Fürs Archiv: Deutschland erreicht erstmals Zwei-Prozent-Ziel der NATO

Deutschland wird in diesem Jahr voraussichtlich mehr als 90 Milliarden Euro für Verteidigungsaufgaben ausgeben und damit erstmals das 2014 in der NATO vereinbarte Ziel von mindestens zwei Prozent der Wirtschaftsleistung erreichen. Das geht aus der Statistik hervor, die die Allianz am späten (gestrigen) Montagabend veröffentlichte.

Die regelmäßigen Übersichten basieren auf den Angaben der Mitgliedsstaaten und sind für das vergangene wie das aktuelle Jahr eine Schätzung, noch keine abschließende Zahl. Nach Angaben der Allianz werden die deutschen Verteidigungsausgaben von 52,431 Milliarden Euro im Jahr 2021 über 58,266 Milliarden 2022 und 67,621 Milliarden im vergangenen Jahr auf voraussichtlich 90,586 Milliarden Euro in diesem Jahr steigen. Damit würden 2,12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht.

Das ist natürlich erheblich mehr, fast 40 Milliarden Euro, als der aktuelle Verteidigungsetat im Einzelplan 14 des Bundeshaushalts. Grund dafür ist vor allem, dass nicht nur – wie schon in allen Vorjahren – Ausgaben auch anderer Ressorts wie des Auswärtigen Amtes dazugerechnet werden, sondern das Sondervermögen und zudem militärische Unterstützungsleistungen für die Ukraine.

(Die NATO warnt auch schon mal vorsorglich: In view of differences between these sources and national GDP forecasts, and also the definition of NATO defence expenditure and national definitions, the figures shown in this report may considerably diverge from those that are referenced by media, published by national authorities or given in national budgets.)

Das gibt aber dennoch eine Ahnung, wie stark der reguläre deutsche Verteidigungshaushalt – nach Auslaufen des 100-Milliarden-Sondervermögens – steigen müsste, wenn das Zwei-Prozent-Ziel dauerhaft gesichert werden soll. Und das hat Bundeskanzler Olaf Scholz bei seiner Zeitenwende-Rede am 27. Februar 2022 zugesagt.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg verwies darauf, dass die europäischen Bündnismitglieder und Kanada – also: alle ohne die USA, deren Budget unverändert das mit Abstand größte ist – in diesem Jahr ihre Verteidigungsausgaben um 18 Prozent erhöht hätten: Die größte Steigerung seit Jahrzehnten. 23 der 32 Mitgliedsländer würden inzwischen das Ziel von zwei Prozent erreichen. Diese Marke hatte die Allianz 2014 nach dem damaligen russischen Angriff auf die Ukraine und die Annexion der Krim beschlossen. Und diese Marke dürfte künftig nicht mehr als Zielgröße, sondern als Minimum verstanden werden.

Die kompletten Zahlen der NATO zum Nachlesen hier.

(Grafik: Die Angaben zum Zwei-Prozent-Ziel aus der NATO-Statistik)