Bundeswehr stellt Division für den Heimatschutz auf (hakt aber noch ein bisschen)
Die Bundeswehr hat eine Division für den so genannten Heimatschutz und damit ihren vierten Großverband dieser Art aufgestellt. In Zukunft sollen bis zu rund 6.000 Männer und Frauen, überwiegend Reservisten, im Krisen- oder Kriegsfall für den Schutz gefährdeter Einrichtungen wie kritischer Infrastruktur in Deutschland zuständig sein.
Die Division wurde am (heutigen) Freitag in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin auf- und zugleich dem Heer unterstellt. Ob diese Heimatschutzverbände, derzeit in noch fünf und demnächst sechs Regimentern organisiert, bereits dem Heer gehören, wird auf den Webseiten der Bundeswehr mal so und mal so dargestellt – Klarheit gibt es vermutlich erst ab April, wenn auch ein sechstes Regiment in Dienst gestellt wird (schon die Zahl der bereits aufgestellten Kompanien ist nicht zweifelsfrei herauszufinden).
Unabhängig von den noch unklaren Fragen (siehe dazu mehr unten) soll sich mit dem Heimatschutz vor allem was in der Gesellschaft bewegen: Er besteht aus Reservisten, die bislang freiwillig, zum Teil auch ohne früher Soldat gewesen zu sein und als nachträglich ausgebildete Ungediente, zum Schutz im Inland bereitstehen wenn nötig. Das hob auch der frühere Bundespräsident Joachim Gauck hervor, Gastredner beim Aufstellungsappell der Division:
Die formale Aufstellung vollzog der stellvertretende Generalinspekteur Andreas Hoppe (Generalinspekteur Carsten Breuer wurde im Bundestags-Verteidigungsausschuss gebraucht), und er übergab auch die neue Division aus dem bisherigen Bereich des Territorialen (und demnächst Operativen) Führungskommandos an das Heer. Heeresinspekteur Alfons Mais wiederum übergab dann die Division an den Kommandeur Generalmajor Andreas Henne.
So weit alles klar. Aber (und ich weiß, dass es hier einige brennend interessiert): Die neue Division hat zwar einen Kommandeur. Aber noch kein genehmigtes Divisionswappen. Und, das hat gerade unter Reservisten in den vergangenen Monaten hohe Wellen geschlagen, noch kein einheitliches Barett. Dabei war und ist der neue Kommandeur doch bereits seit mehr als einem Monat damit auf Wikipedia zu sehen…
Vielleicht deshalb wurden Journalisten nach dem Appell auch gar nicht zum anschließenden Empfang eingeladen. Hätte ja sein können, dass all diese Fragen zur Sprache kommen.
(Alle Lichtbilder vom Verfasser, mit Ausnahme des Fotos von Henne mit dem neuen Barett: Mimey27, Generalmajor Andreas Henne, CC BY-SA 4.0)
Und ich dachte immer, dass sich das Barett nach der Truppengattung richtet.
Ich hoffe, dass die Organisation der Territorialverteidigung noch verändert wird. Eine Division, um Operationen im gesamten Bundesgebiet zu führen, erscheint merkwürdig und mehr als Sammler für Regimenter.
@MGF
Die Idee mit dem einheitlichen Barett gab es bereits – zumindest ansatzweise – im Stab der damaligen JgBrig 37. Stieß aber nicht auf ungeteilte Zustimmung…
Werden die Heimatschutzverbände im NATO Bündnisfall aktiviert wenn z. B. ein Angriff im Baltikum erfolgt oder erst wenn Gefahr besteht dass deutsches Territorium angegriffen wird?
In beiden Fällen würden dann z. B. Flughäfen, Kraftwerke und ähnliches vom Heimatschutz gesichert? Diese Infrastruktur wäre dann vermutlich Zielobjekt feindlicher Spezialverbände analog des KSK oder Luftlande-/Fallschirmjägerdivisionen – es stünden also mutmaßlich gut ausgebildete, beübte und erfahrene Spezialverbände gegen, böse gesagt, Wochenendsoldaten. Wie wird damit in der Planung und Vorbereitung der Heimatschutzregimenter umgegangen?
In LOYAL wird berichtet, daß es eine eigenständige Truppengattung „Heimatschutz“ geben soll. Ich hätte mir gewünscht, daß man dennoch das Jägerbarett übernommen hätte. Gibt es auch neue Litzen ?
Zur Division: demnächst sechs Regimenter mit deutlichem Personalfehl, ohne Ausstattung und über ganz Deutschland verteilt. Wer organisiert denn die Ausbildung und In-Übung-Haltung, insb. am Wochenende ?
Bisher haben das die LKdo mit viel Eigeninitiative und hoher Motivation gemacht, ob sich das Heer hierzu bereit findet ?
Schön, dass Sie da waren. Hoffe es geht Ihnen nach Ihrem Sturz gut.
Ein Großteil der gesehenen Reservisten kommen aus der Ausbildung von Ungedienten und sind als Ausbildende damit betraut. 🙃🙂
[Danke – ging offensichtlich glimpflich ab mit leichter Prellung. (Zur Info: bin gestolpert beim Fotografieren und lang hingeschlagen.) T.W.]
Ein Anfang ist gemacht. Nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht muss man dann die Regimenter zu Brigaden weiter entwickeln und sollte dann am Ende bei drei Divisions Kommandos landen die einen Heimatschutzkorps unterstellt wird… Zielgröße sollte 60.000 – 80.000 Soldaten sein.
Und ja alle in Heeresuniform… Marine und Luftwaffe sollten für ihre Stützpunkte eigene nicht Aktive Sicherungsverbände aufstellen.
So wie in Hostomel? Da haben ein paar Wochenendsoldaten den Sturm auf Kyiv abgewürgt. Ein paar Jungs mit Quads haben später dabei geholfen, die nachfolgende Kolonne auseinanderzunehmen. Wieder andere waren entscheidend an der Sprengung wichtiger Dämme beteiligt …
Beispiele wie diese gab/gibt es viele. Eine gute Grundbefähigung ist definitiv hilfreich, um im Fall der Fälle Mut, Kreativität und Improvisationskünste zielführend einzusetzen.
Mal ein wenig böse gefragt, die Division mit 6000 Dienstposten kommt woher? Weil irgendwer gewürfelt hat oder weil man nachgerechnet hat was die Division leisten können soll und dafür an Personal benötigt?
@Ungedienter, das Problem „Freizeitsoldaten“ gegen Spezialkräfte dürfte deutlich entspannter ausgehen in der Praxis. Spezialkräfte gibt es auch nicht unbegrenzt für wird man eher auf die wenigen Hochwertziele ansetzen deren Schutz man auch entsprechend gestalten kann. Für den Schutz der Brücken über Oder und Elbe oder die Kraftwerke gegen den engagierten Fahrer der einfach für’n Fuffi den Transporter an Stelle x abstellt dürfte auch der Heimatschutz reichen.
@Ungedienter ja genau das habe ich mich auch gefragt. Das sind ja schon sehr anspruchsvolle Aufgaben, für die man richtig ausgebildet und im Training sein muss und auch viele verschiedene Fähigkeiten braucht. Ich frage mich ob die Heimatschutzregimenter mit den ganzen Reservisten nicht komplementiert werden sollten von Jägern, Logistikern, Pionieren (wenn mal ne Brücke kaputt ist), vielleicht sogar EW und Heeresflugabwehr, und dann auch zu Brigaden zusammen gefasst werden könnten. Das Vorhandensein dieser Kräfte vorausgesetzt.
Wirklich Schade, daß noch soviel unklar ist. Denn normalerweise erfährt man das neue Wappen eines Verbandes beim Aufstellungsappel, daß dort ein Schildträger mit dem Wappen aufgebaut ist.
Denn es interessiert mich sehr, ob die BW mal wieder ein neues Wappen konstruiert(wie meist) oder mal so intelligent wäre, ein altes Divisionswappen des Heeres wiederzubeleben. Die Division sitzt in Berlin, es würde sich also anbieten, daß Wappen(Märkischer Adler) der 14. Panzergrenadierdivision zu übernehmen. Aber auch einige anderen Divisionswappen sahen sehr gut aus.
Wenn der Kommandeur schon ein neues Barett hat, dann ist zu vermuten, daß alle Soldaten das gleiche Barett erhalten.
Auf der Wikipedia Seite zur Heimatschutzdivision stehen Teilweise Kompanien, die aufgestellt werden sollen, aber ob sie dies schon geschehen ist oder nicht, diese Info fehlt auch dort. Weiter wird dort dargestellt, daß die armen Baden-Württembergischen Heimatschutzkompanien unter Bayerisches Kommando des 1. Heimatschutzregiments kommen sollen. Ähnlich sollen die Heimatschutzkompanien aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland sollen dem Heimatschutzregiment 2 NRW zugeschlagen werden. Aber wie sicher diese Infos sind ist unklar, Denn auf der BW HP habe ich derartiges bis jetzt nicht finden können. Nur verstehe ich nicht, warum die BW nicht einfach ein 7 Heimatschutzregiment im Südwesten aufstellt und diesem die Kompanien aus BW, RP & dem Saarland unterstellt.
Nur um ein oder zwei Regimenter einzusparen würde ich nicht gegen den regionalen Gedanken verstoßen und Badische Truppen den „Bayern“ zuschlagen, wo deren 1. Heimatschutzregiment doch schon das Größte ist.
Das ist klasse. Ich selbst wollte mich auch als Ungedienter zum „Wochenendsoldat“ ausbilden lassen, um diese sinnvollen Tätigkeiten zu unterstützen. Leider ausgemustert worden. In meinen Augen gibt es da auch in der Gesellschaft noch ungehobene Potenziale, für Leute, die sich gerne engagieren wollen. Leider wird auch das mäßig beworben.
Holla hier werden Probleme diskutiert. Barrettfarben, Barettabzeichen, die Frage ob alte Divisionsabzeichen oder „neukonstruierte“ verwendet werden und ob sich die 6000 Mann gegen die ach so erfolgreichen Speznas erwehren können.
Können wir einmal froh und dankbar sein, dass es zwar in kleinen, aber immerhin den richtigen Schritten in die richtige Richtung geht? Ne, können wir nicht…
Bisher sind die aktuellen Heimatschutzkompanien nur leicht bewaffnet, wie die Sicherungsbataillone. Dies entspricht in keinster Weise den früheren Heimatschutzbrigaden, welche auch über Panzerbataillone, Jägerbataillone und Feldartillerie verfügt haben. Nebst Instandsetzung, ABC Truppen und Pionieren.
Es wäre sicherlich sinnvoll in diese Richtung zu gehen, daß die Heimatschutzkräfte auch die Kampfkraft bekommen, um feindliche Luftlandekräfte zerschlagen zu können. Artillerie haben wir sowieso zu wenig, ebenso wie Pioniere. Und warum soll es keine Panzerverbände geben, die nur der Heimatverteidigung dienen, wie früher, und nicht in den Auslandseinsatz müssen.
Nette Absichtserklärung, aber wie sieht das mit dem Material aus?
Gibt es spezielle Aufträge (zugewiesene Objekte), Gefechtsstände, Schanzgeräte (außer Klappspaten), Sperrmaterial, Fahrzeuge, Waffen gegen Bedrohungen aus der Luft (Drohnenabwehr), Funkgeräte, etc, etc ???
Hört sich mir zu vielseitig an, bei der Anzahl. Also, wenn z.B. in Gebiet Überflutung, kein Strom und Cholera, und dazu französischer Konvoi durchfahren möchte, was ist denn da Prio?
Also, meiner Ansicht nach macht eher Sinn, bei Berufsfeuerwehr mobile Kapazität zu schaffen (mit auch gleich Zelten und weiterem zur Hand), mit schon vielen Themen, wo es keine Waffe braucht, aber Leute, welche z.B. Wunden versorgen können.
@Closius
Der Unterstellungswechsel der HSchKp’n unter die Rgt ist verfügt, es gibt auch schon die neuen (fortlaufenden) Kp-Nummern.
Zum Thema: „Weshalb hat BW kein eigenes (BW) Rgt sag‘ ich ‚mal nix 😎 aber ein „Südwest-Regiment“ wäre schon schick.
@Flo
Die 6.000 DP ergeben sich aus der Anzahl der aufzustellenden Kp’n. Im übrigen geht die Planung von einem deutlich höheren Bedarf aus, aber ob dieser erfüllt werden wird ?
Wer Zugang zum Intranet und somit zur IS Org hat kann ja die Aufgaben der HSchDiv nachlesen.
@ Thomas Melber Meine Erfahrung mit meinem Landeskommando ist eine andere. Es gibt bzw. gab da doch teiweise recht große Unterschiede bei den Landeskommandos. Das hat sich erst in der letzten Zeit gebessert. Lange Zeit galt: Hauptsache IGF! Ich hoffe, das bessert sich beim Heer.
Es gab auch schon Übungen, wo Spezialkräfte auf motivierte Reservisten getroffen sind. Das gab ein böses Erwachen.
@Closius
Nachtrag: wo soll das schwere Material herkommen ? Umdas bedienen zu können muß man sich auch regelmäßig in Übung halten können.
Die Aufträge der HSchKr im Klaten Krieg war eben tatsächlich auch „Dienst an der Kontaktlinie“, das ist heute eben anders: Wach- und Sicherungsaufgaben, Host Nation Support, ggf. Unterstützung ziviler Kräfte bei der Gefahrenabwehr und -bewältigung. Mit feindlichen LL Kr brauchen wir eher nicht zu rechnen, Bandenbekämpfung ggf. eher.
@Trevor Faith
Vollausstattung der Reserve hat als Ziel das Jahr 2025, wobei für mich noch offen ist, was denn die Ausstattung genau sein soll – pers. Ausstattung inkl. Handwaffe / ABC Schutzausstattung, klar, aber darüber hinaus ? Eigenbeweglichkeit, Führungsmittel, usw. usf. ?
Bzgl. Zuweisung von möglichen Aufträgen wird sich das DivKdo in Zusammenarbeit mit dem OpFüKdo unter Berücksichtigung des OPLAN DEU schon etwas einfallen lassen, bei EX QUDARIGA 2024 wurde ja schon (vor-) geübt.