentlich nicht, um das zu lesen, was ich auch auf allen anderen Kanälen finden kann.
Klar, gerade nicht das Beste Thema für diesen Blog, trotzdem ist die Berichterstattung einfach klasse!
Vielen Dank für die Interviewauszüge, in denen man sehr schnell Bild-Zeitungs und ernstgemeinten Journalismus zu unterscheiden lernen sollte!
Ein Lob an beide Pressesprecher.. nicht um den heißen Brei herumgeredet obwohl es eigentlich garnichts zu „erläutern“ gab.. sonst ist das ja meißt umgekehrt.
@gento
Na, die Dokumentation der Pressekonferenz finden Sie nicht auf allen anderen Kanälen ;-)
dito
Politik ist ein Drecksgeschäft. Und die Kräher beziehen sich ja schon darauf „endlich den Minister persönlich am Haken zu haben“.
Ich beziehe mich auf beide Seiten:
– Durch Zufall blättert man bei einem Glas Rotwein durch die Dissertation des größten Rivalens der politischen Gegenseite… schon klar.
– Durch Zufall gleichen sich mehrere Passagen einer Dissertation mit anderen Schriften… schon klar.
Daher lehne ich mich zurück und genieße das Popcornkino, was sich gerade entwickelt. Allerdings frage ich mich, warum des Ministers (privates) Vergnügen jetzt so frenetisch von seinen Gegnern zerissen wird – es scheint doch offensichtlich zu sein, das man ihm partout Schaden will, weil man seiner Beliebtheit anders nicht beikommt :-)
Ich fand es übrigens auch unverantwortlich, das Helmut Schmidt einst einfach so Hubschrauber der NATO anforderte, als die Große Flut Hamburg erreichte! Was das den Steuerzahler wohl kostete, man man man…
@ Voodoo
Die Helinummer war nicht so schlimm. Aber er wollte Leos nach Saudi-Arabien verticken.
Das ist unverantwortlich :)
Spaß beiseite. Herr Moritz hat Humor.
Bei der ersten Frage nebst Antwort:
FRAGE: Herr Dr. Moritz, ich wüsste von Ihnen gern, wieso es den Herrn Dr. Guttenberg…
MORITZ: Um dem Vorwurf eines Plagiats gleich zu entgehen: Ich habe keinen Doktortitel.
musste ich erst mal laut lachen. Der Fragesteller scheint einen Sinn für subversiven Humor zu haben.
Daran anschließend empfehle ich die Satire „Wiener Titelwalzer“ von Ephraim Kishon:
http://www.ephraimkishon.de/Satire_Reisen.htm (herunterscrollen)
Als einer derer, die im Kopf des Artikels bedacht wurden, freue ich mich natürlich, auch hier eine Erwähnung zu lesen. Ganz besonders freue ich mich (wie immer) über die Dokumentation der Pressekonferenz.
Zum Thema selbst: Ein wenig Schadenfreude, dass unser Minister für Haargel und Pomade die Verantwortung nun einmal nicht delegieren kann, kann ich mich nicht erwehren. Wenn auch die Kommentare seitens der Grünen („Beim Abschreiben nicht erwischen lassen!“) oder der SPD („Suspendierung bis zur rückhaltlosen Aufklärung der Affäre nicht nur bei Kapitän Schatz!“) etwas am Thema vorbei gehen… (Andererseits – Popcorn!)
@Voodoo: eine Dissertation ist kein Privatvergnügen, was schon daran deutlich wird, dass man die Arbeit veröffentlichen muss. Aber in der Tat, sicherheitsrelevant ist das nur insofern, als dass zu Guttenberg nicht den selbst gesetzten Maßstäben genügt. Dass einige in der Opposition sich nicht entblödet, so zu reagieren, wie sie reagieren, spricht für sich.
Nur noch mal so am Rande zu Herrn Fischer-Lescano. Er ist Gründungsmitglied der linksorienterten politischen Denkfabrik „Institut Solidarische Moderne“(Wiki: „Das Institut Solidarische Moderne e.V. (ISM) ist eine politische Denkfabrik, die sich eine partei- und organisationsübergreifende Debatte von verschiedenen linken Strömungen zum Ziel gesetzt hat“.) Nebenbei liegt die Redaktion der „kritischen Justiz“ auch noch in seinen Händen. Na wenn das alles mal kein Zufall ist…
Also, mal im Ernst… auch wenn ich den Herrn Bundesminister schon selbst einigemale hart kritisiert habe – mit diesem peinlichen und durchsichtigen Angriffen auf seine Person stellen sich die diversen Angreifer aber nur selbst bloß.
Bei entsprechender Motivation wird sich in jeder wissenschaftlichen Arbeit „Unsauberes“ finden lassen. Einfach, weil man bei einem Umfang von 450 Seiten und 1200 Zitationen schon mal den Überblick etwas verlieren kann. Der Bundesminister hat im Gegensatz zu vielen anderen Politikern bei denen dies bekannt wurde offensichtlich selbständig, ohne Hilfe durch sein Büro, diese Arbeit verfaßt, in Teilzeit neben seinen politischen Tätigkeiten.
Wer jemals eine wissenschaftliche Arbeit auch nur in Bruchteilen des Umfangs erarbeitet hat, weiß, welcher Aufwand dahinter steckt. Und wer sich jemals in eine beliebige Unibibliothek setzt wird mit wenig Aufwand herausfinden, daß in allen Bereichen und Fachrichtungen, von der Medizin („Promotion als einsemestriger studienbegleitender Kurs“) bis zu „harten“ Disziplinen wie Physik, Mathematik, Ingenieurwissenschaften deutlich schlechte(re) Promotionen „durchgewunken“ wurden.
Der Bundesminister hat m.E. auf die einzig richtige Art reagiert. Fehlerverzeichnisse („Errata“) sind Standard im wissenschaftlichen Bereich, fließen in Neuauflagen ein und erreichen – nur als Vergleich – in vielen Veröffentlichungen, die mit mehr Aufwand und von mehr Personen vorbereitet wurden, gerne auch mal zweistellige Seitenzahlen. Dennoch würde niemand auf den Gedanken kommen, den Autoren Plagiatismus vorzuwerfen, vor allem wenn – wie wohl in der besagten Dissertation – die zitierten Werke auch noch im Literaturverzeichnis auftauchen. Fehler passieren, sie werden erst dann zum Problem, wenn man sie nicht wahrnehmen möchte.
Also bitte: Angriffe auf die Arbeit des BMVg gerne und jederzeit; aber fachlich korrekt und nicht hintenrum.
Seufz. Ich wusste ja schon, warum ich erst das Thema hier gar nicht aufgreifen wollte…
Mir ist klar, dass man die Vorwürfe gegen Guttenberg sehr, sehr unterschiedlich beurteilen kann. Aber gegen eine Sache wehre ich mich grundsätzlich: dass Kritik von vornherein disqualifiziert wird, weil die Kritiker aus einer politischen Richtung kommen, die einem nicht passt.Falls der Minister plagiiert hat, spielt es keine Rolle, ob ein Mitglied einer schlagenden Verbindung oder ein links ausgerichteter Jurist das herausgefunden hat (auch wenn ersterer das vielleicht weniger laut kundgetan hätte, aber das ist eine andere Frage).
Hm. Ich muß nun durchaus auch etwas zerknirscht eingestehen, daß ich gestern Nacht nicht die kompletten Zusammenstellungen an unzitiert übernommenen Textstellen gelesen habe. Das ist schon etwas… viel.
Da bitte ich doch mal um erste Hilfe der hier anwesenden Akademiker. Ist es wirklich anzunehmen, dass alleine KTzG sich dieses Vorwurfes aussetzen muss bzw. müsste?
Im Prinzip ist jetzt der Startschuss gegeben, alle Dr.-Arbeiten die jemals geschrieben wurden, zu überprüfen. Herzlichen Glückwunsch.
Herr Wiegold hat recht. Die Kritik an zG ist nicht deshalb schlecht, weil sie aus der falschen politischen Ecke kommt. Es geht nicht darum, ob die Arbeit von zG inhaltlich eher seicht oder gut ist. Hier geht es nicht darum, dass sich ein Friseurlehrling beim Haareschneiden vertan hat. Sondern hier geht es um den Vorwurf des mehrfach bewussten Abkupferns, was eine andere Tragweite hat als ein vergessenes Anführungszeichen. Es geht darum, ob eine Doktorarbeit derart gegen die Promotionsordnung verstoßen hat, dass der Titel ggf. wieder aberkannt werden muss. Siehe dazu auch heute die erste Seite im FAZ-Feuilleton mit niederschmetternden Details zur behaupteten Fälschung. Diese Aberkennung wird vermutlich aus politischen, nicht aus inhaltlichen Gründen nicht passieren, da sich die zuständige Uni nicht zum Gespött machen lassen dürfte. Wäre der Minister wirklich der durch und durch bodenständige, ja konservative Franke, als der er sich gerne gibt, hätte er sich den alten Satz in Erinnerung gerufen: Das tut man nicht. Mit dem behaupteten Abkupfern scheint er sich erneut als der unseriöse Hans Dampf in allen Gassen zu erweisen, für den ihn mittlerweile auch in der Truppe manche halten.
Zu Guttenberg kann, wie die FAZ heute richtig schreibt, nicht allein für den bis vor ein paar Wochen positiven Medien-Hype um seine Person verantwortlich gemacht werden. Aber er hat sich auch nicht zurückgenommen, was angesichts seines Amtes und der Bundeswehr im Kriegseinsatz angezeigt gewesen wäre, sondern hin und wieder sogar eine Schüppe draufgelegt, siehe den Weihnachtstrip zum Hindukusch mit Frau und Kerner.
Halten wir die wesentlichen Ergebnisse seines Wirkens in der Bundesregierung vorerst fest:
1. Der Minister hat die „Reform“, insbesondere deren Finanzierung, nicht voreinander.
2. Er kann, siehe Gorch Fock u.a., keine Krise und zu wenig innere Führung.
3. Ohne den Doktor-Titel wäre sein Lebenslauf in Sachen Lebens- und Berufserfahrung noch bedenklich dünner als bisher.
4. Die Bundeswehr mit ihren Soldaten nimmt jetzt seit Wochen großen Schaden, da in der veröffentlichten Meinung nicht die Sicherheit Deutschlands debattiert wird, sondern das Image eines Nachwuchspolitikers.
Es gibt schon gute Programme, die das automatisch prüfen und verdächtige Stellen markieren. Diese kosten aber m.W.n. ein Heidengeld in der Anschaffung und sind sehr teuer im laufenden Unterhalt. Daher scheuen die meisten Unis die Kosten. Nicht einmal die Bw-Universitäten tun dies, obwohl es hier auch noch statusrechtliche Konsequenzen haben könnte.
@BausC:
Im akademischen Betrieb ist es mittlerweile üblich, mindestens vereinzelte Passagen aus einer wissenschaftlichen Arbeit (sei es nun eine Dissertation oder eine einfache Proseminararbeit) durch Google zu jagen. Dies hat nichts (!) mit politischer Motivation zu tun, sondern mit einer gewollten Bewertung einer Arbeit. Und genau diese Bewertung ist ja auch das Ziel einer Rezension.
Sollte sich hier eine (natürlich nichtbelegte) Übereinstimmung ergeben, gilt die Arbeit für mich als durchgefallen. In den Fällen, in denen ich bisher damit zu tun hatte, haben sich die Betroffenen dann auch einsichtig gezeigt.
Übrigens hoffe ich doch sehr, dass diese Kommentarfunktion nicht in die übliche Schlammschlacht ausartet, die z.B. auf SZ o.ä. nachzulesen ist.
Edith: nun, da war jemand schneller. Ich lass es trotzdem mal stehen…
Moin,
der BM ist nach Afghanistan geflüchtet, lieber 20 Tailban als das Berliner Hai-Fischbecken.
Im Raum Kunduz gibt es Sicherung durch die ISAF, aber wer schützt Herrn Dr ????? vor den Recherchen der linken Kampfpresse.
Vielleicht gibt es bald die Schlagzeile in einem großen Blatt: „ich schrieb die Arbeit für den Minister“
Wahrscheinlich nur eine Frage der Summe oder so!!
KM
@BausC
„Da bitte ich doch mal um erste Hilfe der hier anwesenden Akademiker. Ist es wirklich anzunehmen, dass alleine KTzG sich dieses Vorwurfes aussetzen muss bzw. müsste?
Aus eigener Promotionserfahrung: Wenn man eine Idee paraphrasiert, kann sich das stellenweise schon sehr ähnlich anhören wie der Originaltext, und es mag bei tausend Fußnoten im Einzelfall schon vorkommen, dass man eine einzelne Quellenangabe vergisst oder diese in einem Absatz davor genannt hat und nicht erneut in eine Fußnote einfügt, weil die Quellenangabe ja im Kontext schon erfolgt ist. Die von den Medien veröffentlichten Textparallelen sehen aber nicht aus wie übliche Erscheinungen in Dissertationen, sondern wie bloßer Plagiarismus. Wahrscheinlich wird er die Verantwortung auf den wissenschaftlichen Dienst des Bundestags abschieben, aber es dürfte schwer werden, die Vorwürfe zu grundsätzlich zu entkräften.
Dass es sich bei der Aufdeckung dieses mutmaßlichen Plagiarismus nicht um reinen Zufall handelt, dürfte davon abgesehen doch sehr wahrscheinlich sein. Guttenberg hat viele Feinde, auch in CDU/CSU. Als nächstes kommen vielleicht „rechte“ Zitate, die er bei einem Vortrag bei einer Burschenschaft gehalten hat oder ähnliches. Die Beispiele Jenninger oder Hohmann zeigen, wie leicht man auf diesem Weg Politiker erledigen kann. Ich fände es nur schade, wenn er wegen so etwas gehen müsste und nicht wegen seines m.E. viel problematischeren Opportunismus und seiner illoyalen Auslieferung deutscher Offiziere an die Empörungsmedien.
Es ist wie im Film „Enthüllung“. Hier muss man konzentriert auf das zu lösende Problem bedacht sein : Neugliederung der Bundeswehr, ein wichtiges Standbein der Politik (ja, wirklich).
Aölso das kostet Leben, wenn es daneben geht. Dann eben Neuauflage und weiter. Das Ziel nicht aus den Augen lassen. Dreckwerfen (auch wenn durchaus gerechtfertigt…) gehört scheinbar zum neuen Geschäft, obwohl es traditionell dem Wähler nicht gefällt.
Wenn man sich bei einer wissenschaftlichen Arbeit mit einer Materie auseinandersetzt, liest man mindestens den zehnfachen Umfang an Literatur im Verglich zum Ergebnis.
Und bestimmte Passagen bleiben teilweise unbewusst im Gedächtnis bzw. man übernimmt manchmal bestimmte Redeformen und Sätze, ohne dass es einem selber bewußt ist.
Ich bin mir sicher, dass es genug Wirtschaftswissenschaftler und Geisteswissenschaftler vor dem Internet gegeben hat, die großzügig zitiert haben.
Nur weil man das heutzutage herausfinden kann, heisst das ja noch lange nicht, dass jemand eine schlechte Arbeit abgeliefert hat oder falsche Schlüsse gezogen hat.
Insgesamt handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit lediglich nur um einen „redaktionellen Fehler“ und genauso wird der Herr Minister es nicht verinnerlicht haben, dass die Quellenangaben und die Kennzeichnung dieser einzelnen Passagen womöglich fehlen.
Es gab eine Google-Docs-Gruppe mit weiteren unbelegten Zitaten. Wegen Überlastung ist die Gruppe zu Wikia umgezogen und sammelt dort munter weitere Beispiele (aktuell 23 Punkte – also mehr als gestern in der Presse):
http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/GuttenPlag_Wiki
@T.Wiegold
Jetzt sind wir doch mal ehrlich. Tanklaster, Rausschmiss GI und O Klein, Besuch des Ministers mit seiner Frau bei der Truppe, GoFo, Feldpost, Schießunfall und jetzt seine Dissertation. Man wird allmählich irgendwie den Eindruck nicht los, dass manche mit aller Gewalt einem Menschen erheblichen Schaden zufügen möchte. Ihren Vergleich am Ende Ihrer letzten Ausführung halte ich für nicht sinnvoll. Fakt ist, dass Prof. Fischer linksorientiert ist und für mich stellt sich doch die Frage, warum tritt er denn jetzt mit seinen Vorwürfen an die Öffentlichkeit? Es erweckt immer mehr den Eindruck einer „Litigation“ PR und dies hat zu Guttenberg beim besten Willen nicht verdient. Und Herr Wiegold, schlagende Verbindungen bitte nicht alle in ein dunkles, braunes und rechtes Spektrum stecken. Denn dann sollten wir mal eine Excursion über die Geschichte der Studentenverbindungen abhalten, dass sicherlich nicht zu Ihrem hervorragenden Blog(!) passt. Es ist mir zu klischeelastig.
Die Bundeskanzlerin sollte ihn bis zur endgültigen Prüfung der Vorwürfe „aus der Schusslinie nehmen“ und als Sachbearbeiter ins Kanzleramt versetzen… aber nicht als „Vorverurteilung“, wenn alles geklärt ist, kann er natürlich weitermachen…
Ich melde mich nochmals zu Wort und möchte zwei Punkte anmerken:
1. Es ist klar zu trennen zwischen den Vorwürfen des wissenschaftlichen Fehlverhaltens und des Plagiats oder Betrugs. Wenn hier in diesem Umfang nicht korrekt zitiert wurde ist das wissenschaftliches Fehlverhalten. Betrug jedoch setzt die Absicht zu Täuschen voraus. Wäre das wirklich das Ziel des Bundesministers hätte er die entsprechenden Inhalte übernommen und umformuliert, mit dem Ziel gute Gedankengänge zu übernehmen, deren Herkunft jedoch zu verschleiern.
2. Daher kann man bei nüchterner Betrachtung die Fehler nur als (allerdings in diesem Umgang wirklich schwerwiegende) Nachlässigkeit bei der Abfassung des endgültigen Textes auffassen. Der Bundesminister ließ seine Arbeit nach Abgabe im größtmöglichen Maßstab veröffentlichen, bein Annahme einer Betrugsabsicht hätte er sich damit bewußt der Gefahr ausgesetzt, aufzufliegen.
Ich vermute, daß die Textteile ins Dokument kopiert wurden, um als Gedankenstütze beim Abfassen der entsprechenden Abschnitte zu dienen und dann am Ende schlicht unter großem Zeitdruck fälschlicherweise übernommen wurden.
Ich weiß wirklich nicht warum sich alle auf den Guttenberg stürzen, der hat sich ja nicht selber zum Doktor ernannt, sondern eine Uni. Und dort hat auch ein Doktorvater die Dissertation kontrolliert….da kann man nur sagen: falsche Baustelle liebe Kritiker!
@JTR
Naja, demnach wäre ja immer das Opfer von Betrug und Täuschung selbst schuld. Viel spannender ist aus meiner Sicht:
Unser IBuK hat sich in seiner politischen Kernaufgabe (BW-Reform samt Sparvorgaben) völlig verheddert und ist heute nüchtern betrachtet bereits ein gescheiterter Minister. Und in seiner Fraktion/Partei rührt sich keine Hand, ihm irgendwie aus den Patsche zu helfen.
Bis gestern hat es ihm nicht mal geschadet, dass er alles und jedes auf andere abgewälzt hat („Die Bundeskanzlerin sollte ihn bis zur endgültigen Prüfung der Vorwürfe “aus der Schusslinie nehmen” und als Sachbearbeiter ins Kanzleramt versetzen… aber nicht als “Vorverurteilung”, wenn alles geklärt ist, kann er natürlich weitermachen… “ schreibt Ash hier ja nicht so ganz aus der Luft gegriffen). Jetzt darf plötzlich jeder Hans und Franz mit Dreck werfen wegen einer Kleinigkeit, die ein FJ Strauss nicht mal ignoriert hätte. Und in seiner Fraktion/Partei rührt sich keine Hand, ihm irgendwie aus den Patsche zu helfen. Da herrscht jetzt nur noch lautstarke Stille. Es will wohl keiner den Augenblick verpassen, wenn KTzG auf dem Boden aufschlägt.
Da werde ich den Verdacht nicht los, dass die ganze Chose unter „Entsorgung von politischer Konkurrenz im eigenen Stall“ läuft. Denn gerade die Insider haben doch von Anfang an gewußt: Seit Helmut Schmidt war das BMVG jeweils die defintiv letzte Station in der politischen Karriere, danach war noch jeder verbrannt und am Ende – weshalb man dort nur noch Auslaufmodelle hingesetzt hat (Merkel wußte schon warum sie Koch-Adlatus FJ Jung dort platzierte. Hat ja am Ende doch noch geklappt). Und jetzt ist ausgerechnet das wohl größte politische Talent der Union rein zufällig in dieser Entsorgungsanlage gelandet? Da haben wohl Naivität einer- und böser Wille andererseits übelst zusammengespielt.
Zitat:
„Nichtsdestotrotz gestehe ich, dass ich stellvertretend für „Gutti“ einen Schmerz gespürt habe: den der Scham“ (zeitgeist-Autorin Friederike Beck)
„Guttenberg-Dossier“ in mehreren Teilen veröffentlicht – exklusiv auf zeitgeist Online.
http://www.zeitgeist-online.de/exklusivonline/dossiers-und-analysen/230-das-guttenberg-dossier-teil-1.html
…
Unser IBuK hat sich in seiner politischen Kernaufgabe (BW-Reform samt Sparvorgaben) völlig verheddert und ist heute nüchtern betrachtet bereits ein gescheiterter Minister
…
@zivi
Könnten Sie bitte diese Sätze näher erläutern? Da Sie wohl über bessere Detailkenntnisse verfügen, als manch‘ andere Leser, wäre es nett Ihr Wissen mit uns zu teilen.
Zum Beispiel wusste ich nicht, dass zur Kernaufgabe des Verteidigungsministers irgendwelche Sparvorgaben gehören – die Kernaufgabe ist afik die Führung der Streitkräfte und der obersten Bundesbehörde für die Fragen der Verteidigung und der Bundeswehr. Erst danach kommt diese Aufgabe – die der bezahlbaren Strukrutreform.
Meiner Meinung nach sollten die Arbeiten des Ministers daran gemessen werden, wie viel er für die Bundeswehr und ihre Soldaten tun kann und keineswegs daran, in wie weit er dem Spardiktat eines anderen Resorts folgt. Er hat ziemlich drastisch und bisher erfolgreich klargestellt, dass die erträumten Sparziele mit unseren (Bündnis-)Aufgaben nicht in Einklang zu bringen sind.
Aber möglicherweise sehe ich das ja falsch.
Btw: man sollte vielleicht das Privatleben vom Beruf trennen
Kinners was regt Ihrt Euch denn auf ??
Das im Zusammenhang mit dem „gegelten Baron“ versucht wird jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf zu treiben und jedes Augenzwinkern oder Zuckung desselben zu m.E. paranoiden Deutungen führt, hat in meinen Augen etwas vom Komödienstadl.
Warten wir mal ab, was von den Vorwürfen übrig bleibt, dann ist Zeit zu handeln.
Was hier in die Abläufe hineininterpretiert wird ist gelinde gesagt so daneben, das es nicht Ernst zu nehmen ist. Im übrigen, wann in der Vergangenheit ist KTzG mit seinem Dr.-Titel denn in Erscheinung getreten ? In der Presse war er doch nur der glamouröse Baron nebst hübscher Ehefrau der, als deutscher JFK, zunächst aufgebaut und als er dann daran nicht scheiterte niedergeschrieben wird.
Alle urdeutschen Grundtugenden wie Neid, Mißgunst und das berühmte unten gegen „die da oben“ wird in diesen Klischees bedient.
Wer allerdings wie unser Zivi daraus jetzt schon den Schluß zieht KTzG wäre gescheitert, verfügt entweder über exclusives Insiderwissen oder aber der Wunsch ist der Vater des Gedanken.
Abgerechnet wird aber jeweils am Ende des Tages, mit dem was übrigbleibt.
@mwk:
Er soll die Bundeswehr umbauen (Einsatzarmee aus Berufssoldaten etc), was zusätzliches Geld kostet, wenn es ernsthaft angegangen wird. Gleichzeitig soll er aber ordentlich Geld sparen. Diese beiden Punkte sind ja wohl ganz klar die Vorgaben aus dem Kanzleramt und dem Kabinett an den Herrn Baron. Das ist auch keine Neuigkeit, sondern hier schon mehrfach thematisiert worden. Was dabei vielleicht nicht so klar gesagt wurde: Es sind nicht zuletzt seine eigenen Parteifreunde, die den Baron damit auf eine Rennbahn gestellt haben, deren Ziellinie eine solide Betonwand ist. Jetzt warten die Paretifreunde auf das Ergebnis. Hält der Kopf oder die Wand?
@zivi
Genau das habe ich nicht gesagt. Sondern: Der Doktorvater der die Arbeit kontrolliert hat, hat entweder seinen Job schlecht gemacht oder wurde dafür bezahlt. Auf diese Taten können Konsequenzen folgen. Alles andere was Sie noch nennen ist hinsichtlich der Dissertation völlig irrelevant.
Was die Medien daraus machen ist nur eine üble Schlammschlacht und versucht alle Klischees zu bedienen(z.B. unten gegen oben..).
Man stelle sich vor, was einem jungen Oberleutnant an einer Bundeswehr-Uni widerfahren würde, wenn man ihm einen solchen Vorwurf machen könnte: Disziplinare Maßnahmen, Ende der Karriere. Wie in Gottes Namen soll der IBuK den Studierenden in Uniform noch ein Vorbild (in Haltung und Pflichterfüllung) sein?
@Zivi
Danke für die plastische Formulierung. Vielleicht entfaltet das Haargel ja Schutzwirkungen. (das Popcorn schmeckt vorzüglich) Ich persönlich glaube, das wird er überstehen und besser und sattelfester als zuvor da oben hantieren. Man muss ihn nicht mögen, aber gibt es irgendwo wirklich einen besseren Kandidaten, egal welcher Parteizugehörigkeit?
Allerdings kostet dieser ganze Quatsch Zeit, Nerven und lenkt vom eigentlichen Thema Umbau der Streitkräfte mächtig ab. Momentan sind soviele wichtige Entscheidungen nicht getroffen worden und das schadet uns dann doch mächtig.
@LTC007
Aus welchem Grund sollte der Minister ein Vorbild an Haltung und Pflichterfüllung sein?
Während meiner Dozentenzeit an der Uni habe ich mehrfach Diplomarbeiten wegen wörtlicher Zitaten ohne Quellenangaben mit ungenügend bewertet. Diese enthielten erheblich weniger Plagiatstellen als die Dissertation des Herrn z.G..
Die vielen dokumentierten Stellen in der Dissertation sind offensichtlich wortwörtlich übernommen. Die bei der Abgabe der Dissertation von z.G unterzeichnete Erklärung einer eigenständigen Arbeit is damit falsch gewesen. Der Titel muss ihm demnach aberkannt werden.
Wenn das nicht geschieht dann wohl nur aus politischen Gründen. Der Ruf der betroffenen Uni wird dann beschädigt sein.
@Roman: Wenn Sie das nicht wissen, was machen Sie dann in diesem Blog?
Doktorarbeiten sind in der Regel nicht viel mehr, als die Aneinanderreihung von Zitaten anderer Autoren. Der Vorwurf lautet also, einige dieser Zitate nicht einzeln als solche ordnungsgemäß gekennzeichnet zu haben. Im Gesamtquellenverzeichnis sollen aber (lt. Medien) die Quellen lückenlos aufgeführt sein. Es handelt sich also um kein „Staatsverbrechen“, sondern eher um eine Nachlässigkeit, die selbst den „Doktorvätern“ nicht aufgefallen ist. Ich glaube da hat man gezielt ergebnisorientiert (möglicherweise im Auftrag) gesucht und gefunden. Wer erfolgreich und beliebt ist, der hat natürlich auch viele Neider. Das erinnert mich irgendwie an bekannte Stasimethoden, um Personen zu diskreditieren, wenn man ihnen nicht anderweitig beikommen kann. Eine abscheuliche Praxis.
@ Stefan
Sie mißverstehen da etwas. Guttenberg hat ganze Absätze einzelner Autoren komplett übernommen. Das ist kein Versehen, sondern ein bewußter Verstoß gegen die allgemeinen Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens. Diese lernt ein Student schon im ersten Semester. Ferner werden in wissenschaftlichen Arbeiten meistens nur indirekte Zitate benutzt, da direkte Zitate nur sehr selten verwendet werden sollen.
Selbst wenn er z.B. das Faz Zitat aus der Einleitung gekennzeichnet hätte, wäre es ein ziemlich schlechter Stil gewesen, seine Dissertation mit einem 10 Zeilen langen direkten Zitat zu beginnen.
Als ihm der Doktor verliehen wurde, war er noch kein Kabinettsmitglied, gell? Dürfte also kein Bonus gehabt haben. Von daher… Am besten mal diejenigen fragen, die die Arbeit geprüft haben. Ansonsten hat er eventuell eine fehlerhafte Arbeit abgegeben…
Ja mein Gott… Erst mal harte Beweise (weniger Infosturm und Wirrwarr) und vor allem objektive Revisionen… Vielleicht muss er ein paar Fußnoten nachtragen :)
Bis dahin bleibt der Eindruck erhalten, dass hier ein Mann öffentlich hingerichtet werden soll, der bisher in den meisten Fällen fremde Fehler ausbaden musste.
Bei aller berechtigten Kritik an verschiedenen Entscheidungen, sollte man stets sportlich bleiben, nech.
Entweder sollte eine Promotion nur denen vorbehalten sein, die wirkliches Wissen schaffen und Sinnvolles erforschen oder man gönnt den Metastudienerstellenden die Zusatzbuchstaben zum Wohle von Patienten und Klienten und Wählern, die sich dadurch besser aufgehoben fühlen.
Es gibt ganze Geschäftszweige, die sich spezialisiert haben „legal“ bei Doktorarbeiten zu „helfen“….
@ b
bei 1200 Quellen, muss man da die ganzen Quellen von vorne bis hinten gelesen und verstanden haben oder reicht das Lesen eines „herausgesuchten“ Abschnittes ?
Bei so einem schwerwiegenden Vorwurf, der ja nicht aus der Luft gegriffen ist, von eine politische Kampagne zu vermuten ist einfach nur abwegig. Ein Plagiat bei einer Dissertation ist schon eine ganz andere Kategorie als die laecherliche Gorch Fock-Lappalie oder das Schassen eines ungewollten Generalinspekteurs.
Es ist auch etwas anderes ob ein Wissenschaftler (ja, auch die Diss eines Politikers ist eine wissenschaftliche Arbeit) vergisst eine Stelle mit einer Quelle zu belegen, oder ob ein woertliches Zitat nicht markiert ist. Das erstere kann durch unaufmerksamkeit geschehen, das letztere eigentlich nur absichtlich. Da ist es unerheblich ob es eine oder 50 Seiten Bibliographie gibt.
Natuerlich ist es immer noch eine Ermessensfrage, der Uni Bayreuth, ob das zu einer Aberkennung des Doktorgrads fuehren muss. Falls dem nicht so ist, heisst das noch lange nicht wie b schreibt: „Wenn das nicht geschieht dann wohl nur aus politischen Gründen. Der Ruf der betroffenen Uni wird dann beschädigt sein.“
Die Diss als ganzes kann ja immer noch die notwendigen Vorraussetzungen erfuellen.
Ein Verstoss gegen die akademische Ehrlichkeit ist aber sehr erschreckend da dies zeigt, dass Guttenberg die wichtigsten Prinzipien bei seiner wissenschaftlichen Taetigkeit nicht verstanden hat.
@Julia Münkemüller: Das ist sehr abhängig von der Fachrichtung. Die Anzahl von 1200 Fußnoten, also Zitationen (nicht 1200 Quellen!) allein gibt da noch keinen Hinweis.
Guttenbergs Doktorvater, der inzwischen emeritierte Jura-Professor und renommierte Staatsrechtslehrer Peter Häberle (76) von der Universität Bayreuth, verteidigt den Minister.
• WAS SAGT GUTTENBERGS DOKTORVATER?
Guttenbergs Doktorvater, der inzwischen emeritierte Jura-Professor und renommierte Staatsrechtslehrer Peter Häberle (76) von der Universität Bayreuth, verteidigt den Minister.
Er sagte BILD: „Der Vorwurf ist absurd, die Arbeit ist kein Plagiat. Sie wurde von mir in zahlreichen Beratungsgesprächen eingehend kontrolliert. Herr zu Guttenberg war einer meiner besten Seminaristen und Doktoranden.“
Nachfolgender Beitrag bringt es wohl auf den Punkt.
Lieber Dr. zu Guttenberg,
worum geht es bei den Plagiatsvorwürfen um Ihre Doktorarbeit? Um die Reinheit der Wissenschaft? Oder darum, einen Superstar zu entzaubern? …
hier der vollständige Beitrag:
http://www.bild.de/BILD/news/standards/post-von-wagner/2011/02/17/post-von-wagner.html
Bei den 1200 Fußnoten dürften die meisten auf Rechtsprechung verweisen oder auf Gesetzes-Kommentare. Das sind Sachen, die man sich in der Regel genauso wenig von vorne bis hinten durchliest wie ein Lexikon oder ein Wörterbuch.
energist | 17. Februar 2011 – 13:13
„Ich vermute, daß die Textteile ins Dokument kopiert wurden, um als Gedankenstütze beim Abfassen der entsprechenden Abschnitte zu dienen und dann am Ende schlicht unter großem Zeitdruck fälschlicherweise übernommen wurden.“
Volle Zustimmung. Aus meiner eigenen Promotions- und Lehrerfahrung erscheint mir das Vorgehen auf den ersten Blick eher als ein Beispiel schlechten wissenschaftlichen Arbeitens denn als ein gezieltes Plagiat. Zudem laedt das Dissertationsthema nun auch wirklich nicht zu einem ueberragenden wissenschaftlichen Beitrag ein. Letztendlichen Aufschluss kann aber dann wohl nur die Verwendung einer Plagiatssoftware geben, die es erlauben wuerde, den Anteil plagiierter Stellen zu ermitteln.
Es gibt ein Wikiprojekt das die Textpassagen aufführt, die Gegenstand der Diskussion sind:
http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Plagiate
Das ist halt was dabei herauskommt wenn man den Unantastbaren mimt.