RC N Watch: Großoffensive im Norden?
Bislang ist der afghanische Privatsender Tolo News die einzige Quelle, die ich als Beleg finden kann: es soll im Norden nicht nur eine Offensive im Norden der Provinz Takhar bevorstehen – sondern auch eine Großoffensive, die die Nord-Provinzen Kunduz, Baghlan, Balkh, Faryab and Takhar umfassen soll. Tolo beruft sich bei den Angaben auf offizielle afghanische Stellen.
Also abwarten.
Ergänzend zur Bundeswehr-Meldung zum verwundeten (liebe Medienkollegen: nicht: verletzten) deutschen Soldaten am Sonntag bei Kundus: nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua ereignete sich das Gefecht in Hazrata im Distrikt Char Darrah.
Bereits am Samstag war im Norden der Provinz Balkh ein schwedischer Soldat bei einem IED-Anschlag gefallen, zwei weitere wurden verwundet.
Dann drücken wir doch unseren Truppen die Daumen und wünschen viel Erfolg.
Gute Jagd!!!
Wie wäre es mit einer gelben Solidaritäts- Schleife, Herr Wiegold?
Indem die afghanische Regierung die Operation und die Distrikte ankündigt, in denen sie durchgeführt wird, ermöglicht sie es den Aufständischen auszuweiche. Die Einsatzkräfte werden also einen Erfolg erklären können (weil die Aufständischen „besiegt“ wurden), bevor sie rückverlegt werden. Danach kehren die Aufständischen wieder zurück, und alles ist wie zuvor.
Es wäre schön, wenn es bei dieser „Großoffensive“ anders läuft, aber wie von mir beschrieben lief es nicht selten.
Zum Thema passend: http://www.faz.net/-01iwup
Darin lese ich unter anderem über das Gefecht am 07.10.2010:
„Dann gehen die Soldaten zum Gegenangriff über. Mit Schützenpanzern und unterstützt von amerikanischen Kampfhubschraubern und Flugzeugen reiben sie den Taliban-Verband nahezu vollständig auf. Dabei werden mehrere Dutzend Aufständische getötet.“
@ Monsieur L | 18. Oktober 2010 – 11:46
Man scheint in der Tat den deutschen Michel wieder einen Schritt näher an die Realität heranzuführen.
Berichte über im Gefecht von Bundeswehrsoldaten getötete Aufständische sind in deutschen Medien ein erstaunlich weit verbreitetes Tabu. Traut man dem Leser vielleicht nicht zu, ertragen zu können, dass in seinem Namen Menschen getötet werden?
Wenn man sich entschieden hat, mit unmittelbarem Zwang vorzugehen, dann heißt das nun mal in der Praxis, Gegner zu töten oder gefangen zu nehmen, wenn sie sich nicht dem eigenen Willen unterwerfen. Die Zeit der netten Plauderstunden ist dann vorbei.
Im bundesdeutschen linkslaberalen Stuhlkreis hat man mit solchen Realitäten der Welt erfahrungsgemäß so seine Probleme, um sich anschließend darüber zu empören, dass niemand etwas gegen Massenvergewaltigungen im Kongo unternimmt.
Falls noch nicht bekannt: Kritik an den Deutschen bzgl. des Angriffs auf eine NGO in Kunduz.
http://online.wsj.com/article/SB10001424052748704116004575522140999610772.html?mod=WSJ_World_LEFTSecondNews
@ Benjamin | 18. Oktober 2010 – 14:30
Haben die schon ihre Protestnote bei den Bundestagsabgeordneten abgegeben, die den Kommandeuren vor Ort die entsprechende Truppenstärke, Ausrüstung und robuste Mandatierung verweigern?
Wer nicht genug Soldaten hat, kann sie eben auch nicht überall hinschicken.
Zu dem WSJ Artikel: Der Angriff war nicht auf eine NGO sondern auf ein kommerzielles Unternehmen, Devekopment Alternatives Inc., das im Auftrag der U.S. Regierung arbeitet. Es steht im Verdacht auch als Cover für CIA Operationen zu dienen.
@Monsieur L.
Als Ergänzung zu dem recht guten FAZ Stück das ja auch die von U.S. Kräften unterstützte lokalen Milizen beschreibt eine Meldung von Pajhwok:
Tribal militias accused of forcefully taking usher
Das die Milizen so effektiv zum Frieden beitragen ist wohl fraglich.
@ Sun Tzu:
Wo liegt denn das Problem bei der „robusten Mandatierung“?
Bei allen Problemen im Einsatz – das Mandat ist n.m.E. robust.
@b
Ich kann nicht erkennen, inwiefern DAI keine NGO sein soll. Weil sie bezahlt wird? Weil sie von der Regierung bezahlt wird? Das sind nicht die maßgeblichen Kriterien. Wenn Sie das beruhigt, können wir es ja als „Entwicklungs-Unternehmen“ bezeichnen.
http://www.dai.com/
Im Verdacht mit der CIA zu arbeiten steht sowieso alles und jeder. ;-)
Die Bundeswehr veröffentlicht ebenfalls weitere Gerüchte für eine bevorstehende Offensive in Kunduz.
http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLd443DnQHSYGZASH6kTCxoJRUfW99X4_83FT9AP2C3IhyR0dFRQCsXOUq/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfQ180QzU!?yw_contentURL=%2FC1256EF4002AED30%2FW28ACBK5535INFODE%2Fcontent.jsp
pi
einmal mehr ein sehr guter Artikel von Seliger.
Anscheinend hat bei bundeswehr.de jemand nicht sauber „quegelesen“, denn man liest da ja von den Evergreens der Aurüstungsmängel (Bekleidung).
Falls das BMVg wieder erzählt alles sei super: Hier ist der Gegenbeweis – auf bundeswehr.de Nicht „nur“ in loyal.
@pi/Artikel „Vom Kriege“ auf bw.de
Sehr bemerkenswert, aus mehreren Gründen. Zunächst ist der Autor derselbe wie bei FAS/faz.net. Dann sind die getätigten Aussagen für eine Reportage, die sich die Bundeswehr offiziell zu eigen macht, wirklich erstaunlich:
– „Der permanente Abnutzungskampf hat in ein Patt geführt“
– „Belagerungsring um Kunduz“
– „Schlammassel am Hindukusch“
– „Doch gerade weil überzogene Vorschriften („Hier gilt die StVO!“) und heimatliche Bürokratie, die im Hauptlager ausgeufert sind, nicht bis nach Chahar Darreh reichen, schätzen die Soldaten trotz aller Eintönigkeit, Entbehrungen und Gefahren den Dienst in der Polizeistation. Die regelmäßige Rückkehr in das durchreglementierte Feldlager erscheint manchem von ihnen wie eine Bestrafung.“
– „Jeder Fallschirmjäger hat sich im heimatlichen Army-Shop eingekleidet, weil er die von der Bundeswehr gelieferten Hosen, Jacken, Stiefel und Munitionswesten im Kampfeinsatz für unbrauchbar hält.“ (Darauf wurde schon hingewiesen, zur Vollständigkeit)
Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier nicht „ordentlich quergelesen“ wurde. Mich würde mal interessieren, wie weit „oben“ die Entscheidung über diese Veröffentlichung getroffen wurde.
@ Memoria | 18. Oktober 2010 – 16:27
Wo liegt das Problem beim Mandat?
Etwas sarkastisch könnte man sagen: Weil das Mandat ein verlogenes Stück Papier ist, mit dem sich die Bundestagsabgeordneten selbst belügen und dem Volk verheimlichen wollen, dass sich unsere Soldaten in einem dreckigen schmutzigen Krieg befinden, in dem niemand unschuldig bleibt, zu dem es aber leider keine Alternative gibt.
Zudem zeigt der Bundestag durch sein verstocktes verschwurbeltes Mandat, dass die Taliban auf die Heimatfront zielen müssen, was faktisch zu mehr toten Bundeswehrsoldaten führt.
Entschlossenheit, dem Feind seinen Willen aufzuzwingen, liest sich anders.
Die Liste der Kritikpunkte ist lang, daher nur ein paar Stichpunkte:
– Das Mandat des Bundestages lässt zu wenig Soldaten zu, es sei denn, man wendet die mögliche Trickserei an.
– Das Budget ist zu klein.
– CAS durch eigene Truppen ist nicht zugelassen.
– Die Zielrichtung des Mandats ist falsch. Zuerst muss es um unsere nachhaltige Sicherheit gehen. Nation-Building ist ein Sekundärziel, wenn auch sinnvoll. Gender Mainstreaming steht zum gegenwärtigen Zeitpunkt im Widerspruch zu unseren sicherheitspolitischen Interessen.
– Targeted Killing ist unseren Truppen offiziell verboten, was allerdings wohl ohne Mandatsänderung vom Verteidigungsminister erlaubt werden könnte.
– Einige behaupten, dass Offensivaktionen generell durch das Mandat nicht abgedeckt seien.
…
Zusammengefasst: Das politisch vorgegebene Ziel kann mit den politisch vorgegebenen Mitteln nicht erreicht werden.
Man sieht ja nun: Ohne die Amis als Babysitter der Bundeswehr im Verantwortungsbereich der Bundeswehr hätte die BW vermutlich bereits die Flucht ergreifen müssen.
Dann sind so einige Eiertanz- Konstruktionen in meinen Augen abenteuerlich. Weil man dem deutschen Volk nicht sagen möchte: „Auch unsere Soldaten töten!“ gibt es dann solche Konstruktionen:
(Quelle: http://dip.bundestag.de/btd/17/006/1700654.pdf)
Seite 4:
„Deutsche Soldaten, die im Rahmen von Austauschprogrammen bei den
Streitkräften anderer NATO-Nationen dienen, verbleiben in ihrer Verwendung
und nehmen auf Ersuchen der Gastnation an Einsätzen ihrer Streitkräfte
im Rahmen ISAF in Afghanistan teil.“
Wenn es also zur Sache geht, sind entsprechende Soldaten mutmaßlich gerade in einem „Austauschprogramm“ bei der 10th Mountain Division o.ä. … wie oft wurde schon durch solche „Austauschsoldaten“ CAS angefordert und durchgeführt?
Dann auf Seite 4:
„Während Kontingentwechseln darf die Personalobergrenze vorübergehend
überschritten werden.“
Was soll so eine Gummiformulierung? Hat man im Zweifelsfall dann immer „Kontingentwechsel“ und spielt dabei etwas Einheiten- Ping Pong, um das „vorübergehend“ auch auszuhebeln?
Soll die Politik doch ehrlich sagen, wie viel Mannstärke sie braucht. Wenn man maximal 50.000 Soldaten beschließt, heißt das noch lange nicht, auch 50.000 hinzuschicken. Dem Feind, auch im eigenen Land, würde man jedoch klar sagen: “ Wir werden siegen, komme, was da wolle. Und unsere Kommandeure müssen nur sagen, dass sie mehr brauchen, dann bekommen sie es auch, ohne das der Bundestag noch einmal neu zusammentreten muss!“
Man hat offenbar im Bundestag immer noch nicht verstanden, wie Krieg funktioniert. Entschlossenheit ist z. B. eine wichtige Komponente, wenn es darum geht, dem Feind seinen Willen aufzuzwingen.
In der Begründung liest man dann viel von zivilem Engagement, das man verdoppeln möchte, von Unterstützen usw. Als Begründung für die Tätigkeit des BMZ wäre das vollkommen in Ordnung.
Als Begründung für einen militärischen Kampfeinsatz, der mit Bomben und Raketen gegen Aufständische vorgeht, der gegen einen erbitterten zum Tode bereite Feind kämpft, ist dieses Geschwafel des „Antrags der Bundesregierung“ ein Tritt ins Gesicht jedes Soldaten der Bundeswehr, der seinen Kopf hin hält, um einen fanatischen Feind zu besiegen.
Weil der Bundestag als (letztendlich) höchstinstanzlicher „Dienstherr“ der entsendeten Soldaten wichtige psychologische Faktoren der Sicherheitspolitik nicht angemessen beachtet, wird die Auftragserfüllung erschwert bis unmöglich gemacht.
Politiker, die zudem dauernd vom „Abzug“ faseln, sind da zusätzlich nicht hilfreich.
Wesentlich interessanter find ich ja: 150 ISAF-Soldaten bilden angeblich 24 afghanische Polizisten aus. (Wie passen da eigentlich die Amerikaner ins Bild?)
Kommt das nur mir seltsam vor, und beißt sich das nicht irgendwie mit dem Satz
„Der Auftrag der Soldaten lautet, einheimische Sicherheitskräfte zu trainieren, gemeinsam mit ihnen die Aufständischen zu vertreiben und deren Rückkehr in die Ortschaften zu verhindern.“
@ Sun Tzu:
Wo soll die Bundeswehr denn 50.000 Einsatzsoldaten herzaubern? Mit den 5000 in Afghanistan eingesetzten Soldaten ist sie doch schon jenseits ihrer Kapazitäten.
Kein CAS durch eigene Truppen?
Ich halte es in diesem Zusammenhang für erwähnenswert, dass die Luftwaffe diesertage auffällig intensiv CAS mit „Tornado“ in Idaho üben lässt.
Zufall?
@ politisch inkorrekt | 18. Oktober 2010 – 17:10
Interessant finde ich:
Zitat: „Jeder Fallschirmjäger hat sich im heimatlichen Army-Shop eingekleidet, weil er die von der Bundeswehr gelieferten Hosen, Jacken, Stiefel und Munitionswesten im Kampfeinsatz für unbrauchbar hält. So sind sie etwa mit Hosen ausgestattet worden, in deren Beintasche nicht einmal das möglicherweise lebensrettende Erste-Hilfe-Paket passt.“
Uns so etwas steht in einem Artikel eines offiziellen Portals der Bundeswehr.
Kann man deutlicher zum Ausdruck bringen, dass mit den Strukturen unserer heutigen BW etwas ganz gehörig nicht stimmt?
Hefig ist auch: „Doch gerade weil überzogene Vorschriften („Hier gilt die StVO!“) und heimatliche Bürokratie, die im Hauptlager ausgeufert sind, …“
@Sun Tzu
„Doch gerade weil überzogene Vorschriften („Hier gilt die StVO!“) und heimatliche Bürokratie, die im Hauptlager ausgeufert sind, …”
Das ist eisernes Gesetz: Wo im Einsatz zu viele Stabsoffiziere ohne wirkliche Aufgabe beisammen sind, entsteht der Drang zur Selbstbeschäftigung, der sich in allerlei oft sinnlosen Regeln ergießt.
Richtig entspannend waren in dieser Hinsicht Erstkontingente, in die sich diese Klientel in der Regel nicht hineinwagt.
J.R. | 18. Oktober 2010 – 18:25
Ich sage ja gar nicht, dass die BW 50.000 Mann entsenden sollte. Von der mangelnden Fähigkeit reden wir besser gar nicht.
Ich wollte damit lediglich sagen: Ein Mandat hat so gestrickt zu sein, dass das Mandat überhaupt kein begrenzender Faktor für den kommandierenden General ist.
Zudem muss das politische Signal an den Feind sein: „Unsere Truppen bekommen alles, was sie brauchen! Du hast keine Chance!!!“
Was man dann konkret für möglich und nötig hält, hat man hinter verschlossenen Türen zu klären.
Das Bundestags- Geschacher um jeden Soldaten bei der letzten Mandatierung wird bei der Propaganda-Abteilung der Taliban Jubelstürme hervorgerufen haben.
Unser Bundestag hat bisher überhaupt nicht verstanden, welche Wirkungen nun mal mit der deutschen Parlamentsarmee verbunden sind.
Weil das Entsenderecht nun mal bei den Bundestagsabgeordneten liegt, und nicht beim Präsidenten, wie in den USA, sind nun mal andere kommunikative und psychologische Mechanismen zu beachten. Das hat man im Bundestag offenbar überhaupt nicht verstanden.
Was wäre es für ein Signal an den Feind gewesen, wenn eine verschüchterte Regierung mit seinen 5350 Soldaten im Mandat angekommen wäre und der Bundestag gesagt hätte: „Hey, wir genehmigen euch 15.000, aber macht endlich den Job und die Taliban fertig!“
Die Zusammenfassung der Ereignisse von gestern deutet auf ein heftiges Gefecht hin:
http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLd443DnQHSYGZASH6kTCxoJRUfW99X4_83FT9AP2C3IhyR0dFRQCsXOUq/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfQ180QzU!?yw_contentURL=%2FC1256EF4002AED30%2FW28ACLCU850INFODE%2Fcontent.jsp
Marder, Milan, Pzh2000 und CAS.
Austauschprogramme:
Das dürfte sich speziell auf Konstellationen wie die deutsch-französische Brigade, NATO-Stäbe oder die gemischten AWACS-Besatzungen beziehen.
Kontingentswechsel:
Es macht im Allgemeinen mehr Sinn erst die Nachfolger einzufliegen bevor man die ersetzte Einheit ausfliegt. Der dadurch entstehende „Überhang“ wird durch diese Passage abgesegnet, das war’s auch schon.
Kosten:
Für jedes Soldaten-Einsatzjahr in Afghanistan fallen im Schnitt gut 150.000 Euro an. Tatsächlich sind die Ausgaben für den Einsatz im letzten Jahr um 50% gestiegen. Ein paar mehr Argumente, warum die Ausgaben im Verhältnis zur Truppenzahl zu gering sein sollen würden wohl nicht schaden.
Wenn man an dem Mandat etwas zerpflückt, dann wohl am ehesten der Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte. Das nimmt im Mandatstext zwar einiges an Platz ein, wird aber anscheinend kaum umgesetzt. Tatsächlich wird man dort viel mehr Schindluder/Aufgebausche finden als in den anderen Punkten (etwa die 3. ANA-Brigade, die 1400 Bundeswehr-Ausbilder, die „hinzukommenden“ Polizeiausbilder, die die Polizei-Ausbildung unterstützenden Feldjäger).
Oder wofür die Verdoppelung des zivilen Engagements (das wären iirc gerade mal 400 Mio. €) denn konkret eingesettzt werden soll. „Anstrengungen für einen nachhaltigen Kapazitätsaufbau in der afghanischen Verwaltung und Justiz“ ist zwar wesentlich, wird aber nicht weiter ausgeführt. Wie gerade unsere Regierung da vorhat in der Fläche was zu erreichen kann ich mir ebenfalls kaum vorstellen.
Wir reden hier immerhin von jenen deutschen Institutionen, die es für eine gute Idee halten, Straßenräuber zu Hilfssherrifs zu ernennen, welche dann nominell unter der „Aufsicht“ der ANP stehen, aber wohl auch weiterhin die Leute ausrauben. Trotzdem scheint man so zuversichtlich, dass man ihnen die Verteidigung eines strategisch wichtigen Dorfes überläßt, ganz ohne eingebettete Soldaten. Nur um sich dann zu wundern, dass das Dorf im Falle des erwarteten Angriffs überrant wird, man drei Tage braucht um sich dorthin durchzuschlagen, und die Dorfbewohner sich danach im Stich gelassen fühlen.
Das mag jetzt verbittert klingen, und ist wohl den Truppen vor Ort gegenüber auch etwas unfair. Aber ich werd halt den Eindruck nicht los, dass man kein Problem damit hat, Afghanen Risiken auszusetzen, die man für deutsche Truppen nie eingehen würde.
@ S.W. | 18. Oktober 2010 – 18:48
„Richtig entspannend waren in dieser Hinsicht Erstkontingente, in die sich diese Klientel in der Regel nicht hineinwagt.“
Meinen Sie damit die Zeit, als man noch mit seinem Muli durch die afghanischen Berge ritt und hoffte, dass der Versorgungshubschrauber mit dem Pferdefutter auch wirklich kommt?
Sobald man sich in ein gepanzertes klimatisiertes Fahrzeug setzen kann, ist der Tross aus Stabsoffizieren und Polit- Touristen doch vor Ort…
@ Sun Tsu
„Einige behaupten, dass Offensivaktionen generell durch das Mandat nicht abgedeckt seien.“
Genau gegen diese Behauptungen sind gerade in der Truppe gefährlich.
Das stimmt schlichtweg nicht.
Der Bundestag wird z.T. von rückgratlosen Generalen zum Buhmann gemacht.
Zur Erinnerung: Der Bundestag kann dem Mandatsantrag der BUNDESREGIERUNG nur zustimmen oder ihn ablehnen. Ist also nicht so wie oft suggeriert wird, daß unfähige Abgeordnete sich ein Mandat
ausdenken und die Regierung es umsetzen muß. Eher das Gegenteil ist der Fall.
Bei den ROE und der Taschenkarte war der Verteidigungsausschuss schon vor Jahren für realitätsnahe Regeln.
Das BMVg war sehr lange dagegen. Zu lange.
Das alles heißt nicht, das im parlamentarischen Bereich alles ideal läuft, aber viele Probleme der Bundeswehr sind hausgemacht.
Da hilft kein bequemes Abschieben an den Bundestag.
@ Memoria | 18. Oktober 2010 – 19:32
Zitat:
„@ Sun Tsu
“Einige behaupten, dass Offensivaktionen generell durch das Mandat nicht abgedeckt seien.”
Genau gegen diese Behauptungen sind gerade in der Truppe gefährlich.
Das stimmt schlichtweg nicht.“
==============
Inhaltlich stimme ich Ihnen ja zu, dass das falsch ist, daher schrieb ich „Einige behaupten“.
Das Problem ist aber, dass das ganze Mandat in einem Geist geschrieben ist, den man mit „Wo können wir uns verstecken?“ zusammenfassen kann, nicht mit „Wir machen den Feind fertig und sorgen dafür, dass wir aus Afghanistan nie wieder bedroht werden!“
Vor diesem Hintergrund können sich feige Politiker und Offiziere verstecken und interessierte Kreise entsprechend agitieren. Man denke nur an die ganzen meist vollkommen unqualifizierten „Kriegsverbrecher Oberst Klein“ Diskussionen. (Klarstellung: Herr Klein ist kein Kriegsverbrecher und muss sich nichts vorwerfen lassen. Muss man ja in Deutschland dazu schreiben …)
Zitat:
„Der Bundestag wird z.T. von rückgratlosen Generalen zum Buhmann gemacht.
Zur Erinnerung: Der Bundestag kann dem Mandatsantrag der BUNDESREGIERUNG nur zustimmen oder ihn ablehnen. Ist also nicht so wie oft suggeriert wird, daß unfähige Abgeordnete sich ein Mandat
ausdenken und die Regierung es umsetzen muß. Eher das Gegenteil ist der Fall.“
===================
Gerade das letzte Mandat war das Ergebnis eines unwürdigen Geschacher- Prozesses in den entsprechenden Bundestags- Ausschüssen, was teilweise auf Medien und Talkshows ausgeweitet wurde. Besser konnte man den Taliban nicht zeigen, was für ein verunsicherter Hühnerhaufen man denn ist und wie wackelig es um die Heimatfront steht.
Formal ist es richtig, dass die Bundesregierung den Antrag vorlegt. Faktisch ist das, was zur Zustimmung vorgelegt wird, aber nur das Ergebnis des vorherigen Prozesses in den Gremien.
Zitat:
„Bei den ROE und der Taschenkarte war der Verteidigungsausschuss schon vor Jahren für realitätsnahe Regeln.
Das BMVg war sehr lange dagegen. Zu lange.“
=============
Da das der Geheimhaltung unterliegt, fällt es schwer, den fehlenden Wahrheitsgehalt Ihrer Aussage öffentlich zu belegen.
Daher eine einfache Plausibilitätsüberlegung: Wer hat das Sagen? Ein Beamter im BMVg oder der Bundestag? Wir haben ein Primat der Politik.
Was passierte, wenn sich in der Vergangenheit z. B. ein General gegen Vorgaben der Politik wandte?
Nun, er war schneller per § 50 SG im Ruhestand, als er seinen Satz zu Ende sagen konnte. Im Ergebnis sagte niemand mehr was.
Zitat:
„Das alles heißt nicht, das im parlamentarischen Bereich alles ideal läuft, aber viele Probleme der Bundeswehr sind hausgemacht.
Da hilft kein bequemes Abschieben an den Bundestag. “
===============
Sorry, aber diese Position ist nicht akzeptabel.
Ich gebe Ihnen recht, dass in der BW vieles falsch läuft.
Es ist aber nun mal Aufgabe des Bundestages, bei Missständen zu intervenieren, insbesondere wenn man Leute in den Kampfeinsatz schickt und sie möglicherweise wegen bekannter Missstände ums Leben kommen. Die Strukturen sind krank. Die werden aber von der Politik bestimmt.
Erst seit dem aktuellen Verteidigungsminister ändert sich was. Vorher haben alle Verteidigungsminister und Fachausschussmitglieder zu gern an den bekannten Problemen vorbei gesehen.
@Sun Szu – „Zusammengefasst: Das politisch vorgegebene Ziel kann mit den politisch vorgegebenen Mitteln nicht erreicht werden. “
Gibt es denn überhaupt Mittel die das politisch vorgegebene Ziel (welches ist das übrigens?) erreichen können?
Es ist doch inzwischen deutlich das die Amis im Süden, mit all ihrem Geld, vielen Truppen, CAS satt und recht weiten ROEs auch nur maximal auf der Stelle treten.
„Dem Feind, auch im eigenen Land, würde man jedoch klar sagen: ” Wir werden siegen, komme, was da wolle. Und unsere Kommandeure müssen nur sagen, dass sie mehr brauchen, dann bekommen sie es auch, ohne das der Bundestag noch einmal neu zusammentreten muss!”
Man hat offenbar im Bundestag immer noch nicht verstanden, wie Krieg funktioniert. Entschlossenheit ist z. B. eine wichtige Komponente, wenn es darum geht, dem Feind seinen Willen aufzuzwingen.“
Hmm – „Dem Feind, auch im eigenen Land,“ wir haben Feinde hier in unserem Land? Wen meinen Sie den da?
„wenn es darum geht, dem Feind seinen Willen aufzuzwingen“
Was ist den dieser Wille den Sie da aufzwingen wollen?
sorry – Bitte zweimal „denn“ statt „den“ im obigen Kommentar denken.
@Wiegold – können wir bitte ein „Preview“ in der Kommentarfunktion haben?
Ich hoffe, wir bekommen mehr echte Informationen über das Kampfgeschehen und die Erfolge, von denen man sonst wenig hört. Das fände ich mal toll.
Ansonsten zitiere ich mal Jogi Löw: „… högschte Konzentration… högschte Disziplin“
Also los Jungens (und Mädels).
@ b | 18. Oktober 2010 – 20:13
Zitat: „Gibt es denn überhaupt Mittel die das politisch vorgegebene Ziel (welches ist das übrigens?) erreichen können? “
Ja. Rest siehe Verlautbarungen der Bundesregierung zum Thema. Ich bin nicht der Pressesprecher der Bundesregierung und etwas Rechercheleistung darf man von Mitdiskutanten auch erwarten.
Zitat: „Es ist doch inzwischen deutlich das die Amis im Süden, mit all ihrem Geld, vielen Truppen, CAS satt und recht weiten ROEs auch nur maximal auf der Stelle treten. “
Nein, ist es nicht. Auch die Amis haben erst seit kurzer Zeit ansatzweise die notwendigen Truppen im Land, die es braucht, um zu siegen. Vorher konnte man allenfalls ein paar böse Buben jagen, mehr nicht.
Zitat: „Hmm – “Dem Feind, auch im eigenen Land,” wir haben Feinde hier in unserem Land? Wen meinen Sie den da?“
Ja, leider! Schauen sie mal in die entsprechenden Verfassungsschutzberichte. Da sind so Einige aufgeführt.
Wer das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes in Frage stellt, den betrachte ich als Feind. Ob man gegen so jemanden aktiv vorgehen muss, ist dann eine andere Frage. Manche sind lediglich peinliche Lachnummern, von denen keine Gefahr ausgeht.
Zitat: „“wenn es darum geht, dem Feind seinen Willen aufzuzwingen”
Was ist den dieser Wille den Sie da aufzwingen wollen?“
Nun, für Afghanistan wurde in diversen UN-Resolutionen festgelegt, was der Wille der internationalen Staatengemeinschaft ist. Auch hier empfehle ich die Lektüre.
Ein Punkt wäre z. B., dass man in Afghanistan nachhaltig aufhört, Rückzugsraum für Terroristen und Gotteskrieger zu sein.
Thomas Ruttig hat etwas Hintergund zu den Vorkommnissen um Pul-e Khumri zusammengestellt.
Es scheint das die von SpecOps aufgestellten Milizen dort ein Kernproblem sind. (Siehe auch meinen Link oben wo sich die Bevölkerung über Übergriffe der Milizen beklagt.)
Another Militia Creation Gone Wrong
Zusammenfassend schließt Ruttig:
@ b
Das kann ich mir in der Tat gut vorstellen. Es könnte ein (weiteres?) Beispiel sein, dass die afghanischen kulturellen Eigenheiten nicht ausreichend ernst genommen werden und ins eigene Handeln einfließen.
Bzw.: Es scheint plausibel, dass das Konzept der Special Forces, Guerillatruppen aufzustellen (die Kernaufgabe der Abteilung^^), in Vietnam oder an anderen Orten ganz toll geklappt hat, in Afghanistan jedoch nicht, oder nicht mehr.
Das Problem dürfte eher sein, dass die Milizen eben nicht beaufsichtigt und beraten werden.
Ein paar Bewaffnete mit krimineller Vergangenheit unbeaufsichtigt agieren zu lassen ist glaub kultur-unabhängig keine gute Idee. Oder wie würde man hier in Deutschland reagieren, wenn man Motorrad-Clubs und Freie Kameradschaften Waffen in die Hand drücken würde, ihnen aufmunternd auf die Schulter klopfte und sie dann sich selbst überließe?
Auf mich wirkt das halt so, als würde man sich für das Ergebnis nicht verantwortlich fühlen. Gerade dieses Fehlen von Verbindlichkeit steckt glaub hinter vielen Fehlschlägen in Afghanistan.
Zumindest ich finde in Thomas Ruttigs Text keine Hinweise, dass das Milizen-Probleme durch die afghanische Kultur verursacht würde.
Ich hatte jetzt eher grundlegend geschrieben.
Mein Gedanke zur ODA-Tätigkeit in Afghanistan war, dass das was in Südostasien klappt, woanders falsch sein kann. Bisher habe ich noch nicht von großen Erfolgen in der Richtung gehört, was darauf schließen lässt, dass in Afghanistan die Bevölkerung für das Konzept weniger empfänglich ist. Das kann viele Gründe haben. Situationsbedingte, aus Gründen der Mentalität, Einstellung zu den Fremden, keine Verbindung zum Staat, keine feindliche Einstellung zu den Taliban usw…
Aber wenn wir auf diesen Fall eingehen, so dreht es sich doch um ehemalige Hezb-Islami-Leute der oppositionellen Abspaltung. Es ist natürlich etwas wagemutig zu glauben, man könne ehemalige Gegner in astreine Verbündete verwandeln, nur weil man den gleichen Feind hat. Von daher würde ich diese Gruppe nichtmal zu den Milizen zählen, welche normalerweise von den US-SF aufgestellt werden.
Das wären Bauern und Dorfgemeinschaften. Die Hezblabla-Typen sind aber auch nicht (ex-)kriminell. Das sind einfach Deserteure.
Naja, Milizen würde ich jetzt nicht zur Entwicklungshilfe zählen, auch weil sie letztlich nur ein zeitweiser Platzhalter sind.
Dafür, dass sich Stabilität erreichen läßt, auch in Afghanistan, gibt es ja immer wieder Beispiele. Das wohl meistzitierte dürfte Nawa in Helmand sein. Dort ist man gerade in der Übergabephase (mit Embedded Partnering Teams, wozu sich die Bundeswehr ja zu fein ist).
Zur Frage kriminell oder nicht: Wie soll man Straßenräuberei und Schutzgelderpressung denn sonst nennen? Dass man es nicht schafft, diese Gewalt gegen die Bevölkerung in Momentum umzuwandeln unterstreicht meiner Meinung nach
a) wie gering der ISAF-Einfluss auf die öffentliche Meinung ist, und
b) wie häufig solches Vorgehen wohl noch auf der eigenen Seite ist
Da gerade die Rede von den Marines (1. Bataillon, 5. Regiment) ist: Die Bilder zu deren Einsatznachbericht hat’s hier.
Ich hab schon den Eindruck, dass die einen recht guten Blick auf die Situation vor Ort geben.
Wir haben uns grade schrecklich missverstanden, glaube ich. ODA ist ein mehrfach verwendeter Begriff, wie ich grade herausgefunden habe. ^^ Einmal Official Development Assistance, was ich aber nicht meinte. Oder ODA als Special Forces Zug, welcher für das Bilden der Milizen zuständig ist! :) Anno dazumal sind diese ODA’s z.B. in vietnamnesische Bergdörfer gelatscht und haben recht ansehnliche Truppen zusammengestellt und geführt. Aber das weiß hier vermutlich eh jeder.
Egal.
Bilder. Ja, großartig! Es zeigt, dass viele Unkenrufe über die Amerikaner schlichtweg falsch sind. Sie sind die einzige Nation die den nötigen Aufwand betreibt. Ich stell mir das zwar unheimlich schwer, fast shizophren vor, auf der einen Seite (wie die Bilder zeigen) entspannt zu sein und mit den Afghanen zusammen zu arbeiten und auf der anderen Seite immer kampfbereit zu sein… Aber hier haben sie offenbar wirklich was geschafft..
Ob das in den anderen Teilen Afghanistans, mit anderen Stämmen, mit anderen Leuten, noch machbar ist (und natürlich mit „nicht US-Streitkräften“)… Uns läuft die Zeit davon.
Nicht nur in der aktuellen Reihe „Im Kriege“ auf bundeswehr.de werden Mängel in ungewohnter Offenheit angesprochen.
Das BMVg scheint die Medien als Mittel zum Zweck erkannt zu haben. Auf der Startseite findet sich ein Link zu Y-Punkt.de und dem dortigen Artikel „Bordschützen: Starke Nerven und hohe Feuerkraft – Nerven aus Stahl“. Darin heißt es für die CH-53 ua: „Der ballistische Schutz ist derzeit in Deutschland in der Erprobung, weiß er. ‚Muss erst etwas passieren, bevor darüber nachgedacht wird, etwas zu ändern?‘, fragt der Zeitsoldat.“
Nochmal kurz zu den Marines in Helmand:
Tim Lynch von Freerange International verschlägt es dort wohl für ein Jahr hin. Da er den Regiments-Kommandeur wohl persönlich kennt gibt es einige interessante Einblicke, auch gerade zur Situation in Marjah: Inchion
“I’m not doing much clearing; the 7th Marines (who rotated home a few weeks ago) did all the clearing. Paul (who commands the 2nd Marines) is fighting like a lion up north right now but we are pretty much policing up small cells of diehards which isn’t that hard – Marjah is still active but as we expand out of the district center we’re getting that under control. I’m still losing guys, I still take KIA’s and I have had several Marines lose limbs. I hate that, hate seeing my guys get hit but we’re dishing out more than the villains can take so the kinetics will die down. What I want for my Marines is a reasonable time horizon for reconstruction projects so they can see the fruits of their sacrifice. I can do the paperwork for 40 or 50 projects which I know will create the value chain needed to beat the poppy and there is no chance that me or my Marines will see any of it done, or even started, even if they get approved and “fast tracked.” My guys are patrolling three times a day, eating Mr. E’s or local chow, they sleep on the deck in the dirt and I want them to see why they are doing this. We like the Afghans; every one of them we talk to asks for two things: all weather roads and schools for their kids. They know they are doomed to a lifetime of hard labor with no chance at upward mobility because they are illiterate, so they want a better life for their children. My Marines who are out there living in the dirt and heat and filth with them want the same thing. But I can’t build schools with my CERP funds, nor can I hire teachers with my CERP funds and working through the regional contracting command to program money for these things is like pulling a diamond out of a goat’s ass. It is just doesn’t happen.”
@J.R., Niklas,
ODA ist die kleinste taktische Einheit der Special Forces. Ihr Hauptauftrag ist die Aufstellung von Partisanenkräften auf gegnerischem Gebiet.
Das Combined Action Program des USMC wurde von 1965-1971 in Vietnam durchgeführt und zählt zu recht zu den erfolgreichsten Programmen der US-Streitkräfte. Ziel war der Bevölkerungsschutz in den Dörfern und die Isolation des VietCong . Die Umsetzung erfolgte durch Combined Action Platoon`s (CAP)des Marine Corps.
Wenn ich J.R. richtig verstehe, verweist er darauf, dass die US-Marines in Afghanistan an diese in Vietnam erprobten Vorgehensweisen anknüpfen. Damit wird ja auch der Kern der ISAF-Strategie deutlich. Nach den CoINS-Vorstellungen der Amerikaner spielt der Bevölkerungsschutz zu Recht eine große Rolle, weil er u.a. die Voraussetzungen für den Aufbau darstellt und gleichzeitig die Aufständischen isoliert. Dass eine derartige Strategie nur mit hohem Personalaufwand umsetzbar ist, verstehen alle, nur nicht die deutschen Sicherheitspolitiker.
@Politikverdruss
Naja, eigentlich wollte ich „nur“ aufzeigen, dass auch in Afghanistan Erfolge möglich sind, und ein paar Quellen zum Wie weitergeben. Ich denke, auch ohne weitere Ausführungen fällt jedem auf, wie sehr sich die Schwerpunkte der Marines vor Ort von den derzeitigen Debatte-Schwerpunkten in Deutschland und in der Bundeswehr unterscheiden.
Mit dem Verweis auf das Combined Action Program haben sie wohl recht – die US Marines haben eine COIN-Tradition, auch wenn auch da einiges verloren gegangen ist. Mittlerweile haben sie das wieder nachgeholt, und das Ergebnis kann sich in meinen Augen sehen lassen. Gerade dieser Wille, sich auf die Situation einzustellen und an sich selbst zu arbeiten hat meinen Respekt.
Gerade zum Combined Action Program gibt es ja ein sehr empfehlenswertes Buch („The Village“ von Bing West). Die Geschehnisse fanden zwar vor 40 Jahren statt, aber der Gegenwartsbezug ist erdrückend. Bei den Marines steht das Buch auf der empfohlenen Leseliste, wie das bei der Bundeswehr aussieht kann ich nicht sagen – aber da glaub nie eine deutsche Übersetzung rauskam bin ich nicht allzu optimistisch.
Da hab ich halt auch irgendwie den Eindruck, als denke man bei der Bundeswehr teilweise, dass IEDs, korrupte Zentralregierungen, kampfschwache Partner-Milizen, Spitzel unter der Dorfbevölkerung oder menschenverachtende Aufständische ja was total neuartiges seien.
Und an der Stelle sei dann auch kurz darauf hingewiesen, dass der „Personalaufwand“ eben nicht allein durch ausländische Soldaten bedient werden muss. Im Fall von Bin Nghia (~6000 Einwohner) kamen zu dem Dutzend Marines noch drei Dutzend Einheimische (Polizei und vor allem Miliz). Von einer solch engen Vernetzung und solchen Zahlenverhältnissen ist man im RC Nord glaub noch weit entfernt.