Weniger Opium, höhere Preise
Zwei Meldungen mit Afghanistan-Bezug von heute, die beunruhigend klingen:
Die Opium-Menge in Afghanistan fällt dieses Jahr schlecht aus – wegen einer Pflanzenkrankheit. Was auf den ersten Blick gut scheint, hat möglicherweise äußerst negative Folgen: Zwar wird in diesem Jahr, so schätzt die UN-Organisation UNDOC (United Nations Office on Drugs and Crime) fast die Hälfte weniger Opium produziert als im Vorjahr. Doch dafür steigen die Preise – was den Mohnanbau für die Bauern wieder attraktiver macht.
Und eine ganz andere Weltregion: Somalia, sagt der Generalsekretär von Interpol, wird das neue Afghanistan. In den nächsten fünf bis zehn Jahren werde die Bedrohung durch islamistische Terroristen aus dem Bürgerkriegsland am Horn von Afrika die Bedrohung am Hindukusch übertreffen. (Eine Strategie dagegen? Ist bislang nicht zu erkennen.)
BAKWA, AFGHANISTAN – MARCH 26: An Afghan opium farmer speaks with an Afghan policeman on patrol with U.S. Marines on March 26, 2009 near Bakwa in southwestern Afghanistan. (Photo by John Moore/Getty Images via picapp)
Diese Voraussagungen gibt es nun schon seid Jahren ohne den geringsten Hinweis darauf, dass Somalia tatsächlich jemals Hort einer größeren Terroristischen Operation gewesen wäre (zumindest soweit ich weiß). Sicherlich deckt sich die radikale Ideologie der islamistischen Milizen vor Ort in großen Teilen mit der Al-Qaidas, jedoch wird immer noch von Seiten westlicher beobachter vernachlässigt, dass es der Fokus von dieser Milizen in erster linie National / regional ist (trotz oftmals anderslautender Propaganda). Zum anderen sind wir immer geneigt ein Instabiles Land, bzw. „failed state“ automatisch als sicheren Häfen für Terroristen zu sehen, doch würde ich eher davon ausgehen, dass eben diese Instabilität auch für Terroristische Vereinigungen ebenso ein Hinderungsgrund ist dort eine Basis aufzuschlagen, denn zur Planung und Rekrutierung/Ausbildung etwaiger Attentäter ist auch eine nicht unerhebliche Infrastruktur nötig. Solchen Voraussagen ist also mit äußerster Skepsis zu begegnen, zumindest solange bis sie mit handfesten geheimdienstlichen Erkenntnissenunterfüttert werden können.
Die USA unterhalten nicht umsonst das Camp Lemonier in Djibouti. US-Spezialeinheiten bereiten sich bereits seit 2002 dort auf „Anti-Terror-Einsätze“ im Jemen und Somalia vor.
Ein genauer Blick dorthin und auf die Camp-Bewohner lohnt!
Klar haben die USA Angst davor, dass auch Somalia zu einem Exporteur von Terrorismus wird, jedoch spricht momentan nichts außer ominösen „Befürchtungen“ dafür, dass Somalia das neue Afghanistan wird. Schließlich ist die Lage dort schon seid 20 Jahren Katastrophal, ohne das es bedeutende Aktivitäten international agierender Terrorgruppen von dort gegeben hätte (sicherlich sind einige belegt) und das wird auch einen Grund haben.
Diese Pflanzenkrankheit kommt ja eigentlich wie gerufen. Ist man ein Verschwörungstheoretiker, wenn man in Zeiten von Stuxnet auch hier nicht ganz an Zufälle glauben mag?
Sollte es aber ein Zufall sein, wäre es doch ein vielleicht erfolgversprechender Ansatz, dieser Krankheit noch ein bisschen auf die Sprünge zu helfen.
@Monsieur L:
und was dann? hundert tausende Bauern ohne Lebensgrundlage… wem das wohl mehr nützen würde, den Taliban oder ISAF? Wichtig ist eine Alternative zum Mohn anzubieten, mit dem die Bauern ähnlich „gut“ verdienen können, nicht die simple Vernichtung bestehender Pflanzen. Das dies eher die Bauern gegen die Regierung aufbringt hat schon die Geschichte der Kokabauern in Kolumbien gezeigt.
Bauern ohne Arbeit ist die eine, wo das mit dem Opium verdiente Geld hinfließt, die andere Seite der Medaille. Zur Folgenabschätzung müsste man da jetzt belastbare Zahlen haben, damit kann ich nciht dienen.
Es scheint so als wuerde die Auswirkung, in Europa, nun ihre Wirkung entfalten.
Hier ein Artikel im Guardian zur Heroin-Knappheit im UK.