Knopf im Ohr – die Erläuterung
Der eine oder andere erinnert sich: Vor zehn Tagen hatte ich auf den Bundeswehr-Auftrag über 3,3 Millionen Euro für die Firma CeoTronics AG hingewiesen, die – vereinfacht gesagt – Ohrstöpsel für Funkgeräte liefert. Weil kurz vorher die Bundeswehr bekannt gegeben hatte, 930 neue zertifizierte Sprechsätze für das System Infanterist der Zukunft – Erweitertes System (Idz/ES) zu bestellen, konnte man zu dem Schluss kommen, da würden Knöpfe im Ohr für 3.500 Euro das Stück beschafft….
Das Unternehmen teilte mir recht schnell mit, dass diese Rechnung nicht stimme. Aber wie es sich nun verhält, wollte mir die CeoTronics AG nun auch nicht sagen. Also habe ich das Verteidigungsministerium gefragt. Und gerade eben kam die Antwort:
Mit der Einführung des Ausrüstungssystems „Infanterist der Zukunft“ (IdZ)
konnte ein erheblicher Fähigkeitsaufwuchs für den infanteristisch
eingesetzten, abgesessenen Soldaten erreicht werden. Die
Fähigkeitsverbesserungen konzentrieren sich auf die Bereiche „Wirksamkeit
im Einsatz“, „Überlebensfähigkeit und Schutz“, „Durchhaltefähigkeit/
Mobilität“ und „Führungsfähigkeit“. Mit dem IdZ Basissystem können bereits
wesentliche Anforderungen an die Ausrüstung erfüllt werden.
Im Hinblick auf die Führungsfähigkeit und den Informationsaustausch
innerhalb einer Gruppe von Infanteristen kommt dem sogenannten Sprechsatz
besondere Bedeutung zu. Um den Soldaten im Einsatz bestmöglich
auszurüsten, werden Sprechsätze benötigt, die sowohl Kommunikation und
Gehörschutz als auch ein Tragen des Gefechtshelms ermöglichen. Für die
Zertifizierung dieses Gehörschutzes sind die Sprechsätze mit Ohrstücken
(Otoplastiken) auszustatten, die auf den individuellen Soldaten angepasst
werden müssen.
Auf der Basis einer durchgeführten Vergleichsuntersuchung verschiedener
Fabrikate wurde schließlich die Fa. CeoTronics mit der Umrüstung dieser
ursprünglich von Fa. Sennheiser gelieferten Sprechsätze beauftragt.
Im Rahmen des genannten Auftrages sind mehrere tausend auf den
individuellen Soldaten angepasste Ohrstücke (Otoplastiken) zu fertigen und
bei jedem Soldaten auf Dichtigkeit zu überprüfen. Im Hinblick auf die
Anzahl der Otoplastiken sind neben den aktuell im Einsatz befindlichen
Systemen auch künftige Einsatzkontingente – einschließlich der
einsatzvorbereitenden Ausbildung – und Ersatzteile zu berücksichtigen.
Jenseits der Beschaffungslyrik soll das wohl heißen: Wir haben gemerkt, dass die vorhandenen Sprechsätze für das seit ein paar Jahren eingeführte Basis-System Infanterist der Zukunft (IdZ) technisch nicht dem entsprechen, was wir wollen. Deshalb rüsten wir dieses Basis-System für ein paar tausend Soldaten nach (wie viele solcher Systeme sind eigentlich eingeführt?). Außerdem rechnen wir damit, dass das Basis-System noch eine Weile im Einsatz gebraucht wird, und für die Zukunft bestellen wir auch noch ein bisschen Ohrstücke mit.
Also immer noch Flickschusterei und Praktikanten in der Beschaffung ;-)
Also so einfach sollte man sich das nicht machen. Denn wenn es nach dem Willen gewisser Herren geht, dann wird immer alles bis zum geht nicht mehr getestet. In den Test dann selber werden wieder Änderungswünsche eingebracht und wieder getestet und so geht das immer weiter und weiter. Natürlich findet man immer etwas zum verbessern, aber ich bin ehrlich gesagt froh, dass nun zumindest mal Geld in die Hand genommen wird und an dem System etwas verbessert wird.
Na ja wie man es nimmt. ;-)
Wie lange basteln die jetzt am IdZ ?
Und wenn schon Systeme eingekauft werden die von vornherein nur eingeschränkt fähig sind die gestellten Aufgaben zu erfüllen und an absehbaren profanen Kompatiblitätsproblemen leiden, dann darf man schon die Frage nach Verantwortlichkeit stellen.
@SrFwdR
Dafür gibt es dann IDZ-ES bei IDZ konnte man doch schließlich nicht ahnen, das ein Soldat Gehörschutz,Sprechfunk und seinen Helm gleichzeitig benutzen will ;-)
Spaß beiseite…hätte die BW dieses Geld nicht investiert, würden jetzt auch wieder alle jammern, das sich nichts tut. So ist es doch eine sinnvolle Verbesserung.
P.s bei IDZ-ES dürfen wir gespannt sein, was den Sprechsatz betrifft, da momentan interessante Helmdesgins kursieren. Die Ausspaarungen an diesen Helmen, veranlassen mich zu der Annahme, das man in Zukunft auf Kopfhörersätze setzen
möchte, wie es bei vielen special forces standart ist. Hätte natürlich auch den Vorteil, das man diese nicht auf jeden Soldaten anpassen muss.
@T.Wiegold
In diesem Zusammenhang würde mich interessieren, ob diese Beschaffung tatsächlich auf IDZ-ES abziehlt (wie oben beschrieben) oder nur die obsoleszen von IDZ beseitigen soll (wie unten beschrieben).
@Bang50
Ist mir auch nicht so ganz klar – aber mir scheint, es handelt sich um zwei unterschiedliche Beschaffungsvorgänge…
Die Anpassung an jeden neuen Kontingentteilnehmer ist Wahnsinn, das wird nicht lange klappen. Besonders dann, wenn man kurzfristig abgerufen wird, was ja nun nicht gerade selten passiert – würde mich nicht wundern, wenn dann fix ein Soldat ohne passenden Gehörschutz im Regen steht.
Das Helmkonzept IdZ-eS, welches als Photo im Netz kursierte, ist auch schon länger überholt… Die Amerikaner haben mittlerweile mit dem FAST – Helmet ein Modell, was bei gleichem Schutz wesentlich leichter ist, als das Schuberth-Modell aus dem eS-Truppenversuch. ( http://www.ownthenight.com/catalog/i197.html )
Das kommt davon, wenn zwischen Ausschreiben und Erproben Lichtjahre und eine unflexible Verwealtung liegen…
Äh, Antwort? Was kostet denn nunso ein Teil?
Die Otoplasten werden i.R.d. Basissystems (IdZ-BS) beschafft, dass hat mit dem erweiterten System (IdZ-ES) nichts zu tun. Das Zweitgenannte wird erst 2012 beschafft.
Das Problem an neuen Sprechfunk bleibt, dass Adapter zu anderen Fm-Mitteln und BV-Anlagen fehlen. Also: sehr viel Aufwand für sehr wenig. Der IdZ-Funk ist weiterhin sehr unbeliebt bei der Truppe. Aber das will man weiter oben halt nicht hören.
@Voodoo
Das endgültige Helmdesgin steht für IDZ-ES noch nicht fest. Erst krürzlich kusierten Bilder von KSK Soldaten mit einem bis dahin unbekannten Helm, da der neue Gefechtshelm ein großes Projekt innerhalb der Bw ist und mir sonst keine Helmprogramme der BW bekannt wären, wird es sich wahrscheinlich um den IDZ_ES Helm handeln. Auch dort war eine Aussparung für den Hörersatz erkennbar.
Da der Helm noch nicht feststeht und alle Desgins eigentlich auf Kopfhörer ausgelegt waren, zweifle ich daran ob die jetzige Bestellung tatsächlich für IDZ-ES ist.
time will tell
Da haben sich die Menschen vom BWB ja mal wieder was schön Truppenfernes ausgedacht…
Diese schrecklichen In-Ear Kopfhörer haben gegenüber gekapselten Sprechsätzen deutliche Nachteile. Zum einen ist es eine nervige Fummelei diese einzusetzen (bei mir rutschten sie bisher immer heraus), zum anderen lassen sie sich nicht ohne IDZ-System benutzen. Wenn ich also anstatt der IDZ Trageaustattung lieber ein privates Chestrig trage, kann ich den Ohrstöpsel nicht nutzen!
Dabei wäre es so einfach gewesen einfach einen aktiven Kapselgehörschutz mit Sprechsatz zu beschaffen…
Dabei wäre es so einfach gewesen einfach einen aktiven Kapselgehörschutz mit Sprechsatz zu beschaffen…
Zu einfach….
Genau, einfach kann ja jeder.
Wenns aber jeder kann, wozu bräuchte man dann noch das BWB?
Gruß
Ich habe gleich gesagt, dass die Rechnung nicht hinkommt. :) „Selbstlob stinkt“
Wie auch immer. Eventuell ist es eine Goldrandlösung (typisch deutsch). Aber es ist eine Lösung, die eigentlich relativ zügig durchgegangen ist und benötigt wird.
Die Frage bleibt natürlich auch, ob das Gerät den Staub halbwegs gut abkann usw.
Da liegt mit Sicherheit ein Vorteil eher einfacher Geräte. Ich bin erstmal froh, dass überhaupt mal ein Ansatz weiterverfolgt wurde und zu einer Lösung gekommen ist.
Man wird Erfahrungen sammeln und gegebenenfalls nachbessern.
Für 3 Millionen hätte man (auch als Bundeswehr) LOCKER 3000 Peltor oder Sordin mit PTT-Adapter für Motorola oder SEM52SL kaufen können …
Vor 5 Jahren. Mindestens.