RC N Watch: Bundeswehr-Drohne in der Provinz Takhar abgestürzt
In der nordafghanischen Provinz Takhar ist eine Drohne vom Typ Kleinfluggerät Zielortung (KZO) der Bundeswehr abgestürzt. Grund seien technische Probleme, teilte die ISAF mit.
(Kleiner Gag am Rande: ISAF nennt zwar weder Betreibernation noch Fluggerät – dafür aber genügend technische Kennzahlen, die man mit denen der KZO abgleichen kann…)
Ich will ja nicht wie ein Verschwörungstheoretiker klingen, aber ist es nicht ein bisschen komisch, dass es keine Angaben dazu gab, wem das Ding gehört, wohl aber wie groß und wie schwer es ist und vor allem von was es angetrieben wird.
Entweder das war jemand von der BW, der nicht direkt zugeben wollte, dass es ein KZO war oder da wollte jemand mit dem Finger zeigen :)
Mir scheint eher, es gibt da unterschiedliche Ansichten bei der Truppenstellernation Deutschland und bei ISAf, was veröffentlicht wird…
Ohje, Tippfehler in der Überschrift der ISAF-Meldung. Wie geht sowas? Zig Leute lesen das, bevor es veröffentlicht wird!
Fällt mir diesertage häufig auf, dass irgendwas fehlerhaftes schnell veröffentlich wird. Spiegel und Focus sind auch Paradekandidaten die dann von der F-15 „Raptor“ oder dem Maschinengewehr MP-5 schreiben….
Tippfehler passieren einfach. Sicher sollte man das vor der Veröffentlichung bemerken, aber ich habe Verständnis dafür wenn das ab und und passiert, solange es nicht überhand nimmt. Was du im zweiten Absatz beschreibst, ist dagegen pure Inkompetenz. Und das systematisch.
Nun ja, Drohnen fallen nun mal manchmal vom Himmel, kommt vor. Da dabei keine Piloten gefährdet werden, ist das alles nicht so wirklich dramatisch und letztlich eine Frage der Kosten/Nutzenrechnung.
Viel interessanter wäre da die Information, wie viele Flugstunden pro Absturz die deutschen Drohnen so leisten und wie das Verhältnis bei anderen Herstellern so aussieht. Dann wären da noch die die nötigen Wartungsstunden pro Flugstunde und die kostenrechnerischen Abschreibungen auf das Fluggerät …
Für Verteidigungspolitiker läuft es also auf die Frage hinaus: Ist es wirklich rational, vorhandene Drohen weiter zu betreiben und teuer zu reparieren? Oder wäre es sinnvoller, über einen Nachfolger der vorhandenen Kleindrohnen Luna und KZO nachzudenken?
Irgendwelche Vögelchen zwitschern da dauernd, dass das im Verhältnis zu anderen Kleindrohnen wie Insitu Integrator UAV o.ä. nicht besonders überzeugend sei, um so Worte wie „finanzielle Katastrophe“ und „störanfällige Steinzeitflieger“ zu vermeiden.
Wenn man sich allein reguläre Betriebsparameter ansieht, schneidet KZO überhaupt nicht gut ab.
Für jeden Start braucht man einen Raketen-Booster, bei jeder Landung einen Fallschirm. Beschädigungen bei regulären Landungen sind vorprogrammiert. Dann muss man meist das Feldlager verlassen um die KZO einzusammeln. Für Fangnetze ist sie ja nicht wirklich geeignet.
Alles Techniken aus den Anfangstagen der Kleindrohnentechnik, wie sie schon bei der CL89 in den 1980ger Jahren verwendet wurden. Dafür bringt KZO aber nur eine Flugdauer von maximal 6 Stunden.
Legen wir einfach mal den Integrator daneben:
– Start vom pneumatischen Katapult, selbst bei Windgeschwindigkeiten über 50 km/h.
– Landung am Fangseil, sehr elegant gelöst (siehe z.B. http://www.youtube.com/watch?v=ZwA3DFZeYXQ ). Im Einsatzgebiet müsste niemand mehr das Feldlager verlassen, um die Drohne wieder einzusammeln, sondern es wird einfach am Rand des Feldlagers eingefangen. (Die Amis betreiben diese Drohne z. B. auch von Schiffen aus, ein Fischerboot reicht als Plattform.)
– 24 Stunden Flugdauer
Da man heutige Sensorik wesentlich kompakter bauen kann, als vor 10 Jahren, als die KZO entwickelt wurde, bekommt man wesentlich mehr Aufklärungsfähigkeit untergebracht (incl. Geländeradar), als in der heutigen KZO.
Bei neuen Techniken, wie unbemannten Drohnen, sind die Entwicklungszyklen nun mal kürzer, als die Beschaffungszyklen des BWB.
Die „Landung“ im Fangseil sieht nicht gerade sanft aus.
Ansonsten gibt es ja auch noch „Luna“. Die startet auch ohne Booster und die Landung per Fallschirm sieht für meine Begriffe sehr kontrolliert und Sanft aus:
http://www.youtube.com/watch?v=Y8kvJxYyWvQ
Auch interessant in diesem Zusammenhang:
http://www.flightglobal.com/articles/2009/09/30/332927/germany-signs-contract-for-harop-loitering-munition.html
Die Bundeswehr beschafft also bewaffnete Drohnen. War mir bislang neu.
Israelische „Harop“ UCAVs.
An die große Glocke gehängt wurde diese Beschaffung nicht..
@ dallisfaction
Also über die deutsch-israelische Zusammenarbeit bei der Beschaffung von Wirkmittel- Drohnen wurde schon im TV berichtet. So unter den Teppich gekehrt wird das gar nicht.
Ich denke aber, beim Thema Drohnen muss man die unterschiedlichen Themen schon unterscheiden:
a) Großdrohnen mit globaler Aufklärungsfähigkeit und ggf. Wirkmitteleinsatz
b) Kampfdrohnen („Kamikazedrohen“)
c) Kleindrohen zur taktischen Aufklärung und Infanterieunterschützung (SIGINT Reapeaterfunktion, direkte Datenunterstützung z.B. per Rover 5 u. 6, Zielmarkierung aus der Luft). Um die geht es hier. Dass eine Kleindrohne Sensor für Wirkmittel sein kann, schränkt das nicht ein.
Die auf die Flugzelle wirkenden G-Kräfte sind bei dieser Form der Fangseillandung geringer, als z. B. bei einer Fangnetzlandung, wie man sie mit Luna ja auch betreibt. Nur ist Luna inzwischen technisch veraltet und sollte ersetzt werden. In seiner Zeit war Luna bemerkenswert, die Welt hat sich aber nun mal weiter gedreht.
Fallschirmlandungen haben leider ein paar Nachteile:
– Die Drohne muss einen Fallschirm und ggf. Airbags für die Bodenabfederung mitführen, was die Nutzlast reduziert.
– Fallschirmlandungen sind windanfällig und führen leicht zu Beschädigungen am Fluggerät.
– Fallschirmlandungen sind ungenau, können deshalb nur außerhalb des Feldlagers durchgeführt werden. Das ist aber in einem Szenario wie in AFG jedes mal eine Gefährdung, die Personal bindet und dem Feind Angriffspunkte bietet.
Kamikazedrohnen „Harop“ sind nicht in Beschaffung. Der Webbericht ist falsch. Richtig ist, dass einzelne Stellen über die Beschaffung von „WABEP“ seit Jahren grübeln und planen, dabei aber eben auch am realen Bedarf vorbei. Man darf gespannt sein, ob im aktuellen Haushalt davon überhaupt noch die Rede ist. Denn die Feuerfreigabe dürfte hoch politisch und brisant sein: Mord per Knopfdruck könnte die Schlagzeile sein, denn durch die Daten- und Bildübertragung hat der Führer ganz oben hier den Finger am Knopf.
Angesichts der aktuell schnellen Entwicklungszyklen ist die KZO in der Tat schon ein Dinosaurier. Starr, laut, teuer, anfällig. Das hätte alles für den artilleristischen Einsatz in der norddeutschen Tiefebene gegen den Russen gereicht. Aber der ist ja nicht mehr wichtig. Hier sieht man über die reine Technik hinaus aber, wo es hinführt, wenn man den Herren Rüstungsplanern (Frauen sind da wohl derzeit Nullquote) ihre Zeitplanungen und Technologiepläne durchgehen lässt und sie eine „Zielbefähigung“ erreichen lässt: veralteter Schwachsinn eingeführt unter Ausschaltung des gesunden Menschenverstandes.
Vorschlag: ein jährlicher Überprüfungszyklus, ob ein laufendes Vorhaben in Entwicklung, Projektierung, Beschaffung überhaupt noch den Realitäten gerecht wird.
So wie jetzt verstecken sich nur alle hinter ESB- oder CPM-Prozessen und nichts wird besser (außer die Rosen im Meckenheimer Gärtchen). Schade.