Ganz übersehen: A400M-Bestellung auf 53 reduziert
Irgendwie ist das heute in dem Getümmel um die Weise-Kommission untergegangen, jedenfalls scheint es keiner aufgegriffen zu haben: Die Bundeswehr hat ihre Bestellungen des neuen Militärtransporters A400M, so berichtet die Süddeutsche Zeitung, von bislang 60 auf nunmehr 53 reduziert. Ich vermute mal: die Formulierung und damit ihren Anteil an den Mehrkosten des Projekts erbringen heißt auf Deutsch: wir zahlen das gleiche Geld für weniger Flugzeuge.
(Nur als Anmerkung am Rande: Ich kann mich noch erinnern, wie die Luftwaffe vorrechnete, dass weniger als 72 Maschinen nicht infrage kommen.)
Visitors stop to look at an Airbus A400M military transporter at the ILA Berlin Air Show on June 9, 2010 in Berlin, Germany. The A-400M, a joint product between several European nations, has been plagued with cost overruns. (Photo by Sean Gallup/Getty Images via picapp)
Aber selbst mit 53 Maschinen wird es eine ausreichende Lufttransportkapazität geben.
Und sie werden auf mehr als einen Standort verteilt werden. Da Wunstorf keine 53 Maschinen aufnehmen kann.
Früher wollte man 73 Stück haben, oder? Nach dieser ewig langen Entwicklungszeit jetzt auf 53 zu reduzieren ist irgendwo auch nicht in Ordnung. Auch wenn man auf den ersten Blick etwas Geld spart.
Mal von dem künftigen Flugzeugmangel abgesehen. ^^
„(Nur als Anmerkung am Rande: Ich kann mich noch erinnern, wie die Luftwaffe vorrechnete, dass weniger als 72 Maschinen nicht infrage kommen.)“
Schon bei anderen Rüstungsprojekten wurde dem „Bedarfsträger“ von Seiten des Bundesrechnungshofes Willkür bei der Ermittlung benötigter Stückzahlen attestiert.
Möglicherweise war das ja auch hier der Fall.
[zitat] Aber selbst mit 53 Maschinen wird es eine ausreichende Lufttransportkapazität geben. [zitat ende]
Vorgesehen sind 2 Transportgeschwader. Macht also 26,5 Maschinen pro Geschwader. Nanu, eine ungerade Zahl?
1 Geschwader = 3 Staffeln. Also etwa 8 Maschinen pro Staffel. 1 Teil Ausbildung/ 1 Teil Wartung / 1 Teil Einsatz.
Ausreichende Kapazität? Kommt darauf an wie man ausreichend definiert. Wenn einem effektiv 16 Transportflugzeuge für den Einsatz ausreichen, ja dann ist das eine ausreichende Kapazität. Kommt halt auf den Einsatz an.
Das wird wieder so laufen das man zivile Luftfrachtunternehmen chartern muss …
Ist doch logisch. Wenn die Truppe kleiner wird, dann braucht man auch weniger Transportflugzeuge um diese zu transportieren. Oder? Außerdem um einen Puma mit dem A400 (max. 37t, bei verringerten Flugeigenschaften) zu transportieren, muss man ihn erst einmal teilweise zerlegen und einen Leo2 ist damit nicht zu transportieren. 30 A400 würden auch reichen. Dazu einige AN-70 (47t), für Puma und einige AN124 (150t, militärisch + 80 Soldaten) für Leo2. Die Produktion neuer AN124 (modernisiert) wird in Russland sowieso wieder aufgenommen. Dazu kommt die AN124 kann, im Gegensatz zur C5, auf unbefestigten Pisten starten und landen und it dazu noch viel billiger.
Schaffen wir die Luftwaffe doch gleich ganz ab. Ist doch viel zu teuer.
Eine eigene Rüstungsindustrie ist ja auch nichts wert.
Wir chartern einfach bei den Russen. Und wenn die mal nicht mitmachen wollen, dann fragen wir halt Indien. Oder vielleicht China? Irgendwer wird schon mitspielen. Alles wird gut …
Eine bessere europäische Kooperation kann auch den Gesamtbedarf senken. Der institutionelle Rahmen ist ja schon geschaffen. Bleibt die Frage, inwiefern er mit Leben gefüllt wird. Aber die jüngsten Annäherung Frankreichs und Großbritanniens zeigt meines Erachtens, wohin die Reise geht. Europa könnte Sicherheit deutlich effizienter „produzieren“, und tendenziell gibt es ja eine langfristige Konvergenz der Sicherheitspolitiken. UK und Frankreich verabschieden sich aus der ersten Reihe, während Deutschland sich an die weltpolitische Normalität anpasst. Mein Punkt: Wir sollten hier häufiger mit europäischen Zahlen rechnen, weniger mit deutschen.
@ Stefan: Klar wird die Truppe kleiner, was aber nix aussagt, denn die Kommission fordert klar, dass sich die Zahl der für Auslandseinsätze zur Verfügung stehenden Soldaten auf bis zu 15.000 mehr als verdoppeln soll. Insofern ist es mal wider höchst zweifelhaft (wenn diese Zahl tatsächlich Zielgröße wird), ob die Transportkapazitäten hierfür ausreichen werden. Aber wie Benjamin sagt ist die europäische Kooperation im Lufttransportsektor einigermaßen weit gediegen, so dass hier in mit Sicherheit die Zukunft liegen wird.
@ Sebastian S. | 27. Oktober 2010 – 1:13
„1 Teil Ausbildung/ 1 Teil Wartung / 1 Teil Einsatz.“
Diese Rechnung hört man ja nun immer wieder, aber warum muss das eigentlich so sein? Wenn mit Ausbildung nicht nur Pilotenausbildung sondern etwa auch Fallschirmsprungtraining usw. gemeint ist, leuchtet mir ein erhöhter Bedarf da ja ncoh ein. Aber zivile Betreiber von Frachtflugzeugen haben ja auch nicht permanent ein Drittel der Flotte zur Wartung im Hangar stehen. Das muss sich doch anders lösen lassen.
@Sebastian S.
Zitat: „Wir chartern einfach bei den Russen. Und wenn die mal nicht mitmachen wollen, dann fragen wir halt Indien. Oder vielleicht China? Irgendwer wird schon mitspielen. Alles wird gut …“
Wir charten schon seit Jahren bei den Russen (AN-124, militärisch 150t), weil wir selbst keine wirklich vergleichbaren Flugzeuge besitzen. Die teure C5 (130t) wird von technischen Pannen begleitet und ist unfähig auf unbefestigten Pisten zu starten oder zu landen. Da wäre es schon besser selbst einige AN-124 zu besitzen. Vielleicht nehmen uns die Russen im Gegenzug einige der nicht benötigten überzähligen Eurofighter oder Fregatten ab. Wir reden immer über „Energiesicherheit“. Wie steht es mit der militärischen Transportsicherheit und Unabhängigkeit?
Der A400M ist ein taktischer Transporter (siehe EADS) mit strategischer Reichweite auch dank Luftbetankungsfähigkeit. Zur jetzigen Trall mit Sicherheit ein erheblicher Sprung in den Fähigkeiten, aber von strategischer Lufttransportfähigkeit doch noch erheblich entfernt. Warum wird nicht ein Mix an Transportflugzeugen angeschafft, durchaus auch gemeinsam mit anderen Europäern. Um kurzfristig reagieren zu können, insbesondere unter Bedrohung, sind gewisse Kapazitäten vorzuhalten und sich nicht nur auf die Kapazität des zivilen Marktes abzustützen.
Für viele Aufgaben brauche ich nicht einmal die Größe einer Trall, da genügt vielfach auch eine Spartan, Casa 235/295 (z.B. für Sprungdienst oder NATO-Shuttle bei ISAF).
Für andere Transporte reicht aber auch die A400M nicht und ich benötige größeres Gerät.
Diese 1/3-Aufteilung Einsatz/ Ausbildung/ Wartung kann ich auch nicht nachvollziehen. Es sollten eher 75% plus für den Einsatz zur Verfügung stehen und die restlichen max. 25% können sich Wartung und Ausbildung teilen.
Vielleicht gibt es ja auch bald die BwFlugparkService? Ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Lufthansa was kommerziell arbeitet, aber mit Vorrangregel für die Bw, THW und deutsche NGOs, wenn notwendig. Besatzung z.T. ehem. Militärs, die sich bereiterklärt haben im Notfall im Kombattantenstatus zu fliegen und dafür eine zusätzliche Prämie erhalten. So genug strukturkommissioniert…
@McKenzie
Das ist wohl wahr. Die Amerikaner haben im Irak und Afghanistan ihre C-17 mit z.t 5 Tonnen Fracht (Wasser in Flaschen) durch die Gegend geschickt. Ich meine mich dunkel erinnern zu können, das bei der Definierung der Zuladung für den A400M eine Forderung war, 90% der typischen Frachtgüter transportieren zu können. Wenn man sich die Transportgeschwader der europäischen Nachbaren anschaut, so sind 53 A400M immernoch ein ganz schönes Wort. Letztlich wird Europa nicht um eine strategische Lufttransportkomponente herumkommen (wie ja mit diesem europäischen Transportkommando gerade geschieht).Damit relativiert sich die Reduzierung der A400M Flotte auch wieder. Wenn man dafür den A400M nicht erst in 10 oder 20 Jahren auf den Hof gestellt bekommt, kann man diese 7 Flugzeuge leicht verschmerzen. Es gibt wichtigere Stellen an denen Investitionen mit hoher Priorität getätigt werden müssen.
P.s zivile Frachtunternehmen sind selten eine gute Idee. Es kann sich schnell eine Lage ergeben, in der man mit einer zivilen Maschine nirgends mehr einfliegen möchte, da die Selbstschutzausstattung fehlt.
Ein autarken, nationalen Lufttransport hat es nie gegeben und wird es auch nicht geben. Selbst die USA mieteten AN-124-Frachter um MRAPs in den Irak zu fliegen.
Und dass zivile Frachtunternehmen keine gute Idee sein sollen, kann ich so nicht nachvollziehen.
Billger sind die ohnehin.
Und Probleme gab es mit denen weder in 9 Jahren Afghanistaneinsatz, noch bei Flügen in den Irak. Im leider nicht mehr direkt zugänglichen, kanadischen Blog http://boeingc17.blogspot.com/ wurde die Antwort eines USAF-Offiziers in einer Senats-Anhörung zitiert.
Frage: Welche Probleme gibt es mit russischen Chartermaschinen bzw. den Charterfirmen beim Transport von Material in den Irak?
Antwort: Keine.
Es scheint einigen durch die Lappen gegangen zu sein, daher:
http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLNzKId_dxB8lB2F7O-pFw0aCUVH1fj_zcVH1v_QD9gtyIckdHRUUAwREBrQ!!/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfMjBfR0xH?yw_contentURL=%2F01DB060000000001%2FW28AD8RD457INFODE%2Fcontent.jsp
Und es wäre damals (in den 90ern) weitaus besser gewesen, die angebotene ANTONOV zu kaufen, es wurde durch den Hersteller ja sogar angeboten, die Maschine auf NATO – Standard umzubauen… So haben wir jetzt einen A400M von dem keiner weiss, was die Maschine eigentlich wirklich kann.
Der Link scheint nicht ganz hinzuhauen, einfach mal nach EATC Eindhoven googeln.
@Voodoo
Die Links des Content Management Systems der Bundeswehr sind meistens so entsetzlich lang, dass sie nicht mehr darstellbar sind…
Deshalb empfiehlt es sich, entweder die html-Verlinkung hier reinzuschreiben (das geht) oder eine verkürzte URL zu nehmen: http://is.gd/gmB2o
Monsieur L
[zitat]
“1 Teil Ausbildung/ 1 Teil Wartung / 1 Teil Einsatz.”
Diese Rechnung hört man ja nun immer wieder, aber warum muss das eigentlich so sein? Wenn mit Ausbildung nicht nur Pilotenausbildung sondern etwa auch Fallschirmsprungtraining usw. gemeint ist, leuchtet mir ein erhöhter Bedarf da ja ncoh ein. Aber zivile Betreiber von Frachtflugzeugen haben ja auch nicht permanent ein Drittel der Flotte zur Wartung im Hangar stehen. Das muss sich doch anders lösen lassen.
[zitat ende]
Ich habe schon zivile Betreiber gesehen die ihre gesamte „Flotte“ in der Werft hatten. Wie die tatsächliche Klarstandrate des A400M aussehen wird kann heute auch noch keiner sagen. Diese Drittelung ist eine Faustregel bei der es natürlich zu temporären Verschiebungen kommen kann. Was nicht heißen muss das ein Drittel in den Einsatz gebracht werden kann. Alles eine Kostenfrage. Derzeit sind die Heeresflieger mit einer Handvoll CH-53GS im Einsatz völlig überstrapaziert. Die Ausbildung wird zwangsweise vernachlässigt was zu einem dramatischen Anstieg flugsicherheitsrelevanter Zwischenfälle geführt hat. Alles eine Frage des Geldes …
Man sollte nicht vergessen, dass in der militärischen Materialkalkulation auch Verlust eine Rolle spielt, nech… Und akute Krisen…
Warum man sich nicht stäker auf zivile Dienstleister verlässt? Könnte damit zu tun haben, dass es sich um eine Kampforganisation handelt, die sich auf ihre Kapazitäten verlassen muss… Aber das ist nur so eine Vermutung.
@K.B
was unterscheidet die Amerikaner von uns? Genau! Im Ernstfall können diese auf eine eigene Flotte von eigenen C-17 und C-5 zurückgreifen. Wenn dann die Transportmöglichkeiten nicht mehr ausreichen und die Flüge ziemlich sicher sind, kann man zivile Machinen anmieten. Trotzdem würden die Amerikaner aus gutem Grund niemals auf die Idee kommen ihre eigene strategische Flotte abzuschaffen.
@Voodoo
Es wäre die schlechteste Idee überhaupt geswesen die ANTONOV zu kaufen.
-Inkombatibilität mit den westlichen Vorschriften (vollkommene Neukonstruktion der Maschine mit einem Aufwand für den es sich lohnt ein eigenes Flugzeug zu bauen)
-Keine FADEC gesteuerten Triebwerke (großer Entwicklungsaufwand)
-Strategische unzuverlässigkeit im Falle eines militärischen Konfliktes (Abhänigkeiten von einem nicht wirklich guten Partner sind bei militärischen Systemen nicht sehr klug)
-Sehr schlechter Service mit nicht einsehbaren Abwicklungszeiträumen (Die BW hat bei ihren MIG-29 z.t das gesamte Bugrad samt Hydraulik wegen eines kleinen Defektes eingeschickt und nach mehr als 6 Monaten zurückbekommen)
Die Antonov wäre von AIRBUS überarbeitet und gebaut worden, somit wäre AIRBUS auch für die Ersatzteilversorgung zuständig gewesen. Aber gut das wir lieber 20 Jahre auf ein komplett neues Flugzeug warten, das bisher noch nicht gehalten hat, was es verspricht…
Aber so ist das halt (derzeit noch?) mit der Rüstung: Man verspricht fix ein paar Arbeitsplätze und schon hat man den Auftrag.