Die Petraeus-Medienoffensive
U.S.-General David Petraeus, neuer Kommandeur der ISAF- und U.S.-Truppen in Afghanistan, ist in die Offensive gegangen. In die mediale Offensive, heißt das. Genauer: in die mediale Offensive an der Heimatfront – internationale Medien sind, so weit ich das sehe, noch nicht dabei.
Um die Liste schon mal anzufangen: Nach dem Meet the Press bei NBC, der New York Times, dem Wired-Blog Dangerroom stehen noch die Washington Post (mit Rajiv Chandrasekaran, den Deutschen noch von seinem Stück über der Luftangriff von Kundus am 4. September 2009 bekannt) und CBS Evening News auf dem Programm.
(Lohnt vielleicht mal einen Vergleich der verschiedenen Interviews. Oder doch nicht?)
KABUL, AFGHANISTAN – JULY 4: Commander of NATO forces in Afghanistan US General David Petraeus (C) gives a thumbs up while attending an Assumption of Command Ceremony at the International Security and Assistance Force (ISAF) Headquarters on July 4, 2010 in Kabul, Afghanistan. Appointed by US President Barack Obama (following the dismissal of US General Stanley McChrystal), US General David H Petraeus formally took up his new role of commander of the Afghan war and the 140,000 foreign troops serving in Afghanistan during a ceremony at NATO headquarters in Kabul, in which colours of US and NATO forces were handed to him by German Army General Egon Ramms, Commander of NATO’s Allied Joint Forces Command Brunssum. Photo by Majid Saeedi/Getty Images – via picapp
Wann geht eigentlich an der deutschen Heimatfront mal jemand in die Offensive???
Denn die ist gefährdet bis verloren!
Obwohl Einsatzbefürworter bei aller Fehlerhaftigkeit im Detail klar die besseren schlüssigeren Argumente haben, wird das Feld der öffentlichen/veröffentlichten Meinung den Populisten, Charlatanen, Selbsthassern und Fundamentalisten überlassen.
Warum nur?
Warum lässt man es zudem SPD und Grünen durchgehen, sich nun aus der Verantwortung zu stehlen? Sie haben uns in diesen umgangssprachlichen Krieg geführt.
In rot-grüner Regierungsverantwortung wurden mit den Petersberg- Konferenzen vollkommen überhöhte und untaugliche Ziele formuliert und die zur Erreichung dieser Ziele notwendigen Mittel verweigert.
Und nun, in der Opposition, wollen diese Parteien davon nichts mehr wissen???
Der CDU, inzwischen auch der FDP, kann man zwar anlasten, dass sie die von rot-grün gemachten Fehler bisher nicht behoben haben.
Trotzdem sollte klar sein, wer die Urheberrechte für schizophrene Mandate, zu geringe Mannstärke, miserable Ausrüstung, und viel zu schwach und mit falschen Schwerpunkten betriebenen Wiederaufbau hält.
Die Medienkampagne soll 40 Tage gehen oder 40 Auftritte beinhalten – ich entsinne mich nicht mehr ganz genau. Egal – bei der Zahl werden sicherlich auch internationale Aktionen dabeisein.
Ich finde das sehr widersprüchlich. Petraeus will das mehr Truppen länger in Afghanistan bleiben. Gates hat ihm da gestern widersprochen. Obama wiederholt sein Abzugsdatum.
Warum lassen Obama und Gates dann Petaeus diese Marketingkampagne fahren? Sollte der nicht in Afghanistan aufräumen? Oder ist das doch alles in ihrem Sinne?
Ich nehme letzteres an.
@Sun Tsu –
Am Petersberg hat niemand gedacht das die Situation so verfahren enden würde.
Man hatte erwartet das die Amerikaner die meiste Arbeit übernehmen würden. Die haben aber lediglich eine für Afghanistan völlig ungeignete zentralistische Verfassung durchgedrückt und dann erst mal den Irak überfallen und sich all die Jahre darauf konzentriert.
Angesichts dessen ist es schon unverfroren die heutige Situation im nachhinein der damaligen deutschen Regierung in die Schuhe zu schieben.
@ b | 18. August 2010 – 17:53
Entschuldigung, aber Ihre Behauptung entspricht nicht den historischen Tatsachen.
Deutschland hat 2001/2002 so dermaßen laut HIER geschrien, das die Amis gesagt haben: OK, wir jagen Terroristen, ihr Deutsche baut die Polizei und Zivilstrukturen auf.
Hierbei hat Deutschland dann kläglich versagt und keines seiner Versprechen eingehalten.
Ursache hierfür war mal wieder: Die Politik versprach viel, wollte dann aber die dafür notwendigen Mittel nicht bereitstellen. Auch organisatorische Probleme wurden nicht behoben. Dazu kam eine Ideologie, die Gender- Politik über öffentliche Sicherheit und minimale Staatsstrukturen stellte.
Schließlich hatte man ja den rot-grünen Traum vom nicht militärischen pazifistischen Nationbuilding. Nur leider funktioniert Nationbuilding und Korruptions- und Gewaltbekämpfung nur, wenn einer vorgibt, wo es langgehen soll, im Zweifelsfall eben mit robust mandatiertem militärischem Zwang.
Bis vor kurzem wurde uns doch noch von Politikern erzählt, die „dummen Amis und Britten“ sollten sich doch mal im Norden anschauen, wie die „guten erfolgreichen pazifistischen Deutschen“ den Wiederaufbau doch richtig machen. Schließlich sei der Norden ja friedlich…
Man hat total verkannt, dass der Norden anfangs eben problemlos friedlich war und erst durch das politisch induzierte totale Versagen deutscher Einsatzkräfte zur Unruheregion wurde.
Die Taliban erkannten eben, dass die deutsche Politik das schwächste Glied in der Kette der Isaf- Staaten ist und will nun deutschen Politikern möglichst viel Bürgerkrieg vor Augen führen, um die Heimatfront zu Fall zu bringen.
Offenbar scheint diese Strategie ja auch aufzugehen. Westerwelle und Trittin wollen ja bereits mit Taliban verhandeln, was diese natürlich nun als sich anbahnende deutsche Kapitulation interpretieren.
Die Tragödie der deutschen Herangehensweise ist halt: Weil man besonders friedliebend, nett, verständnisvoll, human und Kultur respektierend sein wollte, erntet man nun Gewalt, Mord, Taliban- Herrschaft und Anarchie in einem ehemals friedlichen Norden Afghanistans. Das deutsche Verhalten wird nicht als respektvoll betrachtet, sondern als das eines unzuverlässigen Schwächlings, den man im Sand zertreten kann.
Es gut zu meinen reicht nicht, man muss es auch gut machen und wissen, wie es geht. Sich naiv pazifistischer Lebenslügen hinzugeben, führt nun mal auch nicht zu brauchbaren Ergebnissen.
Sicherheitspolitischer Sachverstand wurde in Deutschland durch Ideologie ersetzt. Nun steht man vor dem angerichteten Scherbenhaufen.
@SunTzu,
gefällt mir, Ihre Retrospektive. Kann noch etwas von Clausewitz beisteuern:
„Nun könnten menschenfreundliche Seelen sich leicht denken, es gebe ein künstliches Entwaffnen oder Niederwerfen des Gegners, ohne zuviel Wunden zu verursachen, und das sei die wahre Tendenz der Kriegskunst. Wie gut sich das auch ausnimmt, so muß man doch diesen Irrtum zerstören, denn in so gefährlichen Dingen, wie der Krieg eins ist, sind die Irrtümer, welche aus Gutmütigkeit entstehen, gerade die schlimmsten. Da der Gebrauch der physischen Gewalt in ihrem ganzen Umfange die Mitwirkung der Intelligenz auf keine Weise ausschließt, so muß der, welcher sich dieser Gewalt rücksichtslos, ohne Schonung des Blutes bedient, ein Übergewicht bekommen, wenn der Gegner es nicht tut. Dadurch gibt er dem anderen das Gesetz, und so steigern sich beide bis zum äußersten, ohne daß es andere Schranken gäbe als die der innewohnenden Gegengewichte.“