Erster Militärrabbiner für die Bundeswehr benannt

Der Landesrabbiner von Sachsen, Zsolt Balla, wird das neu geschaffene Amt des Militärbundesrabbiners antreten und damit der erste Vertreter einer jüdischen Militärseelsorge in den deutschen Streitkräften seit rund 100 Jahren. Der 42-jährige soll am 21. Juni in Leipzig ins Amt eingeführt werden.

Das Bundeskabinett hatte im Dezember 2019 einen Staatsvertrag mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland gebilligt, der die Einführung der jüdischen Militärseelsorge in Deutschland regelt; der Bundestag hatte dem entsprechenden Gesetz dafür im vergangenen Jahr zugestimmt. Neben dem Militärbundesrabbiner wird, analog zu den beiden christlichen Kirchen, ein Militärrabbinat als Bundesamt geschaffen, das dem Bundesministerium der Verteidigung unmittelbar nachgeordnet ist. Zunächst sind zehn Stellen für Militärrabbiner vorgesehen, die die geschätzt rund 300 Soldatinnen und Soldaten jüdischen Glaubens in der Bundeswehr betreuen sollen.

Aus der Mitteilung des Zentralrats vom (heutigen) Donnerstag:

Erstmals seit rund 100 Jahren wird es in Deutschland wieder jüdische Militärseelsorge geben. Nach der Unterzeichnung des Militärseelsorgestaatsvertrags durch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, im Dezember 2019 hat der Bundestag im Mai 2020 der Berufung von Militärrabbinern zugestimmt. Der neue Militärbundesrabbiner Zsolt Balla wird am Montag, 21. Juni 2021, in sein Amt eingeführt. Weitere Militärrabbiner werden sukzessive ihren Dienst antreten.
Dazu erklärt der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster: „Mit der Berufung von Militärrabbinern knüpfen wir an eine alte Tradition an und schlagen zugleich ein neues Kapitel auf. Das Wirken der Rabbiner wird für die Bundeswehrsoldaten eine Bereicherung sein. Die Amtseinführung des Militärbundesrabbiners ist ein historischer Tag für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland.“

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums soll Balla zunächst von zwei weiteren Rabbinern unterstützt werden; zugleich würden im dritten Quartal dieses Jahres die ersten Dienstposten für das Militärrabbinat eingerichtet. Der neue Militärbundesrabbiner selbst wird – auch das ähnlich zu der evangelischen und katholischen Kirche – das Amt neben seiner Hauptaufgabe in Nebenfunktion ausüben; hauptberuflich bleibt er nach Angaben des Zentralrats Landesrabbiner in Sachsen.

Bereits festgelegt ist die Gestaltung der Schulterklappen, die jüdische Militärgeistliche bei der Begleitung von Soldaten im Auslandseinsatz an ihrer Schutzkleidung (die der Uniform der Soldaten verblüffend ähnlich sieht, aber keine ist, weil sie keine Kombattanten sind) tragen: Dafür sind zwei stilisierte Gebotstafeln vorgesehen.

Der vom Zentralrat veröffentlichte Lebenslauf Ballas:
20210527_Zsolt-Balla_Militaerrabbiner_Lebenslauf

(Foto: Porträt von Zsolt Balla – privat via Zentralrat der Juden in Deutschland)