Hochwasser: Der Bundeswehr-Thread
Das Thema Bundeswehr und Hochwassereinsatz beschäftigt die Leser von Augen geradeaus! zwar nicht ganz so stark wie der EuroHawk…. aber doch genug, dass ich der Bitte um einen gesonderten neuen Thread nachkomme.
Unten angehängt die Lagemeldung des Kommandos Territoriale Aufgaben vom (heutigen) Montagmorgen. Ergänzend habe ich mal nachgefragt, wie viele Reservisten derzeit im Einsatz sind – diese Zahl, heißt es, lasse sich (noch) nicht beziffern. Derzeit werden nicht Reservisten zum Hochwasser-Einsatz aufgerufen, sondern diejenigen integriert, die sich von sich aus bei ihren Einheiten melden.
Die Meldung von heute 0700 Uhr, weitgehnd identisch mit der vom Sonntagabend:
Die Bundeswehr unterstützt auf Bitte der Bundesländer Bayern, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein im Rahmen der Katastrophenhilfe die Einsatzkräfte im Kampf gegen das Hochwasser.
Insgesamt stehen 20000 Soldaten für den Hochwassereinsatz zur Verfügung. Davon sind am heutigen Morgen ca. 12000 Soldaten aktiv im Einsatz (Sachsen-Anhalt 4600, Sachsen 3600, Niedersachsen 1800, Mecklenburg-Vorpommern 800, Bayern 800, Brandenburg 400, Thüringen 40). Andere Kräfte befinden sich in der Regeneration oder als Reserven in einsatznahen Verfügungsräumen, um zeitnah zu den Hochwasserschwerpunkten verlegt werden zu können.
Zum Einsatz kommen neben Soldaten aus aktiven Truppenteilen auch Reservisten, mit Schwerpunkt in den Bezirks- und Verbindungskommandos zu den regionalen Behörden. (Auch Teile der neuaufgestellten Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie (RSUK) Thüringen sind eingegliedert in ihren Patenverband Führungsunterstützungsbataillon 383, zudem sollen am Anfang der Woche Reservisten aus Niedersachsen aktiviert werden).
Auch Soldaten der verbündeten Streitkräfte aus Frankreich und den Niederlanden stehen den Einsatzkräften zur Seite. Neben einem niederländischen Pionierbataillon (101 Geniebataljon, knapp 200 Soldaten) unterstützen auch französische Soldaten der Deutsch-Französichen Brigade im Hochwassergebiet.
Die Unterstützungsleistungen umfassen u.a. den Einsatz von Soldaten bei der Deichsicherung (Befüllen und Verbauen von Sandsäcken, Abwurf von Sandsäcken/Big Packs an gefährdeten Deichstellen und Überwachungsflüge mit Hubschraubern), die Unterstützung bei der Evakuierung gefährderter Personen und der medizinischen Notfallversorung, die Bereitstellung von Unterkunft und Verpflegung für die Einsatzkräfte sowie erste Aufräumarbeiten in Bayern. Zur Deichüberwachung wurde gestern ein Aufklärungsflugzeug (Dornier DO 228) mit Infrarotsensorik eingesetzt.
Die Kräfte vor Ort werden in Bayern durch die Gebirgsjägerbrigade 23 aus Bad Reichenhall und die Panzerbrigade 12 aus Amberg, in Sachsen durch die Panzergrenadierbrigade 37 aus Frankenberg, in Sachsen-Anhalt durch die Panzerbrigade 21 aus Augustdorf, im nördlichen Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg durch die Panzergrenadierbrigade 41 aus Torgelow und in Niedersachsen durch die Panzerlehrbrigade 9 aus Munster geführt.
(Archvifoto vom 6. Juni: Sandsäcke und ein DDR-Grenzpatrouillenboot vor dem Grenzmuseum in Schackenburg an der Elbe)
@T.W.: Vielen Dank dafür.
Ich finde es unglaublich, wie sich die Kameraden (männl. und weibl.) wieder reinhängen – und dies wohl noch eine Weile beibehalten müssen. Dass auch andere Alliierte mitmachen, ist ebenfalls schön zu sehen.
Eigentlich ist es ja viel zu früh, um schon irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber TdM weiss es offenbar wieder mal besser, wenn er behauptet, dass sich die Abschaffung der Wehrpflicht bei der aktuellen Katastrophe nicht negativ auswirke. Was er wohl aus vorauseilendem Eigenschutz sagen wollte, war, dass weder die Abschaffung der Wehrpflicht noch die Reduzierung der Bundeswehr ein Problem seien.
Gucken wir mal auf seine eigene Bw-Prosa:
„Elbehochwasser: Größter Einsatz des Bundeswehr
Spätsommer 2002: 73.000 Einsatzkräfte kämpfen gegen das Hochwasser von Elbe und Donau. Darunter sind rund 44.000 Soldatinnen und Soldaten. Sie sichern bedrohte Deiche mit Sandsäcken, evakuieren eingeschlossene Menschen, versorgen die Bevölkerung. Es ist der größte Katastropheneinsatz in der Geschichte der Bundeswehr.
So waren während des Hochwassers täglich bis zu 50 Bundeswehrhubschrauber in der Luft. In 2.100 Flugstunden retteten ihre Besatzungen 778 Menschen aus Lebensgefahr. Auf dem Boden hatte die Bundeswehr täglich rund 250 Lastwagen im Einsatz, außerdem unter anderem 35 Berge- und Pionierpanzer, bis zu 50 Schlauchboote, vier Brückenleger, 16 Transportpanzer und circa 25 Busse.
Von großer Bedeutung ist neben der schnellen und unbürokratischen Hilfe auch die Bereitstellung vieler Kräfte. Beispielsweise waren 60 Prozent der beim Sommerhochwasser 2002 eingesetzten Heeressoldaten Grundwehrdienstleistende. „Manpower“, über die nur die Bundeswehr verfügt.“
http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/!ut/p/c4/DcrBDYAgDAXQWVygvXtzC_X2kYINpBIsur7mXR_v_DM8muF6GSqvvB06h5fCG4Vu76JeOiS5UO7DYkUWI4zkHZkKHH-62il2ak3CrSzTBz-HN40!/
Nunja: Einige Fachleute sagen, das aktuelle Hochwasser sei schlimmer als die Flut von 2002.
Warum sind dann „nur“ 12.000 Soldaten im Einsatz und nicht 44.000, wie 2002?
Wie durchhaltefähig sind diese Kräfte? Was passiert, wenn noch mehr passiert, ggf. zeitgleich in einem anderen Teil Deutschlands?
2002 waren also 50 Hubschrauber im Einsatz (die Transall-Angaben fehlen leider damals wie heute, bzw. ich konnte sie nicht finden). Wäre die Lage an der Elbe heute besser, wenn wir wieder 50 (oder mehr), jedenfalls nicht nur 20 Helis im Einsatz hätten? Wie ist es heute um die Durchhaltefähigkeit von Besatzungen und Fluggerät bestellt?
Wie gesagt, alles nur Fragen, die sich der Flut-Laie stellen mag. Die TdM-Aussage ist so brüchig wie die Deiche in Magdeburg.
@LTC007
Es sind nicht 12.000 Soldaten im Einsatz. Gestern waren es 19.000 (die aktiv im Einsatz waren) dazu stehen mehrere Tausend weiter in Bereitschaft.
Und nochmals mehrere Tausend können angefordert werden.
Ist die zahl von 44.000 Soldaten 2002 die Zahl der Soldaten die in den Hochwasserschutz vorgehalten wurden (Reserve, Ablöse etc)? Oder die Zahl die aktiv im Einsatz war?
Der Grund wieso weniger Soldaten im Einsatz sind liegt u.a. auch an den seit 2002 aufgestellten Katastrophenschutzplänen, die deutlich optimiert wurden und vieles von zivilen Kräften erledigt werden kann.
Ebenso wurden Deichanlagen erbaut, die es in der Form 2002 nicht gab.
@Informant: Vielen Dank für die Hinweise. Lt Kdo Territoriale Aufgaben sind, wie von T.W. verlinkt, aktuell 12.000 im Einsatz, 19.000 stehen zur Verfügung, also sind 7.000 Reserve.
Ihre Antworten sind nicht ganz schlüssig (viell. bin ich zu dumm) bzw. meine grunds. Fragen nicht komplett beantwortet: Den Schluss von Katastrophenschutzplänen auf zivile Kräfte vermag ich nicht nachvollziehen. Auch ist der Deichbau keineswegs komplett, was ja gerade auch von der Politik moniert wird (Widerspruchsverfahren). Aber das sind auch alles nur Teilaspekte des Ganzen. Von Kirchbach hat in seinem Bericht von 2002 auch auf die Notwendigkeit umfassender Unterstützung durch die Bw hingewiesen. Seitdem ist die Zahl der Soldaten und die Verfügbarkeit von Großgerät massiv gesunken.
Reservisten werden sehr wohl aufgerufen zum Hochwassereinsatz, nämlich zumindest alle beorderten Reservisten in den betroffenen Kreis-/Bezirksverbindungskommandos (KVK/ BVK (BVK nur in BAY und NDS nach meiner Kenntnis).
Wobei diese KVK/BVK schon vor einem Katastrophenalarm (KATAL) aktiviert werden, namlich dann, wenn der zivile Katastrophenschutzrstab (KatSchStab) des Landkreises/ Regierungsbezirks zusammentritt, um die Lage zu analysieren und erste Maßnahmen unterhalb des KATAL ergreift.
Interessant wird im After Action Review sein, wie sich die MEldungen der beteiligten KVK/ BVK auf das Lagebild und die Lagebewertung der jeweiligen Landeskommandos (LKdo) und weiter beim Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr (KdoTerrAufgBw) ausgewirkt haben, um das Disositiv Kräfte/ Mittel/ Raum/ Zeit bedarfsgerecht zur Verfügung zu haben.
Wie hat sich die Zusammenarbeit BVK/KVK mit den zivilen KatSchStab bewährt?
Wie hat sich die Zusammenarbeit BVK/KVK mit eingesetzter Truppe vor Ort bewährt?
Konnten die LKdos ihrer Aufgabe gerecht werden, insbesondere in den stark betroffenen Bundesländern?
Hat sich die jetzige Struktur der Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit/ Inland (ZMZ/I) bewährt, die es so in 2002 überhaupt noch nicht gab?
Wo gilt es nachzusteuern?
Haben sich lang bekannte und bis heute nicht/ nur unzureichend gelöste Probleme in dieser Struktur der ZMZ/I bemerkenswert negativ ausgewirkt?
Hallo.
Ich vermisse irgendwie eine Anzahl eingesetzter Hubschrauber.
2002 war das ja auch eine „Stärke“, die eben keine freiwillige Feuerwehr etc. bereitstellen kann. (FF aktuell etwa 77000 Personen im Einsatz).
Hat jemand dazu was gefunden oder „kann“ die CH-53 grade nicht?
2 Sea Kings der Marine sind derzeit in Holzdorf stationiert und warten, darauf das sie abgerufen werden.
1 Sea Lnyx soll auch in Bereitschaft sein, kann das aber derzeit nicht zu 100% verifizieren.
5 CH 53 sind momentan vor Ort……
„Hat jemand dazu was gefunden oder “kann” die CH-53 grade nicht?“
Bei dem Chaos, das die „Reform“ bei den Heeresfliegern und der Hubschrauberflotte der Bundeswehr angerichtet hat, kann man froh sein, dass überhaupt was fliegt. Eine negative Pressemeldung zu dem Thema wäre vielleicht eine gute Sache.
Bzgl. eingesetzter Hubschrauber heißt es aus für gewöhnlich gut informierter Quelle im flugzeugforum (http://www.flugzeugforum.de/ch-53-bundeswehr-38234-150.html#post1884103):
– 10(!!!!) UH-1D (Niederstetten & Fassberg)
– 8 BO-105
– 3 CH-53 HSG64 angeblich aus Rheine und Laupheim
– 3 NH90 (Fassberg)
– 2 SeaKing (MFG3)
(Stand: 09.06)
Ja das ist in etwa das, was eine mehrfach „reformierte“ Bundeswehr noch leisten kann. Vor allem die eh schon chronisch überlasteten Piloten der Heeresflieger reißen sich mal wieder den Arsch auf, während der Herr Minister sich im Blitzlichtgewitter mit dem Fluteinsatz zu provilieren versucht.
In Zukunft sollen das doch gefälligst die Hubschrauberstaffeln der Landespolizeien und Bundespolizei übernehmen.
Moin,
meine Kameraden vom PiBtl 901 aus Havelberg (alles Reservisten) kämpfen grad darum, dass man sie zuzieht. Das aktive PzPiBtl 803 hat derzeit Arbeit ohne Ende,. Vorallem, weil in der Umgebung von Havelberg und Klietz Deichabschnitte aufgegeben wurden (Hohengören) und viele gemeinden zur Zeit evakuiert werden. Doch das scheint wieder mal alles nicht so einfach zu sein. Deutsche Behörden und Arbeitgeber die nicht bereit sind Angestellte frei zu stellen ( mein Haus steht ja im trockenen) treffen wieder aufeinander.
@ jek
Die Anzahl der Sea King ist richtig. Aber diese gehören zum MFG 5.
Gleiche Postleitzahl, gleicher Flugplatz aber andere Einstellung ;-)
Hallo,
ich als ungedienter Zivilist frage mich wieso die Einsatzzahlen der Bundeswehr so gering sind.
Es gibt laut wikipedia 180000 Soldaten und man Schaft es nicht einmal 10% in den Einsatz zu bringen? Die Zahl von um 20 Hubschrauber finde ich ehrlich gesagt auch lachhaft, da sind in Österreich an einem schönen Skitag mehr in der Luft.
Wenn man sich die Fernsehbilder anschaut hat man den Eindruck, dass Feuerwehren mit allem anrücken was irgendwie rollt (Rundhuber aus den 60zigern) und von dem Material der Bundeswehr recht wenig zu sehen ist.
Was sind die Ursachen hierfür?
„Die Zahl von um 20 Hubschrauber finde ich ehrlich gesagt auch lachhaft, da sind in Österreich an einem schönen Skitag mehr in der Luft.“
Wo sollen mehr herkommen? Klarstand, Fähigkeitstransfer, Durchhaltefähigkeit, ersatzlose Ausmusterung, Einsatzbelastung, Personalmangel usw.
Moin,
@Herr Dieterle: meines Erachtens nach sind die Zahlen durchaus nicht klein. Auch die Bundeswehr hat einen Grundbetrieb, der aufrecht erhalten werden muss.
Außerdem sind von den Soldaten viele in diversen Auslandseinsätzen:
Afghanistan (ISAF), Kosovo (KFOR), Horn von Afrika (Atalanta), Küste des Libanon (UNIFIL), Türkei (Active Fence Turkey), Mali / Senegal (Ustg AFISMA), Mali (EUTM MALI), Uganda (EUTM SOM), Sudan (UNAMID), Südsudan (UNMISS), DR Kongo (EUSEC), Afghanistan (UNAMA), Horn von Afrika (EUCap Nestor) (nachzulesen auf http://www.einsatz.bundeswehr.de/).
Die Anzahl der im Einsatz befindlichen Soldaten gibt es (auf Statista) hier: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/72703/umfrage/anzahl-der-soldaten-der-bundeswehr-im-ausland/. —–> es sind knapp 6300
darüber hinaus muss man die Soldaten bedenken, die
1) in Einsatzvor- bzw. -nachbereitung stecken (auch hier ist Material gebunden)
2) im Ausbildungs- bzw. Schulbetrieb stecken
3) Urlaub haben
4) krank sind
5) Familienangehörige betreuen müssen
Weil Soldaten ja auch Mitbürger sind und genau die gleichen Befindlichkeiten haben wie alle anderen Bürger dieses Landes sind die Punkte 3-5 für alle Mitbürger zutreffend.
Dazu kommt das momentan 8000 Soldaten als Reserve bereit stehen (12000 im Einsatz nachzulesen auf http://www.streitkraeftebasis.de)
Der letzte Punkt deutet es an. es sind mehr als 10% im Einsatz, denn auch die Reserve steht bereit.
Um sich ein eigenes Bild zu machen soll dieser Kommentar als Hinweis dienen, weitere Informationen zur aktuellen Truppenstärke und deren Aufteilung finden Sie auf http://www.bundeswehr.de ( Startseite > Streitkräfte > Grundlagen > Stärke)
Man muss aufgrund der Bundeswehrreform sehr froh sein das dieser Hochwassereinsatz überhaupt in der Art wie er jetzt stattfindet möglich ist.
Die Bundeswehr streicht Stellen, streicht Anschaffungen, löst viele Kasernen auf und zieht sich aus der Fläche zurück.
Ungefähr 70% meiner Kameraden hier am Standort waren letzte Woche direkt am Standort und aktuell ca. 120 KM entfernt im Raum Deggendorf im Hochwassereinsatz.
Unser Standort schließt 2014. Dann sind hier keine mehrere hundert Soldaten mehr hier die schnell in der Region helfen, tausende Sandsäcke füllen und verteilen…. mit gravierenden Folgen.
Ich habe sehr gute Beziehungen zu beorderten Reservisten in Niederbayern. Die würden sich zuziehen lassen aber erhalten die Auskunft das sie nicht benötigt werden, teilweise werden Gründe wie fehlende Impfungen usw. genannt.
Ich selbst und weitere Kameraden hier am Standort wurden nicht extra geimpft.
Eine DVag Veranstaltung von Reservisten nahe des Hochwassergebiets wurde letzten Samstag kurzfristig abgesagt. Es wurde von Teilnehmern vorgeschlagen trotzdem zu kommen und Hochwasserhilfe zu leisten… das wurde extra verneint.
So kann man was die Reserve betrifft engagierte Leute die Ihre Freizeit opfern vergraulen ist meine Meinung.
@ jek
zu CH-53: streiche „angeblich“ ersatzlos. Eine Maschine aus Rheine, der Rest aus Laupheim. Die Kennungen lassen sich in den Nachrichten schön sehen
Nehmen wir einmal an, dass 20% der Soldaten im Einsatz (Hochwasser, Afghanistan usw.) oder Einsatznah eingesetzt sind. Was machen die restlichen 80%? Hinzu kommen noch ca. 75000 zivile Angestellte. Zum Vergleich: Das fast 100% aus Freiwilligen bestehende THW setzt 6000 von 45000 gesamt ehrenamtlich aktiven ein (ca 13%) .
Zum Thema gebunden durch Ausbildung: Ich denke in jedem Ausbildungsplan sollte die Luft vorhanden sein für einen Katastrophen Einsatz von wenigen Tagen.
Zum Thema Großgerät:
3 in Worten: drei CH-53 von 82 werden eingesetzt. Einige werden wohl in Afghanistan sein, aber der Rest müsste doch zumindest großteils einsetzbar sein.
Ich bitte darum, dass meine Kritik nicht falsch verstanden wird. Mir geht es einfach darum die Differenz zwischen Input und Output zu verstehen.
Quelle THW Einsatz:
http://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/technisches-hilfswerk-hochwasser-ist-die-groesste-katastrophe/8325952.html
CH-53G
http://de.wikipedia.org/wiki/CH-53#Einsatz_der_CH-53G_bei_der_Bundeswehr
@Reiner Dieterle: Das THW ist eine Zivilschutz-Organisation – ihre originäre Funktion ist also die technische Hilfeleistung im Verteidigungsfall, im Großen und Ganzen ganz ähnliche Leistungen, wie im Katastrophenschutz im Frieden. Der Bund stellt es im Frieden den Ländern, die für den Katastrophenschutz verantwortlich sind, auf Anforderung zur Verfügung und gestattet es, daß es in die Katastrophenschutzpläne der Länder integriert wird – ebenso wie die Länder die vom Bund finanzierten und den Feuerwehren der Länder zur Verfügung stehenden Zivilschutzeinrichtungen und entsprechendes Gerät für den Katastrophenschutz verwenden dürfen.
Die Bundeswehr hingegen stellt die Streitkräfte dieses Landes, ihre Aufgaben sind im Verteidigungsfall wie im Frieden eben weder Zivil- noch Katastrophenschutz. Sie leistet jedoch, wie alle Behörden in Deutschland, auf Anforderung Amtshilfe – dabei braucht sie aber ihre eigenen Aufgaben nicht vernachlässigen (§5 (3) 3 VwVfG). Genau so könnten Sie die Frage stellen, warum die Bundesfinanzverwaltung (48.000 Beschäftigte), die Finanzverwaltung der Länder (153.000), die Hochschulen und Schulen (mehr als 1.000.000 Beschäftigte) geschätzte 0% Ihrer Kräfte im bundesweiten Hochwassereinsatz haben – es ist nicht ihre originäre Aufgabe, die sie vorrangig zu erfüllen haben.
Zu CH-53 kann ich ein Stichwort geben „Fähigkeitstransfer“
Durch diesen gelungenen Schachzug unseres Ministers wird diese Fähigkeit gerade voll gegen die Wand gefahren. Rheine ist schon fast aufgelöst, mit dem Ergebnis das das dortige Personal reihenweise seine Dienstzeit verkürzt, die Verwendung wechselt und auch schon einige Piloten gekündigt haben. Laupheim soll den Einsatz sicherstellen und in Holzdorf beginnt der Aufwuchs gerade erst und auch die Infrastruktur dort braucht noch erheblichen Investitionsbedarf ( auch wenn einige wenige in der Leitung das nicht sehen woll) . Dazu kommt, das zum Betrieb notwendiges technisches Personal sich im Einsatz die Klinke in die Hand gibt oder schlicht und ergreifend fehlt oder unzureichend ausgebildet ist, weil ausgebildetes Heerespersonal ohne Not durch Personal der Luftwaffe ersetzt wurde. Leider ist dieses Luftwaffenpersonal noch gar nicht ausgebildet.
Ergänzung:
Beim fliegenden Personal wurde eine Entpflichtung zahlreicher Piloten durchgeführt. D.h. diese Piloten sind nicht mehr zum Fliegen vorgesehen. Mit diesem Thema werden sich wohl in Zukunft die Gerichte beschäftigen.
Am Rande könnte man noch darauf hinweisen, dass die Feuerwehren diesmal 70.000 Wehrleute im Einsatz haben (im Vergleich zu 40.000 im Jahr 2002).
Dazu kommt eine enorme Hilfsbereitschaft von tausenden nicht in in Verbänden organisierten freiwilligen Helfern, die vor Ort anscheinend stark ins Gewicht fällt, aber statistisch nur schwer zu erfassen sind. (Sehr schön beschrieben im Artikel „Generation Gummistiefel“.)
Katastrophenschutz ist Ländersache!!!!
Da ist die Abfolge ganz klar geregelt. Erst kommen die meist Freiwilligen- bzw. bei größeren Kommunen die Berufsfeuerwehren zum Einsatz, wenn diese nicht mehr ausreichen. Ja dann wird aus anderen Landesteilen die nicht betroffen sind von anderen Wehren Personal und gerät zugeführt. Reicht das auch nicht tritt das THW auf den Plan. Dies aber auch nur wenn die eingesetzten Katastrophenstäbe es anfordern, weil THW ist ja eine Bundeseinrichtung!
Wenn der Schadensfall so groß ist das die zivilen Einsatzkräfte nicht mehr Reichen, dann kann BW angefordert werden. Um z.B. mit Großgerät zu helfen und weitere Manpower zur Verfügung zu stellen.
Rein Theoretisch ist die BW nur ein Goodie des Bundes um die Länder zu entlasten. Nun darf man nicht Übersehen, dass Einsatzkräfte nach einer Weile herausgelöst werden müssen und auch abgelöst werden um quasi die „Schlagkraft“ zu erhalten. Wenn also der Laie liest 12000 Soldaten im Fluteinsatz dann wird dies in totalen Zahlen mehr sein, da die Kräfte ja irgendwann auch mal abgelöst werden müssen. Das selbe in grün bei zivilen Hilfskräften.
Hinzu kommt das es wenig hilft wenn ich sinnlos Personal an den Deich karre und die haben dann keine Funktion oder werden lokal nicht benötigt.
Man kann sicher davon ausgehen das wenn die Einsatzstäbe der Länder und Kreise sagen: „wir brauchen hier mehr Leute!“ Dann gibt es die auch… primär von den zivilen Hilfsorganisationen. Sprich es werden dann z.B. THW oder DLRG Einheiten aus NRW zugeführt oder die BW führt weitere Kräfte zu.
Wenn wir eine Armee zum Katastrophenschutz haben wollen dann müssen die Länder da auch Geld beisteuern, weil Kat. Schutz Länder sache ist!!!
Ein Beispiel wäre dann USA und die Nationalgarde. 50% vom Bund und 50% vom Bundesstaat finanziert. Da hat dann aber auch der jeweilige Bundesstaat die Befugnis diese Kräfte nach gut Dünken einzusetzen. Hierzulande macht man das halt mit den weit über 1.000.000. Freiwilligen Feuerwehren.
Ein Großes deutsches Printmedium hat es in der Onlineausgabe geschrieben. Das allein der Bund seit dem 30.Mai rund 110.000 Kräfte zur Verfügung Stellte. BUndeswehr, Bundespolizei und THW.
Ich möchte an dieser Stelle mal ein „live“ Beispiel der Handhabe eines Landeskommandos von freiwilligen Reservisten anbringen.
Ein mit mir in Bayern beorderter Kamerad (Wohnort Berlin) und meine Person (nahe Hamburg) haben recht früh entschieden das wir uns zum Hochwassereinsatz melden wollen.
Gesagt, getan nach ein paar Telefonaten war klar das es anscheinend nur über eine RSU geht.
Gut kein Problem wir holten uns zugleich die Freigabe unserer Beorderungseinheit in Bayern und waren somit frei verwendbar (Angemerkt sei hierbei voll Eingekleidet und Taschen bereit).
Der Feldwebel vor Ort stellte am Dienstag die üblichen Fragen und wollte sich der Sache annehmen.
Der einfache Soldat zu denen ich unverholen Gehöre würde nun denken :
Einheit – check
Bedarf – check
Ausrüstung – check
Zeitlicher Ablauf der Ersten drei Tage (infos via Telefon vom zuständigen Fw) – check
alles klar dann gehts ja Montag los …. Weit gefehlt…..
Denn wir hatten die Rechnung ohne das Landeskommando gemacht…
Da wir am Montag weder postalisch noch via Email (vorab) eine Einberufung erhalten hatten, hängte ich mich ans Telefon um heraus zu bekommen was da schief gelaufen sei.
Da der Fw vor Ort nicht erreichbar war und sein Stellvertreter mich an das Landeskommando verwies, organiesierte ich nach altbewährter Manier die nötigen Telefonnummern und legte los…..acht Stunden später kam ich zu dem Schluss das ich anscheinend die Nummer des „Trabantenhauses aus Asterix“ gewählt hatte. In dieser Zeit telefonierte ich mit einem guten dutzend Stellen von der mich immer die eine zur anderen und teilweise wieder zurück verwies. Schlussendlich sollte ich mich wieder bei der RSU melden die dann mittlerweile zurecht vollkommen entnervt selbst Verbindung mit dem Landeskommando aufnahm.
Antwort: Es werden nur Reservisten gezogen die in Niedersachsen beordert sind !
Das war der Schlag ins Gesicht, Zeitgleich lass man durch diverse Internet Quellen das überall die Luft brannte.
Absolutes Unverständnis und Wut sind wohl die harmlosesten Worte die mir im Nachhinein dazu einfallen.
Die Frage die sich meinem Kameraden und mir vordergründig Stellte war wie kann das angehen das Leute an den Deichen nahe der Erschöpfung sind und willige Helfer so abgeledert werden ?!
Nun obwohl ich der Riege der einfachen Soldaten entstamme empfand ich die vier Buchstaben Antwort als unbefriedigend und hakte nach.
Auf das Detail des darauf folgenden Telefonat mit einem verantwortlichen des Landeskommandos möchte ich nicht eigehen aber soviel sei gesagt dort Erfolgte Begründung war durch aus Vertrebar.
Aber…
Wie kann es sein, das Einheiten die sich bereits im Einsatz in Bayern und Thüringen und Sachsen befunden haben nun nach Niedersachsen verlegt werden, obwohl diese eine gewisse Einsatzzeit bereits hinter sich haben?
Warum werden Kameraden aus Lüneburg die sich ebenfalls mehrere Tage im Einsatz befunden haben immer noch weiter Eingesetzt obwohl Ersatzeinheiten auf gepackten Taschen sitzen und jederzeit Verlegen könnten?
Wieso werden freiwillige Reservisten nicht eingeplant und Eingesetzt um oben genannte Kameraden die Möglichkeit zu geben sich zu regenerieren und eventuell nach Tagen ihre Familien wieder zu sehen ?
Es mag sein das mir dafür das „Know how“ und die Weitsicht fehlt, auch will ich nicht verhehlen das der oben geschriebene Text mit einem guten Hauch von Sarkasmuss gespickt ist.
Letztendlich, denke ich allerdings das solange solche regionalen Strukturen nicht flexibler werden und im vollen Umfang ihrer Möglichkeiten entscheiden, wir davor gewarnt sein sollten im Falle einer unvorbereiteten Katatrophe (Sturmflut, Waldbrände oder ähnlichem) den Vorgängen teils hilflos gegenüber zustehen.
Denn es ist nicht immer davon auszugehen das sich soviele freiwillige Kräfte dazu hergeben „Die Kastanien aus dem Feuer zu holen“. Was die Zehntausenden von freiwillgen definitiv getan haben.