RC N Watch: Bombenanschlag in Imam Sahib
Im Distrikt Imam Sahib nördlich von Kundus gab es heute einen Bombenanschlag auf einen örtlichen Milizenführer. Der Sprengsatz, in einem Motorrad versteckt, tötete mindestens acht Zivilisten und verwundete 18 weitere, darunter den Milizenführer. (Laut Tolonews war ein örtlicher Polizeichef Ziel des Anschlages und kam dabei auch ums Leben.)
In Imam Sahib hatte es in den vergangenen Tagen heftige Auseinandersetzungen mit Aufständischen gegeben, darunter auch einen Angriff auf deutsche Soldaten.
(Die Nachrichten aus Afghanistan beherrscht allerdings, zu Recht, ein anderer Angriff – eine offensichtlich groß angelegte Operation von Aufständischen gegen den Flugplatz in Jalalabad. Besonders beunruhigend finde ich den letzten Absatz dieser Reuters-Meldung – Angreifer in den Uniformen der afghanischen Armee… Dazu gibt es auch ein Foto:
Afghan National Army (ANA) soldiers stand over the body of an insurgent, dressed in army uniform, after he was killed near Jalalabad airport November 13, 2010. Taliban insurgents attacked the main airport and a foreign military base at Jalalabad in Afghanistan’s east on Saturday, Reuters witnesses and police said, with at least three of the attackers killed. REUTERS/Parwiz via picapp
Jedes zivile Opfer ist eines zuviel, daher sollte klargestellt werden, durch wen in Afghanistan die meisten zivilen Opfer entstehen – und entsprechende Maßnahmen zum Schutz verstärkt umgesetzt werden.
Ich beabsichtige daher folgende Anfrage an Mullah Omar zu versenden:
Sehr geehrter Herr Omar,
sehr geehrter Herr Berader,
die Informationen über den von Aufständischen am 13.11.2010 am Tage veranlassten Bombenanschlags, die uns durch Ihre Propaganaabteilung zur Verfügung gestellt wurden, lassen unserer Auffassung nach wichtige Fragen zu den Umständen dieses Anschlages offen:
Auf welcher Grundlage wurde geschlossen, dass die angegriffenen Personen, die an der Straße verweilten, als Milizen einzustufen waren?
Wie viele Personen waren vor Ort beteiligt und auf welcher Grundlage gelangten die Taliban zu der Einschätzung, dass alle Personen als Unterstützer des WIM (Western Infidel Military) zu klassifizieren waren? Gab es Kenntnisse über die Zugehörigkeit der Personen zu einer bestimmten Gruppe von Ungläubigen?
Wie viele Kommandeure welcher Zellen waren an der Entscheidung beteiligt, dass die Personen alsUngläubige und Feinde einzustufen seien und wie viel Zeit verging zwischen der Beobachtung und der Entscheidung?
Welche Alternativen zum Anschlag haben bestanden und wurden geprüft?
Welche Aufklärungsmittel wurden bei dem Einsatz eingesetzt und mit welchen Waffen sind die mutmaßlichen Unterstützer der WIM bekämpft worden?
Über welche Erkenntnisse verfügt die Talibanführung inzwischen hinsichtlich der Zahl der Opfer und konnten alle Opfer eindeutig als Milizen identifiziert werden?
Eine schnelle und ausführliche Beantwortung dieser Fragen wäre ein wichtiger und notwendiger Beitrag zur Aufklärung.
Mit freundlichen Grüßen
„Angreifer in den Uniformen der afghanischen Armee…“
Soll das heißen, die Taliban handeln völkerrechtswidrig…? Mir ist das neu, denn in den Medien und von um Aufklärung bemühten Bundestagsabgeordneten höre ich immer nur etwas über Kriegsverbrechen und völkerrechtswidriges Handeln von ISAF. Und man würde uns doch ein falsches Bild der Situation in Afghanistan vermitteln, oder?
Die Diskussion wollen wir in diesem Thread nicht neu aufmachen, oder?
@ T. Wiegold
Es geht nicht um das Aufmachen einer gleichen Diskussion, sondern darum, dass der Schutz der Zivilbevölkerung oberste Priorität ist (wird Ihnen im Übrigen auch ISAF gerne bestätigen).
Darum erwarte ich einfach von denen, die ISAF Aktionen, berechtigt oder unberechtigt, hiterfragen, dass dieser Personenkreis auch die Aktionen der Gegenseite mit gleichem Maß misst.
Wo bleibt der Aufschrei über diese unschuldigen Opfer, wo der Ruf nach Maßnahmen?
Das die INS (Insurgents) sich offizieller afghanischer Uniformen bedienen ist leider nichts neues…
Der groß angelegte (?) Angriff auf eine Flughafenbasis ist auch nichts neues, hatten wir dieses Jahr im Mai schon bei Bagram.
Der Angriff auf den Milizenführer zeigt das Vorgehen der INS gegen Weichziele.
Es ist schwieriger ISAF anzugreifen als eine schlecht bewaffnete Miliz.
Das Problem von ISAF wird es nun sein, die „regierungsfreundlichen“ Milizen zu unterstützen, so wie es im Raum SHAHABUDDIN der Fall ist.
@Jeffe ****ROFL ***
@TW
Keine neue Diskussion aber erlaubter Hinweis auf bigotte Aktionen bundesdeutscher Politiker ;-)
Hinsichtlich des Angriffs in Jalalabad verweise ich auf die Miteilung von ISAF:
http://www.isaf.nato.int/article/isaf-releases/update-ansf-isaf-repel-insurgent-attack.html
Dass die Taliban Uniformen der ANA oder ISAF tragen ist nicht neu. Das gab es erst kürzlich mehrere Angriffe bei denen sie amerikanische ACUs getragen haben. Oder ähnliche Repliken, die man einfach so auf dem breiten Markt kaufen kann.
Die Reaktion:
http://kitup.military.com/2010/11/army-uniforms-declared-sensitive-items-in-afghanistan.html#ixzz15B88SAS8
@Jeffe:
Das habe ich doch schon mal irgendwo gelesen. ;-). Bitte an Herrn Schäfer weiterleiten!
…aber ob man Fotos mit Leichen drauf verwenden muss?
Nach langer Zeit des stillen Lesens nun mal auch ein Kommentar von mir:
@Jeffe: Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Die einzigen, die das nicht wissen (wollen), sind die Durchschnittsbürger in Deutschland und einige blauäugige Politiker. ‚Collateral Damage‘, wie es so euphemistisch heißt, ist Bestandteil jeder kriegerischen Auseinandersetzung. Den hat jede Seite zu verantworten. Ihre Fragen könnten Sie ja mal an einen gewissen Oberst der Bundeswehr weiterleiten, vielleicht bekommen Sie ja von ihm Antworten.
Fakt ist: Die Milizien kämpfen gegen die Taliban. Anzunehmen, dass die Taliban nicht gegen die Milizen kämpfen würden, ist … Käse. Getroffen hat es ja einen Kommandeur der Miliz sowie seine Bodyguards. Alle sind jedoch von den Nachrichtenagenturen als Zivilisten gezählt worden. Woher wollen sie also wissen, dass nicht alle Toten Angehörige der Miliz waren? Insofern sollte man sich im Bezug auf solche Ereignisse lieber etwas bedeckt halten.
Stellen Sie sich lieber selber die Frage, wieso es keinen Aufruhr verursacht, wenn die INS für multiple zivile Opfer verantwortlich sind, es aber sehr wohl Aufruhr gibt, wenn die ISAF auch nur einen Zivilisten tötet.
@Westfale: Den INS ist das Völkerrecht egal. Da es nicht deren Recht ist, interessiert es sie nur soweit, wie sie taktisch einen Vorteil daraus ziehen können. Anderweitig ist es für sie irrelevant. Die ISAF hält sich ja auch nicht an die kriegsrechtlichen Aspekte der Shari’a, oder? Wieso sollte sie auch?