An Bord wird’s eng
Langsam wird es eng an Bord einiger Kriegsschiffe, die in den Anti-Piraten-Aktionen vor der Küste Somalias kreuzen: Die Piratenjäger sind zu erfolgreich – und wissen nicht wohin mit den Festgenommenen. Allein an Bord des niederländischen Fast Combat Support Ships Amsterdam werden derzeit 20 mutmaßliche Seeräuber festgehalten – mit der letzten Festnahme hat die Amsterdam nu 20 vermoedelijke zeerovers aan boord, berichtet die niederländische Marine.
Das Problem: niemand weiß so recht, was mit Piraten künftig passieren soll. Gestern wurde in einer gemeinsamen Aktion eines französischen AWACS-Flugzeugs, eines Luxemburger Seefernaufklärers und des französischen Einsatzgruppenversorgers Somme ein Piratenboot aufgebracht – und dann: As there was insufficient evidence to pursue a prosecution, the piracy paraphernalia were confiscated, the whaler destroyed, and the seven suspected pirates were returned to Somalia, teilte die EU-Mission Atalanta mit.
So eine Freilassung gab es schon öfter, meist mit dem Hinweis, dass die Beweise für eine Strafverfolgung nicht ausreichen würden. Doch inzwischen haben die beteiligten Seestreitkräfte das zusätzliche Problem, dass Kenia, das Nachbarland Somalias, bis auf weiteres nicht bereit ist, die Seeräuber vor Gericht zu stellen.
Vor diesem Hintergrund wird der Ruf nach einem abgestimmten Verfahren lauter, vielleicht auch nach einem internationalen Gerichtshof. Heute hat als vorerst Letzter der Atalanta-Kommandeur Alarm geschlagen: It is desirable that the countries of the region agree to judge the pirates and that an international solution be found as quickly as possible, sagte der französische Konteradmiral Philippe Coindreau. Er hatte zudem wenig beruhigendes mitzuteilen: Zwar steige die Zahl der Piratenangriffe derzeit nicht. Dafür aber wird das Gebiet, in dem die Seeräuber operieren, größer. Die Zahl der Kriegsschiffe aus EU, NATO, USA, China, Russland und noch paar anderen Ländern wächst dagegen nicht. Und das ist für die Überwachung des Seeraums entscheidend.
„Luxemburger Seefernaufklärer“
Hört sich komisch an? Is‘ aber so …
… ähm, nicht ganz … tatsächlich handelt es sich hierbei nicht etwa um ein militärisches Flugzeug, sondern um ein von einem privaten Charterer angemietetes Flugzeug, das von den Seychellen aus startet und die Anti-Piraterie Operation unterstützt, indem es verdächtige Kontakte meldet – in dem Sinne also doch vergleichbar einer MPA aber eben zivil.
Trotzdem weiß ich aus Berichten, dass die Arbeit dieses „Luxemburgischen Seefernaufklärers“ sehr geschätzt wird, ja sogar eine effektive Piratenbekämpfung ohne diese Unterstützungsleistung – wegen der Größe des Operationsgebietes – als nahezu unmöglich angesehen wird.
Genau, wie hier im Oktober vergangenen Jahres schon mal erläutert…
Zeit für ein Gefängnisschiff ^^
Was passiert eigentlich mit den Piraten, die in Hamburg vor Gericht stehen. Im Falle einer Verurteilung werden die doch mit Sicherheit in Hamburg eingekerkert, oder?
Für die ist das doch eine Steigerung der Lebensqualität um mind. 1000 % :)
Ich sehe ganz klar die Nachbarländer in der Pflicht, wie Kenia. Würde Dänemark zu einem Failed State, wären wir auch gefragt… Und bestimmt nicht Kenia.
Wie lange wird der Prozess der Piraten in Hamburg dauen? Je schneller die Prozesse gegen die Piraten verhandelt werden desto mehr Plazt können wir an Bord haben.
Und warum hat man sie überhaupt an Bord genommen?
Vorschlag: Mit al-Shabab reden ob die bereit sind die Piraten nach ihrem recht abzuurteilen. Man muss die dann nur südlich von Mogadishu anliefern. Die Strafen nach al-Shabab’s Auffassung der Scharia wären wohl angemessen.
@b
Erstens machen wir so was nicht.
Zweitens… gab’s ja mal eine ähnliche Gruppierung in Somalia, die Islamic Courts Union (ICU, hoffe die Schreibweise stimmt so). Unter deren Ägide war die Piraterie auch nicht allzu verbreitet. Allerdings passte die islamistische Ausrichtung der ICU wiederum einem großen Verbündeten nicht so recht…. Und deshalb ist mit al-Shahab über Piraterie reden ganz schlecht, weil ein Erfolg in dieser Sache… ein Misserfolg auf anderem Bereich gewertet würde.
Die Scharia zu unseren Zwekcne nutzen? Gruseliger gehts nicht mehr.
Dann könnten wir den Gefangenen auch gleich Genickschüsse verpassen. Das wäre menschlicher.
Zwecken… Es heißt Zwecken.
Was macht eigentlich die IMO gegen Piraten?
Verwalten, weiter nichts. Nachzulesen auf ihrer homepage unter FAQ „What is IMO doing about piracy?“ Text lesen und Kopf schütteln. Es ist zum Haare-ausraufen!
http://www.imo.org/About/Pages/FAQs.aspx#18
Dabei schreiben sie sogar selbst:
„Maritime security is now an integral part of IMO’s responsibilities.“
Fast täglich werden Schiffe überfallen, Besatzungen als Geiseln genommen und monatelang festhalten, Lösegeld in Millionenhöhe erpresst und und und – Was muss noch alles passieren, bis die IMO endlich Initiative ergreift und für die Einrichtung eines internationalen Straf-Gerichtshofs sorgt, zur raschen und konsequenten Aburteilung von gefangen Piraten.
Es fehlt aber auch der politische Wille bei den Mitgliedsstaten.
Seeleute haben leider keine Lobby.
Wie wäre es, wenn man einen von den alten 500.000t-Einhüllensupertankern zum Gefängnisschiff umbaut? ;-)
@ Stefan
Sehr gute Idee, das mit den alten 500.00t Einhüllentankern.
Und wenn man die dann noch mitten auf dem Ozean verankern würde und einmal im Monat ein paar Ziegen und Kartoffelschalen dort abliefert, könnten die Piraten da glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage leben. Quasi eine schwimmende (Piraten)Insel. Schöne Vorstellung!