Nicht nur für Geeks: Smartphone für die Kampftruppe
Hier zu Lande mag man ja nicht so gerne öffentlich darüber reden, dass die ganze schöne neue Technik, Web 2.0, SmartPhones und was es sonst noch alles so gibt, nicht nur was für Computerinteressierte ist. Sondern selbstverständlich auch für Zwecke der Kriegsführung angewendet werden kann und wird.
Bei den Amerikanern geht das alles etwas offener zu, wie dieses auf YouTube eingestellte Video der Firma Palantir zeigt. Über deren System zur Zusammenführung und Auswertung von Informationen die U.S. Army einen Vertrag abgeschlossen hat (bei dem mich nur wundert, dass das Netzwerk in 16 Monaten vollständig sein soll – wollten die Amis da nicht schon längst mit dem Abzug begonnen haben?).
Wenn ich mir das Werbevideo da so anschaue frag ich mich, ob das afghanische Hinterland, oder irgend nen Stück Wüste, wirklich eine ausreichend gute UMTS Abdeckung hat. Also besser, als so mancher Vorort in Deutschland…
Ansonsten werden die mit der Technik wohl nicht ganz soviel Spass haben.
Da bin ich mal gespannt, wie viele Friedenspazifisten nun ihr „Kriegswerkzeug“ entsorgen ;-)
Das geht nicht, weil damit „generalstabsmäßig“ ja die ganze Bandbreite an Aktionen gegen Firmen koordiniert werden müssen, die aktiv mit den Streitkräften zusammenarbeiten…
@Torsten
Ich vermute mal, das ist bislang ein Technik-Demonstrator, und sie werden auch auf eigene Netze mit UMTS-Technik setzen (finde den Link derzeit nicht, aber irgendwo gab’s eine Meldung, dass die so was eigenes aufbauen). So kleine Luftschiffe sind ja auch feine private Sendemasten…
„So kleine Luftschiffe sind ja auch feine private Sendemasten…“
Aber auch leicht runterzuholen, oder?
Kommt auf die Flughöhe an.
btw. weiß da einer näheres zu ?
@StFwdR
In Afghanistan werden zahlreiche „Aerostats“ eingesetzt. Von Abschüssen habe ich noch nichts gehört.
http://www.lockheedmartin.com/data/assets/ms2/pdf/AerostatSystems.pdf
Diese Systeme werden aber wohl für Nachrichtengewinnung und Aufklärung eingesetzt.
Für den Aufbau von Mobilfunknetzen gibt es wohl andere Lösungen:
http://www.milsatmagazine.com/cgi-bin/display_article.cgi?number=1435005486
Israel hat die Dinger stationär an der Grenze zum Gaza-Streifen, quasi als Fesselballon, stationiert. So leicht sind die in entsprechender Höhe (ich meine mal was von 800 m Höhe gelesen zu haben) wohl nicht runterzuholen, sonst würde die HAMAS das wohl machen.
Zumindest die Hamas besitzt aber ohne jeden Zweifel Waffen, die ein so gut wie unbewegliches Ziel in 800m Höhe bekämpfen können. Das könnte man ja vielleicht mit einem PK noch hinbekommen.
Interessantes Thema…
@ T.Wiegold | 28. Dezember 2010 – 11:11
Ich denke, hier geht es in erster Linie um die Software. Dass Soldaten andere Hardware mit ins Feld nehmen, als so ein anfälliges Smartphone Irgendwas Dingsbums, sollte klar sein.
Diese Netzwerk- Datenverbundansätze laufen/sollen laufen mit der militärischen Version von LTE in Verbindung mit IPv6. UMTS ist ja eher Technik von gestern, die weder die notwendige Bandbreite, noch die nötige Flexibilität bietet. Mit dynamischen Netzstrukturen kommt UMTS eher mäßig zurecht. Zudem ist die Reichweite für militärische Anwendungen inakzeptabel.
Nur hat die Frage, wie ich übertrage (LTE, UMTS … also im OSI-Schichtenmodell der ganze Kram von Layer 1- 4) so ziemlich gar nichts mit einer Software- Anwendung zu tun, die auf Layer 7 (Application- Layer) stattfindet und maximal an Layer 5 – 6 kratzt.
Statische Infrastruktur ist bei den geplanten Kommunikationsnetzen eher die Ausnahme und auf gesicherte Bereiche beschränkt. Sendemasten in der Landschaft gibt es nicht – oder dienen als Honigfalle. Im Prinzip soll jedes Fahrzeug eine Sende/Repeater- Box bekommen. Agiert nur abgesetzte Infanterie, so gibt es einen Data Link in der Luft, also einen Integrator o.ä. mit entsprechendem Missionsmodul.
Wirklich interessant wird es dann, wenn diese Programme mit Komponenten wie XM116 etc. gekoppelt werden. Dann können die vereinigten Infanterie- Kommandeure erst einmal neue Taktiken lernen…
Also die kleinen Flugrobtor die die Bw auch nutzt um Fotos zu machen, von denen gibts auch ne Sendemastvariante. Die fliegen nicht, die Schweben nur. Und das in geringen höhen. Die suchen sich selbständig Bereiche aus wo die Netzabdeckung zusammengebrochen ist. Ist eigentlich für den Fall von Katastrophen gedacht.
Also ich denke die kann man sehr schnell vom Himmel holen.
@Sun Tzu
Wirklich interessant wird es dann, wenn diese Programme mit Komponenten wie XM116 etc. gekoppelt werden. Dann können die vereinigten Infanterie- Kommandeure erst einmal neue Taktiken lernen…
Genau das ist die Einstellung die zu den bekannten Ergebnissen führt.
Blinder Technikglaube ist der Anfang vom Ende.
@ StFwdR | 28. Dezember 2010 – 19:56
Sehe ich anders.
Es bringt überhaupt nichts, der Truppe Technik hinzustellen, mit der sie nicht umgehen kann.
Zudem verändert neue Ausrüstung nun mal taktische Möglichkeiten. Humane Ressourcen müssen da zur Ausrüstung „kompatibel“ sein. Das bedingt Ausbildung und heranführen an die neuen Möglichkeiten. (Wenn man dem Kämpfer statt der Keule ein Gewehr gibt, bringt das überhaupt nichts, wenn er weiter damit nur zuschlägt …)
Wenn man also neue Technik einführt, so müssen die, die damit umgehen sollen, sehr genau mit den sich daraus ergebenden Möglichkeiten und Schwächen vertraut sein, um erfolgreich agieren zu können.
Der von Ihnen (zu Recht) kritisierte blinde Technikglaube rührt ja wesentlich daher, dass man Anwender und Technik nicht zusammenführt, sondern der Truppe einfach mal was „hinstellt“.
Leider sind es oft gerade die Feldkommandeure, die sich mit neuen Möglichkeiten schwer tun. Oft ist das so, weil es ihnen nie richtig gezeigt wurde. Wenn aus Seiten der Entwickler Mist gebaut wurde, fällt auch das in den Konflikten bei der Schulung der Kommandeure auf. Der Gefreite reist das Maul nicht auf, wenn ihm Schrott vorgesetzt wird. Bei Offizieren sollte das anders sein.
Im Prinzip gebe ich Ihnen Recht, das Problem aus meiner Sicht ( und Erfahrung ) ist schlicht die Gefahr, das sich dann nur noch auf die neue Technik verlassen wird ;-)
Mal abgesehen davon das vieles halbgarer Kram ist, der nicht über die benötigten Schnittstellen zur vollen Integration verfügt, sind dies in meinen Augen Spielzeug für Power-Point-Offiziere. Damit gewinnt man aber keinen Konflikt.
Egal wie modern die Waffen sind, entscheidend sind immer noch die Bediener.
Natürlich müssen diese auf dem neuen Systemen eingewiesen, geschult und geübt sein, damit sie das volle Potential entfalten können, aber es muß auch ohne gehen.
Die Entfernung muß auch über Hilfsmittel statt Laser ermittelt werden können.
Wenn das GPS mal nicht geht, Karte & Kompass tuns doch auch, nur schlecht wenn der örtliche Führer damit nicht ( mehr ) umgehen kann.
Um bei Ihrem Beispiel zu bleiben :
Wenn die (störanfällige ) Technik mal versagt ist er wieder bei der Keule.
Und Verzeihung, das sehe ich komplett anders, die „Spezialisten“ im Umgang mit Ihren Systemen sind die Nutzer, und dort die Dienstgrade. Zu meiner Zeit waren das Unteroffiziere bis Oberleutnante, die als TE-Führer noch „im Geschäft“ waren.
Später als Cheffe und höher hatten die einen andere Sorgen als sich um die Feinheiten des Gerätes und der daraus resultierenden Möglichkeiten zu kümmern, das übernahmen dann die andern, in der Regel Feldwebeldienstgrade, die Jahrelang „im Geschäft“ blieben.
Leider hat sich das in den letzten Jahren massiv geändert, die neuen Ausbildungen der Unterführer zeigt hier gravierende Auswirkungen.
Aus meiner Sicht der Panzerei, ( ich weiß eine aussterbende Gattung ) ist es schlicht so, das die Besatzung bis auf die Ebenen Zug / Kp das entscheidende Momentum im Gefecht ist. Diese und nur diese tragen die Last und arbeiten mit dem Gerät.
Von daher ist es Aufgabe diesen Personenkreis mit dem neuen Systemen „kompatibel“ zu machen, die Feldkommandeure ( ab welcher Ebene meinen sie das eigentlich ? ) sehen doch nur das „große Ganze“ und den eigenen Auftrag.
Da sich mit neuen Ausrüstungen neue Möglichkeiten des praktischen Einsatzes ergeben ist doch nur normal, aber da wird sich kein Kommandeur länger mit beschäftigen, ihm reicht es wenn er weiß das sich die Feuerkraft / Geschwindigkeit / Operationsfähigkeit bei Nacht und schlechter Sicht in eine bestimmte Richtung entwickelt.
Es ist auch nicht Aufgabe des Gefreiten „das Maul“ aufzureißen wenn Schrott kommt, dafür hatte er zu meiner Zeit einen „gestandenen“ Zugführer. Ob der Offizier war sollte nebensächlich sein.
@StFwdR – Volle Zustimmung zu ihrem letzten Kommentar.
Man sollte sich vor der Einführung jeder solcher Technik fragen wie die sich womöglich in einem „großen vaterländischen“ Konflikt bewähren würde. Das elektromagnetische Spektrum dürfte dann im Zweifel eher gestört sein und Drohnen oder Ballons würden wohl innerhalb von Minuten wieder herunterkommen.
Wenn wir die Bundeswehr damit ausrüsten dann wird sie am Ende den Verkehr in einem afghanischen Dorf regeln können, aber nicht mehr fähig sein große Konflikte zu führen.
Eine zusätzliche Gefahr bei diesen vernetzten Gimmicks ist es das sich die höhere Führung damit in der Lage und ermächtigt fühlt den unteren Ebenen bis ins Detail das Vorgehen zu befehlen. SMS vom Oberst an den Gruppenführen „Sehe sie auf meinem Schirm. Sie müssen jetzt links herum flanken!“ Das widerspricht dem Konzept der Auftragstaktik und kann nur schief gehen.
„Eine zusätzliche Gefahr bei diesen vernetzten Gimmicks ist es das sich die höhere Führung damit in der Lage und ermächtigt fühlt den unteren Ebenen bis ins Detail das Vorgehen zu befehlen. SMS vom Oberst an den Gruppenführen “Sehe sie auf meinem Schirm. Sie müssen jetzt links herum flanken!” Das widerspricht dem Konzept der Auftragstaktik und kann nur schief gehen.“
Aber die Amis haben doch ihr Land Warrior System, da brauchen wir auch so was tolles! Kann ja nur gut ein! *augenroll*