Mittlere Kräfte: Update vom Kommandeur (Nachtrag zur Löschung)
Update: Das Video wurde inzwischen entfernt. Wie mir Oberstleutnant Hagen schrieb, hatte er keine Zustimmung zur Aufzeichnung gegeben. Da es eine Debatte zu den Inhalten gibt, die ja nun etliche vor der Löschung gesehen haben, lasse ich den Thread und die Kommentare aber stehen.
Den Vortrag, den der Kommandeur des Jägerbataillons 1 bereits im vergangenen Jahr in Österreich gehalten hat und der offensichtlich erst jetzt als Video veröffentlicht wurde, ist aus vielen Perspektiven sehr interessant. Für die Fachleute, wenn es um das Thema Mittlere Kräfte geht. Für die Truppe insgesamt, wenn es um die Zusammenarbeit mit Verbündeten geht. Und für jeden beim Thema in Minute 32:30.
Der Vortrag von Oberstleutnant Sebastian Hagen beim Akademischen Forum der Theresianischen Militärakademie (TMAF) am 10. Oktober 2024:
Hatte mir den Vortrag und noch einige andere aus der Reihe bereits gestern angesehen… den YouTube Kanal hatte ich mal abonniert wegen der Lagebilder von Oberst Reisner.
Was er da von sich gibt ist hoch interessant und verdeutlicht auch wie dringend die Bundeswehr eine Drohnentruppe benötigt. Wenn nach den Planungen ein einziges Jägerbataillon der mittleren Kräfte Raumverantwortung für 60x100km oder andersgesagt 6000km² übernehmen soll und das solange bis ausreichend schwere Kräfte nachgeschoben werden können. Das geht ohne eine neue Panzerjägertruppe 2.0 die massiv KI Drohnen einsetzt nicht mehr.
Auch sehr aufschlussreich seine Folgerungen zu Verwundeten eigenen Kräften… Zitat „In Afghanistan bedeutete ein Verwundeter Missions Abbruch! An der Ostflanke führen wir Verzögerungsgefecht gegen überlegenen Gegner, da wird man viele Verwundete nicht weg bekommen und muss die Zurück lassen. Das müssen wir unseren Soldaten ehrlich sagen.“
Als Fazit bleibt wohl, dass die mittleren Kräfte eine Opferanode sind die den schweren Kräften ein paar Tage mehr Aufmarsch Zeit generieren sollen unter dem Preis der totalen eigenen Zerschlagung.
Also, wenn es sich danach anhören mag, dass ein Angriff bevorstehen könnte, dann ist der große NATO-Plan, dass Truppen durch wie Schlucht zwischen Kaliningrad Oblast und Weißrussland fahren, und dies wohl mit Hoffnung, dass es gerade nicht geregnet hat, sowie dass die Betriebsstoffe noch an der Strecke sind, und man nicht in Polen Sprit klauen muss, um nicht schon dort festzustecken?
Hmmm… Ich wäre da eher Fan von „Fähren“, mit welchen man auch z.B. Finnland erreichen kann, oder sogar von Rumänien zur Krim überschiffen kann (also das ganze auch mal so betrachtet, dass die russische Aufrüstung auf Eskalation an bestehender Front ausgelegt sein kann) – und solche auch für Nachschub nutzbar (sowie Luftkrieg etwas über Wasser verlagert, statt über Städten). Und weiteres, auf politischer Eben z.B. auch mal versuchen mit Weißrussland zu reden.
Danke für den Hinweis… muss ich später mal in Ruhe anschauen….
von der Kampfweise her ist das ein sehr moderner Ansatz…
viele Sensoren und gläsernes Gefechtsfeld, schnelle Eigenverlegbarkeit,
viele unterschiedliche weitreichende Effektoren,
Drohnenabwehr,
Gewisse Panzerung
letztendlich kommen wir aber wieder zum Thema Ausrüstung!
Die mittleren Kräfte benötigen viel neues Material dass sehr zeitnahe in großen Mengen bestellt werden MUSS!
Boxer RCT30 (auch gegen Drohnen)
viel mehr Boxer Skyranger30
Boxer RCH155
Spähfahrzeug NG (mit 25mm auch gegen Drohnen)
Folgendes in Masse:
Spike NLOS
Loitering Munition
Aufklärungsdrohnen
cUAV Drohnen/Flugkörper
Video nicht verfügbar
Dieses Video wurde vom Uploader entfernt
Gibt es das Video noch irgendwo anders?
@David Lejdar sagt:
18.04.2025 um 1:28 Uhr
…Hmmm… Ich wäre da eher Fan von „Fähren“, mit welchen man auch z.B. Finnland erreichen kann,…
Die Fähren sind ja da… Problem ist nur. Wenn die mittleren Kräfte in Marsch gesetzt werden herrscht bei uns noch tiefster Frieden. V-Fall ist ja ganz klar geregelt da werden in D. Fähren der Reedereien TT-Line und Scandlines die deutsch geflaggt sind beschlagnahmt und die Besatzungen nach 12a GG Dienstverpflichtet bzw. durch Reservisten ergänzt. Schweden, Dänemark, Finnland und Polen werden ähnliche gesetzliche Regelungen haben.
Problem ist im rechtlichen Frieden entsprechende Schiffe verfügbar zu haben die ohne Vorwarn-/Abrufzeit zur Verfügung stehen… wenn die mittleren Kräfte innerhalb von 10 Tagen im Einsatz sein sollen bedeutet das…
Tag 1 – Alarmierung
Tag 2 – Aufrüsten und Marschkolonnen zusammenstellen
Tag 3 – da muss es allerspätestens auf die Straße und die Marschverbände müssen rollen.
Für den Seetransport würde das bedeuten das ab Tag 4 die Schiffe in den Häfen Ladebereit liegen müssen. Das in den Häfen Stellflächen freigeräumt sind und durch Sicherungskräfte gesichert werden und das die Schiffsbesatzungen vollständige Ladepapiere hat um eine Beladungsplanung durchführen kann um nicht auf See einfach umzukippen.
Das geht nur wenn man vorhalte Verträge mit den Reedereien abschließt, dass die 24/7 auf Anruf aus dem Logistikkommando eine bestimmte Anzahl ihrer Schiffe leer macht und nach spätestens 72 h in Kiel/Lübeck/Rostock bereit zu stehen hat. Genauso muss man mit den Häfen entsprechende Vertragliche Absprachen treffen das die mit Alarmierung Flächen Frei ziehen und dann zeitgleich Heimatschutzkräfte anrücken die das ganze Sichern.
Für die Reedereien kein Problem wenn man ihnen das Zahlt… die Tour Travemünde-Trelleborg fährt eine Fähre ein Mal hin und zurück pro Tag inklusive Hafenumlauf. Bekommen die an Tag 1 ihren Anruf können die noch ganz entspannt drei Umläufe fahren und den Rest der Tickets stornieren.
Diese Art des Transports ist allerdings ehr etwas für schwere Kräfte… sofern die Marine die Transporte vernünftig sichern kann und die Russen nicht die Seewege erfolgreich gesperrt haben… die mittleren Kräfte sind flexibler und auch ähnlich schnell unterwegs wenn sie auf eigenem Rad verlegen.
Hatten wir nicht zuletzt auch hier den Hinweis, dass Radfahrzeuge wie der AMX-10 RC in der Ukraine zeigen, dass diese aufgrund des vielfältigen indirekten Beschusses sehr schnell ihre Reifen und damit jeden Vorteil den sie gegenüber Kettenfahrzeugen haben verlieren? Und dazu noch zu schwach gepanzert sind?
Für mich klingt das Konzept nach einem toten Pferd, für das wir zudem nicht das Personal haben.
Schade, Uploader hat das Video entfernt.
[Danke für den Hinweis, sehr merkwürdig. Ob jemand ne Sicherungskopie hat? T.W.]
„[…] Da scheint jemand nicht gepasst zu haben, was der Bataillonskommandeur da erzählt hat?“
Und warum wundert mich das nicht ?! Schon ein schwaches Bild, wenn man alle anderen Beiträge nachhören kann.
Nur der Foliensatz kann noch eingesehen werden:
https://www.milak.at/fileadmin/milak/Forschung/TMAF/TMAF24/TMAF24_Pr%C3%A4sentationen/Donnerstag_9.10/TMAF24_Hagen.pdf
Man sollte sich auch mal Gedanken um den Namen der Truppengattung machen, das hat mit Jägern ja nicht mehr viel zu tun.
Und Jäger, im bisherigen Sinne werden wir ja auch noch brauchen. Sehr viele sogar, zum Überwachen und Sichern (Transportwege z. B.) und zum Objektschutz. Oder im Rückwärtigen Raum zum Jagdkampf gegen durchgebrochene Kräfte. Daher sollte man da schon unterscheiden.
Habe zum Glück noch reingeschaut…
gibt es den Foliensatz irgendwo zum nachlesen!?
@all
Siehe jüngstes Update oben, der Bataillonskommandeur hat mich direkt angeschrieben: das Video wurde auf seinen Wunsch gelöscht, da er keine Zustimmung zur Aufzeichnung gegeben hatte.
Beim Eisatz der mittleren Kräfte, ist für mich die Hauptfrage, wann werden sie in Marsch versetzt?
Irgendwann zwischen :
1.wir haben Truppenverlegungen des Gegners an die Grenze beobachtet
und
2. Der Gegner hat die Grenze bereits überschritten.
Zeitnah zu 1 bedeutet mehr Zeit, mehr Sicherheit aber auch unter Umständen häufiges Aufmarschieren weil dire anderen sich wieder zurückgezogen haben.
Wenn wir erst auf pinkt 2 reagieren ist es für Fähren zu spät. Ein Torpedo, und die teueren Boxer liegen auf Grund der Ostsee.
Na zum Glück ist das wieder offline! Insbesondere die Wahrheit, dass im Kampf Soldaten sterben und eben nicht, wie in jeder Papierlage ja vorgesehen, bestmöglich medizinisch versorgt werden, darf einem doch nochmal das „tapfer zu verteidigen“ in den Sinn kommen lassen. Nur blöd wenn die Einstellung ala 5 Sterne superior Urlaub mit „wir gucken auch medizinische mal weg ob der- oder diejenige geeignet ist“ verkauft wird, das Produkt aber dann eines ist, was man mit aller Grausamkeit grade in der Ukraine erleben muss (wobei wir das ja gar nicht erleben und auch nicht wissen wollen – offenbar ja nur die Dänen).
Daher bitte weniger Realität und wieder mehr Bundeswehr.
Hoffentlich war es das jetzt nicht für Herrn OTL i.G. Hagen, man muss ja wirklich Sorge haben.
Wie bedauerlich, war doch der Vortrag von einem Stabsoffizier und Kampftruppenmann, der Bescheid weiß und Klartext sprach, wirklich erhellend für den Diskurs.
Als SanStOffz finde ich es wirklich schade, dass gerade “unser“ Thema (was nicht unser Thema ist, sondern wie schon mehrfach dargelegt das der verantwortlichen TruppenführerInnen) in Zeiten LVBV gern abgetan wird und dem entsprechend die Notwendigkeiten (z.B. Gesundheitsicherstellungsgesetz, Ressourcen allgemein) von den zivilen Standesorganisationen/ Krankenhausverbünden/ BMG etc. gemeinsam mit Vertretenden des Sanitätsdienstes aller Ebenen mit viel Kraftaufwand deutlicher und lauter eingefordert / vorangetrieben werden, als von den Verantwortlichen….
Veritas temporis filia, kann man da leider nur sagen.
Wichtig was er am Ende anmerkt: Sanität und Logistik. Weil Isso!
@T.W: ggf Stimmt er redigiertem Transkript zu?
[Weiß ich nicht, ggf. frage ich. T.W.]
Da hab‘ ich ja Glück gehabt, als Fan der Theresianischen Militärakademie das Video frühzeitig auf YouTube vorgeschlagen bekommen zu haben. Im
deutschsprachigen Raum gibt es keine weitere Institution, an der wissenschaftlich so fundiert, breit, tief und vor allem so offen wie öffentlichkeitswirksam über Krieg nachgedacht und debattiert wird wie an der TherMilAk. Da wir in Deutschland so was nicht haben, gibt es auch kein bundesdeutsches Äquivalent zu Oberst Reisner. Aber zurück zum Thema: Habe ich mir den Mitschnitt auch gleich begierig angeschaut, knackiger Vortrag, aber was anderes erwartet man ja auch nicht von einem Kommandeur Kampftruppe. Nun diese Volte mit Video löschen, der Kamerad wendet sich mit einem 100% glaubwürdigen Dementi direkt an TW – Honi soit etc. etc.. Der Wirkung auf interessierte Kreise tut es wohl keinen Abbruch.
Die schnelle Verlegung samt Standhalten für eine gewisse Zeit funktioniert nur, wenn die entsprechende Logistik ebenfalls mobil im ausreichenden Maße vorhanden ist. Also Tankfahrzeuge, Sanität, Instandsetzung, Munition, Gefechtsstände, Kommunikation, etc. Ist den bereits festgelegt oder bekannt für welche Distanz und welche Dauer bis zum Eintreffen der schweren Kräfte die mittleren Kräfte befähigt werden sollen?
Insgesamt würde ich da einfach auf genügend HX-Lastkraftwagen setzen. Die können wir im großen Stil produzieren. Die können geschützt ausgelegt werden und sind ja flexibel beladbar.
Es wäre mal interessant irgendwo zu lesen, wie so eine komplette Ausstattung für ein Bataillon mittlerer Kräfte samt Logistik denn aussehen soll, ausgeplant werden soll, bzw. stationiert werden soll.
@Wolfgang Blau
„Beim Eisatz der mittleren Kräfte, ist für mich die Hauptfrage, wann werden sie in Marsch versetzt?
Irgendwann zwischen :
1.wir haben Truppenverlegungen des Gegners an die Grenze beobachtet …“
Dann kann sich die Truppe ja auf eine Verlegung im Herbst einstellen wenn ZAPAD 25 in BLR und ggf. im Leningrader Militärbezirk anläuft.
@Dr. Stephanie Krause: Tatsächlich habe ich, wie Sie, bei dem Punkt aufgehorcht und bin sehr gespannt, was bei „sanitätsdienstliche Konzepte nachziehen“ rauskommt.
Generell war es ein sehr spannender Vortrag. Noch spannender war, dass zu den neusten Entwicklungen NATO/USA rein gar nichts gesagt wurde. Den 100 Prozent klar ist es ja nun nicht mehr, dass die US Army dann auch kommt… das hat bei mir am Ende doch einen faden Beigeschmack hinterlassen.
Die Präsentation ist „Offen“ klassifiziert. Was macht die in der Öffentlichkeit? Die hat da nix zu suchen!
Ich bin gerade einigermaßen…naja, gleich kommen bestimmt beschwichtigende Kommentare
[Sagen Sie noch kurz, was Sie an dieser Präsentation mitgearbeitet haben und deshalb zur Einstufung berechtigt sind? T.W.]
Küstengang01 sagt:
17.04.2025 um 23:45 Uhr
„Wenn nach den Planungen ein einziges Jägerbataillon der mittleren Kräfte Raumverantwortung für 60x100km oder andersgesagt 6000km² übernehmen soll“
WTF???
Absurd.