DroneWatch: Nun doch keine Kriegsmedaille für US-Drohnenpiloten
Die Piloten bewaffneter Drohnen der U.S. Air Force können sich nun doch nicht darauf freuen, mit einer Kriegsmedaille geehrt zu werden. Nachdem der frühere amerikanische Verteidigungsminister Leon Panetta eine solche Medaille für Drohnenpiloten – und Cyberkrieger – vorgeschlagen hatte, die auch weit entfernt vom Gefechtsfeld ihren Beitrag zum Gefecht leisten, hat sein Nachfolger Chuck Hagel die Distinguished Service Medal erst mal auf Eis gelegt:
When I came into office, concerns were raised to me about the Distinguished Warfare Medal’s order of precedence by veterans’ organizations, members of Congress, and other stakeholders whose views are valued by this department’s leadership.
After consulting with the service secretaries, along with Gen. Dempsey and the other members of the Joint Chiefs of Staff, I directed them to review the Distinguished Warfare Medal. The medal was originally conceived to be awarded only to those men and women who, while serving off the battlefield, have an extraordinary impact on combat operations. While the review confirmed the need to ensure such recognition, it found that misconceptions regarding the precedence of the award were distracting from its original purpose.
Hm, ja, waren alles Missverständnisse. Vor allem von Soldaten und Veteranenverbänden, die sich mit der Medaille für die Joystick-Bediener ein wenig zurückgesetzt fühlten. Was der review der Medaille bedeutet, bringt der offizielle American Forces News Service auf der offiziellen Seite der Air Force auf den Punkt: Hagel eliminates Distinguished Warfare Medal
(Foto: Crewmen from 39 Squadron, Royal Air Force, are pictured at the controls of a Reaper UAV (Unmmaned Aerial Vehicle) from a control cabin at Kandahar Airfield, Afghanistan. Once the UAV is airborne, control of the mission switches to Creech US Air Force Base, Nevada on the other side of the world. On completion, the Reaper is landed locally by the Kandahar team. – Photographer: Cpl Steve Bain ABIPP/Crown Copyright via Flickr)
Der Einsatz von Drohnen (egal, ob zur Aufklärung oder im Kampfeinsatz) ist eines der wichtigsten Mittel der militärischen Führung-sie liefern Bildmaterial nahezu in Echtzeit, und ermöglichen so eine bessere Lageübersicht.
Dennoch ist der ganze „Hype“ um Drohnenpiloten übertrieben…..es werden NUR ehemalige Piloten (mit aktiver Lizenz) eingestellt, man muss ein Medical aufrechterhalten, die Bediener tragen Fliegerkombi, erhalten eine „Fliegerzulage“……..
Mal im Ernst: Das sind Menschen, die (wie viele andere auch) „Knöpfchen drücken“.
Nicht mehr, nicht weniger…
Würde man ihnen dafür noch eine Medaille verleihen (dürfen), dann müsste auch der Postfahrer im Heimatbataillon eine Medaille bekommen-weil er (indirekt) ja auch den Einsatz unterstützt, indem er Briefe von A nach B fährt, die u.U. Befehle oder Anweisungen für den Einsatz beinhalten..
@huey:
das würde ich durchaus differenziert sehen.
(a) die Vorgabe der Fluglizenz et cetera ist erstmal für Deutschland wahr, aber nicht unbedingt für alle Länder- ich verstehe da den Bezug zum eigentlichen Thema aber auch nicht.
(b) Der unterschied zum Postboten lässt sich einfachveranschaulichen: Der Postbote mag oder mag sich auch nicht Gedanken darüber machen, ob in dem Brief ein Befehl ist eine Bombe zu zünden…der Drohnenpilot aber ist wirklich ausführender. Der FlaRak-Einsatzführer der den Abschussbefehl gibt entbindet den ‚Knöpfchendrücker‘ nicht von seiner Prüfungsverantwortung… das ist schon erheblich direkter als der Postfahrer im Heimatbataillon – vielleicht war der aber auch nur ein sehr ungewschicktes Beispiel.
Richtiger wäre: der Pilot im Flugzeug über dem Zielgebiet hat ein anderes Stresslevel als jemand der irgendwo in Sicherheit sitzt – insofern ist das Gefühl der persönlichen Gefährdung ein anderes und wenn man das als Kriterium heranzieht, dann hat er sich sicherlich nicht unbedingt eine Medaillie verdient.
Jetzt mal ehrlich: Oben im Bild die Fliegerkombi in einem Container am Boden hat etwas Albernes (über die Nomex-Unterwäsche lasse ich als Arbeitsschützer ja noch mit mir reden.)
@festus
Man könnte auch in Badehose vor dem Bildschirm sitzen. Das änderte nichts an der Mission. Im Ernst, auch zu anderen Anlässen muss man sich angemessen kleiden. Die Kleidung ist vielleicht nicht ausschlaggebend für den Erfolg der Mission aber es passt doch zum Einsatz. Und bevor Herr Wiegold OT-Pickel bekommt mal zum Thema, Auszeichnungen sind einfach wichtig im Sinne der Menschenführung, sofern sie ernsthaft eine Leistung hervorheben und nicht mit der Gießkanne verteilt werden. Man kann natürlich jedem Soldaten, egal was er macht, einfach nur Dank und Anerkennung für seine Dienste aussprechen. Nur das ist doch irgendwie dünn. Man möchte schon wissen und es auch sichtbar zeigen wofür eigentlich. Und abgesehen von einer Bereicherung der „Ich hab mich lieb Ecke“ gibt es auch allen anderen einen Hinweis darauf, welchen Experten ich vor mir habe und das ist nebenbei ganz hilfreich.
Die Tätigkeit des Piloten eines bewaffneten UAVs unterscheidet sich eigentlich nur in einem (allerdings wesentlichen) Punkt von derjenigen des Kollegen, der tatsächlich im Cockpit eines Kampflugzeuges sitzt: Er riskiert nicht Leib und Leben.
Ansonsten trägt er genauso Verantwortung für ein millionenteures Stück Monster-Technik, dessen Betrieb – sogar ohne Kontakt mit einem Feind – geeignet ist, immensen Schaden anzurichten. Wenn der UAV-Pilot im Einsatz versehentlich Zivilisten statt feindliche Kombattanten tötet, so zehrt das den Rest seines Lebens an seinem Gewissen und er steht dafür, je nach politischer Großwetterlage, mit einem Bein im Gefängnis. Er muss in Sekundenbruchteilen schwerwiegende Entscheidungen treffen und die Karriere hängt, wenn die Entscheidung nicht richtig war, am seidenen Faden.
Bei der US Army sind übrigens (auch) seit jeher Unteroffiziere als Drohnenpiloten tätig, die niemals Flugzeugführer waren. Die US Air Force besteht zwar nach wie vor darauf, dass ihre UAV-Piloten Offiziere sind, mittlerweile werden aber auch Offiziere bzw. Offiziersanwärter der Luftwaffe für die Drohnenpiloten-Ausbildung zugelassen, die niemals zum traditionellen Piloten ausgebildet wurden und dafür auch niemals vorgesehen waren.
Und um noch einmal konkret auf die Ordensgeschichte zurückzukommen: Entscheidend ist hier dieser Satz in der Pentagon-Verlautbarung:
Dabei handelte es sich weniger um ein Missverständnis, sondern um eine manifeste Ablehnung der Wertigkeit, welche für die neue Auszeichnung vorgesehen war. Sie sollte nämlich noch vor dem Bronze Star mit dem Zusatz »V« (für valor) rangieren. Der Bronze Star ist eine Auszeichnung, die nur für Tapferkeit im Gefecht vergeben wird (bzw. werden sollte).
Speziell daran gab es erhebliche Kritik, insbesondere von Veteranen. In amerikanischen Militärkreisen nimmt man so etwas sehr ernst. Der Stabschef der US Navy (Chief of Naval Operations) Jeremy Boorda (1939 – 1996) nahm sich das Leben, als vom Nachrichtenmagazin Newsweek berichtet wurde, dass er eine Auszeichnung aus dem Vietnam-Krieg mit dem Zusatz »V« getragen hatte, ohne formal dazu berechtigt zu sein. (Es gibt eine dramatische Aufnahme von dem Augenblick, als die Nachricht vom Selbstmord Boordas dem damaligen Präsidenten Clinton, der sich gerade bei einer öffentlichen Veranstaltung aufhielt, überbracht wird).
Vielleicht sollten die Satelliten, die den Kontakt zum Vogel halten, auch einen Orden kriegen, damit sie sich besonders anstrengen. Kurz, nachdem der Data Link weg war…
http://www.acc.af.mil/media/archives/story.asp?id=123343632
@Detlef Borchers:
Nette Polemik, aber wo bleibt der Mehrwehrt für die Diskussion?
Die Thematik ist neben der von ChickenHawk angeführten Wertigkeitsproblematik keine andere als auch die zum Beispiel der Gefechtsmedaille… Was ist ein Gefecht? Es soll Soldaten gegeben haben, für die derlei nur beantragt worden ist, weil 2-3 Kugeln an der Panzerung der Fahrzeuge abgeprallt sind… wo fängt man an, wo hört man auf? Dafür werden klare Regeln festgelegt und alle Diskussionen drumherum sind ohnehin grenzwertig… Polemik bringt da keinen weiter…
@Kerveros: Muss es immer Mehrwert sein?
Nun denn, dann muss eben der Münkler her, mit einem angemessenen Zitat aus dem LSR-feindlichen Freitag, wo er über Drohnen und Orden redet:
„Es wird also nur eine Weile dauern, bis sich die Vorstellung durchsetzt, dass auch der Bürokrieger zum Held werden kann?
Ja, Heldentum ist dann nicht mehr an die Gleichverteilung der Tötungschancen gebunden. Das können sich die westlichen Gesellschaften auch aufgrund ihrer niedrigen Geburtenrate gar nicht mehr leisten. Deshalb zeichnet man Soldaten für Leistung aus, nicht für den Einsatz des eigenen Lebens.“
Und der Link dazu:
[Sorry, grundsätzlich gilt hier wg. des erwähnten LSR, dass deutsche Verlagswebseiten – mit wenigen Ausnahmen – nicht verlinkt werden. Bzgl. Freitag muss ich noch mal schauen, haben die erklärt, dass sie das LSR nicht anwenden wollen? Vorerst mal: Link gelöscht. T.W.]
–Detlef
Wer sich je mit einem vergleichsweise dummen Flugsimulator bei hohem technischem Realitätsgrad in eine virtuelle Cessna 172 gesetzt hat und bei 100 m Sicht einen reinen Instrumentenanflug auf Innsbruck gemacht hat, der weiß, wie sehr man in die Situation eintaucht, obwohl man gemütlich daheim im Bürostuhl sitzt und es vollkommen egal ist, ob man am Berg Isl scheitert oder nicht.
Zudem fühlt der Drohnenpilot keine Bewegungen und keine Beschleunigungen. Ohne Arschgefühl hat man zusätzlich zu allem anderen noch die Belastung, daß man ausschließlich visuelle Eindrücke in seine Vorstellungswelt übernehmen muß.
Schwer zu entscheiden also, wer nun wirklich belastet ist oder nicht oder nur ein bißchen.
Ich würde nur gegen die Verleihung eines Tapferkeitsordens stimmen, da diese Auszeichnung imho Gefahr für Leib und Leben voraussetzt. Das trifft allerdings auch für alle anderen FOBITs zu…(es sei denn, Sie geraten in eine Ausnahmesituation)…
Wenn Drohnenpiloten – die die Vehikel vom Einsatzland aus steuern – jedoch gar keine Auszeichnung erhalten sollten, dann müsste diese Regelung auch für alle anderen Kampfunterstützer in FOBs, Stäben etc. gelten…sogar noch viel mehr, als dass Ihr Wirken für das Einsatzgeschehen oftmals noch viel indirekter erfolgt….
@Detelf Borchers:
Das Kriterium der Gefährdung des eigenen Lebens wurde bereits vorher angeführt… Frage am Rande: mit welchem Recht bekommen dann die Leute in Termez eine Einsatzmedaille… die bleiben ja ausserhalb der Gefahrenzone…
Der Drohnenpilot hat wie auch bereits angeführt wurde immernoch ein erhebliches Plus an Verantwortung und Stress… mehr als die Masse der Leute die im Feldlager Routinedienst leistet.
Der ‚Spieler‘ muss sich nicht bewusst sein, mit einem Knopfdruck ggf. ein dutzend unschuldiger Menschen zu töten und ggf. mit den psychischen Folgen zu leben.
Genau deswegen wurde Vergabekriterien festgelegt um diese Diskussion, welche nie einen einheitlichen Standpunkt erbringen würde, direkt zu vermeiden… Sonst könnte wir auch gleich beim Besoldungssystem von Beamten vs. Soldaten weitermachen und uns hier die nächsten 5-10 Jahre trefflichst Off-Topic ohne Sinn und verstand austauschen… Viel Spaß dabei! (Mir ist sowas einfach zu blöd…)
Das Problem ist nicht in ein ideelles. In den USA generieren die Orden und Auszeichnungen „Beförderungspunkte“ und wenn die DSM über dem BSV rangieren sollte würde diese schnell dazu führen das Drohnenpiloten früher bzw. bevorzugt befördert werden. Das muss nicht kontraproduktiv sein, gerade Luftwaffen im Allgemeinen aber insbesondere die USAF leiden unter den personellen Verwerfungen und der damit verbundenen institutionellen Politik welche mit der sogenannten „Fighter Mafia“, der überproportionalen Privilegierung der Düsenjägerpiloten wenn es um Generalsposten geht, einhergehen.
Mit der DSM hätte der Übergang in eine moderne Air/Space TSK geglättet werden können indem ein Gegengewicht zur „Fighter Mafia“ aufwachsen kann. Doch die Veteranen der Infanterie haben sich vor den Karren der „Figher Mafia“ spannen lassen. So wird noch in Jahren das Kommando über ein Drohnengeschwader bzw. -Staffel bevorzugt an einen schnell angebrütteten „ex-Jettie“, mit Sozialisation als Jetpilot bis zum niedrigen Stabsoffizierdienstgrad, gehen der dann auch Chancen hat „Dohnengeneral“ zu werden während die mittlerweile aufwachsenden originären Drohnenpiloten in ihrer Karriereperspektive systematisch begrenzt werden (mit Ausnahme der üblichen Alibis) und die USAF in Masse nach zwanzig jahren (oder früher mit Wechsel zur CIA) verlassen.
@TBR
Volltreffer
@chickenhawk
zu Ihrem Kommentar über Boorda – den ich 1992 in Neapel im Gefolge meines damaligen Bosses kennen lernen durfte – sowie nach seinem Freitod einen seiner Söhne (Marine Jurist), mit dem ich länger Kontakt hatte: Sie liegen völlig richtig mit Ihrem Kommentar. Der Sohn war entsetzter über das „V“ an der Ordensspange seines Vaters als über dessen Freitod.
@klabautermann:
Boorda jun. hat wohl sogar ein offizielles Verfahren beantragt in dem die Rechtfertigung für das „V“ überprüft wurde.
Ergebnis: Negativ.
Trotzdem ist er ein beeindruckendes Beispiel für vom Matrosen zum Admiral. Wohl bis heute der einzige CNO mit diesem Werdegang.
Ein Thema, dass uns gerade im Jubiläumsjahr von 1813 (!) über unsere Personalauswahl und Laufbahndurchlässigkeit nachdenken lassen sollte.
Aber das ist genauso wichtig, wie OT.
Und Ihnen ein schönes DZE :-)!
@Memoria
Danke ;-)
Ich geh zwar in Ruhestand als Soldat, aber nicht als Klabautermann ;-)
Tja. Wenn doch nur ausgebildet würde, was da war; oder zumindest alle Aufklärer aus Lüneburg wüssten, wer Körner war. Oder um mal einen Offizier zu zitieren, in dessen Gegenwart ich etwas von Körner zitierte: „Wasn das fürn Nazischeiß?“
@ TBR | 16. April 2013 – 14:18
Mitte 10, dem ist fast nichts hinzuzufügen, außer: Aber das ist ja nun auch kein reines US-Problem.
@ T.W.: Erinnerung an die BoBs wäre angebracht, wir verlieren an Boden. ;-)