Al-Jazeera Video: Taliban und Al Quaida in Nordafghanistan
Kurzer Hinweis auf ein Exklusiv-Video von Al Jazeera: Al Qaida-Kämpfer verstärken die Taliban in Nordafghanistan.
Kurzer Hinweis auf ein Exklusiv-Video von Al Jazeera: Al Qaida-Kämpfer verstärken die Taliban in Nordafghanistan.
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Sieht ja aus wie ein Motorradclub. Ist das der Hells Angel’s Chapter Kunduz? ^^
Die scheinen die Türsteherszene in eiserner Hand zu haben…
Quasi ein „Surge“, wie auf unserer Seite. Der Spätsommer als Kampfsaison ist ja bald vorbei, mal gucken was passiert. Im Winter ist es ja meist sehr ruhig.
Berichte aus erster Hand über arabische Kämpfer und „Al Quaida“ in Baghlan gab es ja schon 2009: „Zu Gast bei Feinden“. (Wieder eine Afghanistan-Reportage, die sich nicht mehr in der ZDF-Mediathek finden läßt…)
@ Niklas:
Sie sind nicht der erste, dem diese Assoziation kommt: Tad Rall: Taliban Bike Gangs from Hell ;)
Das Problem ist, dass diese Vorgehensweise sehr wirksam, flexibel und billig ist. Und die Bundeswehr hat kein Konzept dagegen, so gar nicht.
Nicht dass die Taktik neu oder ausgefallen wäre, eher das Gegenteil. Immerhin haben die Taliban die gleiche Show schon bei ihrer ersten Invasion abgezogen. Aber wenn man sich anschaut was die Bundeswehr auf der ILÜ auffährt, dann überrascht es auch nicht wirklich, dass da wohl ein paar Lessons Learned verpaßt wurden.
Immer diese Outlaws ^^
Man muss aber auch fairerweise sagen, dass die ILÜ ja nicht alles gezeigt hat, was die BW so kann. Und wir sind ja zum Glück auch nicht alleine :)
Natürlich ist eine echte leichte Infanterie zum Beispiel kein großes Thema bei der BW.
Die klassische Rolle übernimmt irgendwo das KSK (die Fallschirmjäger fahren ja auch meist) oder viel mehr noch die Special Forces der Amis, welche ja auch leichte (hubschraubergelandete) Patrouillen durchführen und dabei teilweise auch auf Schutzwesten verzichten, um eben beweglicher zu sein.
Alleine durch den Wunsch nach Schutz nimmt man sich ja einen Großteil der Flexibilität, die eben den Gegner so auszeichnet.
Ich sags aber immer wieder: Es gibt keine Musterlösung. Aber man ist gut beraten, die komplette Palette zumindest zur Verfügung zu haben. Selbst ein KPz hat ne denkbare Rolle. Aber eben auch der klassische „Madenfresser“, der quasi unsichtbar dem Feind auf die Pelle rückt und sich z.B. Luftangriffen bedient.
Man könnte ja mal selber anfangen Sprengfallen zu legen :)
Niklas – „Man könnte ja mal selber anfangen Sprengfallen zu legen :)“
Haben die Russen sehr reichlich gemacht – hat nix genutzt. Viele der Minen die die gelegt haben haben die Aufständischen schlichtweg einfach geklaut.
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Was mit bei dem Aljazeerah Stück nicht klar wird:
Sind diese „Al-Qaeda“ Leute eine organisierte Gruppe unter einem Kommando oder sind das vielmehr Freiwillige die von ausserhalb, Tscheschenien etc,. kommen und sich aus Abenteuerlust irgendeiner Taliban-Gruppe anschließen um einfach mal mitzumischen?. (Erinnert alles so etwas an den spanischen Bürgerkrieg – da war das auch nicht immer klar.)
Anders gefragt: Ist das ein echter Teil der „Bin Laden“ Al-Qaeda oder sind das unorganisierte lose Gruppen? Das sauber zu unterscheiden für die Wahl der richtigen Gegenmassnahmen wichtig.
> Man könnte ja mal selber anfangen Sprengfallen zu legen :)
Das haben russische Einheiten sogar mit grossem Erfolg gemacht.
Teilweise haben sie Sprengfallen der Mujaheddin „gekapert“ und wenn der Feind nachsehen wollte warum sie nicht funktioniert wurde sie gezündet. In anderen Situationen wurden solche Fallen genutzt um genau solche Bikergangs oder vorrückende Truppen auszuschalten: Man braucht ja nur einen einzigen Beobachter mit Fernzünder um eine Strasse abzuriegeln, während ein klassischer Roadblock schnell mal zehn bis zwanzig Mann braucht.
Geklaut wurden diese Fallen eher selten weil sie anders ausgelegt waren und im allgemeinem in einem taktischem Umfeld integriert waren die einen Zugriff erschwerten.
@b
Der Begriff „Al-Qaida“ macht tatsächlich nur wenig Sinn. Richtiger wäre z.B. „transnationale miliante islamistische Netzwerke“, wofür „Al-Qaida“ manchmal als etwas irreführendes Synonym verwendet wird.
Organisiert sind diese Zellen aber trotzdem, v.a. über zentralasiatische Netzwerke, deren Führer z.T. im Nordwesten Pakistans sitzen. Abenteuerlust ist, soweit bekannt, durchaus manchmal ein Motiv, meistens aber gepaart mit ideologischer Motivation. Finanzielle Motive wie bei den afghanischen Aufständischen scheint es eher selten zu geben. Auch ethnische Motive fallen weg. Daraus ergeben sich zuweilen Konflikte zwischen puristischen Ideologen aus dem Ausland und lokalen Paschtunen.
P.S. Ich hatte in einer früheren Diskussion schon einmal auf die Präsenz dieser Netzwerke hingewiesen, was Sie vehement bestritten. Muss es immer erst bei Al-Jazeera gesendet werden, damit SIe es glauben?
Herschel Smith vom Blog „Captain’s Journal“ sieht einen Wechsel Al’Qaidas von Frontkämpfern zu Ideologen und Ausbildern, und generell eine „Al’Qaidisierung“ der Neo-Taliban: Al Qaeda’s Effect on the Taliban.
In dem Artikel werden auch nochmal die deutlichen Kampfkraft-Unterschiede zwischen den eher amateurhaften Talibankämpfern auf der einen Seite, und den ausgebildeten und erfahrenen ausländischen Kämpfern auf der anderen Seite angesprochen.
Das ist auch so ’ne Sache, die in der deutschen Debatte untergeht; da wird meist implizit so getan als wären die Taliban eine straff organisierte Elite-Guerrilla. Ist natürlich etwas weniger blamabel für die deutschen Profi-Krieger, gegen russenfressende Elitekämpfer kein Bein auf den Boden zu kriegen, als gegen saisonal bewaffnete Ziegenhirten und Studenten.
Das Problem ist, dass aufgrund dieser verqueren Wahrnehmung viele Chancen nicht gesehen oder genutzt werden. Dass die NATO-Truppen im direkten Vergleich NATO-Soldat gegen Aufständischer bereits deutlich kampfkräftiger sind ist eine. Dass die afghanische Armee nicht mit NATO-Armeen konkurriert, sondern mit in der Regel mit Kämpfern auf dem Niveau von Milizen/Räuberbanden, ist eine andere.
Auf der anderen Seite werden so aber auch Risiken nicht wahrgenommen: Die Kampfkraft der NATO-Soldaten hat bereits so ziemlich das Ende der Fahnenstange erreicht; die kämpferische Ausbildung ist gut, und die Ausrüstung ebenfalls. Auch wenn Kaliberdiskussionen und dergleiche Ausrüstungsdebatten ja ein netter Forenzeitvertreib sind, eine deutliche Kampfkraftsteigerung ist da nicht mehr drin. Wirklich Verbesserungspotential gibt es eigentlich nur noch auf taktisch-strategischer Ebene, etwa indem angefangen wird das Vorgehen auf Aufstandsbekämpfung umzustellen und die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte weiter voranzutreiben. Das ist aber vergleichsweise langwierig.
Im Gegenzug ist das Potential bei den Taliban aber viel größer, schlicht weil die Defizite derzeit teils gravierend sind. Da läßt sich bereits mit wenig Geld/Schulung viel erreichen – man vergleiche einfach die Preise eines Dingos mit denen eines Motorrads, oder die Kosten für feldlagergestützes Logistiktrainig mit Schiessübungen. Dazu dann noch die größere Bereitschaft der „Al’Quaida“ sich die Hände schmutzig zu machen und „Embedded Training Teams“ zu stellen und „Train as you fight, fight as you train“ zu praktizieren, und die mittelfristige Tendenz sieht nicht so rosig aus.
Das ist natürlich kein Grund die Flinte ins Korn zu schmeißen. Das Potential bei ANA/ASF ist fast genauso groß, und der Großteil der Bevölkerung ist immer noch stark Anti-Taliban. Letztlich wird dieser Konflikt wesentlich durch Ausbildung, Vorgehen und Akzeptanz der afghanischen Kämpfer entschieden. Und hier stellt sich die Frage, ob die ISAF oder die Taliban-Drahtzieher da die besseren Konzepte haben.
Leider ist das ein Punkt, der in Deutschland so gar nicht forciert wird. Deutsche Embedds bei der ANA sind glaub noch nie vorgekommen, bei der afghanischen Polizei wohl erst recht nicht. Und das Bundeswehr-Umfeld kann man wohl weitgehend auch vergessen, da deren Sorge/Aufmerksamkeit ja in der Regel Bundeswehr-Personal/-Ausrüstung gilt, und nicht so was „nebensächlichem“ wie der „Einsatzkulisse“. Die neugegründeten Veteranenverbände haben wohl für die afghanischen Kameraden auch nicht viel übrig. Der Bundeswehrverband fühlt sich für eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit/Meinungsbildung wohl ebenfalls nicht zuständig, Wehrpflicht und Vergütungen der „eigenen“ Truppe sind da wohl wichtiger. Von den Streitkräften ist angesichts der „Ausrüstungs-orientierten Struktur“ auch nichts zu erwarten – da gehört man dann zu seiner Fregatte, seinem Tornado, seinem Leopard II – und eben nicht zu seinem Afghanen. Und Bundeswehrverwaltung/Ministerium sind wohl erst recht froh, dass bei der Ausbildung der afghanischen Armee nicht zu genau hingeschaut wird; da zeigt man wohl lieber das sexy KSK oder die sauberen Lazarette.
Wirklich paradox wird es dann, wenn einerseits der Eindruck vermittelt wird, Afghanistans Zukunft werde durch die Kampfeinsätze internationaler Truppen entschieden, und gleichzeitig so getan wird, als würde Zuschauen völlig ausreichen.
An der Stelle sei dann nochmal kurz auf den formidablen Artikel „Missing: The Point“ von Old Blue auf AfghanQuest verwiesen. Besser kann man es meiner Meinung nach nicht ausdrücken.