RC N Watch: 17 Schulen für Sar-e-Pol
Der Fokus dieses Blogs liegt auf militärischen Entwicklungen und Vorfällen, auch in Afghanistan. Dennoch, damit es nicht heißt, das Positive werde nicht berücksichtigt – diese Meldung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit über den Bau von Schulen in der Nordprovinz Sar-e-Pol
Schlaglichter der deutsch-afghanischen Entwicklungszusammenarbeit
Die Förderung des Bildungssektors ist ein wichtiger Teil des zivilen Wiederaufbaus in Afghanistan. Noch vor Beginn des Winters soll im Rahmen der deutsch-afghanischen Entwicklungszusammenarbeit mit dem Bau von 17 Schulen in der nördlichen Provinz Sar-e-Pol begonnen werden. Der zivile Wiederaufbau des afghanischen Bildungssektors fokussiert sich nicht nur auf den Bau von Schulgebäuden. Auch die Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern ist besonders wichtig.
Nach heutigen Schätzungen werden in ganz Afghanistan bis 2014 119.000 zusätzliche Lehrkräfte für Primar- und Sekundarschulen benötigt. Ziel ist es, genügend Lehrpersonal auszubilden, damit in naher Zukunft Schulklassen mit weniger als 40 Kindern realisiert werden können. Bis 2013 ermöglicht die Bundesregierung die Ausbildung von weiteren 12.500 Lehrerinnen und Lehrern in den nördlichen Provinzen.
Der Bau von fünf Einrichtungen zur Lehreraus- und -fortbildung in Nordafghanistan wird durch die KfW-Entwicklungsbank finanziert. Auch Wohnheime für weibliche Lehrkräfte sind geplant. Dann können weite und meist unsichere Reisewege vermieden werden. Besonders die Ausbildung von Lehrerinnen wird unterstützt. 40 Prozent der Lehrkräfte sollen weiblich sein.
Bildung ist Zukunft
Die Bundesregierung engagiert sich neben der Grundbildung zusehends in der beruflichen Bildung. Bei einer Reise nach Afghanistan betonte Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel die zentrale Rolle einer soliden Schul- und Berufsausbildung. „Eine gute Ausbildung schafft Perspektiven, gerade für junge Leute. Sie legt einen wichtigen Grundstein für wirtschaftliche Entwicklung, Wohlstand und eine bessere und sichere Zukunft für die Menschen Afghanistans.“
Im Sommer 2010 wurde ein Weiterbildungsprojekt erfolgreich durchgeführt. Acht Wochen lang nahmen 29 Berufsschullehrer an einem Seminar der Technischen Schule Kabul teil. Die Durchführung der einzelnen Seminare, Übungen und Projekte hatten Experten des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) übernommen. Durch das Weiterbildungsprogramm der 29 Lehrer werden rund 3.000 Auszubildende in Afghanistan erreicht.
Armut lindern
Die qualifizierte berufliche Bildung ist für die politische und wirtschaftliche Entwicklung Afghanistans von großer Bedeutung. Die Förderung der Berufsausbildung trägt dazu bei, die Armut der afghanischen Bevölkerung zu lindern.
Die Bundesregierung leistet einen umfassenden Beitrag zum Ausbau des afghanischen Bildungssektors. Seit 2002 hat Deutschland im Rahmen der „Entwicklungsoffensive Nord“ für Maßnahmen im Bereich der Grund- und Berufsbildung bislang Mittel in Höhe von annähernd 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Die Meldung sieht sich auf den ersten Blick gut an: 17 weitere Schulen für Sar-e-Pol. Wenn man sich dann aber den Details widmet, mit denen das BMZ der Bildungsnot zu Leibe rücken will, dann sträuben sich dem Kundigen mal wieder alle Haare. Da wird von Wohnheimen für die Teilnehmer der Lehrer(innen)- Ausbildung berichtet. Man wolle ihnen weite und gefährliche Anreisen ersparen. Wohl wahr, diese Aussage, aber eben nur die Hälfte der Wahrheit. Die andere Hälfte lautet ganz einfach: diese Wohnheime für Lehramtsanwärterinnen werden niemals auch nur ein belegtes Bett sehen. Die Konzepteschreiber sollten mal bei ihren Kollegen der Polizei im Nebenzimmer anfragen, was aus dem Wohnheim für junge Polizistinnen in der von Deutschland vor Jahren erstellten Polizeiakademie in Kabul geworden ist. Dort stehen die Betten seit Jahren leer, weil keine afghanischen Familie und kein Ehemann die Frau allein dorthin reisen und dann auch noch dort allein übernachten lassen würde. Man mag das beschmunzeln, aber wenn man erfolgreich in Afghanistan Aufbauarbeit leisten will, muss man als erste Voraussetzung einmal selbst das Land und seine Bewohner gut kennen. Und dann verbieten sich solche Ansätze, die zwar viel Geld verschlingen, aber den Afghanen gar nichts nützen. Es ist eigentlich unglaublich, dass selbst nach so vielen Jahren diese Simpelerkenntnisse noch nicht bis „nach oben“ durchgedrungen sind. Weder funktioniert dort eine deutsche Polizeiakademie noch eine deutsche PH.
Und die Krone setzt ja auch noch die Meldung über die Weiterbildung von stolzen 29 (in Worten: neunundzwanzig!!) Berufsschullehrern unter Hilfestellung des DED dem Ganzen auf: besser hätte man es nun wirklich nicht deutlich machen können, dass sich die deutsche Entwicklungshilfe dort mit Tropfen statt mit reissenden Flüssen beschäftigt. Damit kann sich dann das BMZ und der DED wieder für dieses Jahr beruhigt zurücklegen: wir haben unser Bestes gegeben.
Einen Verdacht habe ich allerdings: die Planer wissen sehr wohl um die Nichtmachbarkeit, müssen aber mangels besserer Ideen ja irgendetwas vorstellen und auch irgendwie die Millionen unterbringen, die jedes Jahr für Afghanistan bereitstehen. Und da greift man eben auch zu solchen Strohhalmen. What a pity!