Vertrauen im Sturzflug?
Normalerweise stelle ich nicht Pressemitteilungen, von wem auch immer, im Wortlaut hier ein. Bei dieser heutigen Erklärung des Deutschen Bundeswehrverbandes möchte ich eine Ausnahme machen (und es soll auch eine Ausnahme bleiben): Wie auch immer man den Verband als Interessenvertretung sieht, daraus spricht so ein tiefer Frust… dass das dokumentiert werden sollte.
Berlin. „Das Vertrauen der Soldatinnen und Soldaten in die Politik befindet sich im Sturzflug.“ Der Zweite Stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen BundeswehrVerbandes, Major André Wüstner, warnt vor weiteren finanziellen Einsparungen. Sie träfen eine bereits massiv unterfinanzierte Bundeswehr: „Als teilweise desolat empfinden die Menschen in der Bundeswehr den Zustand der Streitkräfte. Resignation, aber auch Wut macht sich breit.“
Regelmäßig würden der Truppe etwa anlässlich von Trauerfeiern für
gefallene Kameraden Mittel für Ausbildung und Ausrüstung versprochen sowie durchhaltefähige personelle Strukturen, sagte Wüstner am heutigen Montag in Berlin. „Die Truppe glaubt das aber nicht mehr.“ Nur die noch außergewöhnlich hohe Motivation, die große Flexibilität und das besondere Improvisationsgeschick der Soldatinnen und Soldaten hätten das System Bundeswehr bisher vor dem Kollaps bewahrt. Mit den neuen Sparauflagen werde jedoch eine Grenze überschritten, warnte Wüstner.„Unsere Frauen und Männer bekennen jeden Tag im Auslandseinsatz Farbe für ihr Land. Nun erwarten sie von der Politik ein deutliches Bekenntnis zu den Streitkräften.“ Die Verantwortung für die Menschen in der Bundeswehr trage nicht allein der Verteidigungsminister. Auch die Bundeskanzlerin und alle Mitglieder des Deutschen Bundestages seien gefordert. Die Verantwortung der Abgeordneten für die Parlamentsarmee Bundeswehr reduziere sich nicht auf die Rettung von Bundeswehrstandorten im eigenen Wahlkreis. Sie umfasse vor allem die Sicherstellung der Funktionsfähigkeit und Einsatzbereitschaft der Streitkräfte insgesamt, also auch eine ausreichende finanzielle Unterfütterung. Aus diesem Grunde müssten alle aus Effizienzsteigerungen gewonnenen Mittel ins System Bundeswehr investiert werden, forderte der Stellvertretende Bundesvorsitzende. Nur so könnten die Streitkräfte zukunftsfähig neustrukturiert werden – und die Soldatinnen und Soldaten wieder Vertrauen gewinnen.
Und dazu passend erreicht mich gerade der Hinweis auf eine andere, sehr kritische Stimme: Effizienter, aber nicht wirksamer, klagt der frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei.
Kein Platz für solche Meldungen in den Medien.
Es gilt den Umbau eines Bahnhofs zu verhindern.
Die Bundesrepublik Deutschland (ausgeführt durch das Bundesministerium für Verteidigung) hat gegenüber jedem einzelnen Soldaten der Bundeswehr eine Fürsorgepflicht. Ebenso wie der Soldat gegeüber seinem Dienstherrn (also der BRD) eine Dienst- und Treuepflicht hat. Nun kommen die Soldaten, insbesondere die im Auslandseinsatz dieser Dienst- und Treuepflicht nach. Jedoch kommt durch diese extreme Mittelkürzung, m. E. der Dienstherr in keinster Weise seiner Fürsorgepflicht nach. Das ist für mich ein eideutiger Rechtsbruch. Ebenso ist eine Landesverteidigung durch die Mittel- und Truppenkürzung nicht mehr durchführbar und somt für mich eine Verstoß gegen das Grundgesetz.
Apropos Rechtsbruch. 2006 hat man entschieden die Sonderzahlung an Angehörige der Bundeswehr um die Hälfte auf 2,5% zu kürzen. Gleichzeitig wurde gesetzlich (Haushaltsbegleitgesetz) festgelegt, dass diese Kürzung ab 2011 entfallen soll.
Tja, nun nähern wir uns diesem Jahr und was 2006 war gilt nicht mehr. Die Besoldungskürzung wurde um 4 Jahre verlängert.
Ich fühle mich ziemlich veräppelt. Mir gehts nicht mal wirklich um das entgangene Geld, sondern eher ums Prinzip. Ich kann doch nicht was beschliessen und es dann wieder zurücknehmen. Wie soll man bei solchen Rahmenbedindungen weiterhin seinen Dienst motiviert verrichten.
Es ist kein Wunder, dass die Bundeswehr an Attraktivität einbüßt. Sie ist immerhin direkt an die Politik angebunden. ^^
Mal im Ernst. Ich will mich ja nicht loben. Aber ich predige es immer wieder. :) Wenn es ein Problem zu lösen gilt, in diesem Fall ein finanzielles und ein funktionelles, dann kommen die Entscheidungsträger, oder jene Schmeißfliegen, die sich dafür halten und zäumen den Gaul regelmäßig von hinten auf (Stichwort Wehrpflicht) oder verkennen die Realität (Grundsätzliche finanzielle Stellung der Bundeswehr bei 1,2% BNE).
Und wer sich dann im Falle des Einsatzes der Streitkräfte nichtmal zur handfesten Zielformulierung durchringen kann und dauerhaft „mit dem Messer auf den Stein einschlägt“, der verliert einfach das Vertrauen, bzw. stumpft die Klinge ab. Das ist normal.
Was soll ich da schreiben. Der junge Herr Major hat vollkommen recht. Jetzt war ich schon acht Mal im Auslandseinsatz, davon vier Mal in Afghanistan. Jedes Jahr werden wir bezüglich vorhandener Mängel vertröstet. Derzeit haben wir kaum ausreichend Ausbildungsmotivation, nicht die geforderten Fahrzeuge für die Einsatzvorbereitung, keine Möglichkeiten zur Ausbildung an den im Einsatz vorhandenen Waffen etc.! Wir haben die Faxen dick! Wir haben keine Lust mehr uns vertrösten zu lassen. Die Lage ist katastrophal. Wir gehen nur noch in den Einsatz, weil uns die Kameradschaft trägt. Überzeugt sind wir vom Mandat durch den Bundestag in Verbindung mit dem nötigen Vertrauen in die Politik schon lange nicht mehr!!!
G.M.
Natürlich ist die Truppe frustriert. Zwar hat man Hoffnung auf die Neustruktureriung, doch weiß man um die Notwendigkeit von Haushaltsmitteln. Ohne Anschubfinanzierung ist diese rießige Organisation nicht umzubauen. Von Attraktivität braucht man erst gar nicht sprechen! Jetzt setzt man auch noch die Wehrpflicht aus – mag wirklich richtig sein. Dennoch, alleine für die Nachwuchsgewinnung wird man zukünftig enorme Summen in der Werbung ausgeben müssen. Wer möchte sein Kind (1-Kind-Familie) schon noch für diese Regierung bzw. diese Art von Abgeordneten nach Afghanistan schicken? Ich nicht! In der Politik sehe ich nur noch Heuchler. Bei jedem Gefallenen wird bekundet: „Selbstverständlich werden wir alle Mittel für den Einsatz zur Verfügung stellen“! Wo passiert dies tatsächlich. Zwar wurden jetzt einige gepanzerte Kfz bestellt (womit man sich brüstet), doch ist das nicht alles. Es fehlt an Munition, Nachtsichtgeräten, Ausbildungskapazitäten für den Einsatz, Handwaffen, persönliche Ausrüstung u.v.m.! Auch in Sachen der persönlichen Ausrüstung trägt die Infanterie derzeit nahezu 70% privat beschaffte Bekleidung. Das sind Kosten von ca. 1500 Euro, die jeder Soldat diesbezüglich ausgibt! Wo bleibt der Dienstherr? Wo bleibt die Politik? Wenn ich die Abgeordneten betrachte, dann gibt es nur ganz wenige, die sich tatsächlich mit dem Thema Bundeswehr befassen. die kann man an zwei Händen abzählen. Ja, ich selbst und auch meine Kameraden sind frustriert. Treu dienen, ja! Für uns ja! Aber für unser Parlament? Ich weiß nicht. Gut, jetzt kann man die Innere Führung in Frage stellen – egal. Ich sage, es stimmt! Wir sind frustriert!
Der Generalinspekteur hat uns ja jetzt erklärt, das privat beschaffte Ausrüstung nicht den großartigen und tooootal wichtigen Prüfungen der dazu geschaffenen Stellen entspricht und deshalb fuuurchtbar böse ist!! Also Finger weg! Das die dienstlich zu Verfügung gestellte pers. Ausrüstung und Bekleidung in AFG im besten Fall Schrott und im schlimmsten Fall sogar gefährlich ist, das verschweigt er mehr oder weniger bewusst. Fangen wir lieber nicht mit Fehlinvestitionen bei Fahrzeugen wie den DURO oder YAK an… DAS ist frustrierend als aktiver Soldat; man steht dabei und weiß, was man dringend verbessern könnte oder müsste, aber niemand an den entsprechenden hohen Ebenen nimmt sich der Probleme / den Vorschlägen an.
Aber wenn man sogar den Beschaffern (!) erklären muss, was z.B. ein Smock oder ein Chest Rig ist, was soll dabei noch rumkommen…
Bitte die Rechtschreibfehler zu entschuldigen, da schreibt man sich glatt wieder in Rage. obwohl man wieder zu Hause ist.
@ Sven Fischer
„Wir sind frustriert!“
Wer ist Wir?
Gilt das grundsätzlich oder eher aktuell bezogen auf das hier zur Diskussion stehende Thema?
Darf ich mal fragen, wie hoch derzeit der aktuelle Auslandsverwendungszuschlag (unversteuert) für den Einsatz in AFG Nord ist?
Wer kommt in den Genuss der Freien Heilsfürsorge auch dann, wenn er nicht in AFG Nord ist?
Welche Beiträge leisten Soldaten für die Altervorsorge?
Oder letztendlich, was wäre denn Ihr adäquater Vorschlag für eine gerechte Besoldung ? Da wäre ich doch mal gespannt. Vielleicht eine S Besoldung? Was wäre dann das Kriterium vor Soldaten
Die Regierung nutzt die Soldaten einfach schamlos aus. Aufgrund der besonderen Treuepflicht haben Soldaten Hemmungen die Regierung öffentlich zu kritisieren. Das wissen natürlich auch die handelnden Politiker und bürden der Bundeswehr zusätzliche Aufgaben auf, ohne die finanziellen Mittel bereitzustellen.
Ein kleines Beispiel: Eine gesetzliche Dienstzeitregelung wie sie bei der Bundespolizei vorhanden ist, würde bei der Bundeswehr jährliche Mehrkosten von 500 Mio Euro verursachen !
Allein dieser Betrag würde einen guten Teil der gewünschten Einsparung im Verteidigungshaushalt durch die Strukturreform wieder auffressen.
Die privat beschaffte Ausrüstung dürfte zum Großteil überlegen sein. Ich nenne nur mal den Faktor Gewicht. Wenn ich das so schreibe, dann höre ich im Hinterköpfchen die ganz Alten: „Wie zu schwer? Damals… Da hab ich auch 40 Kilo 30 km weit getragen“ ^^
Das ist was für Packesel, aber nicht für Kämpfer. Die Anforderungen, die sich heutzutage einer Armee und eben der Ausrüstung stellen, sind so hoch wie nie und erfordern wahnsinnig viel Geld.
Ein motivierter Soldat kann sich ja nur noch in die dezentrale Beschaffung flüchten, seiner selbst willen.
@J. König
Wieviel ist ein Menschenleben wert? AVZ? Heilfürsorge? Altersvorsorge? Der Mensch der für sein Vaterland sein Leben riskiert oder es jeden Tag dafür bereit stehen muss, was geben wir ihm? Herr König was geben sie unserem Land und denen die dafür einstehen?
Der AVZ für AFG ist derzeit bei 110€ festgesetzt. Ziemlich wenig Geld, wenn man nach sechs Monaten schlimmstenfalls als körperliches oder geistiges Wrack in die Heimat zurückkommt. Natürlich genießt ein Soldat freie Heilfürsorge – das Personal dafür wird mit Masse ja auch vom Dienstherren bezahlt (Ausbildung, inkl. der der Ärzte etc.). Ein ausscheidender SaZ muss sich nachversichern und steht nicht selten schlechter da, als jemand der schon immer versichert ist. Im Jahre 2010 gibt es für gebildete, junge Leute wenig Gründe, sich für den Dienst in den Streitkräften zu entscheiden – außer Idealismus vielleicht.
Und nur einmal nebenbei erwähnt – ein amerikanischer Captain verdient im Schnitt etwa das Doppelte von dem, was sein deutsches Pendant bekommt.
@ Georg
„Aufgrund der besonderen Treuepflicht haben Soldaten Hemmungen die Regierung öffentlich zu kritisieren.“
Soldatinnen und Soldaten sind Staasbürger mit den gleichen Rechten wie alle Staatsbürger, die Wählerinnen und Wählern sind.
Dann wählen Sie doch einfach anders.
Aber, das vermute ich nicht, denn Soldaten wählen , so Gott lob, nicht primär aus soldatischen Interessen, sondern als Staatsbüger.
Und da ist mehr im Blick als der Einzeplan 14. Gott lob.
@BausC
„Herr König was geben sie unserem Land und denen die dafür einstehen?“
Meine Anerkennung, meinen Respekt und meinen Dank.
Und den wie allen, die hoheitlich tätig sind. Und das in allen risikohaften Situationen. Der Bundesminister der Verteidigung hat dafür u. a. a. den Solddatinnen und Soldaten als besonderes symbolisches Zeichen der Anerkennung ein eigenes Ehrenmal versprochen und eingehalten. Man mag z diesem Ehrenmal stehen wie man will, mich würde mal interessieren, was Soldaten wollen.
@ J.König
Soldaten haben Hemmungen jedwede rechtmäßig gewählte Regierung massiv zu kritisieren. Es kommt nicht auf die parteipolitische Zusammensetzung der Regierung an. Dies ergibt sich ja gerade aus dem Treueeid der Soldaten.
Natürlich wählen Soldaten auch aus Eigeninteresse eine Regierung. Wenn eine Regierung den Soldaten Standortsicherheit versprechen würde, würde sie von Soldaten massiv gewählt werden. Die Wahrheit ist jedoch, keine Regierung hat ihre diesbezügliche Versprechen gehalten und es wurde munter weiterreduziert. Mit zur Wahrheit gehört auch, dass eine Interessensgruppe unter 200000 Personen, wie es die Zeit- und Berufssoldaten der Bw darstellen, in der Parteipolitik nicht mehr als Interessensgruppe wahrgenommen wird. Trotzdem sollen die Stationierungsentscheidungen 2011 erst nach der Baden-Württemberg Landtagswahl und zwei weiteren Landtagswahlen bekanntgegeben werden.
Das ist aber auch zu einfach jetzt… Momentan gibt es überhaupt keine Partei, die sich wirklich zu einer starken Armee bekennt, dessen Angehörige zumindest von den Rahmenbedingungen her ein priviligiertes Leben führen können. Das ist auch genau der Punkt, warum ich kein Soldat geworden bin. Solche Dinge wie die Nachversicherung oder schlicht und ergreifend die Familienfeindlichkeit des Berufes an sich (Scheidungsrate) schrecken einfach unglaublich ab. Der Soldat muss viele Opfer bringen und profitiert ja nicht außergewöhnlich davon. Seine Frau haut ab und sein Konto ist leer. Das klingt jetzt sehr zynisch, aber ich glaube, es trifft auf sehr viele zu.
Wäre der Beruf untermauert mit einem hohen Gehalt (von dem dann auch meinetwegen persönliche Ausrüstung selbst gekauft werden kann, da der Träger das selbst gut einschätzen kann) und einem geringeren Anlass zur totalen Mobilität, dann hätte die Bundeswehr unter Garantie keine Nachwuchsprobleme.
Manche mögen sagen: „Okay, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und kann entscheiden, ob er diese Bürde auf sich nimmt.“
Ja, das stimmt. Aber die Bundeswehr konkurriert mit der deutschen Wirtschaft um gutes Personal. Und wir Deutschen brauchen gute Soldaten. Von daher muss ich mir als Bürger was ausdenken, damit das hinkommt. Hier sind wir an einem Punkt, an dem hauptsächlich der Zaster zählt.
Herr König, bei aller Liebe, aber Ihre Argumente ziehen nicht. Ich will mich da nicht in einzelnen Gegenargumenten verlieren. Ein Argument ist für mich wesentlich. Der Frust ist so groß, das für viele meiner Kameraden nur noch die Frage zählt, ob es ein neues Personalstrukturgesetz gibt und zu welchen Konditionen man die Bundeswehr verlassen kann, so frustriert sind diese. Und die mit diesem Gedanken spielen, das sind erschreckend viele, habe ich als Leistungsträger kennen gelernt, politisch sehr gut informiert und deshalb auch desillusioniert. Von der neuen Reform wird garnichts erwartet, außer noch mehr Belastungen und eine weitere Reform in nächster Zeit, weil wieder einmal und nicht zum ersten Male politisch viel zuviele faule Kompromisse auf dem Rücken der Soldaten gemacht werden. Wer erinnert sich noch an die Umfrage des Bundesverbandes vor einigen Jahren unter den Soldaten? Schon damals war die mehrheitliche Aussage, das man seinen Kindern eine Karriere in der Bundeswehr nicht empfehlen könnte. Daran hat sich nichts geändert, es ist vermutlich sogar noch schlimmer geworden.
@ Georg
„Wenn eine Regierung den Soldaten Standortsicherheit versprechen würde, würde sie von Soldaten massiv gewählt werden. “
Da ist ja wohl eher der Wunsch der Vater der Entscheidung.
Meine Erfahrung lehrt mir, dass die Entscheidung „schließen oder nicht schließen eines Standortes“ für Soldaten nicht wahlentscheiden ist. Soldaten denken und entscheiden bei ihrer Stimmabgabe nicht wegen eines Standortes oder dessen Schließung, Wäre dem so, hätte die CSU im Freistaat Bayern wohl kaum mehr eine Merheit.
Soldaten entscheiden bei ihrer Stimmabgabe ehr klug als von partikulaten Interessen geleitet. Und das belegt meine Auffassung, dass Soldaten in erster Linie Staatsbüger sind, die am „Wohl des Höheren Ganzen“ und damit im Gemeinwohl mehr Interesse haben als an ihren Partikularinteressen.
ch kann mich aber auch täuschen.
Ich muss zugeben, bei diesem Schimpfen auf die Politik hab ich immer wieder den Eindruck, dass man über „die Politiker“ schimpft, weil man es sich nicht traut gegen seinen Arbeitgeber anzustinken.
Der Bundeswehrverband scheint auch mehr besorgt um Posten und Gehälter als um Leistungsfähigkeit. Und es ist ja nicht so, als würde die Bundeswehr für Transparenz sorgen, oder als würden Soldaten die Öffentlichkeit suchen.
Das heißt nicht, dass es keine politischen Versäumnisse gibt, von der fehlenden Sicherheitpolitik, der miesen Zusammenarbeit der Ministerien bis hin zu abstrusen Rüstungsvorhaben gegen die bestenfalls der Rechnungshof was sagt. Die Bundeswehr hat da ja immer noch „Hurra“ und „Endlich mithalten“ gerufen. Meine Güte, im Volk-Bescheißen können die Politiker von der Bundeswehr noch einiges Lernen.
Wer verschläft denn die Entwicklungen, leistet sich einen verwaltungstechnischen Wasserkopf, kriegt einfachste Beschaffungen nicht hin, protzt mit sinnfreien Rüstungsprojekten, pflegt unnütze Doppelstrukturen, ist immer drauf Bedacht dass die jeweilige Teilstreitkraft ja nicht zu kurz kommt, züchtet stromlinienförmige Karrieristen, beschönigt Lageberichte, plant Einsätze auf vier Monate, übt an der Wirklichkeit vorbei und fühlt sich für Sicherheit jenseits militärischer Ausrüstung nicht zuständig?
Der einzige Einblick in die „echte“ Bundeswehr, den man als Nichtangehöriger erhält, ist der Bericht des Wehrbeauftragten. Und selbst das ist wohl nur die Spitze des Eisbergs an leicht berichtbaren Einzelfällen; personelle und strukturelle Unfähigkeit kommt da ja eher entschärft und nur am Rande vor.
Die obige Erklärung ist des Bundeswehrverbandes ist da ja ein wunderbares Beispiel für Wischiwaschi das niemandem weh tut.
Und an dieser Situation sind die Bundeswehr-Angehörigen ja auch teils selbst schuld, eben weil sie es versäumen Transparenz zu schaffen und Konzepte einzubringen. Da kommt nix. Was erwarten sie da? Dass sie der Volkszorn in einem „Jo, also irgendwie kriegt die Bundeswehr echt nix gepeilt. Klar, irgendwie ist das halt schon scheiße für die Soldaten. Aber was will man da halt machen?“ entlädt?
Letztlich sind die Bundeswehr-Angehörigen die Experten zum Thema. Nur werden sie dieser Verantwortung eben nicht wirklich gerecht, sondern betrachten das ganze vom Rand als ginge es sie nichts an, und mockieren sich dabei über das fehlende Engagement der Bevölkerung für ihre Sache. Das kann’s ja jetzt echt nicht sein.
Dass es auch anders geht zeigen sieht man ja an Amerika. Und damit mein ich jetzt nicht die überpatriotische Vorliebe für alles Militärische, auf das die Bundeswehr so neidisch ist, sondern den Bürgersoldaten. Bei der Bundeswehr scheint ja die Meinung vorzuherrschen, dass ein Soldat kein Bürger zu sein hat.
Dass Soldaten aktiv Gegenöffentlichkeit schaffen (Stichwort Pitchfork Brigade), Konzepte vorlegen (etwa sowas) oder schlicht einfach mal transparent machen welche Ausrüstung denn privat angeschafft wird („A.L.L.: Gear“).
Solange die Bundeswehr als Organisation, als auch die einzelnen Soldaten, es versäumen mit belastbaren Fakten endlich für Klarheiten zu sorgen ist mit Vertrauen nicht zu rechnen. Und ohne Vertrauen sich auch niemand für Bundeswehr und Soldaten müd machen.
Und das ist nur die Bundeswehr-Nabelschau, von deutschen Interessen und vernetzter Sicherheit redet hier ja noch keiner (außer Herr Nachtwei, der mal wieder seiner Zeit voraus ist).
@J.R. /all
Jenseits der politischen Diskussion möchte ich aus dem Post einen Punkt aufgreifen: Ich bastele schon an einer Liste Was kaufe ich mir selbst analog zu dem obigen A.L.L. Gear und nehme per E-Mail gerne Anregungen entgegen… (über combat shirts und Pistolenholster hinaus…) Einige Punkte habe ich schon, freue mich aber über Infos.
Die paar hundert Euro, die man für persönliche Ausrüstung für den Einsatz vielleicht ausgeben mag, fallen angesichts der sonstigen Probleme der Bw doch überhaupt nicht ins Gewicht. Und ich behaupte auch, dass man den Weg vom Dienstcontainer zur Truppenküche in Camp Marmal (für 70%+ der Soldaten das Maximum an Konfrontation mit den Bedingungen Afghanistans) durchaus mit der dienstlich gelieferten Ausrüstung schaffen kann. Seitdem verbessertes San-Material (Quickclot, Tourniquet, israelische Bandage etc.) und Counter-IED-Ausrüstung (v.a. die Brille) zur Verfügung steht, wüsste ich übrigens als im Einsatz täglich außerhalb des Lagers aktive Person nicht, was ich mir noch zwingend selbst beschaffen müsste.
Die sehr kritische Stimme Winfried Nachtwei.
„Nachtwei war in den 1970er Jahren Mitglied des maoistischen Kommunistischen Bundes Westdeutschland, danach war er seit 1980 in der Friedensbewegung aktiv und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Grünen in Münster, wo er auch mehrfach Mitglied des Kreisvorstandes war.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Winfried_Nachtwei
Zum Einen: Soldaten haben sich – zumindest seit meiner Zeit – immer eigene Ausrüstung gekauft. Nicht immer nur, weil die dienstlich gelieferte Schrott war, sondern auch, weil es zu einem Stück identitätsstiftend ist.
Der eigentliche Skandal ist m.E. auch nicht das Thema Ausrüstung, sondern die – vor allem von BM Jung betriebene – Entmündigung der Soldaten und die Verweigerung eines strategischen Diskurses. In diesem Zusammenhang ist es ebenso ernüchternd, dass sich die Soldaten das gefallen lassen bzw. bereit sind, aus Karriereerwartungen den Mund zu halten, und ihren Mut erst dann entdecken, wenn ihr Dienstgrad um ein a.D. ergänzt wurde.
Auch als Mensch mit über 80 Jahren erhält man in Deutschland als Patient noch Herzschrittmacher, Herzkatheteruntersuchung, Kernspintompgraphie und alle möglichen medizinischen Hilfsmittel . Das ist gut und richtig. Weshalb unsere Gesellschaft dann an der persönlichen Ausstattung für junge Soldaten in Afghanistan spart, ist mir völlig unverständlich.
Die Briten haben einen schönen Begriff für die spezifische Form der Eitelkeit unter Soldaten, auf die die meisten (nicht alle) Selbstbeschaffungen zurückgehen: „Allyness“ (http://www.arrse.co.uk/wiki/Allyness).
Die Briten „jammern“ aber auch auf anderem Niveau. Ich denke für die meisten Beschaffungen spielt Funktionalität und Komfort eine Rolle. Man versucht sein Arbeitsgerät zu verbessern, leichter zu machen und z.B. höherqualitative Kleidung zu nutzen. Manche kommen mit den Stiefeln nicht zurecht, anderen scheuern die Hosen oder sie möchten Kniepolster drin haben… Es gibt doch tausend Gründe am Equipment zu feilen. Dass die zentrale Beschaffung das nicht abdecken kann, ist völlig klar. Von daher könnte man auch bewusst Beschaffungsentscheidungen auf die Nutzer verlagern und dafür Mittel zur Verfügung stellen oder so ähnlich.
Aber es stimmt. Letztenendes ist das eine Nebensache. Es geht, wie J.R. schon angemerkt hat, eher um die größere Dimension und das merkwürdige Verhalten der militärischen und politischen Entscheidungsträger. Und dass niedrige und mittlere Dienstgrade nicht groß rummucken kann ich schon nachvollziehen.
Der Bundeswehrverband müsste da mehr seine Rolle als „Gewerkschaft“ ausüben.
Es wurde bereits viel gesagt. Wie auch immer. Ist das Parlament wirklich glaubwürdig? Wenn es wirklich an einem Erfolg in Aghanistan interessiert wäre, dann hätte die Bundeswehr längst die Mittel die Sie braucht, um Ihr Personal glaubhaft gut für diese Mission vorzubereiten bzw. auszubilden. Dies scheint nach wie vor nicht der Fall zu sein. Zwar ist einzelnes Gerät bezüglich der Qualität wirklich auf Top-Niveau, doch hilft alles nichts wenn die Soldaten nicht ausreichend damit üben können. Immer wieder höre bzw. lese ich auch vom Wehrbeauftragten, dass es erhebliche Mängel in Bezug auf die Vorausbildung (Ausstattung mit Gerät) gäbe. Dann muss da wohl etwas dran sein. Ich gebe dem ein oder anderen recht, der meint, da müsste sich schließlich auch die Gerealität zu Wort melden. Aber … sind diese nicht auch Gefangene des Systems? Aushalten muss das nur die unterste Ebene. Vom Gefreiten bis zum Oberstleutnant. Das ist das Klientel, welches mit Tod und Verwundung in Berührung kommt. Alles darüber, liest Bücher und meint mitreden zu dürfen. Wenn es die Politik nich ernst meint, sollte man eine zivile Sicherheitsfirma mit dem Mitst in Afghanistan beauftragen. Truppe nach Hause! Ich möchte nicht in der Haut von Eltern stecken, welche die Sinnhaftigkeit in Afghanistan in Frage stellen und nach wie vor wissen, dass die Soldaten unzureichend vorbereitet und austestattet sind. Der Bundeswehrverband hat sich im Gegensatz zu anderen Berufsverbänden oder Gewerkschaften immer für die unterste Eben – den Betroffenen – ausgesprochen. Wenn den bisherigen Aussagen Glauben schenken darf, ist auch dieser Verein der Auffassung, dass neustruktueriert werden muss. Die Frage ist nur, wieviel Geld ist der Politik das Leben der Soldaten wert? Da bin ich kein Optimist!
Jedem der Soldaten in Afghanistan ist die schwierige Lage bewusst! Keiner von uns Soldaten ist freiwillig vor Ort. Wir sind auch die Letzten die die Hand für diesen Ort heben würden. Aber wir haben unser Berufsverständnis und unsere Kameradschaft. Das hält usn noch aufrecht, auch wenn unsere Famlien und Angehörigen uns versuchen abzuhalten. Gerade meine Kinder samt Ehefrau leiden mehr unter meiner Abwesenheit wie man glaubt. Ich selbst werde von der Kameradschaft getragen und blende in Afghanistan den politischen Schrott aus. Meine Bekannten und Verwandten nicht! Sie leiden! Slebst Schuld könnte man sagen. Aber wäre das richtig? Ich bin Soldat, allerdings ausnahmsweise kein Mitglied des Deutschen BundeswehrVerbandes. Dennoch behaupte ich, dass die Grundaussage „Vertrauen in die Politik sinkt“ richtig ist. Wo ist der klare Wille zur Beendigung des Konfliktes? Ich sehe Ihn nicht. Wo sind die Mittel für Munition, Fahrzeuge etc.? Ich sehe Sie nicht. Vielleicht müsste man den Verband antriggern, nicht grundsätzlich das Afghanistan-Mandat in Frage zu stellen – wenn man nicht die notwendigen Finanzen bereitstellt! Ich verstehe, wenn die Truppe langsam nicht mehr gewillt ist. Für Afghanistan steht fest, die Politik ist gescheitert! Wenn die Soldaten nicht mehr an den Erfolg glauben, dann haben wir ein großes Problem. Aber auch das werden wir „Schönreden“. Bis zur nächsten Trauerfeier.
Wenn man sich der Wirklichkeit verweigert, wird man überrollt!
Was sind die sicherheitspolitischen Interessen der BRD?
Ist es tatsächlich möglich sicherheitspolitische Interessen mit Militär langfristig zu Gewährleisten?
Obama wird gezwungen sein ab 2011 die Truppen aus AGF zu holen!
Was machen wir dann? Wo ist der Plan B?
Ist die „Armee im Einsatz“ eine selbstverständlichkeit? Die Mehrheit der Wähler steht nicht hinter ISAF! In einer Demokratie ist es zu erwarten, dass sich dies in der parlamentarischen Willensbildung niederschlägt. Ist es tatsächlich zu glauben, dass der Bundestagnoch einmal ohne weiters die Zustimmung zu einem Einsatzder Bw erteilt, der sichso riskant und unberechenbar entwickeln könntewie jener in AFG/Balkan (noch nicht abgeschlossen)?
Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf! Dafür sollte das Geld reichen!
Um die Welt glücklich zu machen, benötigt etwas mehr. Kriminalität läßt sich nicht dadurch abschaffen, dass man die Polizei besser bewaffnet. Es hilft nur Prävention gut ausgebildetes und motiviertes Personal und ein klares Ziel! Wir haben ab 2012 nichts mehr von dem! Wo ist die Debatte über den Auftrag der Bw?
Selbst der Minister behauptet, dass die Streitkräfte nur deshalb noch funktionieren, weil die Soldaten sehr viel pers. Engagement einbringen. Also den Bogen nicht überspannen und zurück zum GG 87a und 115. Wie unser Kanzler (weibl.)
so schön zum 03.10.2010 in Richtung der deutschen Muslime sagte; die Werte des GG sind nicht verhandelbar! Dann muss das für die Christen ja selbstverstänlich sein!
Wer eine Interventionsarmee will soll das sagen und Mehrheiten sammeln.
Die Kosten werden aber astronomisch in die Höhe steigen, denn wer seine Haut zu Markte trägt möchte einen guten Preis erzielen. Zum Thema Altersvorsorge von Versorgungsempfängern gibt es auch für J.König die Möglichkeit sich über den Beitrag, den die Soldaten leisten, zu Informieren! Einbehalt von Lohnsteigerungen zur Alterssicherung, keine Versorgungswirksamkeit von Zuschlägen (wie im ziv Bereich üblich) keine Betriebsrente, Gehaltskürzung, Streichen von Zulagen, Kürzung der Pension, spätere Pensionierung, schaffen von virtuellen Rücklagen die im EP 14 verschwinden, keine Bezahlung von Überstunden uvm. Wer glaubt ein AVZ in der gezahlten Höhe sei viel, kann sich ja mal erkundigen was Metaller/Handwerker auf Montage bekommen (rentenwiksam). Ärztliche Versorgung; wer meint es kommt den Staat billiger, wenn der Soldat sich seinen Arzt aussuchen kann, dann bitte ich um einen Konkreten Vorschlag. Ob der Dienstherr sich dann der Flut von Auslandsverwendungsuntauglichen erwehren kann, wage ich zu bezweifeln.
Viele würden gerne das Modell der Beamten haben und EINEN Arzt haben .
Ich befürchte, dass KT seine Attraktivitätssteigerung auf die zu werbenden Soldaten beschränken wird und die Soldaten im System am Ende nicht bedacht werden.
Sie sind ja schließlich freiwillig beim Bund, wussten alles vorher, haben einen sicheren Arbeitsplatz, bekommen eine fett Pension, top ärztliche Versorgung, einheitliche Lehrpläne in der BRD für ihre schulpflichtigen Kinder, sehr gute Ausrüstung, einen Firmenwagen, Dienstreisen sind Arbeitszeit, überall eine tolle Unterkunft (hat J. König schon ma eine besuchtl?) und Arbeit für den Parter (der das natürlich auch alles vorher gewußt hatte, auch dass er und evtl. die Kinder nicht mitversichert sind). Na, dann nichts wie auf nach Pakistan, Iran, Somalia, Ugand, Nordkorea, Lybien, Syrien, Libanon uvm aber hoffentlich nich in den Osten, soll ja auch nicht so demokratisch sein und uns am Ende uns noch den Zugang zu Rohstoffen verwehren.
Ich bin selbst Betroffener und habe in Afghanistan zwei Beine verloren. Leider muss ich feststellen, dass der Major Recht hat. Wo ist die vernetzte Sicherheit? Wo sind die Gleder für Gerät in der Ausbildung? Wo sind die Hilfen für Hinterbliebene, Witwen oder Kriegsversehrte. Nichts ist da! Danke! Vertrauen im Sturzflug? Ja, schon lange. Jetzt spricht es endlich jemand aus. Ein mutiger Schritt. Vermutlich wir derjenige nun entlassen – das wäre typisch Bundeswehr.
Ich war in der letzten Woche auf einer Tagung des Ministeriums mit ca. 100 Vertrauenspersonen aus allen Bereichen der Bundeswehr. Auch dort wurde klar die derzeitig schlechte Stimmungslage an das Haus kommuniziert. Wie immer. Viele der Höchstbesoldeten bestritten alle Probleme. Alles ist gut! Aber nicht in Afghanistan. Chaos in der Einsatzvorbereitung und in der Einsatzdurchführung. Daher kann ich jeden verstehen, wenn er sich nicht in der Bundeswehr nach einem Job umschaut. Diese ist abhängig von der Politik und diese hat bisher nichts erreicht bzw. nichts zu Verfügung gestellt. Abwählen!!!
Seit mein Sohn schwer verwudet wurde, lese ich derartige BLOGS und interessiere mich für diesen Bereich. Auch ich bin der Auffassung, dass die Politiker einmal Farbe bekennen müssten. Wo ist die Regierungschefin? Ist die Bundeswehr nicht ein Regierungsprojekt? Vermutlich muss der junge Adelige scheitern – dann lacht die politische „Reste“-Klasse. Das Problem dabei ist nur: Es werden noch mehr Soldaten aufgrund einer unzureichenden Ausrüstung bzw. Ausbildung fallen oder verwundet. Lohnt sich das? Nein! Daher rate ich keinem den Weg zur Bundeswehr.
Wo sind die hohen Militärs, die derartige Aussagen treffen müssten? Vermutlich beim Karriere machen. Eine Schande. Jeder, der mit der Bundeswehr betraut ist, weiß wie schlecht es gerade im Bereich der Einsatzvorbereitung bestellt ist. Keine Munition – dafür kann man ja Peng Peng rufen. Keine gepanzerten Fahrzeuge – die kann man sich ja einbilden. Keine entsprechende Ausrüstung – die kann man sich ja kaufen! Ein Wahnsinn. Ich bin gespannt wie Herr zu Guttenber zuküftig für junge Menschen attraktiv sein will. Er vielleicht ja, aber die Bundeswehr? Warum nimmt er die Regierung nicht in die Pflicht? Warum setzt er keine Impulse? Warum stellt er bei den Soldaten nicht unter Beweis, dass er und Angie gewillt sind, die Bundeswehr zum POSITIVEN zu verändern. Natürlich müssen Wasserköpfe verschwinden. Doch das alleine reicht nicht. Die Bundewehr hat so enorme Mängel, dass die Zukunft tatsächlich ungewiss ist.
Ich stimme den Aussagen des Majors zu. In der Truppe ist das Vertrauen in die Politik längst verloren gegangen. Jetzt herrscht bald der Slogan: „Stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin!“. Die Entscheidungen bis November werden enorme Auswirkungen auf die Bundeswehr haben. Dann braucht sich niemand mehr über Totenschädel oder Ähnliches aufregen. Das ist dann das, was die Politik haben wollte. Klasse!
Ich war mit Major Wüstner in Afghanistan im Einsatz. Er weiß von was er spricht! Er musste ebenso schon Teile von Kinderleichen entsorgen und Kameraden bergen. Sein Bild über Wut und Frustration bezüglich der Truppe stimmt voll und ganz. Hier muss nichts beschönigt werden.
Es zählt nur eine Grundregeln: „Wer bestellt, der bezahlt“. Dir Regierung bezahlt derzeit leider nicht, hat aber bestellt. Dafür bezahlen die Soldaten mit Ihrem Leben. Die Medien sind derzeit alle auf der Seite Guttenbergs. Dafür müssen die Soldaten zahlen. Dann gibt´s ein paar warme Worte in der Kirche. Klasse. Und nen Orden. Klasse!
Interessante Kommentare. Auch ich bin der Meinung, dass das Vertrauen der Truppe tatsächich im Sturzflug ist. Da hilft auch nichts, dass Mitglieder des Verteidiungsausschusses spontan einige einsatzerfahrene Kameraden zum Gespräch eingeladen hat. Bezahlt wird eh im Haushaltsausschuss und denen geht wie scheinbar auch der Bundeskanzlerin die Bundeswehr am A. vorbei. Gehört die Bundeswehr eigentlich nur dem Verteidigungsminister oder müssten sich da nicht mehr diesbezüglich bemühen? Egal.Ich bin auf jedenfall dankbar, dass man auf die Motivation und die Flexibilität der Soldaten eingeht. Nur das hält die Bundeswehr noch zusammen. Bin gespannt wie lange noch. Stell Dir man betreibt eine Reform und keiner geht mit!
Wer meint, mit der Bundesweht kann man keine Wahlen entscheiden, wird sich zukünftig eines Besseren belehren lassen müssen. Auch dort gibt es Verwandte, Bekannte oder Freunde. Im Zuge des politischen Kampfes sollte man zukünftig keinerlei Stimmen waghalsig auf´s Spiel setzen. FDP bzw. CDU/CSU wird sehen, was man davon hat. Macht Euch schon mal Gedanken.
Man sollte nicht alles zu schwarz sehen. Allerdings bemerke auch ich eine enorme Dünnhäutigkeit in den Streitkräften. Die Einsatzhäufigkeit bzw. -dauer und das Risiko steigen während Mittel bzw. Fürsorge und Betreuung sinken. Das das für die Moral der Truppe nicht gut ist sollte jedem einleuchten. Ich bin gespannt, ob man seitens der Politik nun endlich reagiert oder ob man den Karren nun endgültig FEST fährt.
Ich sag´s wie die Herrn Politiker. Mir doch alles egal!
Nach so einigen Jahrzehnten als BS und so manchen Einsätzen, in denen ich meinen Kopf (und diverse andere Körperteile) hingehalten habe, bin ich nun in den Ruhestand gegangen. Ich bin froh und glücklich, dass ich dieses Chaos hinter mir lassen kann. Angefangen vom Ausrüstungsmangel an der Basis über die rückgratlose General- / Admiralität bis hin zu einem Minister, der nur Schaum schlägt, um sich als nächster Kanzlerkandidat in Stellung zu bringen. Jungen Menschen, die vor der Berufswahl stehen kann ich nur dringend abraten, einen Beruf in den Streitkräften zu ergreifen.
Keine Frage, die deutsche Politik versäumt in Bezug auf die Bundeswehr regelmässig wichtige Entscheidungen zu treffen oder notwendige Strukturen zu schaffen/Ausrüstung zu beschaffen. Aber ich denke mal sollte sich auch darüber klar werden, dass dies nicht ein rein deutsches Problem ist. Zwar schielt man in der Truppe gerne Neidisch auf das Equipment anderer Nationen, aber einen objektiven Blick riskiert keiner – Oder möchte irgendein Bundeswehrsoldat allen ernstes sein G36 gegen ein M4 eintauschen? Und in meinen Augen ist eben die Dienstwaffe in einem Kampfeinsatz genau das, worauf es am meisten ankommt… Bei der persönlichen Ausrüstung jammern die deutschen Soldaten auf einem hohen Niveau…
Was jedoch geschützte Fahrzeuge angeht oder schlicht die unzureichende Anzahl an Soldaten um den Auftrag zu erfüllen (Empfehlung hierzu das Buch vom Kameraden Lindemann) ist wahr. HIER sollte angesetzt werden. Und, auch wenn ich es ungern mache, muss ich zustimmen: Wer sich im stillen Kämmerlein beschwert muss auch den „Arsch“ in der Hose haben in die Öffentlichkeit zu treten – Vor allem, wenn man schon bereit ist sein Leben zu riskieren, sollte das nun wirklich keiner fürchten ;-)
Wahnsinn, dass es derart viele Kommentare zu dem Thema gibt. Muss wohl was dran sein, oder? Wad die Einsatzbelastung betrifft, ist der Bogen überspannt und die Truppe massiv dünnhäutig geworden. Es gehen immer die GLEICHEN. O.K., wir müssen ggf. auch mehr Dinge in die Öffentlichkeit tragen. Allerdings sind wir auch zur Zurückhaltung bei Äußerungen verpflichtet.Schwierige Situation. Daher bin ich froh, dass der BundeswehrVerband das sagt, was die Soldaten der Bundeswehr denken. Jetzt ist allerdings fraglich, ob es die Politik wirklich interessiert. Wir werden sehen. Ob man mit der Bundeswehr wirklich keine Wahlen gewinnen kann halte ich auch für fraglich. Ich denke, dass zukünftig jede Stimme zählt!
Zu Guttenberg muss aufpassen, dass Ihm seine Reform samt Truppe nicht bald úm die Ohren fliegt. Die Stimmung ist wirklich bescheiden. Hoffentlich wird bald reagiert, sonst verfliegt das letzte bisschen Hoffnung.
@Roger
„Was die Einsatzbelastung betrifft, ist der Bogen überspannt und die Truppe massiv dünnhäutig geworden.“
Diese Dünnhäutigkeit halte ich angesichts viermonatiger Kurzeinsätze, bei denen 90% der Soldaten nie einen Schuß zu hören bekommen, für unangebracht.
Die Bundeswehr müsste in der Lage sein, noch ganz andere Situationen auszuhalten. Die verbreitete Wahrnehmung, dass nur Einsätze eine unangenehme Begleiterscheinung des Dienstes als Soldat ausmachen, ist m.E. nicht zielführend. Der Einsatz ist die militärische Normalität und sollte als solche wahrgenommen werden.
@S.W.
Der wesentliche Kritikpunkt von Robert dürfte eher die Ungerechtigkeit innerhalb der Bundeswehr sein. Während das Gros der Bundeswehr eben nicht in den Einsatz geht, oder wenn dann nur lagerintern, dürfen ein paar Sektionen immer und immer wieder antanzen (so aus dem Kopf: Heeresflieger, Falschirmjäger, Gebirgsjäger). Da werden dann auch Zusagen wie Ruhephasen etc. nicht eingehalten.
Gelinde gesagt: Das ist Knaup, und zwar auf dem Rücken derjenigen, die eh schon am meisten schwitzen.
Und das ganze, wohlgemerkt, bei einem recht berechenbaren Konflikt mit niedriger Intensität, gegen einen weitgehend unausgebildeten, zahlenmäßig unterlegenen Gegner mit miserabler Ausstattung, in einem Einsatz bei dem nicht mal 2,5% der Bundeswehr-Soldaten vor Ort sind.
Und da ist sie dann auch wieder, die fehlende Transparenz. Die Scheu wirklich mal belastbare Daten zu liefern, sich sachlich mit anderen Streitkräften zu vergleichen, zu informieren was man eigentlich leisten kann.
Der Mangel an Vertrauen in die Ehrlichkeit der Bundeswehr hat eben greifbare Folgen. Nicht zuletzt, dass damit ein Mangel an Vertrauen in ihre Fähigkeiten einhergeht. Die Bundeswehr ist auf dem besten Weg sich überflüssig zu machen, schlicht weil das Vertrauen in das System Bundeswehr, und damit auch in seine Fähigkeiten und letztlich seinen Nutzen immer weiter nachläßt.
Wer hält denn die Klappe wenn mal wieder Fähigkeiten vorgetäuscht werden die nicht da sind, etwa wenn die Task Force Kundus in „Ausbildungs- und Schutzbattailon“ umbenannt wird, und auf dem Papier die Zahl der Ausbilder dann plötzlich um 1200 steigt? Für wen sind denn Embedded Training Teams oder gar etwas wie das Combined Action Program allein schon wegen der mangelhaften, unlexiblen internen Strukturen schlicht unmöglich? (Beides nebenbei Methoden, für die es wohl nicht ohne Grund weder eine deutsche Begrifflichkeit, noch eine entsprechende Wikiseite gibt…)
Und es ist ja nicht so, als würde das nicht auch ein Echo in der Bevölkerung finden. Eins davon ist ja „Soldaten raus aus Afghanistan (die Bundeswehr bewirkt da ja eh nix)“. Von da bis zu „Schafft die Bundeswehr ab (die gefährdet nur unsere Soldaten)“ ist es nicht mehr so weit.
Wenn einem diese Entwicklung nicht gefällt, dann sollten vielleicht langsam mal Daten und Konzepte her. Die Zeiten, in denen man sich die Bundeswehr aus Tradition hält, gehen anscheinend selbst in der Union zuende.
@ S.W. Viermonatige Kurzeinsätze? Sagen sie das mal einem Fallschirmjäger / Objektschützer / Grenadier etc. Das Heer hat die Einsatzdauer auf sechs Monate erhöht und das schon seit geraumer Zeit. Alle beweglichen Sanitätskräfte werden ab sofort ebenfalls für sechs Monate im Einsatz verbleiben. Und bei vielen sogenannten „Splittern“, wie z.B. den Ärzten ist zwar die Stehzeit im Einsatz kurz, dafür bekommt man aber seine nächste Einplanung schon IM Einsatzland eröffnet (will heissen, sie gehen mehrmals im Jahr). Versuchen sie das mal ihrer Familie begreiflich zu machen. Wenn sie so vollmundig davon sprechen, das „90% der Soldaten nie einen Schuß zu hören bekommt“, lässt dass daraus schließen, das sie entweder keinen blassen Schimmer von Einsätzen haben, oder ein verdammt harter Hund sind. Spontan schließe ich auf ersteres.
Stammtischpolemik ist übrigens ein weiterer Punkt, der einen aktiven Soldaten auf die Palme bringt…
@Voodoo
„Wenn sie so vollmundig davon sprechen, das “90% der Soldaten nie einen Schuß zu hören bekommt”, lässt dass daraus schließen, das sie entweder keinen blassen Schimmer von Einsätzen haben, oder ein verdammt harter Hund sind. Spontan schließe ich auf ersteres.
Stammtischpolemik ist übrigens ein weiterer Punkt, der einen aktiven Soldaten auf die Palme bringt…“
Ich habe rund zweieinhalb Einsatzjahre (zuletzt bis Ende 2009 in Afghanistan) hinter mir und meine, das eine oder andere jenseits des Stammtischs mitbekommen zu haben. Man muß kein „harter Hund“ sein, um die militärische Belastung des durchschnittlichen Soldaten (zu denen ich mich auch zähle) auf dem Balkan, im Mittelmeer oder auch im größten Teil Afghanistans für weniger als extrem zu halten. Eine Rechtfertigung für die teilweise dramatischen Klagen hier sehe ich allgemein nicht. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Deutsche machen sich innerhalb der NATO regelmäßig lächerlich, wenn sie vor im Süden und Osten Afghanistans eingesetzten NATO-Verbündeten über ihre ach so furchtbare Belastung im Einsatz klagen. Mir ist das peinlich, und ich weiß, dass ich nicht der einzige bin, der so denkt und fühlt.
Diese ganze Wehleidigkeit auf hohem Niveau und die ungenierte Selbstentblößung schon bei mäßigen Belastungen passen nicht zum Beruf des Soldaten. Man sollte hier auch bei der Personalauswahl sorgfältiger vorgehen. Haben Sie schon mal Feuerwehrleute oder Rettungssanitäter in Deutschland, die täglich schlimmeres mitmachen als 95% der Soldaten im Einsatz, sich derart in Selbstmitleid suhlen gesehen?
Die tatsächlichen Probleme liegen m.E. ganz wo anders und geht unter dem Gewerkschaftsgehabe hier weitgehend unter. J.R. sprach einige davon bereits an. Mich hat es selbst sehr frustriert, mein Leben für eine Politik zu riskieren, die keiner erkennbaren Strategie folgt. Keiner der Einsätze, mit denen ich zu tun hatte, war durch deutsche Interessen legitimiert oder hatte einen für mich erkennbaren Sinn.
Ich denke, was eine wichtige Rolle spielt, ist die Unstetigkeit im Soldatenleben.
„Auslandseinsatz“ herrscht ja bei vielen Soldaten schon in Deutschland, da sie sehr häufig umziehen und nie echte Wurzeln schlagen können, aus denen Sie mehr Kraft für Einsätze ziehen könnten. Ich glaube, das sollte man nicht unterschätzen.
Zwar gibt es in fast jeder Stadt irgendeine Bundeswehrstelle. Aber die Kasernendichte und die Verbreitung einzelner Truppenteile ist ja mittlerweile sehr gering, sodass man nie heimatnah, dauerhaft leben kann. Natürlich kann man sagen „das gehört dazu“. Aber ich glaube es schadet. Nun ja.
Über die Einsatzbelastung. Ich glaube das Problem am Afghanistaneinsatz ist, dass er grundsätzlich entgegen der militärischen Logik verläuft. Eigentlich wäre diese „kurz und hart“. Stattdessen verläuft der Einsatz lang und im Grunde wenig intensiv. Das beutelt die gesamte Organisation Bundeswehr. Es ist wie ein Marathonlauf. Lang, nicht „intensiv“ und ungesund.
Ob jetzt vier Monate, sechs oder ein Jahr. Es ist immer eine lange Zeit. Eventuell müsste das mal richtig untersucht werden, ab wann und warum der Soldat abbaut, oder ob er es überhaupt tut. Ich denke, der entscheidene Faktor ist, dass der Einsatzsoldat 4 oder mehr Monate in der Fremde ist. Ein Feuerwehrmann ist in seiner Heimat und hat dort ein Leben. Man sollte das nicht als Weichheit abstempeln, sondern sich mal Gedanken machen, wie der Mensch grundsätzlich so tickt.